Barfuß in der Moschee (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Monday, 26.05.2003, 11:12 (vor 7797 Tagen)

Hi zusammen!

Gestern hatte die Moschee in München- Freimann ihren "Tag der Offenen Tür" und der Ägypter, der mich vor ein paar Wochen vor der Uni angesprochen hatte, hatte mich eingeladen, dorthin zu gehen. Ich bin natürlich barfuß hin (wozu soll man Schuhe überhaupt mitnehmen, wenn man sie sowieso ausziehen muß?) Tatsächlich darf man alle Räume der Moschee nur ohne Schuhe betreten, nicht nur den Betsaal, sondern auch die Gemeinschaftsräume. Nur im eigens für diesen Tag aufgebauten Festzelt, in dem es Bücher und andere Dinge zu kaufen gab, waren Schuhe zugelassen. Ich war sehr beeindruckt von der Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Islamischen Gemeinde. Die Vorträge waren sehr informativ und man konnte alles fragen, was man auf dem Herzen hatte. Unter anderem wurde auch über die Kleiderordnung referiert, und ich stellte erfreut fest, daß der Islam auch eine Kleiderordnung für Männer kennt, die ziemlich genau meinen eigenen Vorstellungen über die richtige Bekleidung entspricht.
Ich war freilich der einzige Barfüßer auf der Veranstaltung (die Mehrzahl der Anwesenden - sowohl der Gemeindemitglieder als auch der Gäste - trug sogar Sokken, welche auch in den Räumlichkeiten mit Schuhverbot anbehalten werden können). Es hat jedoch keiner etwas gesagt, und in den Räumen fiel es ohnehin nicht auf.
Besonders interessant fand ich die Gelegenheit, das Mittagsgebet in der Moschee zu beobachten und der anschließenden Koranrezitation (mit Übersetzung) zu lauschen. Dabei fiel mir auf, daß die Moslems beim Gebet sehr ordentliche, gerade Reihen bilden und beim Stehen die Füße aneinanderrükken, so daß die Reihen fest geschlossen sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß dadurch das Gemeinschaftsgefühl ungemein gefördert wird. Außerdem ist es üblich, sich vor dem Betreten des Gebetsraums zu waschen (was bei meinen Füßen wirklich nötig war).
Da ich als Gast ganz hinten in der Nähe des Einganges saß, um die Reihen der Betenden nicht zu stören, bemerkte ich, daß der Eingang während der Gebetszeit mit Schuhen regelrecht verbarrikadiert war, und beim Verlassen des Raues gab es ein ziemliches Durcheinander, weil jeder verzweifelt versuchte, seine Schuhe wiederzufinden (was letztlich allen gelang). Da war ich doch ganz froh, barfuß gekommen zu sein (zumal nebst Waschung anderer Körperteile auch Fußwaschung ohnehin vorgeschrieben ist).
Insgesamt habe ich gestern in der Moschee einensehr interessanten, runden und schönen Tag verbracht, aber ich werde trotzdem nicht zum Islam übertreten - bei der Religionswahl sollten Barfußaspekte keine, zumindest keine entscheidende Rolle spielen!

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Barfuß in der Moschee

Tanja, Monday, 26.05.2003, 12:31 (vor 7797 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus!

Ich habe gerade die Option 'Liefstyle'bei Parsimony angeklickt und bin dadurch in dieses Forum geraten.Habe als erstes Deinen Beitrag gelesen und freue mich tierisch darüber.
Sorry,ist jetzt ein Offline-Topic,aber ich muss es loswerden.Ich bin vor 3 Monaten das erste Mal in eine Moschee gegangen-meine Freundin/studienkollegin ist eine gläubige Muslimin- und hatte ähnliche Gefühle wie du.
Ich Trampel bin mit Schuhen in den Gebetsraum gegangen,obwohl ich vor dem Raum viele Schuhe gesehen habe,mir aber nichts dabei dachte!Als meine Freundin das sah musste sie lachen und hat mich wieder rausgezogen und mit erklärt,dass ich eine Moschee niemals mit Schuhen betreten darf,da der Raum 'rein' sein müsste.Nun denn ich zog die Schuhe aus und setzte mich neben den Musliminen hin.Dann sind sie zum Gebet aufgestanden und reihten sich enganeinander in die Reihe!Bei einem Gemeinschaftsgebet in der Moschee sei dies eine Pflicht!
Naja es hat mir sehr gefallen und seitdem beschäftige ich mich mit dem Islam.Ich habe mir selbstverständlich die dort Mitgenommenen (geschenkten!)Bücher durchgelesen,vorallem das was die Frauen betrifft.Einige Sachen verstehe ich noch nicht,jedoch muss ich sagen,dass wir ein falsches Bild vom Islam haben.

Ich werde bald eine Reise in den Nahen Osten wagen und werde mich dann entscheiden,ob ich zum Islam übertrete.Innerlich bin ich übergetreten,aber ich habe nochnicht den Mut bzw das Wissen es offiziell zu machen.
Kannst du mir bitte sagen,was dir NICHT in der MOschee an den Muslims gefallen hat?Hört sich zwar doof an,aber ich möchte mir beide Meinungen anhören,bevor ich diesen -für mich und meine Familie-grossen Schritt wage.Vielleicht kannst du mir die Augen öffnen :o)))))))))))))

Ciao Tanja aus dem sonnigen Hessen

Und Sorry an die Barfussliebhaber fürs OT

Für off-topic haben wir ein Häuschen angebaut

Lorenz ⌂, Stammposter, Monday, 26.05.2003, 16:40 (vor 7796 Tagen) @ Tanja

Hallo Tanja,

Und Sorry an die Barfussliebhaber fürs OT

Kein Problem! Weil sich aus dem Barfußthema immer wieder die verschiedenartigsten Gesichtspunkte ergeben, hat einer aus unserem Kreis ein off-topic-Forum eröffnet, in dem dann in alle Richtungen weiterdiskutiert werden kann. So kommt jeder zu seinem Recht, ohne dass uns hier das "Leben auf freiem Fuß" abhanden kommt. Mache dich doch dort noch einmal kurz mit deinem Anliegen bemerkbar!

Schöne Füße, Lorenz

Hiere ist der Link zum

[image] Hobby-Barfuß-Stammtischforum

Für off-topic haben wir ein Häuschen angebaut

Markus U., Stammposter, Monday, 26.05.2003, 16:57 (vor 7796 Tagen) @ Lorenz

Hallo Tanja,

Und Sorry an die Barfussliebhaber fürs OT

Kein Problem! Weil sich aus dem Barfußthema immer wieder die verschiedenartigsten Gesichtspunkte ergeben, hat einer aus unserem Kreis ein off-topic-Forum eröffnet, in dem dann in alle Richtungen weiterdiskutiert werden kann. So kommt jeder zu seinem Recht, ohne dass uns hier das "Leben auf freiem Fuß" abhanden kommt. Mache dich doch dort noch einmal kurz mit deinem Anliegen bemerkbar!
Schöne Füße, Lorenz
Hiere ist der Link zum

Hi Lorenz!

Leider habe ich Deinen Hinweis mit link zu spät bemerkt - gerade eben habe ich meine Antwort abgeschickt und diesmal auch für einen möglichen weiteren Austausch meine e- mail- Adresse angegeben.

Seid doch bitte so gut und laßt bitte meine Antwort auf Tanjas Anfrage dennoch stehen, denn sie ist trotz des off- topic- Bezuges deshalb erfolgt, weil ich Tanjas Anliegen für so bedeutsam hielt, daß ich einfach antworten "mußte". Hätte ich Deinen link vor dem Schreiben gesehen, so wäre ich ihm gefolgt, und der weitere Austausch mit Tanja wird, sofern sie diesen wünscht, selbstverständlich im Stammtisch- Forum oder per e- mail stattfinden.

Ebenfalls schöne Füße,
Markus U.

Barfuß in der Moschee

Markus U. @, Stammposter, Monday, 26.05.2003, 16:46 (vor 7796 Tagen) @ Tanja

Hi Tanja!

Ich Trampel bin mit Schuhen in den Gebetsraum gegangen,obwohl ich vor dem Raum viele Schuhe gesehen habe,mir aber nichts dabei dachte!Als meine Freundin das sah musste sie lachen und hat mich wieder rausgezogen und mit erklärt,dass ich eine Moschee niemals mit Schuhen betreten darf,da der Raum 'rein' sein müsste.Nun denn ich zog die Schuhe aus und setzte mich neben den Musliminen hin.Dann sind sie zum Gebet aufgestanden und reihten sich enganeinander in die Reihe!Bei einem Gemeinschaftsgebet in der Moschee sei dies eine Pflicht!

Das hat man uns gestern genau so erklärt, sowohl was das Schuhverbot in den Räumen ("Reinheit") als auch die geschlossenen Reihen mit den beim Stehen aneinander gerückten Füßen betrifft.

Naja es hat mir sehr gefallen und seitdem beschäftige ich mich mit dem Islam.Ich habe mir selbstverständlich die dort Mitgenommenen (geschenkten!)Bücher durchgelesen,vorallem das was die Frauen betrifft.Einige Sachen verstehe ich noch nicht,jedoch muss ich sagen,dass wir ein falsches Bild vom Islam haben.
Ich werde bald eine Reise in den Nahen Osten wagen und werde mich dann entscheiden,ob ich zum Islam übertrete.Innerlich bin ich übergetreten,aber ich habe nochnicht den Mut bzw das Wissen es offiziell zu machen.

Eine Konversion ist ein überaus bedeutender Schritt (und Einschnitt) im Leben, der sehr gut überlegt und intensiv - auch im Gebet - vorbereitet werden muß. Ich bin selbst schon einmal konvertiert - vom römisch- katholischen zum orthodoxen Christentum. Eine Reise in den Nahen Osten kann ich Dir in diesem Zusammenhange nur empfehlen. Als Reiseziel wäre Jerusalem am besten geeignet, weil dieser Ort sowohl den Juden als auch den Christen und Moslems heilig ist und die religiöse Praxis aller drei Religionen beobachtet werden kann.

Ich weiß zwar nicht, ob Du einer Religion angehörst (das ist hierzulande ja leider keineswegs selbstverständlich), aber wenn das der Fall ist, dann solltest Du Dich auch mit dieser sorgfältig beschäftigen (damit Du genau weißt, was Du im Falle einer Konversion aufgeben würdest), und Deine bisherige Religion ausgiebig mit dem Islam vergleichen. Vor allem solltest Du Dir gründlich überlegen, ob Du Dich mehr von den Glaubenslehren des Islam oder der Atmosphäre in der Islamischen Gemeinde angezogen fühlst.

Kannst du mir bitte sagen,was dir NICHT in der MOschee an den Muslims gefallen hat?Hört sich zwar doof an,aber ich möchte mir beide Meinungen anhören,bevor ich diesen -für mich und meine Familie-grossen Schritt wage.Vielleicht kannst du mir die Augen öffnen :o)))))))))))))
Ciao Tanja aus dem sonnigen Hessen
Und Sorry an die Barfussliebhaber fürs OT

Ich habe mich schon lange mit dem Islam beschäftigt, kann Dir hier aber (auch wegen des off- topic- Bezuges) nur wenige Punkte nennen:

Ich habe Schwierigkeiten damit, daß der Koran nur in seiner arabischen Fasung authentisch und das Gemeinschaftsgebet nur in der mir unbekannten arabischen Sprache gültig ist; außerdem vermisse ich beim Lesen (ich besitze eine zweisprachige Ausgabe, da ich trotz mangelnder Sprach- und Schriftkenntnis auch den "echten" Text haben wollte) der Übersetzung den "roten Faden" - Rechtsvorschriften, Erzählungen und Betrachtungen wechseln einander ab, und der Text ist (vor allem bei den langen Suren) für mich oft schwierig zu verstehen.

Außerdem würde ich das Fasten im Monat Ramadan (besonders wenn er in den Sommer mit seinen langen Tagen fallen würde) schwerlich durchhalten - und das Ramadanfasten ist eine der "Säulen" des Islam. Insgesamt ist der Islam eine Religion mit sehr vielen Vorschriften, die alle streng beachtet werden müssen - es ist nicht nur eine Religion, sondern auch ein kompletter Lebensentwurf (was freilich für viele Menschen attraktiv ist).

Vor allem aber überzeugt mich die islamische Lehre bezüglich der Person Jesu nicht.

Ich bin gerne bereit, mich über diese wenigen Hinweise hinaus noch intensiver mit Dir über das Thema auszutauschen, aber da das im Rahmen dieses Forums nicht möglich ist, müßte der weitere Austausch per e- mail stattfinden.

(An die Admins: Ich weiß, daß mein Beitrag off- topic ist, bitte Euch aber dennoch herzlich, ihn stehenzulassen, da es sich um die Antwort auf eine Anfrage hinsichtlich eines überaus bedeutenden Anliegens handelt. Der weitere Austausch wird, sofern Interesse besteht, per e- mail stattfinden.)

Fasten - zur Information

Pascal 2, Tuesday, 27.05.2003, 19:05 (vor 7795 Tagen) @ Markus U.

Außerdem würde ich das Fasten im Monat Ramadan (besonders wenn er in den Sommer mit seinen langen Tagen fallen würde) schwerlich durchhalten - und das Ramadanfasten ist eine der "Säulen" des Islam.

Dieses Fasten ist ein Fasten bei Tageslicht.
Tagsüber darf nichts gegessen werden.
Übrigens auch Alkoholverbot während dieses Monats.

Ob man alkoholfreie Getränke, z.B. Mineralwasser, tagsüber zu sich nehmen darf weiss ich als Aussenstehender nicht?
Es könnte ja eventuell in heissen arabischen Klimazonen Probleme mit den Nieren geben, wenn dies verboten ist?
Geschmacks-loses Mineralwasser würde ich zumindest nicht unter "Genussmittel" klassifizieren.

Und nach Sonnenuntergang gelten die Fatenvorschriften nicht. Da dürfen sie dann normal essen und trinken soviel sie wollen.
Ob nachts auch das Alkoholverbot aufgehoben ist, weiss ich auch nicht?

Markus,Harald,Pascal und Roland

Tanja, Wednesday, 28.05.2003, 19:51 (vor 7794 Tagen) @ Markus U.

Lieber Markus,

vielen vielen Dank für deine Antwort.Ich habe gestern schon alles gelesen,konnte jedoch aus Zeitmangel nicht antworten.Um es ganz kurz zu machen: Ich habe derzeit keine Religion(wurde aber getauft),glaube aber an Gott.Mag sich paradox anhören,aber ich habe mir nie vortstellen können,dass es keinen Gott gibt.

Ich werde nächste Woche nach Jordanien und dann nach Jerusalem reisen.Ich habe mich innerlich entschieden-zuletzt wurde ich durch den Beitrag von Roland bestärkt,da ich seinen Hass,seine Unwissenheit und seine Hetze gegen den Islam nicht teile.
Hierzu vielen Dank an Harald2,der sehr gut erkennen und differenzieren kann!
An Pascal:Alkohol ist gänzlich im Islam verboten.Nicht nur im Monat Ramadan:)Damit habe ich keine Probleme,weil ich das Verbot sofort eingesehen habe.
Es gibt noch soviel zu sagen,aber das Thema passt einfach nicht hierrein.
Falls ich offiziell zum Islam übertrete werde ich noch sehr viele Fehler machen,da -wie Markus bereits gesagt hat- sehr viele Regeln im Islam existieren.Meine Familie(Eltern und mein Bruder)habe ich bereits von meinen Gedanken informiert.Falls ich als Muslima zurückkomme,möchte von ihnen niemand mehr was mit mir zu tun haben.Im Islam muss man die Eltern trotzdem ehren,ob mir das dann noch gelingt bleibt abzuwarten.

Ich melde mich bei Markus nach meiner Reise,vielen Dank für dein Angebot.
An den Forenmaster:Ich wollte die Dinge hier nicht unbeantwortet lassen,daher dieses letzte OffTopic.Es sei mir verziehen :o)Danke,dass du es hast stehen lassen.
Liebe Grüsse an alle-auch an dich Roland-,
Tanja

Barfuß in der Moschee

Jörg (Hanna), Monday, 26.05.2003, 19:41 (vor 7796 Tagen) @ Markus U.

[...] Da war ich doch ganz froh, barfuß gekommen zu sein (zumal nebst Waschung anderer Körperteile auch Fußwaschung ohnehin vorgeschrieben ist).

Hallo Markus,

das klingt ja nach "richtiger" Wäsche?! Mit Seife? Ich hätte jetzt eher eine symbolische Fußwaschung wie in manchen christl. Gemeinden zu Ostern erwartet.

Serfuß,
Jörg

Barfuß in der Moschee

Markus U., Stammposter, Tuesday, 27.05.2003, 13:13 (vor 7796 Tagen) @ Jörg (Hanna)

[...] Da war ich doch ganz froh, barfuß gekommen zu sein (zumal nebst Waschung anderer Körperteile auch Fußwaschung ohnehin vorgeschrieben ist).

Hallo Markus,
das klingt ja nach "richtiger" Wäsche?! Mit Seife? Ich hätte jetzt eher eine symbolische Fußwaschung wie in manchen christl. Gemeinden zu Ostern erwartet.
Serfuß,
Jörg

Hi Jörg!

Ja, es handelte es sich um eine "richtige" Wäsche mit Seife in einem "richtigen" Waschraum, der mit Waschbekken, Duschen und Toiletten ausgestattet ist. Die rituellen Waschungen der Moslems werden zwar nach einem festgelegten Ritual in einer bestimmten vorgeschriebenen Reihenfolge vollzogen, aber es spricht überhaupt nichts dagegen, "richtigen" Dreck (z. B. an den nackten Füßen) auch richtig mit Seife abzuwaschen, bevor man den Gebetsraum der Moschee betritt.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

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