Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ? (Hobby? Barfuß! 2)

aquajeans, Thursday, 27.03.2003, 09:19 (vor 7856 Tagen)

Hallo liebes Forum,

Ich möchte eine Frage aufwerfen,die mich beschäftigt.

Ganzjahresbarfüsser oder Fast- g.j.bf's werden hier von den meisten im Forum bewundert. Von mir an und für sich auch.

Sozial scheint mir für diese Konsequenz jedoch ein gewisser, manchmal recht hoher Preis zu zahlen.

Einige Beispiele wurden hier diskutiert: die Sozialarbeiterin aus dem kleinen Eifelforf, der Snowboardlehrer in der alternativen Snowboardschule in einem Schweizer Bergdorf, der Künstler, der/die UnistudentIn

Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben ?

Konkrete Beispiele:

Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr
Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig
barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden ?

Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient ?

Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen ?

Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.

Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?

In der Hoffnung auf eine angeregte Diskussion

MfG

Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Tiziana, Stammposter, Thursday, 27.03.2003, 10:55 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Hallo Aquajeans,

Würdet Ihr jemand/frau .......

Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?

Ich versuche persönlich, über das äußerliche Aussehen hinauszuschauen, deshalb hätte ich kein Problem, barfüssige wie beschuhte ÄrztInnen, AnwältInnen, HandwerkerInnen, BeraterInnen aufzusuchen. Hauptsache: Sie können ihren Beruf richtig gut ausüben.

Als selbstständige Übersetzerin betrifft Deine Frage mich auch persönlich: Ich glaube, ob ich barfuss oder beschuht arbeite, ich würde wohl dasgleiche Endprodukt leisten.
Meine Kunden kommen immer wieder mit Aufträgen auf mich zu, auch wenn ich in meinem Büro - eigentlich ein als Büro ausgestattetes Zimmer in meiner Wohnung - immer barfuss und ungeschminkt am Computer sitze.
Wenn ich als Dolmetscherin bei einer Firma bestellt bin, erscheine ich natürlich in guten Klamotten und Schuhen, weil es so gebräuchlich ist und ich will nicht aus dem Rahmen fallen. Wenn's locker wird, sage ich ohne Scheu, dass ich viel und gerne barfuss laufe, was bisher für keinen ein Problem zu sein scheint. Manchmal ist es besonders locker geworden, so dass ich gewagt habe, mich der Schuhe zu entledigen, wobei ich auch noch nie Probleme hatte. Hauptsache, ich schlupfe in meine Treter wieder, wenn's sein muss. Mittlerweile weiss ich das wohl zu beurteilen.
Bisher wurde ich noch nie diskriminiert, auch weil ich mich anpasse: Mir würde nie einfallen, bei Kunden barfuss zu erscheinen, nur weil sie wissen, das ich eine eingefleischte Barfussläuferin bin, es sei denn, sie würden mir es ausdrücklich erlauben, was bisher noch nie der Fall war.

Grüsse aus Italien
Tiziana

Jedem das seine, Hauptsache sie verstehen ihren Beruf

Robert(Wien) ⌂, Stammposter, Thursday, 27.03.2003, 11:43 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

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Hallo Leutz!

Also ich hätte keine Bedenken, zB beim einkaufen den Geschäftsführer oder auch die Kassadamen barfuß zu sehen, oder meinetwegen auch Ärzte oder sonstige "seriöse" Berufsgruppen, und über Politiker schweige ich mich lieber überhaupt mal aus... - weil da kommts drauf an, ob sie kooperieren können, am besten auch über Parteigrenzen hinweg, aber das können leider die wenigsten, aber vielleicht täten sich da Barfüßer leichter damit...

Kurz und gut: Mir ist es gleich, ob wer barfuß, in kurzen Hosen, Sandalen, Boxerleiberl ist oder nicht, er/sie soll halt die Arbeit gut erledigen können - DAS ZÄHLT!

Schöne Füße
Robert

[image] Meine HP

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

unci @, Thursday, 27.03.2003, 11:44 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben?

Ich gebe zu, mich in beruflichen situationen den dortigen erwartungen anzupassen.

Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist?

Bei ärzten kommt es darauf an, ob sie fachlich gut und freundlich zum patienten sind. Barfuß oder nicht ist für mich nur am rande relevant. Es würde mich überraschen, aber andererseits sympathien wecken. Ärzte sind vertrauenspersonen, ein freundschaftliches verhältnis ist da nur von vorteil.

Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist?

Hier könnte das sogar positiv meine wahlentscheidung beeinflussen. Die politik mag hierzulande direkt nicht viel einfluss auf die barfußakzeptanz haben (es gibt keine gesetze, die sich darauf beziehen), aber gewählte politiker haben vorbildwirkung.

Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig

barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist?

Ja. Wieder sind fachliche eignung, einfühlungsvermögen und freundliche persönlichkeit wichtiger als was sie tragen. Wenn ich ein schulkind hätte und dies gerne barfuß zur schule ginge, hätte ich gern, dass dies akzeptiert wird.

Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden?

Ja, warum nicht? Ob der anwalt verständnis für meine situation hat oder mich nur übers ohr hauen will, merke ich an anderen dingen.

Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient?
Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen?

Ich hätte keine probleme damit. (Ich kenne aber genug andere, die das anders sehen würden ....)

Schuhe (oder nicht) sind wirklich nur ein kleiner teil des "auftretens". Im privatgespräch mit ärzten, anwälten, vermögensverwaltern usw. achte ich auf das gesicht, nicht auf die füße.

Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.

Insbesondere das hat nun wirklich niemanden zu stören ....

Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze, nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhetorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser?

Es gibt keine. Wer akzeptanz erwartet, sollte selbst keine mauern bauen. Ich gebe zu, das selbst früher einmal anders gesehen zu haben (von meiner umgebung und deren erwartungshaltung geprägt). Heute sehe ich, insbesondere wenn ich selbst barfuß bin, in jedem barfüßer einen potentiellen verbündeten.

Das einzige ist, dass erwartungen, die an mich gestellt werden, von der gegenseite auch erfüllt werden sollten. Wenn bei der mündlichen prüfung oder beim vorstellungsgespräch anzug und krawatte implizit gefordert werden und mir dann der prüfer bzw. gesprächspartner im schlabberlook gegenübersitzt, würde ich mich unwohl fühlen. Vorstellungsgespräche sind ohnehin eine besondere situation. Über die bedeutung von äußerlichkeiten in diesen situationen wurde schon viel geschrieben. In vielen fällen sind die erwartungen nicht mehr so hoch, wenn man einmal im berufsleben ist ....

Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Feierabend nicht?

Einstellungen können sich ändern

JürgenR ⌂, Thursday, 27.03.2003, 12:43 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

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Hallo Aquajeans,

bevor ich vor 2 1/2 Jahren zuerst zum Langstreckenläufer und dann vor fast einem Jahr zum Barfußgeher wurde, hätte ich die meisten Leute in den Beispielen, die Du aufführst, für mehr oder weniger verrückt gehalten und wäre ihnen zumindest mit Skepsis gegenübergetreten.

Meine gegenwärtige Einstellung ist so, dass ich die Messlatte, jemanden für verrückt zu erklären, in Höhen lege, die ich früher nicht für möglich gehalten hätte.

Zur Erklärung: Ich mache meine ersten Schritte in der Ultramarathon-Szene - das sind Leute, die von der übergroßen Mehrheit der Mitmenschen für absolut bekloppt gehalten werden. Daran zeigt sich, wie weit sich der Durchschnitts-Wohlstandsbürger von dem entfernt hat, was eigentlich für Homo sapiens völlig natürlich ist. Für Leute, die den Arbeitstag am Schreibtisch und den Feierabend Bier trinkend und Kartoffelchips essend vor dem Fernseher verbringen, ist allein schon der Gedanke verrückt, 42 Kilometer und mehr zu rennen, aber diese Fähigkeit liegt in unseren Genen und ist einfach nur verschüttet. *Jeder*, der gesund ist und 42 oder mehr km rennen will, kann das nach entsprechendem Training. Als Neuling in der Ultramarathon-Szene war es für mich überraschend zu lernen, wie "normal" doch die allermeisten dieser Leute sind. Sie stehen mit beiden Beinen im Leben und sind überhaupt nicht irgendwie "abgehoben" oder "durchgeknallt". Dies gilt auch für die Extremläufer darunter, die z. B. in einem Jahr 50 und mehr Marathon- und Ultramarathonläufe bestreiten, oder die an Extrem-Events wie dem Tausend-Meilen-Lauf in New York teilnehmen. Ich stellte sogar fest (und es ist mir bewusst, dass diese Einstellung subjektiv ist und der unvermeidbar selektive Blick andere Ergebnisse bringt als eine möglichst neutrale, statistische Untersuchung), dass einige Eigenschaften unter den Ultras weiter verbreitet sind als in der Durchschnittsbevölkerung: die Welt mit wachem Verstand wahrzunehmen, anderen zuhören zu können, mit Misserfolgen umgehen zu können, Toleranz nicht nur als Lippenbekenntnis auszuüben, gelassen und entspannt zu sein, genießen zu können usw.

Die Minderheit der Barfüßer, die ich leider bisher nur virtuell über dieses Forum kenne, erscheint mir unter den genannten Aspekten mit den Ultramarathonis durchaus vergleichbar.

Ich möchte hier allerdings keine Heile Welt bei den Ultramarathonis und den Barfußgehern beschwören. Es gibt unter ersteren durchaus auch Typen, mit denen ich persönlich nichts zu tun haben möchte; von letzteren kenne ich noch niemanden im realen Leben. Was mir vor allem ein Gräuel ist, sind Leute, die mit ihrer Passion missionarischen Eifer verbinden und Nichtläufer (oder auf dieses Forum übertragen: Schuhträger) für krank und degeneriert erklären und überheblich auf diese herabschauen.

Hier komme ich auf den Kern Deiner Frage: Ich würde heute, wenn ich Leuten wie in den von Dir genannten Beispiel begegne, beobachten, ob es sich um missionarische Eiferer handelt, vor allem, wenn es sich um Lehrer meiner Kinder handeln würde, und ggf. entsprechende Konsequenzen ziehen. Die soziale Grenze liegt für mich zwischen missionarischem Eifer und unverkrampfter Lebenseinstellung. Es ist mir klar, dass diese Grenze manchmal schwierig zu erkennen ist.

Ich habe übrigens oft die Erfahrung gemacht, selbst von anderen in die Schublade des missionarischen Eiferers gesteckt zu werden. Manche Leute machen es sich zu leicht: Wenn jemand etwas Ungewöhnliches und von der Gesellschaft nicht allgemein Akzeptiertes tut, wird er ohne viel zu überlegen als Außenseiter abgestempelt, und an einem Außenseiter lassen sich bequem weitere Vorurteile festmachen.

Wenn man in dieser unangenehmen Situation ausreichend Durchhaltevermögen hat und zu seiner "Sonderbarkeit" steht, dann stellen sich viele Mitmenschen als lernfähig heraus. Früher oder später wird man von den meisten, deren Blicke vorübergehend überdeutlich ausdrückten "Jetzt ist er total verrückt geworden", akzeptiert und wieder in den Kreis der "Normalos" aufgenommen.

Abschließend noch eine kurze Charakterisierung meines Barfuß-Gehens, da ich gerade erst hier aus dem Nur-Leser-Status aufgetaucht bin: Seit April 2002 gehe ich fast täglich barfuß, meist in der Mittagspause oder auch als Regenerationseinheit an lauftrainingsfreien Tagen, und habe riesig Spaß dabei, auch im Winter bei Frost bis -7 Grad (bei -10 Grad hörte der Spaß auf, da war ich nach zwei Minuten wieder im Warmen), und neuerdings bei Wanderungen bis 3 1/2 Stunden. Ich gehe bei fast jeder Gelegenheit im Freien barfuß, vermeide allerdings geschlossene, öffentliche Räume, z. B. Verkehrsmittel oder Geschäfte. An Konfrontationen mit Leuten, die Ekel vor nackten Füßen empfinden, habe ich kein Interesse, und gehe deshalb nicht barfuß einkaufen, vor allem nicht in Lebensmittelgeschäften. NB: Barfüßer, die dies tun, erkläre ich ausdrücklich *nicht* a priori für verrückt. Wie gesagt, die Meßlatte für Verrücktheit lege ich jetzt höher als früher, als ich als angepasster Bürger das sein ließ, "was man nicht tut".

Wie schön wäre es doch, wenn wir in Mitteleuropa ein bisschen neuseeländische Lockerheit verbreiten können - oops, jetzt spricht doch der Missionar ;-)

Ich sehe hier im Forum, dass andere mehr von dieser Lockerheit entwickelt haben als ich, und freue mich auf zukünftige anregende Diskussionen.

Viele Grüße,

Jürgen

*************************
"Gar nicht verrückt ist auch nicht normal."
(Christian Hottas, ein Original aus der Ultramarathon-Szene)

[image] meine HP

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Hannes, Thursday, 27.03.2003, 12:45 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Hallo Aquajeans,

Seh´s nicht so, als ob alle oder die anderen etwas machen, was DU machst ( Was wäre, wenn....?)

Ich würde mich als sogenannten Dauerbarfüßer bezeichnen, obwohl ich dieses Wort nicht so mag. Meine anfänglichen Berufs-Barfußerfahrungen waren als Tischler, wo es zwar in manchen Betrieben Hinweise wegen der Sicherheit gab, die aber sowieso keiner einhielt, in Sandalen fühlte ich mich an den Maschinen viel unsicherer.
Ansonsten hatte ich größere "Pausen" im Berufsleben, die mir ein leichtes "Umsteigen" ermöglichten.
"Eigenheiten" wie Barfuß sollen nicht verkrampft ablaufen, sondern eben die Chancen genutzt werden, wo´s möglich ist, vorausgesetzt, ohne Schuhe fühlt man sich wohler.
Ich habe die Ehrfahrung gemacht, daß es im Prinzip immer möglich ist, barfuß zu sein, in Situationen, die ich selbst vor Jahren nie für möglich gehalten hätte, aber diese Dinge entstehen aus persönlichen Konstellationen heraus und so bin ich froh, dass es meine Konstellationen "zulassen". Parallel zu barfuß hat sich auch meine sonstige Lebensphilosophie entwickelt, die in sich als Ganzes geschlossen ist und so Barfuß und Alltag kein Widerspruch mehr sein braucht, wie es früher oft der Fall war.

Auf jeden Fall Spaß bei deinen Barfußgängen,
Hannes

--

Hallo liebes Forum,
Ich möchte eine Frage aufwerfen,die mich beschäftigt.
Ganzjahresbarfüsser oder Fast- g.j.bf's werden hier von den meisten im Forum bewundert. Von mir an und für sich auch.
Sozial scheint mir für diese Konsequenz jedoch ein gewisser, manchmal recht hoher Preis zu zahlen.
Einige Beispiele wurden hier diskutiert: die Sozialarbeiterin aus dem kleinen Eifelforf, der Snowboardlehrer in der alternativen Snowboardschule in einem Schweizer Bergdorf, der Künstler, der/die UnistudentIn
Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben ?
Konkrete Beispiele:
Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr
Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig
barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden ?
Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient ?
Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen ?
Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.
Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?
In der Hoffnung auf eine angeregte Diskussion
MfG
Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?-Ergäzung

Hannes @, Thursday, 27.03.2003, 13:02 (vor 7856 Tagen) @ Hannes

Um für jene, die meine Beiträge verfolgen, keine widersprüchlichen Fragen aufkommen zu lassen:

Ich habe (fertig)studiert, drei Jahre als Ing. in der Branche gearbeitet, ein Jahr Pause, auf Tischler umgelernt, war im Magistrat in der EDV,... ich übte also schon mehrere Tätigkeiten aus, mehr möchte ich in einem anonymen Forum auch nicht von mir preisgeben.
.........................................................

Hallo Aquajeans,
Seh´s nicht so, als ob alle oder die anderen etwas machen, was DU machst ( Was wäre, wenn....?)
Ich würde mich als sogenannten Dauerbarfüßer bezeichnen, obwohl ich dieses Wort nicht so mag. Meine anfänglichen Berufs-Barfußerfahrungen waren als Tischler, wo es zwar in manchen Betrieben Hinweise wegen der Sicherheit gab, die aber sowieso keiner einhielt, in Sandalen fühlte ich mich an den Maschinen viel unsicherer.
Ansonsten hatte ich größere "Pausen" im Berufsleben, die mir ein leichtes "Umsteigen" ermöglichten.
"Eigenheiten" wie Barfuß sollen nicht verkrampft ablaufen, sondern eben die Chancen genutzt werden, wo´s möglich ist, vorausgesetzt, ohne Schuhe fühlt man sich wohler.
Ich habe die Ehrfahrung gemacht, daß es im Prinzip immer möglich ist, barfuß zu sein, in Situationen, die ich selbst vor Jahren nie für möglich gehalten hätte, aber diese Dinge entstehen aus persönlichen Konstellationen heraus und so bin ich froh, dass es meine Konstellationen "zulassen". Parallel zu barfuß hat sich auch meine sonstige Lebensphilosophie entwickelt, die in sich als Ganzes geschlossen ist und so Barfuß und Alltag kein Widerspruch mehr sein braucht, wie es früher oft der Fall war.
Auf jeden Fall Spaß bei deinen Barfußgängen,
Hannes

--

Hallo liebes Forum,
Ich möchte eine Frage aufwerfen,die mich beschäftigt.
Ganzjahresbarfüsser oder Fast- g.j.bf's werden hier von den meisten im Forum bewundert. Von mir an und für sich auch.
Sozial scheint mir für diese Konsequenz jedoch ein gewisser, manchmal recht hoher Preis zu zahlen.
Einige Beispiele wurden hier diskutiert: die Sozialarbeiterin aus dem kleinen Eifelforf, der Snowboardlehrer in der alternativen Snowboardschule in einem Schweizer Bergdorf, der Künstler, der/die UnistudentIn
Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben ?
Konkrete Beispiele:
Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr
Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig
barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden ?
Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient ?
Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen ?
Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.
Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?
In der Hoffnung auf eine angeregte Diskussion
MfG
Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

joshi, Thursday, 27.03.2003, 14:41 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

ich hätte bei allen Beispielen die du genannt hast, und auch bei allen anderen die man noch hinzufügen könnte, nicht das allergeringste Problem mit barfuß. Schließlich ist man ja nicht provinziell )))))

Der Bezug auf einen selbst

malo @, Thursday, 27.03.2003, 20:10 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Hallo,

warum würde ich all das nicht machen/inanspruch nehmen, was Du oben angeführt hast, wenn derjenige/diejenige mir gegenüber barfuß ist?
Ich selbst brauch doch da gar nicht überlegen. Denn ICH weiß ja, was ich barfuß zusammen bringe. Ich weiß, das ich es mit oder ohne Schuhe genauso un/zuverlässig ausführe/mache. Ich kenne mich und da ist zu beschuht kein Unterschied. Die anderen haben ein Problem damit, ich nicht.
Vielmehr sind die Fragen den Schuhträgern zu stellen.
Oder noch besser: den vehementen Schuhverfechtern.

Hier im Heimatort ist ein Masseur, der ein 100iger Ganzjahresbarfüßer ist. Ich habe keinen Kontakt zu ihn. Er wird von allen genauso in der Praxis besucht, um Rat gebeten, wie jeder "normale" Masseur. Warum soll er seine Praxis schlechter führen? Ich bin eher der März/April bis Oktober/November Außer-der-Arbeit-Barfüßer. Ich würde auch in dieser Zeit zu 100% ohne sein. Im Winter jedoch nicht, da hier ein anderer Winter herrscht, als in den meisten übrigen Ländereien Deutschlands.

Sollte man einmal Julia Fiona fragen, wie sie es damals als hochrangige Person im Beruf immer angestellt hat, voll akzeptiert zu werden? Oder hat es dann da "Frau" leichter als Mann? ;-)

Gruß,
Markus

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Olaf, Stammposter, Thursday, 27.03.2003, 20:34 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Hallo,

ich würde alle von Dir genannten Personen barfuß genauso akzeptieren wie mit Schuhen - und was die Leute privat machen, würde mich schon mal gar nicht interessieren. Was soll es meine Meinung über einen Menschen beeinflussen, wenn ich von diesem wüßte, daß er in seiner Freizeit gerne barfuß läuft, mir aber im Autoladen beschuht gegenüber steht?

Und wegen mir kann der Autoverkäufer mir auch barfuß den neuen Audi A 3 erklären und verkaufen. Aber ich denke, wir hier sind der falsche Adressat für diese Frage - WIR haben doch selber die Vorliebe unsere Füße zu befreien, wie könnten wir dann dieselben Vorbehalte an den Tag legen, wie Leute, denen nackte Füße suspekt sind?

Olaf

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Stany, Friday, 28.03.2003, 00:01 (vor 7856 Tagen) @ aquajeans

Hallo,

Ich bin Lehrer in Belgien, und unterrichte meine Kinder gewöhnlich barfuss

Hallo liebes Forum,
Ich möchte eine Frage aufwerfen,die mich beschäftigt.
Ganzjahresbarfüsser oder Fast- g.j.bf's werden hier von den meisten im Forum bewundert. Von mir an und für sich auch.
Sozial scheint mir für diese Konsequenz jedoch ein gewisser, manchmal recht hoher Preis zu zahlen.
Einige Beispiele wurden hier diskutiert: die Sozialarbeiterin aus dem kleinen Eifelforf, der Snowboardlehrer in der alternativen Snowboardschule in einem Schweizer Bergdorf, der Künstler, der/die UnistudentIn
Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben ?
Konkrete Beispiele:
Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr
Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?
Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig
barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden ?
Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient ?
Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen ?
Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.
Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?
In der Hoffnung auf eine angeregte Diskussion
MfG
Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Bernd A, Friday, 28.03.2003, 08:41 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Ob mich jemand barfuß oder beschuht bedient, ist für meine Akzeptanz zweitrangig. Wenn ein Arzt mich angemessen behandelt, ist es mir wurscht, ob der Schuhe trägt oder nicht, ich wähle einen Politiker nach seinem politischen Programm, nicht nach seiner Kleidung. Einer, der barfuß ist, würde vermutlich eher meiner politischen Richtung entsprechen, aber das ist nicht automatisch so. Wenn ich ein Auto, eine Kamera oder ein Fahrrad kaufen möchte, orientiere ich mich nach dem, was mir das Produkt zu bieten hat und wie es mit dem Preis - Leistungsverhältnis steht, und letztendlich auch, ob der Verkäufer freundlich ist und zu meinen Wünschen brauchbare Stellung nimmt. Einen Labersack, der mir auf Teufel komm raus irgendeinen Schrott andrehen will, würde ich barfuß ebenso im Regen stehen lassen wie im Lackanzug. Im ersten Eindruck, würde ich mich wohl eher an den Barfüßler wenden, als an einen Lackaffen.
Doch egal, was jemand macht oder ist, für mich ist nur entscheidend, welche Ausstrahlung jemand rüberbringt, und das hängt nicht mit barfuß zusammen. Ich hätte nichts gegen einen Lehrer, der meine Kinder barfuß unterrichtet, aber das würde er vermutlich nicht lange tun, weil sich mit Sicherheit einige andere Eltern darüber das Maul zerreißen würden und alles unternehmen, um diesem Kerl das Handwerk zu legen. Unsere Tochter hatte einen Lehrer, der eine sehr tolerante, freundliche und weltoffene Ausstrahlung hatte. Er war zwar nicht barfuß, aber hatte eben sonst eine offene Ausstrahlung. Unsere Tochter (und auch andere Schüler) mochten ihn sehr. Nur bei den meisten Eltern entsprach er eben nicht dem Idealbild eines Lehrers, folglich wurde so lange gestänkert, bis er die Sache satt hatte und sich in Frankreich zum Schuldienst meldete.
Barfuß bei Bewerbungsgesprächen: Ich habe mich vor Jahren mal mitten im Winter barfuß (mit Birkenstocksandalen) bei einem Architekten vorgestellt und die Stelle bekommen. Ich bin auch schon oft in "angemessenem Erscheinungsbild" zu Bewerbungsgesprächen erschienen und habe die betreffende Stelle nicht bekommen. Einem Chef, der klar bei Sinnen ist, kommt es in erster Linie auf die fachliche Qualifikation des Bewerbers an, denn das ist für die Arbeit wichtig und sonst nichts. Natürlich gibt es Berufe, wo es auf das Äußere entscheidend ankommt, weil die meisten Menschen in dieser Beziehung nicht sehr tolerant sind und man um jeden Kunden kämpfen muss. Aber für solch einen Lack-Job würde ich mich ohnehin nur im Notfall bewerben, weil ich das ohnehin nicht lange durchhalten würde.
Mir ist es aber selbst schon öfter passiert, dass mich als Kunde meine Gegenüber barfuß empfingen, z.B. ein Arzt (der aber leider fachlich eine Niete ist) und der Chef eines kleinen Verlages.
Ich glaube, dass da die Akzeptanz bei den meisten Menschen viel größer ist, als wir glauben, solange sie sich als Kunde kompetent beraten fühlen.
Wenn ich meine Diavorträge an der VHS mache, ist es den Leuten egal, ob ich in meiner Freizeit barfuß bin, das ist auf den Dias auch immer wieder zu sehen. Die Leute wollen schöne lebendige Dias sehen und sachliche Information erhalten und das bekommen sie. Viele Zuschauer haben schon mehrere meiner Vorträge besucht, offensichtlich gefällt es ihnen.
In diesem Zusammenhang: Vor einiger Zeit habe ich der VHS einen Kurs zum Thema barfuß laufen angeboten. Das wurde jedoch inzwischen abgelehnt, nicht weil das Thema uninteressant wäre, sondern weil ich keine Ausbildung im Bereich Entspannung habe.
Grundsätzlich wäre Interesse vorhanden, nur wünscht sich die VHS dafür einen Kursleiter, der vielleicht Gymnastiklehrer oder ähnliches ist.
barfüßiger Frühlingsgruß,
Bernd A

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

Markus U., Stammposter, Friday, 28.03.2003, 08:55 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Hi aquajeans,

Wie aber steht es mit jemandem, der einen "konventionellen" Beruf ausübt, bei dem ein gewisses konservatives Verhalten erwartet wird, und wie stehen wir selbst zu dieser Thematik, mal angenommen wir gehen davon aus dass die, die hier posten, zumeist aktive Barfüsser sind, und zum Thema Barfuss eine positive Grundeinstellung haben ?
Konkrete Beispiele:
Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Ja freilich, das würde mir sogar eher Vertrauen einflößen.

Würdet Ihr jemand/frau in ein politisches Amt wählen, sei dies auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene, der/die sein/ihr
Amt barfuss ausübt oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Auf jeden Fall!

Würdet Ihr akzeptieren, dass ein(e) LehrerIn eure Kinder ganzjährig
barfuss unterrichtet, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Da ich keine Kinder habe, betrifft mich diese Frage nicht. Prinzipiell würde ich es selbstverständlich akzeptieren.


Würdet Ihr zu einem/r AnwaltIn gehen, der/die barfuss in der Kanzlei rumläuft, vom Gericht gar nicht zu reden ?

Da ich selbst Anwalt bin, würde ich rasch merken, ob dieser Kollege bzw. die Kollegin etwas von ihrem Fach versteht (in eigener Sache würde ich nämlich aufgrund eigener Befangenheit doch lieber "fremde" Hilfe in Anspruch nehmen). Außerdem wäre das vielleicht ein Ansporn für mich (im Winter verstekke ich meine sokkenlosen Füße in schwarzen Halbschuhen unter einer Hose mit hinreichend langem Saum, bin aber seit einigen Tagen wieder dazu übergegangen, schwarze Sandalen zu tragen - da kommts nicht mehr auf den Hosensaum an.

Würdet Ihr einem Autohändler ein Auto abkaufen, der euch barfuss bedient ?

Zumindest eher als einem bedschuhten.

Würdet Ihr Euer Geld einem/r barfüssigen VermögensverwalterIn anvertrauen ?

Einem barfüßigen Vermögensverwalter brächte ich ebensoviel Mißtrauen entgegen wie einem beschuhten. Mit einem barfüßigen Bankangestellten hätte ich keine Probleme bzw. nur dann, wenn er in kurzen Hosen rumliefe. Mit Bankangestellten in kurzen Hosen hätte ich aber noch mehr Probleme, wenn er Schuhe und möglicherweise sogar Sokken trge. Das gilt übrigens für alle anderen genannten Berufe genauso, da ich einen Anwaltskollegen in kurzen Hosen nicht ernst nehmen könnte.

Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele hinzusetzen, und jeweils den Zusatz "der zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist" beifügen.
Die Frage lautet in letzter Konsequenz: wo liegt eurer Meinung nach die soziale Grenze,nicht so sehr in den Augen der Allgemeinheit oder er Mehrheit, denn diesbezüglich sind die meisten Fragen schon fast rhethorischer Natur, da von einer ablehnenden Antwort ausgegangen werden kann, sondern für euch selbst, als pro-Barfüsser ?

Da ich selbst pro- barfuß bin, fände ich es wundervoll, wenn Barfüßigkeit im Dienstleistungsbereich, wo Schuhe keine Notwendigkeit sind, allgemein verbreitet wäre. Audf mich würde es jedenfalls eher werbend als abstoßend wirken. Daß ich selbst im Büro stets beschuht bin (und sei es in Sandalen), liegt vor allem daran, daß mir das "positive Vorbild" fehlt. Andererseits möchte ich natürlich auch nicht bei den Mandanten als durchgeknallt gelten - ich laufe im Büro ohnehin relativ unkonventionell rum, da ich Anzug und Krawatte nur bei Gericht trage, und Gerichtstermine habe ich nicht jeden Tag.

In der Hoffnung auf eine angeregte Diskussion
MfG
Aquajeans, reiner Wochenendbarfüsser

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U. (der nur in Büro und Kirche NICHT barfuß läuft)

Barfuss als Arzt kein Problem

Michael Weiss, Friday, 28.03.2003, 15:26 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Hallo liebes Forum,

Würdet Ihr zu einem/r ArztIn gehen, der seine Patientenbesuche barfuss macht, oder zumindest als BarfüsserIn in der Privatsphäre bekannt ist ?

Darauf kann ich nur antworten: offensichtlich tun das die Leute, hier in der Schweiz zumindest.
Zur Zeit muss ich aus gesunsheitlichen Gründen (laufe an Krücken nach Beinbruch) meine PatientInnen zu Hause empfangen, und da ich zu Hause meist barfuss bin, bin ich es auch in diesen Situationen, macnhmal im Trainer, auch schon im Anzug. KEINE und KEINER hat was gesagt oder wäre nicht mehr gekommen oder bezahlt deswegen die Rechnungen nicht, man staune. Im Gegenteil, manche ziehen ihre Schuhe aus (egal, ermuntere ausdrücklich nicht dazu).
Letzten Sommer war ich auch in der Klinik in meinem Sprechzimmer zeitweise barfuss, diesselben Nicht-reaktionen. Und wenn schon, wärs mir eben egal. Was wohl meine PatientInnen hier posten würden?

Das wars, liebe Grüsse an alle

Michael W.

Barfuss als Arzt

Georg @, Stammposter, Friday, 28.03.2003, 18:01 (vor 7855 Tagen) @ Michael Weiss

Zur Zeit muss ich aus gesundheitlichen Gründen (laufe an Krücken nach Beinbruch) meine PatientInnen zu Hause empfangen, und da ich zu Hause meist barfuss bin, bin ich es auch in diesen Situationen [...] Letzten Sommer war ich auch in der Klinik in meinem Sprechzimmer zeitweise barfuss, diesselben Nicht-reaktionen. Und wenn schon, wärs mir eben egal. Was wohl meine PatientInnen hier posten würden?

Michael W.

Hallo Michael,
willkommen!

Dein Beitrag gibt mir zunächst die Gelegenheit, auch einmal anzumerken, dass Aquajeans seine Frage vielleicht doch an einen unrepräsentativen Personenkreis gerichtet hat!?

Schön, dass Du als Arzt jedenfalls souverän genug bist, um bei passender Gelegenheit die Schuh - Konventionen außer Acht zu lassen.

Übrigens : Könntest Du wohl so nett sein, mich einmal anzumailen? Würde mich freuen.

Gruß aus Köln in die Schweiz
von Georg

Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ?

der Joe, Stammposter, Friday, 28.03.2003, 22:22 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Hey,

das ist schon eine interessante Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den genannten Berufsgruppen ihre angebliche Seriosität abnehmen würde, wenn mir der eine oder andere barfuss über den Weg laufen würde.
Wahrscheinlich wäre es situations- und personenabhängig. Nicht jeder wirkt barfuss glaubwürdig und/oder authentisch.
Vielleicht wäre es sogar so, dass ich mich gerade unwohl fühlen würde, weil ich merken müsste, dass jemand anders mir aufgrund seiner Barfüssigkeit die Schau stiehlt. Geniessen wir es denn nicht, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, auch wenn wir hier immer wieder kund tun, dass es niemand merkt, wenn wir in unüblichen Situationen barfuss unterwegs sind? Wäre es nicht eine Kränkung unserer Eitelkeit, wenn es wirklich normal würde, sich in unserer Gesellschaft stets barfuss bewegen zu können?

Es grüßt der
JOE

Barfuss im Job

Harald 2, Friday, 28.03.2003, 23:51 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Hi!

Es ist grundsätzlich eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt, wie sehr man sich an die Erwartungshaltungen, mit denen einen ein Job konfrontiert, anpassen soll. Und es ist keine Frage, die man so klar ein für alle mal beantworten kann. An sich halte ich es persönlich so, dass ich mir eher einen Job gesucht habe, der meiner Persönlichkeit entspricht, als meine Persönlichkeit an die Arbeitswelt anzupassen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich anders könnte.

2 grundsätzliche Gedanken dazu:
- Mich wundert immer, wenn pauschalierend davon gesprochen wird, was "die Arbeitswelt" von einem erwartet, sowohl was Charakterzüge als auch was Äußerlichkeiten (Kleidung etc.) angeht. Ich denke, es ist schon möglich, seine ganz individuelle Nische zu finden. Teils ist es eine Frage des Mutes. Aber irgendwie frage ich mich schon, ob nicht einer, der frustriert als Anwalt mit Anzug und Schuhen rumläuft und lieber barfuß irgendwo draußen wäre, nicht doch auch ein paar andere Möglichkeiten gehabt hätte.
- Ich glaube auch nicht daran, dass es die Garantie für tolle Jobaussichten ist, sich möglichst stromlinienförmig an das anzupassen, was die anderen tun. Ein Mensch mit Ecken und Kanten, starken Interessen und Engagement findet dann doch vielleicht eher das Richtige für sich.

Jetzt konkreter: Ich arbeite seit 8 Jahren als freiberuflicher "consultant" bei Naturschutzprojekten. Es ist ein Job, bei dem man manchen Leuten dreimal erklären muss, was man eigentlich tut;-) Es ist auch ein Job, mit dem ich wohl niemals zu den Spitzenverdienern zählen werde. Es ist ein Job, bei dem ich manches erst mitaufbauen muss und einer, bei dem mir nie langweilig wird. Ich bin glücklich darüber, dass ich letztlich für Dinge bezahlt werde, die mir auch Spass machen. Und auch darüber, dass die Ausbildung, die ich dafür gebraucht habe, diejenige war, die meinen Interessen entsprochen hat. Natürlich bin ich für so einen Job auch bereit, Kompromisse zu schließen.

Wie halte ich es jetzt mit nackten Füssen im Job? Zunächst: Ich hab kein Problem damit, von irgendjemand privat barfuß gesehen zu werden. Ich denke, es passt zu einem unkonventionellen Typ;-)) Oder doch: Irgendwo muss eine Grenze zwischen Privatleben und Job sein. Natürlich kann ich in meinem Büro, das ein Zimmer in meinem Haus ist, anziehen was ich will. Bei "Geländearbeit", die ich alleine oder mit KollegInnen erledige, habe ich auch kein Problem mit meinem Barfußtick. Eine Grenze die ich mit möglichst viel "Fingerspitzengefühl" (eigentlich "Zehenspitzengefühl"!) ertaste, ist die, wie weit ich mit dem Barfußlaufen gegenüber "Kunden/Klienten" gehen kann. Das sind zum Teil Landwirte und zum Teil Bürgermeister und Gemeinderäte. Meistens ist die Situation dadurch ein bisschen verzwickt, als die ja nicht direkt meine "Kunden" sind. Sondern ich werde von der Naturschutzbehörde bezahlt, um gemeinsam mit ihnen etwas zu planen oder zu organisieren.
Da habe ich bis zu einem gewissen Grad schon das Gefühl, ein wenig auf mein Äußeres achten zu müssen. D.h. bis zu einem gewissen Grad bin ich es meinen Auftraggebern schuldig, nicht durch eine provozierende Art etwas zu verpatzen.

Aber es hat Grenzen: Jeans, T-Shirts und Sandalen finde ich fast immer ok. Schließlich treffen wir uns ja mitunter draußen in Wald und Flur oder ich bin zumindest derjenige, der nach dem Gespräch im Gemeindeamt gleich dorthin geht. Und ich hätte auch das Gefühl, zu mir nicht ehrlich zu sein, wenn ich mich hier wesentlich "gepflegter" kleiden müsste. Wenn ich schon jemand beeindrucken muss, soll es schon eher mit Fachwissen geschen als mit einem Sakko;-)

Trotzdem: Kurz einmal Schuhe anzuziehen, um bei einem Termin nicht barfuß aufzukreuzen, finde ich ok und erspart mir das Gefühl von Unsicherheit und Peinlichkeit. Ob ich dann nach einiger Zeit die Schuhe doch wieder ausziehen kann, entscheide ich "aus dem Bauch heraus" und ich kann mich kein einziges Mal daran erinnern, deshalb negative Reaktionen bekommen zu haben.

Das bringt mich noch auf einen Gedanken: Ich habe das Gefühl, dass negative Reaktionen auf barfuß umso seltener sind, je selbstbewußter man dabei ist. Unsichere Barfüßler provozieren ungute Reaktionen! Auch ein Grund, manchmal doch einmal kurz zu Schuhen zu greifen. Solange es Teil eines Kompromisses (mit dem Job, mit der family ...) ist, der insgesamt stimmt.

So, ich hoffe, ich hab jetzt keine(n) mit meinen verworrenen abendlichen Barfußgedanken gelangweilt...
Ich wünsch euch ein tolles barfüßiges Wochenende!

PS (v.a. für Aquajeans): Barfüßige PolitikerInnen hätten bei mir schon einen Vertrauensvorschuß. Wählen würde ich sie natürlich nur, wenn mir auch ihr politisches Programm entspricht.
Und: Nein, barfüßigen Vermögensberatern würde ich keinen Cent anvertrauen! Echt nicht! (Beschuhten natürlich auch nicht:-)))

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten

aquajeans, Wednesday, 02.04.2003, 11:30 (vor 7850 Tagen) @ aquajeans

Vielen Dank für die zahlereichen Antworten, und den sachlichen, unpolemischen Ton, den der Thread ausgelöst hat

Mfg

aquajeans

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