Ganz banal: Waldspaziergang (Hobby? Barfuß! 2)

Mercator, Tuesday, 22.04.2003, 07:47 (vor 7831 Tagen)

Hallo, liebe Leute,

ich weiß nicht, warum und wieso, aber ich (Häufiger Gelegenheitsbarfüßer [HGB]) will auch mal ein ganz persönliches Barfuß-Erlebnis zum Besten geben, den "Profis" wird’s nix Neues sein, den Newbies mag’s zur Ermunterung dienen.

Ich war im Wald!

Stellt Euch einen vergleichsweise großen (was die zusammenhängende Fläche betrifft) norddeutschen Mischwald zu Ostern vor.

Nach ein paarhundert (beschuhten) Metern lagen da mächtige Buchenstämme gestapelt, und spontan entschloß ich mich, diesen Berg toter Bäume barfuß zu ergehen. Erster Boah-Effekt: Die raue Rinde, die unregelmäßigen, sonnengewärmten Formen. Die schlafwandlerische Sicherheit, mit der man barfuß darüberbalancieren kann, während der beschuhte Fuß abzurutschen befürchten müßte. Merke: Orangs mit Schuhen an würden gnadenlos auf die Fresse fallen.

Weiter. Natürlich ohne Schuhe.

Waldwege:

1. Da gibt es die geschotterten Hauptwege. Die tun ein bißchen weh, aber es geht, weil der Schotter ziemlich leicht im weichen Waldboden versinkt. Der menschliche Eingriff sedimentiert sozusagen restlos. Ein Sieg der unbezwingbaren Natur - gut so. Trotzdem muß man aufpassen, dass man nicht gerade auf irgenwelche doofen spitzen Steine tritt. Zweite Erkenntnis: Ob’s den Rehen, Hasen, Igeln etc. wohl genauso geht? Weiß ich nicht, da die lebenslange Barfußgänger sind und ich nicht. Trotzdem liegt die Vermutung nahe, dass denen diese Schotterpisten genauso auf den Zwirn gehen, wie mir.

2. Trockene, sandige Wege: Hmmmm. Schööön. Fühlt sich gut an, aber auf Dauer ist das Gehen anstrengend. Die Sonne scheint, und ich fange an zu schwitzen. Blöd ist, wenn unter dem feinen, lockeren Sand irgendwelche spitze Sachen liegen, aber meine Lederhaut ist mittlerweile doch so trainiert, das wegzustecken.

3. Wege, die von Gras und Moos überwuchert sind. Kinder, das ist das Stärkste! (Im Hinblick auf hier geführte Diskussionen vermeide ich ausdrücklich jegliche erotische Metaphorik, aber das Wort "geil" hat im Rahmen des Sprachwandels der letzten 30 Jahre ja ohnehin seine[n] engeren begrifflichen Rahmen erfolgreich transzendiert...) Durch den hohen Wassergehalt speichert dieses Substrat die Wärme der Sonnenstrahlen besonders gut. Mal warm und weich, mal kühl und weich, einfach nur ... gut!

4. Wege, die mit Tannennadeln bedeckt sind. Herrje, ob das nun Tannen- oder Kiefern- oder Fichtennadeln sind, ist doch echt egal. Jedenfalls dachte ich, die würden pieken. Tun sie aber nicht! Die liegen nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nämlich flach auf dem Boden. Trocken und warm. Auch an schattigen Stellen.

5. Wege aus schwarzer Erde. Jou, das war so ein Hohlweg, in den kaum ein Sonnenstrahl hinein fiel. Da war die Erde einfach kalt. Was willste auch erwarten - um Ostern herum? Hömma, wir haben April, nicht August! Da fühlt man noch den Winter, der im Boden steckt!

6. Stellen mit schwarzer Matsche. Nühühühahaha. Die anderen (beschuhten) Weggefährten mußten sich mühsam einen Weg drumrum suchen, damit ihre (Weicheier-)Schühchen nicht rettungslos beschmutzt würden. Ich konnte stumpf durchmarschieren, in dem Bewußtsein, dass die abendliche Dusche den Rest erledigen würde. Außerdem war der Dreck nach 10 Minuten so trocken, dass das Meiste von selbst ab fiel (Schade eigentlich.). Kalt war es schon, aber die Durchblutung hält locker die Temperatur, auch über längere Strecken. Außerdem kam danach wieder Punkt 2.

7. Das Nervigste waren die letzten paar Meter zum Auto, die über Asphalt gehen: Insbesondere an den Rändern von schlecht asphaltierten Wegen liegen da so lose Steinchen bzw. Asphaltbröckchen, die unangenehm sind. Aber das ist zu vernachlässigen.

Was bleibt, ist dieses Gefühl angenehmer Wärme.

Und die Erkenntnis, dass die Fußsohlen ein ganz eigenständiges Sinnesorgan sind.

Und dass es ziemlich hirnverbrannt ist, diese Dimension unserer sinnlichen Wahrnehmung künstlich (durch Schuhe) auszuschalten.

Niemand würde auf die Idee kommen, sich vor einem Waldspaziergang Ohropax in die Ohren zu stopfen - oder die Augen zu verbinden.

Aber Schuhe sind OK, oder wat?

Beste Grüße

Mercator


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