Barfussfreuden (Hobby? Barfuß! 2)

Rainer_DO, Sunday, 25.05.2003, 21:07 (vor 7797 Tagen) @ Tammy

Ich freue mich sehr, so viele Antworten zu bekommen. [...]
Ja klar ist es ein kleiner Schritt dazu- aber ein ziemlich großer kleiner Schritt! [...]. Überredet mich (und Sandra)!!!!!
Tamara

Hallo Tamara,

überreden ist vielleicht gar nicht wünschenswert, überzeugen ist besser. Damit Du Dir Deine eigene Meinung bilden kannst, habe ich Dir aus meinen Beiträgen ein "bißchen" 'was [:-))] zusammengestellt.

Mache nichts zwanghaft, aber traue Dich, zu tun was Du magst, wenn Du es magst und es für richtig und angemessen hälst.

Hemmungen sind dazu da, überwunden zu werden --wo es paßt. Ich gehe nicht barfuß zur Arbeit [paßt einfach nicht zu dunklem Zweireiher, gebügeltem Hemd ...; ich bin nicht Luisa Fiona etc.], aber darunter leide ich auch nicht.

Neulich war ich in Dortmund im Konzerthaus - mit geschenkten Karten auf Plätzen für 58 EUR. Schuhe hatte ich an, den Business Dress als einer von wenigen nicht. Wenn ich im Privatleben bei entsprechenden Anlässen Eindruck machen will, ziehe ich ihn an, sonst nicht. Wenn ich sozusagen casual gekleidet unter vielen formal gekleideten bin und so sein will, stört mich daß nicht.

Ich denke, mit dem Barfußsein ist es ähnlich. Man fällt auf, weil viele es nicht sind. Na und? Es ist vielleicht vergleichbar mit der Situation, an einem Strand, an dem textilfreies Baden nicht verboten ist, einer der wenigen zu sein, die tatsächlich nichts anhaben.

Irgendwann im Leben hat man einen Punkt erreicht, ab dem man die für einen wichtigen Maßstäbe selbst mit definiert und weniger darauf achtet, was andere als Maßstab definieren. [Übrigens: Als ich erstmalig im Business Dress --für mich völlig ungewohnt-- durch "meine" Stadt gegangen bin, habe ich mich irgendwie "komisch" und unsicher gefühlt [Die müssen dich doch jetzt alle irgendwie anstarren!]. Alles Quatsch! Nach einer Weile habe ich das begriffen und war gleich viel entspannter.

Die meisten Probleme, die man mit der Außenwahrnehmung seiner selbst hat, spielen sich im Kopf ab und entstehen durch mangelnde Selbstsicherheit.

Selbstsicherheit ist genauso wie Erfahrung eine Frage des Lebensalters. So richtig angekommen im Leben ist man nicht mit einem bestimmten Alter [18 z.B. ...], sondern wenn man genau weiß, was man ist, was man kann, was man will und daß das alles zusammen paßt. [Ich bin jetzt in dem vierten Unternehmen seit dem Diplom, im neunten Unternehmen insgesamt gerechnet. Als vor ein paar Monaten mein neuer Chef zur mir sagte "Hey, Sie sind gut!", habe ich ihm ganz entspannt geantwortet "Das weiß ich, aber danke für Ihr Feedback!". So etwas kann man natürlich nicht in jeder Situation bringen, aber die Selbstsicherheit, zu wissen, daß man es kann und wann es paßt, wächst mit der Zeit ...]

An einem Tag im letzten Winter bin ich, weil ich mich 'mal wieder richtig auslaufen und eine Strecke für eine gemeinsame Unternehmung ausprobieren wollte, bei ca. 6 °C 16 km gelaufen und habe es genossen. Der "I-Tupf" war ein Kollege, der zwar weiß, daß ich in seiner Nähe wohne, mich aber bisher nur im Business Dress kennt. Er kam mir mit seiner Partnerin entgegen, wußte wohl nicht so recht, ob ich es wirklich bin oder ein mir ähnlich sehendes Phantom, und hatte einen Gesichtsausdruck, als ob er gerade dem achten Weltwunder begegnet sei. Ich habe diese Szene so richtig genossen und mich noch wohler gefühlt.

Barfüßige Grüße aus Dortmund

Rainer

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Prolog:
In der Freizeit gehe ich barfuß, "wann immer das möglich ist". Bisher habe ich geglaubt, daß kalte Temperaturen ein ernsthafter Hinderungsgrund seien und deshalb jedes Jahr meine Füße monatelang in Strümpfe und Schuhe gesteckt, sobald es nach draußen ging.

Dank der hobbythek-Sendung "Zeigt her Eure Füße" (im Dezember 2002) von Jean Pütz weiß ich es nun besser und bin dadurch außerdem auf dieses Forum aufmerksam geworden, in dessen "Best of" ich nützliche Hinweise gefunden habe.

Als Information und Hilfe für andere, die noch zögern, hier eine Zusammenfassung meiner Barfußentwicklung:

Als Kind bin ich im Sommer in der Nähe der elterlichen Wohnung durchaus schon barfüßig gewesen. Sobald der Weg jedoch weiter weg führte, waren Schuhe bzw. Sandalen obligatorisch und Socken natürlich, "denn sonst läuft man sich ja Blasen, verletzt sich etc."

Das prägende Aha-Erlebnis hatte ich als Steppke: Zufuß unterwegs mit meinen Eltern an einem schönen Sommertag, beobachtete ich zwei junge Frauen, die mit Sandalen [ohne Socken --geht also!] vor uns her gingen. Auf einmal blieben sie stehen, griffen sich an die Hacksen, streiften die Sandalen ab und gingen --Sandalen an der Hand-- barfuß weiter [!!!]

So direkt hatte dies auf mich zunächst überhaupt keine Wirkung, viel später kam ich dann zu der Einschätzung, daß dieses Erlebnis irgendwie prägend für mich war.

In der Schule waren an Sommertagen einige Mitschüler regelmäßig barfuß. Ich habe ihre Freiheit bewundert, ohne für mich schon Konsequenzen abzuleiten

Etliche Jahre später kam ich im Sommer auf die Idee, die [von zuhause aus] obligatorischen Socken in der Schule auszuziehen. [Morgens, wenn ich zur Schule ging, war es ja auch noch recht kühl, d.h. höchstens 20 °C ... [ ;-))]. 'Ne Weile später kam ich dann auch noch auf die Idee, die Sandalen auszuziehen und barfuß zu gehen. [Ah --welch' Wohltat!] Aber doch nur außerhalb der Sichtweite der elterlichen Wohnung und außerhalb der Schule. [Damals war das einfach mangelndes Selbstvertrauen in die Richtigkeit der eigenen Entscheidungen --aus heutiger Sicht einfach unbegreiflich ...]

Der entscheidende mentale Sprung kam rund 20 Jahre später. Ich hatte mir angewöhnt, im Sommer zu einem Park zu fahren, um barfuß durch diesen zu laufen. Zuhause war ich --zumindest im Sommer-- eh barfuß. Auto fuhr ich von Anfang an grundsätzlich barfuß, sobald es warm wurde. Also zog ich mir Schuhe bzw. Sandalen [ohne Socken!] nur an, um durch's Haus 'runter zur Garage zu gehen. Den Rest der Zeit war ich ja bereits barfuß. Nachdem ich zurückgekehrt war, dann die gleiche alberne Prozedur zurück in die Wohnung.

Bingo! Also 1998 die Idee "Die Schuhe bleiben im Schrank!". Gesagt, getan. Dann das alberne Gefühl "Hoffentlich sieht mich keiner!". Damit hat ich schon zwanzig Jahre vorher gekämpft --barfuß? ja, aber bitte keine Beweisphotos!

Völliger Quatsch!!! Aber jede/r braucht halt mehr oder weniger Zeit, um zu den Dingen, die er/sie gut findet, auch dann zu stehen, wenn man dadurch auffällt, daß sich die Mehrheit der Mitmenschen nicht so verhält.

Der Rest war Training. Ich bin anfangs lieber auf Asphalt und geplasterten Wegen als in der freie Natur gegangen. Das hat einfach damit zu tun, das ich am Stadtrand wohne und die meisten Wege in der Nähe so beschaffen sind. Das hat aber auch damit zu tun, daß die übrigen Wege in der Nähe so uneben und stein(chen)reich sind, daß eine barfußunerfahrene Fußsohle schnell "Aua schreit".

Die Premiere bestand aus 4 km im besagten Park, gefolgt von --ich hatte "Appetit auf mehr" bekommen-- 3,25 km plus 3,75 km von zuhause aus. Dazwischen liegt ein Biergarten, der im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Super! Danach wurde ich übermütig. Der nächste Weg führte mich auf abenteuerlichen Wegen [ich hatte versucht, im Stadtplan eingezeichnete Wege tatsächlich zu gehen und geriet daber auf eine Wiese, die mit jedem Schritt feuchter wurde und auf der ich mit jedem Schritt tiefer einsackte, so daß ich mich entschloß, zur Straße zurückzukehren und den Asphalt entlangzulaufen. Zumindest haben die Schuhe keinen Schaden genommen ;-))] in die Nachbarstadt. Das waren 11 km. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt mit dem Zug zurückgefahren wäre, hätte ich den Ausflug ohne Blessuren überstanden. Aber ich ahnte noch nichts und wollte weiter. Einige Kilometer später ein erster "Aua"-Gefühl. Eine Blase! Und das mitten in der Prairie! Nun mußte ich weiter. Mit der Blase, dann den Blasen über viele kleine Steinchen, die im Weg waren, ging es nun nur humpelnd zurück. Aber wenn man etwas wirklich will, läßt man sich durch solche Widrigkeiten nicht aufhalten. Also nahm ich nicht den direkten Weg, sondern zweigte noch einmal ab, um durch einen Wald [ein Weg mit gaaaaaaanz vielen kleinen Steinchen] und über die Felder [am Feldrand gibt es manchmal etwas Gras, auf dem die inzwischen malträtierte Fußsohle etwas Entspannung findet] zu meinem Lieblingsbiergarten zu gelangen. Nach 19 km genoß ich das kühle Bier in der Kehle und das kühle Gras an den Fußsohlen. Die 3,25 km zurück nach Hause waren danach fast ein Spaziergang.

Resumée:

Ich habe mir danach noch mehrfach Blasen gelaufen und diese versorgt. Teilweise bin ich dann trotzdem am nächsten Tag "wie auf Eiern" durch's Büro gegangen, weil sie erneut gefüllt waren. Später war die Hornhaut so dick, das die Blasen mit den Mitteln, die mir als medizinischer Laie zur Verfügung stehen, gar nicht mehr zu öffnen waren. Ein, zwei Tage später waren sie dann auch so wieder verschwunden. Noch später habe ich mir erst gar keine Blasen mehr erlaufen.

Anfangs hatte ich einfach zu große Erwartungen in meine barfüßige Laufleistung. Ich habe dann gelernt, daß ich in jeder Saison besser erst einmal etliche Male maximal 10 km laufe, bevor ich mich an eine 12 oder 15 km lange Strecke trauen kann, ohne die Fußsohlen damit zu überfordern. Heute gehe ich 20 km am Stück ohne Probleme, das Maximum war bisher 31 km an einem Tag. Auf gutem, angenehmen Grund gehe ich barfuß genauso schnell wie beschuht -- 1 km in 10 min, unter guten Bedingungen durchaus auch 30 km in 5 Stunden. Bei sehr stressigem Grund oder exstremer Laufleistung bin ich barfuß allerdings immer noch langsamer --aber dafür macht es mehr Spaß.

Regelmäßiges Training bei mäßigen Entfernungen und angenehmer Bodenbeschaffenheit ist auf jeden Fall eine gute Basis, um die Fußsohlen abzuhärten. Erst danach sollte man die Distanz erhöhen und/oder schwierigere Bodenbeschaffenheit (Steinchen, Schotter etc.) ausprobieren.

Ein See, Fluß, Bach, Brunnen etc. zwischendurch ist eine große Hilfe. Nach 10 km kommt eine Erfrischung der Füße in kaltem Wasser sehr gut und unterstützt das weitere Fortkommen wesentlich.

1998 bin ich in der gesamten Saison 100 km barfuß gelaufen, 2001 habe ich die gleiche Distanz aus Spaß in einer --arbeitsfreien-- Woche absolviert. Anfänglich habe ich die Distanzen nachgehalten und addiert. Beim Stand von 1200 km insgesamt *echt* [d.h.: ohne Schuhe auch nur dabei zu haben!] barfuß gelaufener Kilometer habe ich aufgehört zu zählen, weil es mir nicht mehr wichtig war.

Die Regelmäßigkeit des Trainings scheiterte bisher daran, daß ich glaubte, Barfußgehen sei ohne Schäden an der Gesundheit nur bei warmem Wetter möglich. Also habe ich nach mehreren Monaten Pause jedes Jahr wieder neu angefangen. Jetzt weiß ich es --dank Jean Pütz, seiner hobbythek-Sendung und dem Hinweis auf dieses Forum-- besser!

Da ich noch vor wenigen Wochen Barfußlaufen im Winter als schlechten Scherz abgetan hätte, möchte ich hiermit meine diesbezügliche Lernkurve mitteilen, die ich aufgrund der genannten Informationen nun absolviert habe:

bis 2001:
Barfuß ab 24 °C auf jeden Fall; ab 20 °C eventuell ...

2002 im Sommer:
Barfuß unter 20 °C müßte eigentlich möglich sein. Erfolfreich getestet: (a) bei ca. 16-18 °C am Wochenende in die Stammkneipe in der Innenstadt; (b) bei 16 °C zur Sauna, bei 12 °C wieder zurück [jeweils 2,5 km, 25 min]; (c) aus Madrid zurück - in Madrid noch 28 °C, von D bis DO unter 18 °C.

2002-12-03:
hobbythek-Sendung "Zeigt her Eure Füße". Jean Pütz und eine Kollegin moderieren eine Sendung zur Entstehung des aufrechten Ganges, zur Komplexität des Systems Fuß, zur Problematik der Schuhe und zu den Vorteilen des Barfußgehens --barfuß!

2002-12-08:
Ich finde endlich die Zeit, die Informationen zur Sendung im web abzurufen. Erste Aha-Erlebnisse stellen sich ein: Die Geschichten über Menschen, die ganzjährig --also auch im *Winter*!-- barfuß gehen, scheinen einen realen Hintergrund zu haben. [Na ja, glaub' ich zwar noch nicht so ganz, aber könnte ich ja 'mal auspropieren --aber nicht jetzt, vielleicht ab Herbst 2003, um "bei langsam kühler werdenden Temperaturen das 'mal ganz vorsichtig auszuprobieren."]

2002-12-23:
Barfuß? Ich? Dieses Jahr? Höchstens in der Wohnung! [Vorsatz gefaßt!]

2002-12-24, ca. 10 °C:
Im Auto. Zieh' ich jetzt die Socken und Schuhe aus? Hmmm? Ja! Ein bischen kühl ist es ja noch ...

2002-12-25, ca. 10 °C:
Im Auto. Zieh' ich jetzt die Socken und Schuhe aus? Aber hallo - klar doch! Zieh ich mir die Schuhe an, um ins Haus zu gehen? Neeeeee, son Quatsch! Aaaaaah schön!

2002-12-26, ca. 10 °C:
Barfuß. Im Haus. Um's Haus. Um's Haus herum ...

2002-12-27, ca. 10 °C:
Die Schuhe blieben im Schrank [Sicherheitshalber Schuhe --und Socken-- in der Tasche]. Barfuß ins Auto, weg von zuhause [Socken und Schuhe ungenutzt!] ...

2002-12-28, ca. 8 °C:
Die Schuhe blieben im Schrank. Barfuß ins Auto, zurück nach zuhause ...

2002-12-28, ca. 7 bis 8°C:
Die Schuhe blieben im Schrank [Basta! Vorsatz noch vor Sylvester bewußt und mit Wonne gebrochen!] Barfuß am Abend zur Sauna, kurz vor Mitternacht zurück [jeweils 2,5 km, 25 min]. Wunderschöööööön!

2002-12-29, ca. 7 °C:
1,5 km zum Solarium [Ist Ihnen nicht kalt? Nöö!] Zurück auf lange nicht mehr gegangenen Wegen durch Schlamm und über Baumstämme durch den nahegelegenen Wald, dann an meinem Lieblingsbiergarten *vorbei* zurück im Bogen nach Hause. 10 km. 100 Minuten. Reichlich viel Regen. Aber quer durch die kalten Pfützen --ja, schön!!!

2002-12-30, ca. 9 bis 10 °C:
Von der Arbeit, die ich mir mir für den Urlaub aufgespart habe, weil ich sonst über's Jahr eh' nicht dazu komme, werde ich langsam rappelig. Also: Laufen? Es scheint gerade eine Regenpause zu geben. Also laufen! Der Pfad durch Erde, über gefällte Baumstämme, durch's Unterholz, quer durch Wassergräben, zum Schluß durch einen Erdfahrweg, der eher einem Gemisch aus Erde, Schlamm und Seenplatte ähnelt, ist ein Barfußlehrpfad für Fortgeschrittene. Ich genieße!

2002-12-30, ca. ...[?]:
In der Nacht soll es deutlich frostig werden. Halt ich das aus? Ist der Gefahr von Erfrierungen zu begegnen? [Ich bin sicherheitshalber mit Schuhen unterwegs, die ich in den Kneipen sogleich ausziehe. Prompte Frage in der zweiten Kneipe: "Isses noch so warm?" ...] Ja, ich hätte es locker ausgehalten, die Temperatur blieb bis zum Nachmittag des nächsten Tages konstant.

2002-12-31, ca. -1 °C:
Die Temperatur ist in den letzten Stunden deutlich gefallen und soll noch weiter fallen [Die Russen haben wieder ihren Kühlschrank offen gelassen ...]. Zuhause habe ich auch noch Winterdienst [Grummmel!]. Zum Glück ist es trocken geworden. Also? Also sicherheitsheitshalber Schuhe einpacken [*ohne* Socken!], aber doch nicht anziehen! Wozu auch? Also bei -1 °C barfuß ins Auto zur Sylvesterfeier!

2003-01-01:
Bei ca. 2..3 °C [barfuß natürlich!] nach der Sylvesterfeier dort um's Haus herum. Angenehm! Bei ca. 7 °C am Nachmittag zurück nach Hause. Bei ca. 7 bis 8 °C am Abend zum Bus. Dann in die U-Bahn. Dann ins Kino. Um 22:10 zurück --zu(bar)fuß. Ich genieße den kalten Boden, die noch kälter erscheinenden Pfützen. Nach 6 km und 60 Minuten bin ich wieder zu Hause. Ich genieße nun meine von innen warme Füße und setze mich vor meinen PC, weil ich das Gefühl habe, dem Forum, dem ich soviel verdanke, nun wenigstens diesen Text zu schulden. Nun ist es 4:38 am Morgen. Meine Füße sind immer noch ganz warm.

Epilog:
Ich habe für den Rest der Woche noch mehr als genug zu tun. Danach beginnt wieder der Arbeitsstreß. Ich bitte daher jetzt bereits um Entschuldigung, falls ich nicht kurzfristig auf Kommentare und Fragen bzgl. meines Beitrags reagieren sollte. Über weitere Erlebnisse und Erfahrungen zum Baerfußgehen werde ich bei Gelegenheit berichten.

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Im Augenblick habe ich frostbedingt allerdings meinen Aktionsradius stark eingeschränkt. Bei 6 bis 7 °C scheine ich keine temperaturbedingten Grenzen zu haben. Vor wenigen Tagen habe ich --nach tollen Eskapaden durch den nächstgelegenen Wald (Erdweg, über Baumstämme, dann nur noch Waldboden ohne Weg, durch Wassergräben und schließlich über/durch eine von Maschinen zerwühlte Erdpiste, die wegen des massiven Regens einer Seenplatte ähnelte-- mir meinen Weg "gebrochen".

Danach dann wieder einfachere Wege. Nach 10 bzw. 8 km habe ich dann nur aufgegeben, weil es unaufhörlich schüttete. Meine Regenjacke hat sich als Schönwetterausgabe entpuppt: Nach einer guten Stunde wurde es innen feucht und kühl, weil wohl eine Naht nicht mehr standhielt. Aber da bin ich immerhin noch mit Jeans und rel. dünner Regenjacke ausgekommen. Nun --selbst mit Thermohose, Schal und warmer Globetrotter-Jacke hat mich der Spaßfaktor erst 'mal wieder verlassen. In der Nacht auf Samstag bei ca. +1..2 °C hat es 3 km weit noch Spaß gemacht und selbst den Pfützen bin ich nicht ausgewichen - im Gegenteil. Samstag abend bei ca. -1..2°C habe ich es noch einmal gewagt --mit zwiespältigen Gefühlen. Es ist gut ausgegangen, aber ich habe mich nict mehr selbstsicher und wirklich richtig wohl gefühlt.

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Euer Forum ist eine sehr große Hilfe. Im November habe ich [auf einer *warmen* Insel :-))] auf Fragen zu meiner permanenten Barfüßigkeit, was ich den im Winter machen würde, geantwortet, dann trüge ich warme Strümpfe und Schuhe --zum Barfußgehen sei es dann viel zu kalt. Dann bin ich auf Euer "Best of aufmerksam geworden und habe mir vorgenommen, es selbst ab Herbst 2003, wenn es langsam wieder kälter wird, einmal auszuprobieren.

Der Vorsatz hielt nicht einmal bis zum Jahreswechsel. Seit Weihnachten bin ich in meiner Freizeit mit wachsendem Vergnügen ab ca. 5 °C aufwärts barfuß. Es ist geradezu unglaublich, wie sehr ich mich in den wenigen Wochen verändert habe: Ich gehe mit warmer Hose und Jacke, jedoch ohne Schuhe und Strümpfe fröhlich aus dem Haus und genieße es. Auf dem Weg zur Arbeit --in Schuhen und Strümpfen-- habe ich das Gefühl, daß meine Füße regelrecht heiß sind und möchte am liebsten gleich wieder herausspringen. Ich freue mich auf das Ende des Arbeitstages, weil ich dann die Strümpfe und --später im Zug-- die Schuhe ausziehen und den Feierabend genießen kann.

Heute abend hat es frisch geschneit und ich habe mich 'mal getraut, zumindest so ca. 10 min barfuß durch den Schnee zu laufen. Am Anfang ein tolles Gefühl, dann bin ich doch gejoggt, weil ich mir nicht sicher war, ob mir das gut bekommt. [Es ist mir gut bekommen, aber das Gefühl in den Zehen war zum Schluß doch seeeeeeehr kalt ...]

Vorher habe ich, wenn die Temperatur Richtung Frost ging, Stiefel oder zumindest Schuhe mit extra dicker Sohle sowie warme Strümpfe angezogen, weil ich das Gefühl hatte, sonst zu frieren. Nun gehe ich, wenn ich denn Schuhe anhaben muß, in normalen, dünnsohligen Schuhen und möglichst ohne Strümpfe. [Als ich letzten Herbst im Zug einen Mann sah, der Schuhe, aber keine Strümpfe trug, habe ich noch vom Zusehen gefroren ...]

Vorher habe ich, wenn ich im Winter nach Hause kam, die Heizung hochgedreht.

Jetzt ist es mir innerlich so warm, daß ich erst, wenn ich gewohnheitsmäßig die Heizung vor dem Einschlafen wieder herunterdrehen will, merke, daß die Raumtemperatur bei knapp 19 °C geblieben ist, weil ich vergessen habe, die Heizung hochzudrehen. Aber mir ist warm ...

Deshalb nochmals explizit danke für Eure Informationen im "Best of"!

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Bis zum Sommer 2002 war ich ein ein Hobby-Barfüßler: Beschränkt auf warme Tage, auf einfache Wege etc.

Meinen Weg in die Kälte habe ich bereits Anfang des Jahres dokumentiert. Während noch letztes Jahr ich auf Fragen wie "Was machst Du im Winter?" geantwortet habe "Da ist es viel zu kalt, da ziehe ich mir warme Socken und Schuhe an.", lache ich jetzt darüber. Anstatt lange Unterhosen ["Thermo Leggins" :-))], extra dicke Socken und Schuhe mit extra dicken Sohlen oder gefütterte Stiefel zu tragen, genieße ich es nun, bis zum Bahnhof --auch im Winter-- barfuß zu sein und erst im letzen Moment --dünne-- Strümpfe und --leichte-- Schuhe anzuziehen. Das ist zunächst extra kalt, danach glühen die Füße. Nach Feierabend ist es ein Genuß, sich von diesen "Formalien" gleich wieder befreien zu können. Komme ich barfuß ins Warme, ohne Schuhe und Strümpfe anziehen zu müssen, glühen die Füße sofort ohne störenden Kälteeinbruch.

Es ist unglaublich, wie ich mich mich in wenigen Wochen verändert habe: Ich friere viel weniger und fühle mich besser. Ich bin objektiv gesunder und fühle mich mich --subjektiv-- besser: Durch Barfußgehen während des ganzen Jahres plus Sauna und Solarium habe ich aufgehört, den Winter zu fürchten. Statt dessen lächle ich ihn an und nehme ich nicht mehr ernst.

Bis letztes Jahr habe ich auch geglaubt, man könne nur mit Wanderstiefeln im Gebirge wandern. Erster Widerspruch im Fersehen vor Jahren: Eine Fernsehsendung rund um die Zugspitze zeigte einen Mann, der schon mehr als 100 Mal barfuß auf die Zugspitze gestiegen war.

[Meine Reaktion: Uppps, heftig! Wie kommt der mit den vielen Steinen klar? Was macht der, wenn es zu einem Wetterumschwung kommt?]

Dann ein Wanderurlaub im November 2002 auf Teneriffa in einer Gruppe. Ich --auf einer Wanderung im Anaga-Gebirge-- der Gruppe stets vorweg, am Ende der Wanderung den Bus gesehen, nicht wie hin, die Schuhe und Strümpfe aus und --ahhhh!

Dann kam unsere Wanderleiterin mit der Gruppe und sagte "Wir gehen noch 15 Minuten weiter zu einem Mirador [=Aussichtspunkt] --das kannst Du barfuß machen. Also ging ich barfuß weiter und fühlte mich wohl.

Anschließend erzählte ich ihr über den den Film von der Zugspitze. Ihre Reaktion: "Ich kenne einen Wanderleiter, der macht die Masca-Schlucht [550 Höhenmeter] immer barfuß.".

Darauf traute ich mich, die nächste Wanderung im Teno-Gebirge barfuß zu beginnen. Die Wanderstiefel hatte ich im Rucksack. Den gesamten Aufstieg war ich vorne, während der Pause auf dem Sattel ging ich mit einigen noch auf den Gipfel, erst auf dem Rückweg rebellierten meine Fußsohlen ob der vielen Steine. Den Abstieg machte ich dann immer noch barfuß, bis ich dann nach vier von fünf Stunden dann doch die Wanderstiefel anzog, um nicht zur Gruppenbremse zu werden.

Im März 2003 war ich wieder da. Diesmal fiel ich schon am Flughafen DUS aufgrund meiner Barfüßigkeit auf. Die Wanderstiefel waren im Koffer. Ansonsten hatte ich noch Sandalen im Handgepäck, weil ich wußte, daß das Restaurant des Hotels ohne Schuhe nicht betreten werden durfte.

Das wahr auch so ziemlich der einzige Ort, an dem ich Straßenschuhe trog. In den einfachen, aber guten Fischerkneipen im Ort war das kein Problem. Die einzigen Orte, an denen Barfüßigkeit sonst noch unerwünscht war, waren die Kirchen, die wir aus kunst- und kulturhistorischen Anlaß besuchten.

Beide Gründe [Restaurants & Kirchen] verstehe ich zwar nicht, aber im Zweifel gelten die folgenden Lebensregeln:
- Versuche nicht, alles zu verstehen!
- When in Rome, do as the Romans do!

Die Tour im Anaga-Gebirge machte ich komplett barfuß [Die Wanderstiefel waren zur Sicherheit im Rucksack.] 90 % der Zeit war ich trotzdem vorne, erst zum Schluß überholten mich einige Gruppenmitglieder auf dem abschüssigen und steinigen letzten Teil des Wegs. Die Tour im Teno-Gebirge macht ich wiederum barfuß, diesmal jedoch nur den Aufstieg, danach lief ich auf "meinen Sieben-Meilen-Stiefeln" der Gruppe davon.

Bei der Tour im Anaga-Gebirge war die Barfüßigkeit wieder Thema in der Gruppe. Diesmal unsere Wanderleiterin: "Ich kenne eine Wanderleiter von Krauland, der grundsätzlich barfuß wandert."

Kurz darauf machten wir die Wanderung durch die Masca-Schlucht. Die Anfahrt per Boot ist --insbesondere im Winter-Halbjahr spannnend, weil es häufig widrige Wellenverhältnisse gibt. So auch dieses Mal. Aber wir kamen heil an Land. Dort traf ich --per Zufall-- die beiden barfüßigen Wanderleiter --er ist ein und derselbe. Wir genossen beide den barfüßigen Aufstieg. Später bin ich ihm dann noch einmal in 2700 m Höhe auf dem Guadaljara begegnet. Ich hatte wegen 3 km Schotterpiste plus 700 Höhenmeter auf einem steinigen und z.T. sehr steilen Berghang und das alles auch wieder zurück dann doch die Wanderschuhe an. Er war natürlich wieder barfuß ...


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