Februarpresse (2) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg, Stammposter, Thursday, 06.03.2003, 08:58 (vor 7877 Tagen)

Hallo zusammen,
hier kommt jetzt der zweite Teil der Februarpresse:

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Es beginnt mit Tanz:
Fanal der Lebenslust
Deborah Colkers "Casa" überflutet die Bühne der Komischen Oper mit Herzlichkeit [...]
So etwas sieht man sonst nur im Varieté: Die Choreografin Deborah Colker präsentierte jetzt ihr Tanztheaterstück "Casa" in der Komischen Oper. Und das BerlinBallett erwies sich im vielseitigen Bühnenbild von Gringo Cardia als spurtfreudige Wohngemeinschaft.
Duschen, Hände waschen, Zähne putzen. In "Casa", dem Tanztheaterstück von Deborah Colker in der Komischen Oper, getragen von dem flitzefreudigen BerlinBallett des Hauses, gibt sich das Ensemble als spurtfreudige Wohngemeinschaft. Sie turnt aus Leibeskräften herum - und die sind beträchtlich. Man geht sich an die Gurgel und an die Waden. Man geht buchstäblich die Wände hoch und rutscht an Kletterstangen wieder herunter. Es setzt ein Fitnesstraining der Choreographie. [...]
Allein schon das gut durchlüftete Haus, das Gringo Cardia auf die Bühne gestellt hat, ist eine fabelhaft funktionierende Augenweide. Es gleicht mit seinen vielen Etagen einem denkbar raffiniert ersonnenen Turngerät. Türen öffnen und schließen sich. Böden senken und heben sich. Katzengleich umschnurren sich auf leichten, nackten Sohlen Tänzerinnen und Tänzer, wobei die Mädchen erstaunlicherweise aggressiver sind als die Jungs. Man hat keine Bange um sie, selbst wenn sie am Enterhaken vom Schnürboden herabschweben und nackten Fußes auf den nackten Fußsohlen eines kopfstehenden Partners landen. So etwas sieht man sonst nur im Varieté. [...]
Tanz als Fanal körperlicher Gesundheit, der Lebenslust, menschlicher Zuversicht. Das verstand zu zünden. Das Publikum jubelte lauthals der wendigen, hübsch anzusehenden Truppe zu und ihrer nicht weniger attraktiven Choreographin.
Komische Oper [...]
[Berliner Morgenpost, 17. 02. 2003]
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Was wäre Amerika ohne das alte Tanz-Europa? [...]
Das "Alte Europa" - und noch dazu aus amerikanischem Munde - zum Schimpfwort gemacht zu hören, ist schon starker Tobak. Was wäre Amerika denn ohne die vielfältigsten alteuropäischen Einflüsterungen? [...] Wie schwesterlich barfuß gingen und tanzten Mary Wigman und Martha Graham auf einander zu.
Es geschah 1957 bei den Eröffnungsfestivitäten für die "Schwangere Auster", die Kongresshalle am Rande des Tiergartens, immerhin eines Geschenks der Vereinigten Staaten an das vielgeprüfte Berlin. Bei dieser Gelegenheit gab Graham ihr spätes Deutschland-Debüt. Sie war schon ein paar Jährchen über die Sechzig hinaus, für Tänzerinnen durchaus schon ein gesegnetes Alter.
Wigman, darin noch um zehn Jahre der Graham voraus, war natürlich zu der Vorstellung der eminenten Kollegin geladen. Man hatte sie auf einen Ehrensitz in der ersten Reihe platziert. Von dort aus erlebte sie das Desaster: das Publikum quittierte die ihm unvertraute Tanzweise Martha Grahams nicht eben mit Begeisterung. Der Beifall kleckerte flau. Da erhob sich kurz entschlossen die Wigman, stieg die paar Stufen zur Bühne und zu Martha Graham hinauf und schloss die Kollegin schwesterlich in die Arme. Ein deutsch-amerikanisches Bild für die Götter! Das kam beim Publikum an. [...]
[Berliner Morgenpost, 18. 02. 2003]
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Einen interessanten Vergleich in einem höchst unerfreulichen Zusammenhang präsentiert dieser Beitrag:
Der große Unterschied [...]
Der Streit über Sinn und Unsinn eines Irak-Krieges wird heftiger. Nicht nur Pazifisten und linke Kriegsgegner misstrauen der amerikanischen Sichtweise. Dabei geht es weniger um die Einschätzung Saddams und seiner Fähigkeit, die Nachbarn mit Massenvernichtungswaffen zu bedrohen als um den amerikanischen Politikansatz gegenüber der islamischen Welt. Denn nur zu deutlich wird hinter dem vordergründigen Entwaffnungsmotiv das "Grand Design" der amerikanischen Politik sichtbar - die Schaffung einer demokratisch-liberalen arabischen Welt. Und während früher der Grundsatz galt, dass die kulturellen Voraussetzungen unserer demokratischen Gesellschaft nicht ohne weiteres in andere Weltgegenden übertragen werden können, mehren sich die Anzeichen für einen grundsätzlichen amerikanischen Politikwechsel: Demokratie und Marktwirtschaft können überall auf der Welt verwirklicht werden, gleichgültig auf welche kulturellen, religiösen und historischen Bedingungen dieser Export trifft. [...]
Am Ende ist man geneigt, jenem türkischen Dichter zuzustimmen, der in einer Novelle einen alten Türken zu seinem verwestlichten Neffen sagen lässt: "Mein Kind, hast du noch immer nicht begriffen, dass Orient und Okzident nie übereinkommen können? Hör zu: Es gilt bei uns als Ehrenbezeugung, das Haupt nicht vor Fremden zu entblößen, jedoch ziehen wir die Fußbekleidung aus; bei den Europäern gilt es als höflich, sich nicht barfuß vor Fremden zu zeigen, aber das Haupt zu entblößen. Die Teppiche, die sie unter ihren Füßen ausbreiten, hängen wir über unseren Köpfen auf." Nicht nur dieser kleine Unterschied trennt die islamische Welt vom Westen.
[Märkische Allgemeine, 21. 02. 2003]
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Das Thema "Kneipp - Kindergarten" schlägt sich auch im Pressespiegel nieder:
Barfuß durch Schnee, dazu Eiswasser-Güsse: Kita-Knirpse kneippen [...]
Die Knirpse des Zwergenlandes trotzen jedem Wetter. Ob es stürmt oder schneit, die Kinder der gleichnamigen Karlshorster Kita sind den größten Teil des Tages an der frischen Luft. Den Namen Kneipp kennen sie so gut wie Benjamin Blümchen. Schließlich bestimmen die Regeln des Naturheilkundlers Sebastian Kneipp ihren Alltag.
So rennen die Kleinen fröhlich juchzend barfuß durch den Schnee. Angst vor kaltem Wasser? Die ganze Gruppe lacht beim Wassertreten, bei Gesichts- und Unterarmgüssen. Kita-Leiterin Iris Aethner freut sich: "Gesunde Lebensweise soll Spaß machen."
Seit 1985 werden an zwei Lichtenberger Kitas in Zusammenarbeit mit dem Kinderkrankenhaus Lindenhof infektanfällige Kinder nach der Kneipp-Methode behandelt. Nach der Wende blieb das "Zwergenland" an der Hönower Straße 31 dabei. Die 15 Erzieherinnen der 100 Kinder aus Karlshorst haben dazu eigens eine Weiterbildung zur Kneippbetreuung im Kindergarten absolviert. Denn es geht nicht nur darum, die Mädchen und Jungen abzuhärten, sondern um ein ganzheitliches Programm. Dazu gehören auch gesunde Ernährung und viel frische Luft. Stolz zeigt die Leiterin die Küche, in der die Kinder ihr selbst angebautes Gemüse zubereiten.
"Sauna ist schön", sagt die fünfjährige Nana, die einräumt, noch ein bisschen Angst vorm kalten Wasser zu haben, aber dafür umso lieber durch den Schnee läuft. Marvin zupft seine Tante Iris am Rock. "Ich will wieder draußen schlafen", klagt er seinen Wunsch ein, den er mit seinen Spielgefährten teilt. Selbst bei Minusgraden stehen die Bettchen der Kleinsten auf dem Balkon. In Schlaf- und Jogginganzug, mit dicken Socken und Mütze auf dem Kopf, einem Schneeanzug und eingemummelt in fünf Decken bis zur Nasenspitze schlafen die kleinen Eskimos. "Und wie die Murmeltiere", sagt Iris Aethner "Marvin mussten wir beispielsweise gestern sogar wecken."
Die Kita "Zwergenland" ist in Berlin die einzige Einrichtung, die Kinder nach der Kneipp-Methode betreut. In der gesamten Bundesrepublik sind es nach Aussagen der Erzieher ganze neun Tagesstätten. Kein Wunder, dass das Telefon nicht still steht und Eltern aus der ganzen Stadt ihre Sprösslinge anmelden möchten. [...]
[Berliner Morgenpost, 23. 02. 2003]
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"Sumpfblume-Strand"
Hameln. Yah man! Bei angenehmen Strandtemperaturen konnten die vielen Kubikmeter des extra herangekarrten feinen Sandes in der Sumpfblume bei entspannendem Reggae eingetanzt werden. Was man dann auch fleißig und am liebsten barfuss tat. Der für "Concrete Jungle" eingesprungene Ras Donovan & Band war kein Lückenbüßer, sondern ein souveräner Konzertgestalter der das Publikum mit jazzigem Reggae und Urban-Shoutings schnell aus der mit hereingebrachten frostigen Erstarrung erlöste. [...]
Predigen stand bei seinem Auftritt in der Sumpfblume aber nicht im Vordergrund, hier war man froh, sich für ein paar Stunden der Illusion einer warmen Sommernacht mit guter Reggae-Musik hingeben zu können, was angesichts der Außentemperaturen wohl niemanden wundert.
[DEWEZET, 24. 02. 2003]
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Junge Bremer packen an für ein Fluthilfe-Projekt
Im April will das Jugendrotkreuz beim Wiederaufbau eines zerstörten Spielplatzes in Sachsen-Anhalt helfen [...]
Die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres war schrecklich. Aber sie war das Element, in dem sich unendlich viel Positives entwickelte ? von Anteilnahme bis Zupacken. An dieser Welle der Hilfsbereitschaft haben auch Kinder und Jugendliche aus Bremen teil. Das Schönste daran: Der gute Kontakt zu Altersgenossen in den Flutgebieten war keine Eintagsfliege. Es geht weiter! Mit einem Bau-Wochenende in Sachsen-Anhalt Anfang April. [...]
Außerdem soll eine Grundschule in Pratau einen Fühl- und Balancierpfad erhalten. "Viele der Kinder haben motorische Störungen" [...] Sensitive Erfahrungen und Gleichgewichtsübungen könnten hier gegensteuern. [...]
Auch bei der Entwicklung des Fühl- und Balancierpfades in Pratau waren die Kinder aktive Mitplaner. So kamen sie zum Beispiel auf die gute Idee, dass die Fühlkästen, in die Materialien wie Sand, Kies, Federn und Heu eingebracht werden, austauschbar sein müssen ? damit die Reihenfolge änderbar ist. Wer mit verbundenen Augen und nackten Füßen den Fühlpfad abtastet, kann also beim Raten immer wieder aufs Neue überrascht werden. [...]
[Weser Kurier, 24. 02. 2003]
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Ulla Meinecke: Noch viel Luft
ERFURT. Barfuß auf der Bühne gab sie gleich mit dem ersten Titel das musikalische Tempo des Abends vor: "Schlendern ist Luxus" setzte Ulla Meinecke am Freitag Abend gegen orientierungslose Hast und stetige Abrufbereitschaft [...] Zwischen Bekanntem und Neuem waren es gerade die leisen Töne und die manchmal kleinen Geschichten voll absurder Komik, die melancholisch, jedoch ohne Larmoyanz geprägten Erzählungen, die als Zwischenansagen den Reiz dieses Konzertes im sehr gut besuchten Gewerkschaftshaus ausmachten. Nach fast zehn Jahren Studioabstinenz lautet nicht nur Ulla Meineckes aktueller Albumtitel, sondern auch das diesjährige Tourneemotto "Die Luft ist rein". Sie war auch nach über zwei Stunden und mindestens doppelt so vielen Zugaben noch lange nicht raus. Nicht nur weil die 49-jährige Sängerin auch mit sich selbst im Reinen zu sein scheint. [...] Mit Reinmar Henschke am - in Erfurt leider etwas verstimmten - Piano, Ingo York am Bass sowie dem Gitarristen und Sänger Leeman trat "die Meinecke" - eindrucksvoll - auf.
[Thüringer Allgemeine, 24. 02. 2003]
Frau Meinecke tritt, wie wir aus vergangenen Pressespiegeln wissen, besonders gern barfuß auf.
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Besucher waren von Tempelmusik begeistert
Ribnitz-Damgarten (OZ) "Unser Ziel ist es, inspiriert zu werden und nachzudenken", sagte Johannes Lehnert, Pastor der evangelischen St. Bartholomäus-Kirche in Damgarten. Am Sonnabend gestalteten vier Künstler gemeinsam mit dem Pastor die Veranstaltung "Krieg und Frieden" in der Kirche. Mit Musik, Tanz und Texten riefen sie gegen den Krieg auf.
Annette Riedel vom Theater Stralsund gewährte den etwa 50 Besuchern Einblicke in die indische Tempelmusik. Sie führte barfuß einen orientalischen Tanz auf und symbolisierte mit ihren Bewegungen den Gott des Wissens. [...]
Innerhalb von drei Wochen wurde die Veranstaltung geplant. "Die Kirche hat eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit", sagte Lehnert. Das Gebäude hätte er zur Verfügung gestellt, da dieses Künstler brauche. [...]
[Ostsee Zeitung, 24. 02. 2003]
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Guten Morgen, Schuhträger!
Von Silvia Meixner
Der "Verkehrsverein der Stadt Neuss am Rhein e.V." lädt mich zum Gespräch ein. Thema: "Barfußlaufen macht Spaß und ist gesund". Der Fernsehmoderator Jean Pütz (Hobbythek, WDR) will mir bei der ITB erläutern, wie gesund und unterhaltsam Barfußlaufen ist. Jean Pütz ist der nette ältere Herr, den ich vom Weiterzappen kenne und dem ich sofort zutrauen würde, dass er Schuhe ablehnt. Beweisen kann ich das nicht. Es ist nur ein Gefühl.
Der Brief der Neusser beginnt ein wenig vorwurfsvoll: "Sind Sie auch der Meinung, dass man nur im Urlaub barfuß läuft und ansonsten in engen Schuhen und Strümpfen unterwegs sein muss?" Erwischt. Ja, es ist so: Ich hab' noch nie Lust verspürt, ohne Schuhe ins Büro oder in den Supermarkt zu gehen. Auch wenn die Neusser behaupten, dass Barfußlaufen ein "wichtiger Aspekt innerhalb der Wellness- und Fitness-Angebote" sei. Kurzum: Ich will nicht zu diesem Gespräch. Und barfuß durch Berlin zu laufen ist wahrlich nicht, was ich mir unter Wellness vorstelle.
[Berliner Morgenpost, 26. 02. 2003]
Medienvertreter schreiben halt, was sie wollen - und nicht was sie sollen. Schmerrzliche Erkenntnis, aber wirklichkeitsnah. Frau Meixner hat im übrigen aber wohl auch etwas missverstanden ...
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Begeisterung am Tanz fördern
Der Traum vieler junger Mädchen [...]
"Schuhe ausziehen", heißt es auf dem Eingangsschild des Iserlohner Tanzzentrums. Und somit wird jedem Besucher unmissverständlich deutlich gemacht, dass sich auf den hellen Parkettböden alles rund um das Tanzen dreht: ob auf Spitzenschuhen beim klassischen Ballett, barfuß beim Broadway-Jazz oder in Tanzschuhen beim Modern Dance.
Für den 15. und 16. März hat sich das Tanzzentrum nun bereits zum zweiten Mal einen besonderen Wettbewerb ausgedacht. Beim "Tanztalent 2003" suchen die Diplom-Tanzpädagogin und Künstlerische Leiterin Miriam Glock und ihre Kollegen junge Nachwuchskräfte für das westfälische Ballett- und Modern-Ensemble des Tanzzentrums "Ad infinitum".
An beiden Tagen arbeiten Kinder und Jugendliche in zwei Gruppen (7 bis 10 Jahre und 11 bis 16 Jahre) gemeinsam mit den Pädagogen in den unterschiedlichsten Tanzarten und an einer eigenen Choreographie. Die älteren Teilnehmer müssen zudem einen selbst einstudierten Tanz vorführen. Als Gewinn dürfen die talentiertesten Tänzer beider Gruppen eine Zeit lang am Hochbegabtenförderprogramm des Zentrums teilnehmen und bei "Ad infinitum" hospitieren.
"Ziel des Wettbewerbs ist es nicht, eine klassische Elite heranzuzüchten, sondern Tanzbegeisterte zwischen sieben und 16 Jahren zu fördern" [...]
[Westfalenpost, 27. 02. 2003]
Der Modern Dance sollte ohne Tanzschuhe den jungen Talenten viel Freude machen können!
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Belesene Füße
Georg

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