Aprilpresse, die dritte (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Thursday, 01.05.2003, 22:24 (vor 7821 Tagen)

Hallo Forum,
es folgt der letzte Teil der Aprilpresse mit vergleichsweise wenigen Beiträgen:

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Helge Schneiders "Wusical" im Schauspiel Bochum
Das wird böse enden!
Das Pferd Mocca steht am Fenster und freut sich. Denn Mendy, der blonde Teenager, liebt den Araber-Hengst über alles. Beethoven über der senffarbenen Ledergarnitur freut sich nicht. Auch wenn Lady-Mamma ihn noch so sehr anschmachtet. Papa im Rollstuhl freut sich auch nicht, es sei denn auf den neuen Porsche. Doch damit wird es böse enden. Erst mal aber muss der spindeldürre Knecht dran glauben: Er landet von Hackebeilen zerstückelt in blauen Plastiksäcken ? ein Versehen. [...]
Helge Schneider hat zugeschlagen. Zusammen mit Andrea Schumacher schrieb und komponierte er fürs Bochumer Schauspiel "Mendy - das Wusical". 21 Szenen aus dem tristen Bürgerleben. [...]
Barfüßiger Meister
Ja, das Publikum in Matthias Hartmanns Bochumer Erfolgsmusentempel genoss jede Minute des etwas anderen Musicals. Und als Helge Schneider nach zweieinhalb Stunden mit Wuschelkopf und Nadelstreifenanzug auf leisen Sohlen, also barfuß, zum rasenden Schlussapplaus erschien, da kochte die Begeisterung seiner Fan-Gemeinde schier über. [...]
[Nürnberger Zeitung, 22. 04. 2003]
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In Kenia trägt man wieder Lastwagenprofilsohlen
Schuhe aus Altreifen sind nicht nur für die Armen da: In einer Werkstatt in Nairobi werden sie auch für den Export gefertigt [...]
Der Auftritt ist weich wie auf einem Teppich, aber der Schuh ist massiv und schwer. Der kenianische Student Doki Macharia schwört auf seine Akala-Sandalen, die er bei einer fliegenden Händlerin für umgerechnet sechs Euro erstanden hat. "Die Dinger halten ewig und sind halb so teuer wie ein Schuh aus dem Laden", erklärt Macharia. Außerdem rutsche man mit dem Lkw-Profil nicht im Matsch herum, es ist vier Zentimeter dick.
Der 21-Jährige legt Wert auf ein schickes Outfit, er trägt "coole" T-Shirts und westliche Markenhosen vom Secondhandverkauf.
Ein Schuh aus Altreifen war früher ein Zeichen für die Allerärmsten in Afrika. Ob in den Nuba-Bergen im Sudan oder in der Savanne von Senegal - überall produzieren Handwerker diese Billigprodukte. Aber Doki Macharia stört sich nicht am Image der Reifensohle, denn das neue Design trifft selbst den westlichen Geschmack.
Im Kariobangi-Viertel hat sich eine kleine Firma auf den Export von Akala-Schuhen in die USA, nach Europa und Australien spezialisiert. [...] "Heute verkaufen wir jährlich für 20 000 US-Dollar Sandalen in den USA" [...] In Amerika kosten die Schuhe zwischen 18 und 25 Dollar [...]
In einer Büroetage in Koriobangi schneidern die Handwerker mit primitivsten Methoden die Sohlen zurecht, sie nähen sie zusammen mit Lederstreifen und verzieren sie mit Perlenstickerei der Massai. [...] Die ganz Armen von Nairobi können sich die Akala-Sohlen allerdings nicht leisten. Sie laufen barfuß oder kaufen sich Gummilatschen, die immer wieder mit Drähten geflickt werden.
[Stuttgarter Zeitung, 22. 04. 2003]
Vielleicht sind diese Sandalen ja die Barfußalternative, die einige gelegentlich suchen?
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Geschichten über Identität und Tradition
Bernd Kauffmann wählte Gruppen aus allen Enden der Welt für das neue Tanzfestival "Movimentos" in der Wolfsburger Autostadt [...]
Da war dieser teils leer stehende Industriekomplex, das VW-Heizkraftwerk am Rande der architektonisch hochmodernen Autostadt in Wolfsburg. Und da war die Frage, was außer Disko-Club man da noch veranstalten könne. [...] Gegen den Technik-Torso muss man die elementarste Ausdrucksform des Menschen setzen, den bloßen Körper, die reine Bewegung: Tanz." So erinnert sich Bernd Kauffmann, künstlerischer Leiter des neuen Tanzfestivals "Movimentos", an die Anfangsgründe.
Schnell sei auch klar gewesen, dass man richtig große Compagnien in den weiten Raum holen will, keine experimentellen Kleingruppen. Und dass es eine Werkschau bestehender, gut angenommener Produktionen werden würde. [...]
In Nacho Duatos Stück "Bach", einst uraufgeführt in Weimar, lässt die Compañia Nacional de Danza zu Bachs berühmter Toccata im Stampfrhythmus der nackten Füße die Röcke schwingen. [...]
[Gifhorner Rundschau, 23. 04. 2003]
Ein weiteres barfuß auftretendes Tanzensemble beeindruckte hier:
Pirouettentanz op de Dääl
TANZ / Junge Gäste aus Nottingham tanzten für Jung und Alt auf nackten Sohlen. Im Zelt am Schloss Moyland.
BEDBURG-HAU. Drehen, springen, gleiten. Alleine, mit Partner, in der Gruppe. Aber immer auf nackten Füßen. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer des New College Nottingham wussten genau, worauf es ankommt an einem Sonntagmorgen in Museumsnähe. Qualität und Ausdruckskraft. Beides besaßen sie und nutzten es zuerst für den getanzten Überlebenskampf vom Aussterben bedrohter Tiere.
Stilleben im Pinguincafe´
"Stil Life at the Penguin Cafe" bearbeitete und variierte die Tanzgruppe nach der Originalchoreographie von David Bintley. Tierisch gute Geschichten von Tragik, Trauer und Angst im Staub auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
In einzelnen kleinen Szenen und nur durch wenige Attribute skizziert, kämpften Pinguin, Widder, weißer Tiger und Zebra gegen das Aussterben und erinnerten gleichzeitig an die Zerbrechlichkeit des Menschen. [...]
Im zweiten Set wurde es lustig bis makaber. "Pensions and Perms" (Renten und Dauerwellen), erarbeitet durch die Studierenden der Tanzklasse, nimmt die Erinnerungen altgewordener Menschen an Früher aufs Korn. Das ging schon sehr in Richtung Tanztheater und überzeugte neben der tänzerischen Qualität durch mimische und pantomimische Zutaten.
Die alten Knochen wurden bei der Musik von T.Rex oder Vanilla Ice quicklebendig. Als die müden Körper die Musik spürten, waren Zipperlein, Rheuma und steife Knie vergessen, jeder fand für sich die Tanzfiguren seines Vertrauens. Die selbst noch junge Dozentin des Studienfaches Tanz, Vicky Bullock, war zufrieden mit der Gruppe aus 17 bis 23-jährigen Studenten. Diese Leistung dürfte für die Prüfung im Sommer, die zum "British National Diploma" führt, auf jeden Fall ausreichend sein [...]
[Neue Ruhr Zeitung, 29. 04. 2003]

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Klangwelt voll spiritueller Energie [...]
Viele versuchen heute, sich wieder den Quellen zu nähern, die in ihrem Inneren schlummern. Einer, der in dieser Übung schon ziemlich weit gekommen ist, ist der peruanische Indianer Inti Cesar Malasquez, der in Eppingen mit Sohn Manu und Tochter Sharda ein Konzert gab, das man so schnell nicht vergisst.
Ungewöhnliche, spirituelle Gesänge erklangen am Freitagabend aus den Kursräumen von Reiki-Meister-Lehrerin Diana Range in der Eppinger Kirchgasse sieben, schraubten sich, unterstützt von feinsten Trommelklängen, spiralförmig in die Höhe und eröffneten eine Klangwelt, die dem, der wirklich bereit war, sich darauf einzulassen, durchaus neue Horizonte schenken konnte.
Inti Cesar Malasquez, ein peruanische Indianer, ist nicht nur ein exzellenter Musiker. Er benutzt die Welt der Töne vielmehr, um Frieden zu schaffen, um die Menschen, die ihm zuhören, zurückzuführen zu den Energien, die in ihnen selbst schlummern, um ihnen dadurch wieder einen Zugang zu geben zu den Kräften, die in der "Mutter Erde" liegen.
Große Worte braucht Schamane und Heiler Inti, wie ihn seine Freunde liebevoll nennen, dazu nicht. Barfuß und im Schneidersitz greift er schlicht zur Flöte oder zur Gitarre, schließt die Augen und dringt zusammen mit seinen Zuhörern ein in eine Welt, die wir in der heutigen Hektik schon fast vergessen zu haben scheinen: eine Welt des inneren Wohlbefindens, resultierend aus dem Wissen der nordamerikanischen Indianer und der spirituellen Lehren Indiens. [...] "Music for the Spirit" (Musik für den Geist) sagt er einmal oder "it's just for the health" (Es dient nur der Gesundheit). Wer hören will, kann mit ihm und seinem Sohn Manu sowie seiner Tochter Sharda eintauchen in eine zauberhafte Welt voller Kraft und positiver Energien. [...]
[Heilbronner Stimme, 27. 04. 2003]
Und noch einmal barfuß vorgetragene Musik, aber ganz anders:
Mit springenden Katzen und Lausnitzer Nonnenfürzchen [...]
Mit dem "1. Kreismusikfestival" wurde am Sonnabend in Etzdorf ein ganz neues kulturelles Format aus der Taufe gehoben. [...]
Schwungvoll zogen als erste in die festlich geschmückte Halle ein die sechs Hofmusikanten "Le Fantare", die aus dem Bläserquadrat Hermsdorf und Gästen bestehen. Barfuß und in bäuerlich-mittelalterlichen Kostümen, mit lustigen Hüten und ebensolchen Sprüchen spielten sie querbeet von alten Meistern bis zu neuer Volksmusik, vom "Signal zum Essen" bis zum Olsenbande-Motiv und animierten zum rhythmischen Mitklatschen. [...]
[Ostthüringer Zeitung, 28. 04. 2003]
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Füße übernehmen Arbeit der Hände [...]
Im Bewegungsraum der Prenzlauer Kita "Geschwister Scholl" fanden sich Eltern der "Schmetterlingskinder", bewaffnet mit Notizblock und Stiften ein, um möglichst viele Informationen zum ausgewiesenen Thema notieren zu können.
Die Erzieherin Sabine Hesse begrüßte als Gäste neben den Eltern die Physiotherapeutin Andrea Nentwig. Groß war die Überraschung, als die Eltern merkten, dass es sich nicht nur um eine theoretische Veranstaltung handelte, sondern sie aktiv zur Teilnahme aufgefordert wurden.
Plötzlich mussten 30 nackte Füße alltägliche Arbeiten der Hände übernehmen, wie zum Beispiel das Zusammenlegen, Aufnehmen und Zerreißen von Papiertaschentüchern. Dabei war Geschicklichkeit gefragt.
Das merkten auch die Kinder, als sie am darauf folgenden Tag die gleichen Übungen ausprobieren durften. Für Sabine Hesse, die Kinder und die Eltern war es eine gelungene Veranstaltung, bei der alle etwas für den Alltag und die gesunde Entwicklung ihrer Kinder mitnehmen konnten. [...]
[Nordkurier, 29. 04. 2003]
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Der Stadtammann, der gerne inkognito reist [...]
Der barfüssige Tenniscrack [...]
«Slice?» Im Tennis spricht man von «mit Slice gespielten Bällen», das sind unterschnittene Bälle mit eher gerader Flugbahn. Hans Bachofner erhielt den Übernamen aus dem Tennis, weil er als Kantischüler die Ostschweizer Meisterschaft in der Kategorie Junioren II gewonnen hat, weil er später zur Tennis-Junioren-Nationalmannschaft gehörte und weil er, in den TC Niklausen aufgenommen, die Kantonale Meisterschaft im Single gewann, mit Jacques Hallauer das Doppel und mit Alice Hallauer das Mixed gewonnen hat.
Tennis in den fünfziger Jahren, das war kein Sport für arme Leute. «Wir waren keine wohlhabenden Leute», stellt Hans Bachofner fest, «aber wir waren sportlich. Meine beiden älteren Brüder betrieben Leichtathletik, während ich mir in Diessenhofen auf dem Tennisplatz ein wenig Sackgeld verdiente. Tennisschuhe konnte ich mir nicht leisten, also rannte ich barfuss auf dem Platz herum. Zwischendurch konnte ich mit geliehenem Racket ein paar Minuten Bälle schlagen. Die Diessenhofer Tennisclub-Mitglieder erkannten, dass ich Talent hatte, und liessen mich mitmachen. Den Mitgliederbeitrag habe ich mit Platzarbeiten abverdient. Vom Apotheker Salzmann kaufte ich einen gebrauchten Tennisschläger. So war das. Noch bei der Ostschweizer Junioren-Meisterschaft spielte ich barfuss. Ich konnte gar nicht anders, in Schuhen hätte ich nicht mehr das gleiche Gefühl gehabt.» [...]
[Schaffhauser Nachrichten, 29. 04. 2003]
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Belesene Füße
Georg

Aprilpresse, die dritte - Afrika und Schuhqualität allgemein

steveh, Friday, 02.05.2003, 13:59 (vor 7820 Tagen) @ Georg

[Nürnberger Zeitung, 22. 04. 2003]

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In Kenia trägt man wieder Lastwagenprofilsohlen

Schuhe aus Altreifen sind nicht nur für die Armen da: In einer Werkstatt in Nairobi werden sie auch für den Export gefertigt [...]
Der Auftritt ist weich wie auf einem Teppich, aber der Schuh ist massiv und schwer. Der kenianische Student Doki Macharia schwört auf seine Akala-Sandalen, die er bei einer fliegenden Händlerin für umgerechnet sechs Euro erstanden hat. "Die Dinger halten ewig und sind halb so teuer wie ein Schuh aus dem Laden", erklärt Macharia. Außerdem rutsche man mit dem Lkw-Profil nicht im Matsch herum, es ist vier Zentimeter dick.

Ich hab schon mal sowas in einem TV Bericht aus Afrika gesehen, da waren es aus Altreifen gefertigte Flip-Flops.

Bei geschlossenen Schuhen aus solchem Matrerial sehe ich aber erhebliche Probleme. Da würde man doch so schwitzen wie in Gummistiefeln oder ?

Off-Topic Bemerkung:
Andererseits sollte die Schuhindustrie meines Erachtens mal mehr Wert auf die Qualität von Schuhsohlen-Material legen. Manche Schuhe, unter anderem auch die teuren repräsentativen Schuhe, verlieren jegliches Profil und bekommen sogar Löcher innerhalb von 6 Monaten wenn man täglich etwa 3 Kilometer damit läuft. Scheinen nur für Leute gemacht zu sein, die draussen jeden Meter im Auto oder im Bus zurücklegen. Also warum kauft die Schuhindustrie die Sohlen nicht einfach beim Reifenhersteller, der hat die richtige Gummimischung!

Aprilpresse, die dritte - Afrika und Schuhqualität allgemein

DetlevK, Saturday, 03.05.2003, 09:49 (vor 7820 Tagen) @ steveh

Andererseits sollte die Schuhindustrie meines Erachtens mal mehr Wert auf die Qualität von Schuhsohlen-Material legen. Manche Schuhe, unter anderem auch die teuren repräsentativen Schuhe, verlieren jegliches Profil und bekommen sogar Löcher innerhalb von 6 Monaten wenn man täglich etwa 3 Kilometer damit läuft. Scheinen nur für Leute gemacht zu sein, die draussen jeden Meter im Auto oder im Bus zurücklegen. Also warum kauft die Schuhindustrie die Sohlen nicht einfach beim Reifenhersteller, der hat die richtige Gummimischung!

Wenn die Schuhsohlen ewig hielten, wer sollte dann noch damit Geld verdienen? Du sollst schließlich bittschön jedes Jahr neue Schuhe kaufen!
Die schlimmste Sünde in der Konsumgesellschaft ist schließlich der Konsumverzicht!

Aprilpresse, die dritte - Afrika und Schuhqualität allgemein

steveh, Sunday, 04.05.2003, 10:45 (vor 7819 Tagen) @ DetlevK

Wenn die Schuhsohlen ewig hielten, wer sollte dann noch damit Geld verdienen? Du sollst schließlich bittschön jedes Jahr neue Schuhe kaufen!
Die schlimmste Sünde in der Konsumgesellschaft ist schließlich der Konsumverzicht!

Das ist es ja gerade.
Wenn diese Schuhe unten Löcher bekommen, ist das Oberleder noch einwandfrei. Aber eine Sohlenerneuerung ist kaum möglich. Es gibt ja heute keine Schuster mehr.
Deshalb ist das doch die reinste Materialvergeudung und Energieverschwendung bei der Herstellung!

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