Hi!

Zitat:
Barfuß in der Oper? Nein Danke!
Geschrieben von: Maika am Donnerstag, 22 Mai 2003, um 12:38 p.m.
Ich verfolge seit ein paar Wochen die Diskussion in diversen Barfuß-Foren und freue mich, dass es einen so regen Gedankenausausch gibt. Bislang hatte ich noch keinen Grund, selbst etwas zu schreiben. Doch ein Posting hat mich jetzt doch leicht auf die Palme gebracht: Es ging um die Frage, ob man auch barfüßig in die Oper und in ein Konzert geht. Ein User schrieb, dass er keine Probleme damit hatte, barfuß ins Konzert zu gehen und ansonsten war er auch nur mit Sweatshirt und Jeans bekleidet. Ganz ehrlich - ich finde, dass geht zuweit. Ich laufe auch total gerne barfüßig, aber in einen gesellschaftlichen Rahmen paßt das nicht. Das mag ja Zeitgeist sein, dass für manche Underdogs Kleidervorschriften icht gelten, aber ich finde es gut, dass es bei Bällen, Kirche, Klassikkonzert, Oper etc. noch so etwas wie eine Etikette gibt.

Dieser Meinung kann ich mich überhaupt nicht anschließen! Es sei der Schreiberin unbenommen, sich zum Besuch von Opern und Konzerten "in Schale zu schmeißen" und dort nur beschuht rumzulaufen, aber andere Menschen, die auch dort ihrer Barfüßigkeit frönen, weil sie nur mit befreiten Füßen sowie in der Kleidung, in der sie sich wohlfühlen (was für mich ohne weiteres verständlich ist) derart abzuqiualifizieren, ist arg beleidigend. Und selbst wenn jemand damit, daß er solche Orte und Veranstaltungen barfuß in "gewöhnlicher Kleidung" (die allerdings sauber sein sollte) besucht, provozieren möchte, habe ich dafür Verständnis. Konventionen müssen von Zeit zu Zeit hinterfragt werden, und das geschiieht am bestenn und eindrucksvollsten durch demonstrative Nichtbeachtung. Sowas kann ja durchaus auch mal Anlaß für eine fruchtbare Diskussion bieten und in der Folge ein paar verstaubte Konventionen zu Fall bringen.

Leute, die eine andere Meinung vertreten und diese auch ausleben, sollten nicht glauben, dass - nur weil niemand mit ihnen Palaver macht - dies auch akzeptiert wird. Ich finde ein solches Auftreten nicht provokant und unkonventionell, sondern nur äußert peinlich. Man merkt sofort, dass solche Leute aus einer anderen Schicht kommen. (Um sich mit ihnen nicht abgeben zu müssen, wird man sie deshalb auch nicht ansprechen).

Wenn ich als Anwalt vor Gericht auftrete, trage ich einen Anzug mit Krawatte und schwarze Halbschuhe (ohne Sokken, was man aber nicht sehen kann, weil ich insofern auf die Fallform des Hosensaums achte), und während der Verhandlung die Robe. In dieser Kleidung fühle ich mich allerdings nicht besonders wohl und laufe ansonsten laufe rum, wie es mir gefällt, nämlich allermeist barfuß und vorzugsweise einfacher, manchmal auch origineller oder auch eleganter Kleidung. Sollte daraus etwa gefolgert werden, daß mein Niveau und meine Bildung jewils mit der Kleidung wechselt, daß ich also im Anzug und beschuht vor Gericht zwei juristische Staatsexamina, in Jeans, T- Shirt und barfuß aber womöglich nicht mal einen Hauptschulabschluß habe? Der Gedanke, das Niveau oder gar den Bildungsstand eines Menschen nach dessen äußerer Erscheinung zu beurteilen, ist wirklich absurd.

Auch wenn es vielen nicht passen wird - ich finde, dass eine niveauvolle Etikette schön ist. Komme mir bloß keiner mit Spießertum etc. - dass hat damit überhaupt nichts zu tun. Barfußlaufen kann man auch woanders. In diesem Sinne, einen schönen barfüßigen Tag (nur nicht an o.g. Orten) wünscht Maika

"Niveauvolle Etikette" schön zu finden, sei Maika unbenommen (schließlich leben wir in einer Demokratie mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung), und die Feststellung, daß man AUCH woanders barfuß laufen kann (was bei mir in der Regel der Fall ist), ist ebenfalls richtig, aber mehr Toleranz und weniger Oberflächlichkeit in dem Sinne, daß man Menschen nicht nach ihrer äußerlichen Erscheinung, sondern nach der Gesinnung ihres Herzens beurteilen sollte, wären wünschenswert.

Barfuß,
Markus U.

Habe den unteren Text im Originalforum gepostet.

Das mag ja Zeitgeist sein, dass für manche
Underdogs Kleidervorschriften nicht gelten, aber ich finde es gut, dass es bei Bällen, Kirche,
Klassikkonzert, Oper etc. noch so etwas wie eine Etikette gibt.
... sondern nur äußert peinlich. Man merkt sofort, dass solche Leute aus einer anderen
Schicht kommen. (Um sich mit ihnen nicht abgeben zu müssen, wird man sie deshalb auch nicht
ansprechen).

Bei "Underdogs" und "Leute aus einer anderen Schicht" merkt man doch gleich die Toleranz und die Unvoreingenommenheit von Maika.

Kann man aufgrund der Kleidung (und Beschuhung) auf die Schichtzugehörigkeit schließen?

Macht die hier dargestellte Arroganz und Überheblichkeit eine Aussage über "das typische" Opernpublikum? Ich hoffe nicht.

noch zur Ergänzung:

während des Tanzfestivals im August 2002 war ich mal barfuß in der Staatsoper (in Berlin). Zugegebenermaßen nicht das typische Opernpublikum, aber m.E. die "edelste" der Berliner Opernhäuser.
Das war kein Problem und fiel wegen meiner lang geschnittenen Hosen
auch kaum auf. Es ist da auch eine Frage, ob man sich stilvoll und angemessen bewegt und z.B. saubere Kleidung trägt. Nur wenige, die
es bemerkten reagierten mit missmutigem Blick (ältere gut gekleidete
Besucher(innen)), die Platzanweiser(innen) namens mit freundlichen
Schmunzeln.

Gruß, Rudi