Fragen an euch Barfüßer (Hobby? Barfuß! 2)

Sarah, Friday, 31.01.2003, 10:15 (vor 7911 Tagen)

Hi liebe Barfüßer,
ich bin durch Zufall auf euer Forum gestoßen und habe einige neugierige Fragen an euch.
Zuvor möchte ich aber betonen, dass ich euer barfüßiges Leben akzeptieren (wenn auch als sehr verfrorener Mensch nicht wirklich verstehen ) kann, und keinesfalls euren Entschluss barfüßig durchs Leben zu gehen in Frage stellen möchte.

Nun aber zu meinen Fragen.
(Vorneweg will ich aber nochmals betonen, dass ich euere Lebensweise in keiner Weise werten will; falls es anders "rüberkommt", dann weil ich mich vielleicht ungeschickt ausdrücke, nicht weil ich hier missionieren will.)
Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?
Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner? Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?
Falls nein: leidet ihr unter der Isolation? Würdet ihr eure Lebensweise ändern, um Freunde und einen Lebenspartner zu gewinnen, oder ist euch die Barfüssigkeit wichtiger?
Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Ich will euch auch den Hintergrund meiner Fragen erklären..
Es ist, ob man das nun gut oder schlecht findet, so, dass die meisten (auch nicht oberflächliche) Menschen durch von der "Norm" abweichendes Verhalten sehr verunsichert werden, evtl. Angst oder gar Aggressionen empfinden.
Als sozial eingestellter Mensch finde ich es einerseits nicht gut, bei von der Norm abweichendem Verhalten automatisch auf Distanz zu gehen, andererseits hat die tief verwurzelte Furcht der meisten Menschen vor "Andersartigkeit" ja auch durchaus einen Sinn.
Von der Norm abweichendes Verhalten ist ja u.a. sehr oft ein Symptom psychischer oder geistiger Behinderungen/Erkrankungen. (Was ich euch keinesfalls hiermit unterstellen möchte *nochmals beton ) Bei der Partnerwahl ist es aber ja durchaus sinnvoll einen sozial akzeptierten, "gesunden", psychisch stabilen Menschen zu wählen.

Ich kann mir vorstellen "auffälliges" Verhalten oft ein Kennen lernen schon im Ansatz verhindert, weil es dem Gegenüber Angst macht. So ist der sich "anders" als die Mehrheit Verhaltende der Chance beraubt anderen seine Qualitäten und die berühmten inneren Werte zu zeigen.

Ich habe im Freundeskreis so einen Fall. Meine Freundin (bestimmt kein oberflächlicher Mensch, sondern eine sehr soziale, integre, tiefgläubige und redliche Frau)
wird von einem "Barfüßer", den sie in einem Seminar traf, umworben. Sie ist zutiefst verunsichert, da sie gerade eine für sie extrem schädliche Beziehung zu einem psychisch auffälligen Menschen beenden musste, um nicht unterzugehen. Sie blockt die Annäherungsversuche des jungen "Barfüßers" nun von vornherein ab, weil sie Angst hat, schon wieder an einen psychisch Kranken geraten zu sein. Sie macht sich ob dieser "Oberflächlichkeit" schwere Selbstvorwürfe, aber ich denke in ihrer derzeitigen Lage ist es für sie durchaus sinnvoll, sich zu schützen.
Natürlich ist es nicht gesagt, dass der junge Mann (der auch bei Minusgraden immer barfuß geht) psychisch krank ist, vielleicht ist er sogar im Gegenteil ein besonders stabiler Mensch. Wenn man seine Überzeugungen mit derartiger kompromissloser Konsequenz lebt, kann das m.E. sowohl für eine psychische Störung, als auch für besondere Stabilität sprechen.

Lieben winterbeschuhten und dickbesockten Gruß
Sarah

Fragen an euch Barfüßer

Tiziana, Stammposter, Friday, 31.01.2003, 11:25 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

Hi Sarah,

Zuvor möchte ich aber betonen, dass ich euer barfüßiges Leben akzeptieren (wenn auch als sehr verfrorener Mensch nicht wirklich verstehen ) kann, und keinesfalls euren Entschluss barfüßig durchs Leben zu gehen in Frage stellen möchte.

Das mag wohl schwer zu glauben vorkommen, aber so verhalten sich die meisten!

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?

Nee, kein kleines bisschen.

Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner? Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?

Die meisten sind passionierte Beschuhte sogar!
Es liegt an jedem Menschen, sich selber azkeptieren zu lassen, wie er ist.
Ich überrede niemand, barfuss zu laufen. Ich sage immer ohne Scheu, warum ich es so gerne tue, und damit sind dann die meisten zufrieden. Die meisten nehmen meine harmlose Extravaganz sogar mit Sympathie entgegen.
Wenn ich gebeten werde, Schuhe zu tragen oder wenn ich merke, das die Umstände "schuhebedürftig" sind, dann passe ich mich an und trage Schuhe, zwar ungern, aber problemlos. (Abgesehen von den Blasen, natürlich!)

Falls nein: leidet ihr unter der Isolation? Würdet ihr eure Lebensweise ändern, um Freunde und einen Lebenspartner zu gewinnen, oder ist euch die Barfüssigkeit wichtiger?

Es ist mir wichtiger, dass ich so akzeptiert werde, wie ich bin. Ein Partner, der mir verschreiben will, wie ich aussehen bzw. mich verhalten muss (sprich: Er kann mich nicht so akzeptieren wie ich bin), der liebt mich wohl nicht - und den will ich demzufolge auch nicht.
Lieber ist mir dann ein kleinerer Freundeskreis, der aber aus lauter ehrlichen, unkomplizierten Menschen besteht.

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert?

Es stimmt nicht, dass das Barfusslaufen sozial isoliert, es stimmt vielmehr, dass es intollerante und oberflächliche Menschen abfiltert, und das finde ich sogar gut.
Es geht nicht um "Barfuss" und "Beschuht", sondern um gegenseitige Tolleranz: Ich habe nichts dagegen, dass meine Freunde, Verwandten und Bekannten Schuhe tragen, wenn es ihnen so lieber ist, und andersum haben meine Freunde Verwandten und Bekannte auch nichts gegen meine Barfüssigkeit.
Tolleranten Mensche tue ich gerne den Gefallen, unter Umständen Schuhe zu tragen, wenn sie mich darum bitten, auch wenn ich sehr ungerne Schuhe trage.

Es ist, ob man das nun gut oder schlecht findet, so, dass die meisten (auch nicht oberflächliche) Menschen durch von der "Norm" abweichendes Verhalten sehr verunsichert werden, evtl. Angst oder gar Aggressionen empfinden.

Das ist aber ihr Problem, nicht unseres. Auf Dauer verstehen vernünfige Menschen auch, dass sie von harmlosen Barfussläufern weder aggrediert noch provoziert werden.

Von der Norm abweichendes Verhalten ist ja u.a. sehr oft ein Symptom psychischer oder geistiger Behinderungen/Erkrankungen.

Da würde es sich um lauter Vorurteile handeln, und vernünftige Menschen wissen, wie wert diese sind.

Ich habe im Freundeskreis so einen Fall. Meine Freundin

(schnipp)

blockt die Annäherungsversuche des jungen "Barfüßers" nun von vornherein ab, weil sie Angst hat, schon wieder an einen psychisch Kranken geraten zu sein. Sie macht sich ob dieser "Oberflächlichkeit" schwere Selbstvorwürfe, aber ich denke in ihrer derzeitigen Lage ist es für sie durchaus sinnvoll, sich zu schützen.

Natürlich ist es nicht gesagt, dass der junge Mann (der auch bei Minusgraden immer barfuß geht) psychisch krank ist,

Eben. Verstörte Menschen weisen i.d.R. auch ain schwereres anormales Verhalten auf, als das harmlose Barfusslaufen.
Sollte deine Freundin festestellen, dass mit dem Jungen alles in Ordnung ist, wo liegt das Problem? Wenn man jemand liebt, pfeifft man auf die Meinung der anderen, oder?

Liebe Grüsse aus dem barfusskargen Italien.
Tiziana

@ tiziana (barfuss in italien??)

Georg H. @, Saturday, 01.02.2003, 18:30 (vor 7910 Tagen) @ Tiziana

hey Tiziana,

Liebe Grüsse aus dem barfusskargen Italien.
Tiziana

sag doch mal...
mir wurde berichtet, in italien gelte das barfüssige betreten öffentlicher einrichtungen und von cafés, restaurants etc. als absolute beleidigung + sei daher "unmöglich".

trifft das deiner erfahrung nach zu?

ich würde gern im kommenden sommer eine freundin besuchen - kann ich das unbeschadet barfüssig tun?

(verzeiht: meine frage gehört eigentlich nicht hierher, ich weiss schon ...)

G.*

@ tiziana (barfuss in italien??)

Tiziana, Stammposter, Saturday, 01.02.2003, 22:24 (vor 7910 Tagen) @ Georg H.

Hey Georg,

Liebe Grüsse aus dem barfusskargen Italien.
Tiziana

sag doch mal...
mir wurde berichtet, in italien gelte das barfüssige betreten öffentlicher einrichtungen und von cafés, restaurants etc. als absolute beleidigung + sei daher "unmöglich".

Das stimmt überhaupt nicht. Es ist zwar unüblich, aber weder verboten noch unanständig.

trifft das deiner erfahrung nach zu?
ich würde gern im kommenden sommer eine freundin besuchen - kann ich das unbeschadet barfüssig tun?

Warum nicht?

Tschüs
Tiziana

@ tiziana (barfuss in italien??)

Georg H., Monday, 10.02.2003, 20:15 (vor 7901 Tagen) @ Tiziana

danke schön!

Soziale Isolierung? Unsinn!

UliE, Friday, 31.01.2003, 11:28 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

Hallo Sarah,

Ich glaube Du machst Dir einfach zu viele Gedanken, die sich Menschen die gerne Barfuss laufen gar nicht machen. Also bei den Barfüssern, die ich bis jetzt kennengelernt habe, hatte ich nicht das Gefühl, daß diese irgendwie sozial isoliert wären.
Ich selber bin ja kein Dauerbarfüssler, aber gehe auch schon mal bei 10° und Dauernieselregen barfuss oder halt auch oft im Winter nur in Flip-Flops, manchmal auch noch bei leichten Minustemperaturen, oder ich mache mal einen Spaziergang im Winter durch den Schnee.
Probleme gibts eigentlich nur mit "Fremden" und da auch hauptsächlich mit einer Spezie Mensch, mit der ich sowieso keinen Kontakt aufnehmen möchte :) ... dumme Spießer schauen halt meist auch dumm.
Leute die ich kennen, fragen mich höchstens mal "Ist Dir nicht zu kalt", und ich sage "NÖ".
Und bei Dauerbarfüssern a la Franco mache ich mir erst recht keine Sorgen *gg*.
Ich kannte mal eine Dauerbarfüsserin auf unserer Schule, Sie war in der Parallelklasse (kam erst in der Oberstufe auf unsere Schule). Sie lief das ganze Jahr über barfuss. Bei ihr waren schon leichte Symptome sozialer Isolierung zu sehen (ich kannte niemanden, der zu Ihr Kontakt hatte). Das lag aber nicht an Ihrer Dauerbarfüssigkeit, sondern eher daran, daß sie sehr aggressiv feministisch und ökologisch auftrat und "andere" schlecht akzeptierte. Mit Ihrer Barfüssigkeit hatte das nichts zu tun. In meinem Jahrgang war das noch akzeptiert (ich glaube heute ist es leider ein bischen anders), und viele waren neugierig auf sie, d. h. ihre Dauerbarfüssigkeit hatt sie eher interessant gemacht und wirkte Ihrer sozialen Isolierung aufgrund andere Charaktereigenschaften entgegen.

Gruß
Uli

Fragen an euch Barfüßer

Kai (WN), Stammposter, Friday, 31.01.2003, 11:35 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

Hallo Sarah,

das sind ja eine Menge neugieriger Fragen. Soweit ich die Teilnehmer des Forums kenne, fallen die Antworten sicher ganz unterschiedlich aus. Im Best Of des Forums (s. Link oben im Forumskopf) kannst Du das sehr ausführlich nachlesen.

Ich selber, um auf Deine Fragen teilweise zu antworten, bin verheiratet und meine Frau hat kein Problem damit, wenn ich von Frühjahr bis Herbst in meiner Freizeit barfuß unterwegs bin.

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann
der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben,
isoliert zu sein?

Jeder Mensch ist von gewissen Gruppen sozial isoliert. Das hängt von Schulbildung, Beruf, Hobbies, etc. ab. Nur extreme Verhaltensweisen führen zu einer kompletten Isolierung - meist ist diese dann aber auch irgendwo gewollt (bewusst oder unbewusst). Wer sich im alltäglichen zwischenmenschlichen Umgang "normgerecht" verhält, wird zwar als Barfüßer auffallen, aber in der Regel nie auf die Eigenart "Barfüßer" reduziert.

Ob sich konsequentes Verhalten auch im Fall einer sozialen Isolierung lohnt ist eine individuelle Frage. Barfußlaufen würde ich für mich persönlich nicht in diesen Rang erheben - ich selber achte durchaus auch auf Konventionen, z.B. gehe ich nicht barfuß in die Oper. Wenn es aber z.B. um umweltgerechtes Verhalten oder den Eintritt für Freiheitsrechte geht, geht meine "Schmerzgrenze" weiter.

Es ist, ob man das nun gut oder schlecht findet, so, dass die
meisten (auch nicht oberflächliche) Menschen durch von der "Norm"
abweichendes Verhalten sehr verunsichert werden, evtl. Angst oder
gar Aggressionen empfinden.

Jedes Abweichen von der Norm führt natürlich zu Verunsicherung. Allerdings ist es immer eine Frage des Ausmaßes der Abweichens. Wenn z.B. die sonstigen sozialen Verhaltensweisen oder die Kleidung "passen", dann stimmt das Weltbild wieder.

Meine Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen es sehr gut akzeptieren, dass ich barfuß bin, wenn sie meine Gründe gehört haben. Dann erfahre ich sogar eher Anerkennung und verhaltenen Neid. Einige lockere Worte und das Eis ist gebrochen.

Von der Norm abweichendes Verhalten ist ja u.a. sehr oft ein
Symptom psychischer oder geistiger Behinderungen/Erkrankungen.

Oder es ist schlichtweg eine kulturelle Betrachtungsweise. Beispiel ist der in Westeuropa vorherrschende Individualismus, der in asiatischen Ländern grob normabweichend ist.

Ich kann mir vorstellen "auffälliges" Verhalten oft ein Kennen
lernen schon im Ansatz verhindert, weil es dem Gegenüber Angst
macht.

Na ja, ganz so gravierend würde ich das nicht sehen. Ist es nicht generell der erste Eindruck von jemandem, der (vorerst) prägend wirkt? Egal ob lange/kurze Haare, Barfuß oder Springerstiefel, Pickel oder abstehende Ohren - jeder erste Eindruck prägt erst einmal. Das ist aber immer ein gegenseitiger Prozess, der stark von der eigenen Erwartungshaltung abhängig ist.

Ich habe im Freundeskreis so einen Fall. Meine Freundin (...)
wird von einem "Barfüßer", den sie in einem Seminar traf, umworben.
(...)Sie blockt die
Annäherungsversuche des jungen "Barfüßers" nun von vornherein ab,
weil sie Angst hat, schon wieder an einen psychisch Kranken
geraten zu sein.

Was möchtest Du denn nun von uns hier hören? Menschen die barfuß laufen - und sei es im Winter - sind sicher genau so unterschiedlich, wie all die beschuhten Zeitgenossen. Was soll denn die Aufregung? Unterhaltet euch doch einfach mit ihm. Fragt ihn, warum er barfuß läuft? Wie er es empfindet, damit aufzufallen, etc. - Fragen habt ihr doch genug. Sich mit jemandem zum Kaffe zu verabreden, um sich näher kennen zu lernen, heißt doch nicht gleich, eine Beziehung eingehen zu müssen. Seid doch einfach "unverkrampft" und denkt nicht bei jedem abweichenden Verhalten an eine psychische Störung. Vertraut einfach eurem Empfinden und redet lieber mit dem jungen Mann, als über ihn. Solange sein einziges abweichendes Verhalten das Barfußlaufen im Winter ist - und mehr hast Du nicht geschildert - sehe ich das Problem primär in euren gedanklichen Vorstellungen.

Beste Grüße
Kai

Fragen an euch Barfüßer

Markus U., Stammposter, Friday, 31.01.2003, 11:47 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

Hi Sarah!

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?

Ich fühle mich bzw. bin durch meine Lebensweise nicht sozial isoliert. Zum einen habe ich noch Sozialkontakte aus der zeit, als ich noch nicht allermeist barfuß zu gehen pflegte, und zum anderen gibt es durchaus Orte und Situationen, wo Schuhe für mich durchaus unerläßlich sind. Wenn ich Schuhe trage, bin ich allerdings fast immer sokkenlos (und wenn auch das unangebracht wäre, achte ich eben darauf, daß die Sokkenlosigkeit durch einen entsprechend geeigneten Hosensaum verdeckt wird.

Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner? Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?

Im Freundeskreis wird meine Barfüßigkeit meist akzeptiert. Soweit es sich um Menschen handelt, die mich noch von früher kennen, wissen diese, daß ich durch meine Barfüßigkeit kein gänzlich anderer Mensch geworden bin, sondern mich sogar zum Besseren verändert habe: ich bin stabiler und selbstbewußter geworden. Seit einem Jahr bin ich verlobt, und meine Verlobte, die mich barfuß kennengelernt hat, hatte nie ein Problem damit, sondern probiert es im Gegenteil seitdem selbst immer öfter, zumindest zu Hause (draußen hat sie freilich immer zumindest Sandalen dabei, da ihr manche Untergründe "zu pieksig" sind, und jetzt im Winter trägt sie Strumpfhosen und feste Schuhe). Ihrem eigenen Freundeskreis hat sie anfangs "vorsichtshalber" angekündigt, daß ich meist barfuß bin; deshalb war niemand überrascht, und man konnte sich überzeugen, daß ich ein freundlicher Mensch bin, mit dem man sich ganz normal unterhalten kann.
Natürlich nutze ich auch dieses Forum, um auch Freundschaften mit Menschen, die mit mir die Vorliebe für das Barfußlaufen teilen, zu schließen, und habe auf diese Weise einige gute Kontakte knüpfen und sogar eine ganz besonders schöne Freundschaft schließen können.

Falls nein: leidet ihr unter der Isolation? Würdet ihr eure Lebensweise ändern, um Freunde und einen Lebenspartner zu gewinnen, oder ist euch die Barfüssigkeit wichtiger?

Wer mich nicht so akzeptieren kann, wie ich bin und lebe, ist mir nicht wichtig. Wie ich schon schrieb: Im Beruf kommt man nicht umhin, gewisse Zugeständnisse zu machen, aber mein Privatleben gestalte ich nach Möglichkeit so, wie ich will.

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es kommt darauf an, wie wichtig mir das betreffende Verhalten ist. Und da gibt es eher Unwichtiges, wo ich zu Zugeständnissen bereit bin, und ein paar essentielle Dinge, die ich unter keinen Umständen aufgebe. Das Barfußlaufen steht NICHT an oberster Stelle auf meiner Prioritätenliste, aber doch schon ziemlich weit oben - bei mir fällt es in die Kategorie "Äußeres Erscheinungsbild", und da lasse ich mir von jeher nicht gern dreinreden!

Zum zweiten Teil Deiner Frage:
Im Prinzip kann sich der Mensch als soziales Wesen auf die Dauer nicht erlauben, isoliert zu sein; d. h. er benötigt ein gewisses Maß an Sozialkontakten wie das tägliche Brot. Es gibt aber durchaus besondere Menschen wie Einsiedler und Asketen, die - meist um der religiösen Vervollkommnung willen - die Einsamkeit suchen und, ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen, ohne menschliche Sozialkontakte (weil sie in besonderer Weise Gemeinschaft mit Gott haben) auskommen.

Ich will euch auch den Hintergrund meiner Fragen erklären..
Es ist, ob man das nun gut oder schlecht findet, so, dass die meisten (auch nicht oberflächliche) Menschen durch von der "Norm" abweichendes Verhalten sehr verunsichert werden, evtl. Angst oder gar Aggressionen empfinden.
Als sozial eingestellter Mensch finde ich es einerseits nicht gut, bei von der Norm abweichendem Verhalten automatisch auf Distanz zu gehen, andererseits hat die tief verwurzelte Furcht der meisten Menschen vor "Andersartigkeit" ja auch durchaus einen Sinn.

Das liegt in der Natur des Menschen. Aber auch das Gegenmittel liegt in der natur des Menschen: die Neugierde! Wenn ich Menschen erlebe, die sich in bestimmter Weise von der Masse unterscheiden, regt das meine Neugierde an. Dieser lasse ich immer dann freien Lauf, wenn ich bemerke, daß von dem betreffenden Menschen keine Gefahr für mich ausgeht. Wenn das für mich feststeht, dann frage ich diesen Menschen alles, was mich interessiert, denn auf diese Weise kann ich ihn kennenlernen, so daß er mir nicht länger fremd ist. Auf das Thema bezogen: Wenn ich im Winter jemanden auf der Straße barfuß gehen sähe (was mir außerhalb von über das Forum vereinbarten Treffen noch nicht passiert ist), würde ich diesen Menschen auch dann vermutlich nicht ansprechen (es sei denn, daß ich besonders gut gelaunt wäre), wenn ich selbst barfuß wäre, weil ich ja nicht wüßte, ob der Mensch angesprochen werden möchte. Wenn sich aber aus der Situation heraus ein Gespräch ergäbe, könnte ich versuchen, den Menschen näher kennenzulernen. Das würde sich in einem solchen Falle finden.

Von der Norm abweichendes Verhalten ist ja u.a. sehr oft ein Symptom psychischer oder geistiger Behinderungen/Erkrankungen. (Was ich euch keinesfalls hiermit unterstellen möchte *nochmals beton ) Bei der Partnerwahl ist es aber ja durchaus sinnvoll einen sozial akzeptierten, "gesunden", psychisch stabilen Menschen zu wählen.

Da kann ich (aus eigener leidvoller Erfahrung) nur zustimmen.

Ich kann mir vorstellen "auffälliges" Verhalten oft ein Kennen lernen schon im Ansatz verhindert, weil es dem Gegenüber Angst macht. So ist der sich "anders" als die Mehrheit Verhaltende der Chance beraubt anderen seine Qualitäten und die berühmten inneren Werte zu zeigen.
Ich habe im Freundeskreis so einen Fall. Meine Freundin (bestimmt kein oberflächlicher Mensch, sondern eine sehr soziale, integre, tiefgläubige und redliche Frau)
wird von einem "Barfüßer", den sie in einem Seminar traf, umworben.

Welch ein Glück! (Das meine ich durchaus ernst!)

Sie ist zutiefst verunsichert, da sie gerade eine für sie extrem schädliche Beziehung zu einem psychisch auffälligen Menschen beenden musste, um nicht unterzugehen. Sie blockt die Annäherungsversuche des jungen "Barfüßers" nun von vornherein ab, weil sie Angst hat, schon wieder an einen psychisch Kranken geraten zu sein. Sie macht sich ob dieser "Oberflächlichkeit" schwere Selbstvorwürfe, aber ich denke in ihrer derzeitigen Lage ist es für sie durchaus sinnvoll, sich zu schützen.

Wenn sie die Annäherungsversuche des jungen Barfüßers weiterhin abblockt, wird sie nie herausfinden, ob ihre Zweifel berechtigt sind, und beraubt sich selbst ihrer Chance, möglicherweise zu ihrem Glükke zu finden. Du schreibst, daß sie sich schwere Selbstvorwürfe macht. Da von dem Barfüßer offensichtlich keine Gefahr ausgeht, soll sie ihn kennenlernen und herausfinden, ob er psychisch gesund ist und zu ihr paßt. Stellt sie fest, daß er (warum auch immer) nicht der "Richtige" für sie ist, so kann sie den Kontakt zu ihm jederzeit abbrechen. Sie muß ihn ja nicht gleich heiraten oder mit ihm zusammenleben. Aber sich auf ihn einlassen, um ihn kennenzulernen und ihm (und auch sich selbst!) eine Chance zu geben, sollte sie schon. Nur so kann sie (auch für sich selbst) Gewißheit erlangen. Und wenn dsie durch die Tatsache, daß er immer barfuß geht, verunsichert ist: Warum fragt sie ihn nicht einfach? Wenn er an ihr interessiert ist, wird er diese Frage sicher beantworten, und sie kann ja dann feststellen, ob sie damit zufriedengestellt ist, und gegebenenfalls weitere Fragen stellen. Als ich barfuß zum ersten Treffen mit meiner jetzigen Verlobten erschienen war (wir hatten uns Ende Oktober 2001 zu einem Spaziergang verabredet), stellte sie mir genau diese Frage, warum ich barfuß sei. Ich stand ihr Rede und Antwort, und damit war die Frage für sie erledigt und spielt bei uns keine Rolle mehr.

Natürlich ist es nicht gesagt, dass der junge Mann (der auch bei Minusgraden immer barfuß geht) psychisch krank ist, vielleicht ist er sogar im Gegenteil ein besonders stabiler Mensch. Wenn man seine Überzeugungen mit derartiger kompromissloser Konsequenz lebt, kann das m.E. sowohl für eine psychische Störung, als auch für besondere Stabilität sprechen.

Ja, das ist so. Deine Freundin sollte sich die Mühe machen, herauszufinden, welche Alternative im Falle ihres Verehrers zutrifft (wäre nett, wenn man gelegentlich erfahren könnte, wie es ausgegangen ist - aber das muß nicht unbedingt sein).

Lieben winterbeschuhten und dickbesockten Gruß
Sarah

Barfußgrüße aus dem verschneiten München
Markus U.

Fragen an euch Barfüßer

Kai (VS) @, Friday, 31.01.2003, 15:08 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

Hallo, Sarah,
ich finde, du stellst kluge Fragen. Dass du dir die überhaupt stellst und dir so viele Gedanken machst, spricht für dich.

Soziale Isolierung im engeren Sinne:
So etwas kommt, glaube ich, nicht von irgendeinem Merkmal, das man mit sich herumträgt (Hautfarbe, Behinderung, Sprachfehler, Name, Mode, ...), sondern davon, wie aufgeschlossen man ist. Es gibt, vermute ich, Leute, die aus einer aggressiven Stimmung heraus "Andersartigkeit" zeigen. Dazu könnte Ulis Schulkameradin gehören (die eigentlich vielleicht gar nicht so wild war). Oder wenn jemand sich gegen Diskriminierung innerlich zur Wehr setzt und sich abschottet. Dieses Abschotten, stelle ich mir vor, isoliert, aber nicht der Ohrring oder die baren Füße.
Wenn man jemanden kennt, wiegt das alle äußerlichen Dinge auf. So wurde ich trotz Barfüßigkeit auch in Gremien gewählt. Ich bin ja auch nicht aggressiv.

"Andersartig" fühlt man sich vielleicht auch, wenn man gerne das Gras unter den Füßen spüren möchte, sich aber nicht traut -- und es dann vielleicht mit schlechtem Gewissen insgeheim tut (was ist das für eine Gesellschaft, die solche Dinge als unnormal ansieht!). Wer deswegen ein schlechtes Gewissen hat, könnte sich möglicherweise isoliert fühlen, und zwar genau genommen vor sich selbst. Aus der Anfangszeit der "Society for Barefoot Living", dem amerikanischen Pendant dieses Vereins, kenne ich einige Mails in diesem Sinne. Die Verfasser schrieben, allein zu erfahren, dass es ganz normal ist, gerne barfuß zu laufen, habe sie aus ihrer (gedachten) Isolation befreit.
Ist es nicht seltsam, wie die Leute denken? Aber so ist es.

Es könnte aber sein, dass es eine Isolation im weiteren Sinne gibt, eine Diskriminierung, die jenseits des persönlichen Kontaktes ist. So stand neulich in den VDI-Nachrichten ein Text über einen jungen Mann, der Bewerbungsfotos mit Ohrring verschickt hatte. Das reichte bei einigen kleinkarierten Empfängern, um ihn nicht zum Gespräch einzuladen. Bei Barfüßler-Fotos dürfte das ähnlich sein. Andererseits sind Barfüßler ja besser dran als Leute, die wegen ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe diskriminiert werden: Sie können sich ja einfach mal Schuhe anziehen.

Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner? Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?

Selbstverständlich. Meine Frau stört sich nicht dran, wenn sie mit Schuhen und ich ohne untewegs sind.

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Das ist eine sehr allgemeine und grundsätzliche Frage, die mit dem barfuß Laufen nicht direkt eteas zu tun hat. Das weißt du sicherlich.

Kommt drauf an. Grundsätzlich ist es wahrscheinlich nicht gut, sich in eine Idee zu verrennen und sich zu isolieren. Einmal, weil es das Leben schwer macht, und zweitens, weil Gewalttätigkeit, zumal gegen sich selbst, schon für sich genommen schädlich ist.
Es gibt andererseits Menschen und Situationen, in denen sie nicht anders können, als sich zu widersetzen. Man könnte hier an Sokrates oder Diogenes (der in der Tonne) denken, an Luther, Bonhoeffer, an große Künstler wie van Gogh und viele mehr, die sicher nicht die schlechtesten Mitglieder der Gesellschaft waren oder sind.

Angst oder Aggressionen durch abweichendes Verhalten:

Es hat sich in der Entwicklung des Menschen bewährt, dass er die Dinge um ihn herum schnell bewerten und in nützlich / schädlich einsortieren kann. Wenn man nun etwas sieht, das man nicht sofort einordnen kann, ist man eben zunächst mal verunsichert. Ich weiß noch, was für Unruhe es in den Sechziger Jahren verursacht hat, wenn Jungs lange Haare hatten. Aber wenn mal eine gewisse Gewöhnung eingesetzt hat, legt sich die Aufregung wieder.

kein oberflächlicher Mensch, sondern eine sehr soziale, integre, >tiefgläubige und redliche Frau)

Tief gläubig und redlich: Vielleicht solltest du dem armen Barfüßler das doch in seinem Interesse ausreden ;-)

wieder an einen psychisch Kranken geraten zu sein. Sie macht sich ob >dieser "Oberflächlichkeit" schwere Selbstvorwürfe, aber ich denke in >ihrer derzeitigen Lage ist es für sie durchaus sinnvoll, sich zu >schützen.

Das kann ich gut verstehen. Mit einem psychisch Kranken zusammen zu sein, geht an die Substanz: Man zweifelt da bald daran, ob man selbst noch in der Realität lebt.
Wenn die Dame alles so ernst nimmt, sollte sie vielleicht wirklich einige Zeit erst mal zu sich selbst finden. Wenn sie dem aufrechten Barfüßler das erklärt, wird der es sicher verstehen.

Natürlich ist es nicht gesagt, dass der junge Mann (der auch bei >Minusgraden immer barfuß geht) psychisch krank ist

Sieh' es als eine Art Sport, ähnlich Schwimmen, Bergsteigen oder Eis-Baden. So etwas kann ein "normaler" Mensch zwar nicht so recht nachempfinden, aber krank ist es nicht.
In der Tat kann so ein Sport, wie auch Fußball- oder Schwimmbegeisterung, einen Menschen stabilisieren.

Lieben winterbeschuhten und dickbesockten Gruß

Hast du kalte Füße? Geh' mal kurz barfuß raus. Du wirst sehen, dass dir das mehr bringt als dicke Socken.

--
Gruß, Kai (VS)

Fragen an euch Barfüßer

Georg H. @, Friday, 31.01.2003, 22:24 (vor 7911 Tagen) @ Sarah

hey Sarah!

dein beitrag hat mich derart amüsiert, dass ich sofort darauf antworten will - bin sonst in diesem forum ein ganz seltener gast und wenn, dann "nur" mitlesender. denn eigentlich berührt mich das thema kaum, obwohl ich selbst ganzjährig barfuss gehe, sofern es nicht wirklich zu kalt ist (bei mehreren minusgraden ist einfach schluss).

deine fragen steuern auf eine (unterstellte?) soziale isolation und scheinbar beängstigende "andersartigkeit" barfuss gehender hin.

ganz eindeutiges gegenstatement von mir:
ich bin sicher das gegenteil von sozial isoliert. mein soziales umfeld ist sehr weit gespannt, umfasst (fast) alle alters-, bildungs- und einkommensklassen. wobei die meisten dieser menschen "normal" gehen, also mit schuhen.

für viele bin ich dennoch (nicht nur aufgrund meiner blossfüssigkeit) ein "exot" - aber ist das denn (wirklich) ein problem? - und werde in meinem abweichenden gehverhalten akzeptiert.

wer sich durch die "andersartigkeit" eines menschen geängstigt oder bedroht fühlt, der hat SELBER ein problem. und dieser mensch gehört dann vielleicht wirklich nicht zu meinen sich spontan ergebenden neuen bekanntschaften (und ich mache davon sehr viele und immer wieder neue). aber ist das schlimm für mich? isoliert MICH das oder mein (ängstliches) gegenüber?

ganz klar: ich habe keine mission, nur weil ich barfuss bin. haben denn die menschen, die mir beschuht gegenüber treten, eine? ich MUSS mich daher nicht erklären, ich MUSS mich nicht gefällig machen, ich MUSS mich nicht anpassen, um "hinein zu passen". die gesellschaft der beschuhten ist die wesentlich angstbehaftetere und unsensiblere - da muss ich auch nicht um jeden preis hin... (warum das meiner meinung nach so ist, ist ein langes, weit ausgreifendes thema.)

mein leben ist wunderbar so, wie es ist.
ich habe freunde und freundinnen, übe die schönsten berufe der welt aus, geniesse die grössten freiheiten und lebe unter weniger zwängen als die meisten mir bekannten menschen. und meiner beobachtung zufolge habe ich weniger konflikte mit mir und anderen menschen, als der durchschnittliche "normalmensch".

meine psyche ist sicher genauso stabil oder instabil wie die anderer.

vermutlich habe ich weniger vorurteile und die grössere toleranz den "andersartigen" gegenüber - es ist als "fremder" leichter, die "fremden" zu sehen, zu verstehen und zu mögen.

vielleicht kannst du deine freundin mit unbekannten grüssen von mir beruhigen: wenn ein mensch es tatsächlich schafft, auch im winter trotz beissender kälte barzehig zu gehen, ist das SOWOHL ein psychisches ALS AUCH ein physisches phänomen: der ist dann ganz schön charakterstark und (achtung vorurteil!) bewundernswert sensibel. der will den winter vielleicht GANZ erleben - mit all seinen einschränkungen und härten (es kann manchmal nämlich wirklich weh tun. aber eiskalt abbrausen nach der heissen dusche doch auch).
- oder aber: der typ hat wirklich einen knall, hahaha ;-)

Sarah, dank dir für deine "besorgten" nachfragen: vielleicht hat´s dir die "andren" ein wenig näher gebracht und gar sympathischer gemacht.

mit ganz lieben grüssen:
Georg
(der früher auch immer eisige füsse hatte - selbst MIT dicken socken)

PS: und weil es draussen gegen minus fünf grad geht, werde ich gleich meine dünnsohligen stoffschuhe anziehen und dann nachhause staken. es graut mir, ehrlich gesagt, davor: ist so mühsam.

was ich immer weniger verstehe: wie können die "normalen" derart bandagiert nur glücklich sein? was für ein schweres, hingeschlepptes leben ist das doch, mit solch hinderlichen geräten...

Isoliert sind wir gewiss nicht!

Lorenz ⌂, Stammposter, Friday, 31.01.2003, 23:18 (vor 7910 Tagen) @ Sarah

[image] [image]

-------------- Einer von 140 000 jährlichen Besuchern des Barfußparks Dornstetten --------------

Hallo Sarah,

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?

Nein, überhaupt nicht! Bei mir ist das absolute Gegenteil eingetreten. Wenn man barfuß unter Leute geht, stellt sich heraus, dass sehr viele damit sympathisieren. Ich bin als Barfußläufer, fast immer in nette Gespräche verwickelt. Die Leute sagen mir, dass sie auch gerne barfuß laufen, zwar nicht im Winter und in der S-Bahn, aber zu Hause im Garten, im Urlaub, in der Natur. Oder sie berichten von eigenen Erfahrungen, mit den Methoden von Kneipp, Kückelhaus, Felke und wie die Barfußapostel sonst heißen.

Ich kann auch von interessanten Dingen erzählen, z.B. von den vermutlich zwei Dutzend Barfußpfaden in Deutschland, von denen ich einen selbst gegründet habe. Oder von Barfußwanderungen, für die ich einen schönen Freundeskreis gewonnen habe, von Fußgymnastikaktionen mit Kindern und vom Erlebniswert und gesundheitlichen Nutzen des "Lebens auf freiem Fuß".

Meine Frau und die zwei Töchter sind mir nicht davongelaufen, allerdings gebe ich auch manchmal nach und schnalle mir z.B. in Oper und Konzert diese unbequemen und schweißtreibenden Dinger an die Füße. Dafür gehen meine Damen mit mir barfuß in den Biergarten oder zur Eisdiele. Zu städtischen Veranstaltungen gehe ich barfuß -- und kann sicher sein, dass mich der Bürgermeister und seine Stellvertreterin immer mit Handschlag begrüßen. Schließlich ist unser Penzberg durch den Barfußpfad sogar schon ins Fernsehen gekommen ;-)

Was ich damit sagen will: der junge Mann, mit dem ihr euch beschäftigt, erlebt mit Sicherheit regelmäßig eine ähnlich gute Akzeptanz seiner bloßen Füße. Barfußlaufen führt nicht zur Isolation, wenn diese eintritt, hat es andere Gründe. Ihr geht kein Risiko ein, wenn ihr einem Barfußläufer vorurteilsfrei begegnet!

Schöne Füße, Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Fragen an euch Barfüßer

Ralf, Saturday, 01.02.2003, 12:46 (vor 7910 Tagen) @ Sarah

Hi Sarah,

euren Entschluss barfüßig durchs Leben zu gehen ...

es gibt zwar keine Statistik, aber ich würde mal vermuten, dass hier mehr Menschen lesen & schreiben, die gerne ab und zu barfuss gehen und entsprechende Gelegenheiten nutzen, als solche, die permanent und konsequent schuhlos leben. Ich denke auch (wie wohl die meisten hier), dass beides seine Berechtigung hat und es keine "besseren" Barfüßer gibt.

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?

ne!

Oder habt ihr einen Freundeskreis

ja

einen Lebenspartner?

ja

Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?

ja, ganz überwiegend

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Das muss jeder für sich selbst entscheiden, denke ich. Das "sich lohnen" ist ja immer subjektiv. Wenn jemand z. B. sich aufgrund seines Glaubens entscheidet, in einer kleinen abgeschlossenen Gemeinschaft zu leben, isoliert er sich ja auch sozial, weiss aber (hoffentlich) wofür. Grundsätzlich hat aber jede Form von konsequentem Verhalten etwas damit zu tun, dass bestimmte Sozialkontakte schwieriger weden, dafür gewinnt man aber oft auch andere. Wenn alle Leute die gleiche "Linie" hätten, wäre das Leben ja auch stinklangweilig.

Ich kann mir vorstellen "auffälliges" Verhalten oft ein Kennen lernen schon im Ansatz verhindert, weil es dem Gegenüber Angst macht.

Es kann doch aber auch Interesse wecken, oder?

Freundin wird von einem "Barfüßer" ... umworben. Sie ist zutiefst verunsichert ...

Ich denke, da kann man schlecht aus der Ferne etwas raten. Sie muss sich entscheiden - wenn sie mehr über ihn wissen will, muss sie sich wohl ein bisschen einlassen - wenn sie aber denkt, das ist für sie "gefährlich", muss sie es eben lassen und erfährt dann halt auch nicht mehr. Entscheiden kann sie das aber nur selbst, unter Berücksichtigung ihrer aktuellen Situation. Ich würde mal sagen, dieser Entscheidungsprozess hat nur oberflächlich etwas mit Barfüßigkeit zu tun, als mit der Traumatisierung, die deine Freundin offenbar erlitten hat. Vieleicht kann sie ihm auch erklären, dass und warum sie momentan vorsichtig ist, Beziehungen einzugehen?

Gruß, Ralf

Anworten an Dich Beschuhte

Jörg (Hanna), Saturday, 01.02.2003, 13:43 (vor 7910 Tagen) @ Sarah

Hi liebe Barfüßer,

Hallo liebe Sarah!

Zuvor möchte ich aber betonen, dass ich euer barfüßiges Leben akzeptieren (wenn auch als sehr verfrorener Mensch nicht wirklich verstehen ) kann, und keinesfalls euren Entschluss barfüßig durchs Leben zu gehen in Frage stellen möchte.

Schön, allerdings geht mir persönlich das Gequatsche vom "barfüßigen Lebensstil" etwas zu weit, ich laufe einfach barfuß wenn es mir Spaß macht. (Weiteres dazu kannst Du im Best-Of lesen.)

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?

Nein!

Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner?

zweimal Ja!

Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?

Nein.

Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Nein! S. dazu Antwort von Markus.

Lieben winterbeschuhten und dickbesockten Gruß
Sarah

Ja, genau so werde ich heute abend auch mit meinen anderen (fast immer) beschuhten Freunden in München ausgehen. Aber jetzt bringe ich erstmal barfuß den Müll raus, hinterlasse dabei meine Fußabdrücke im frischen Schnee in unserem Garten, und freue mich anschließend über meine warmen Füße!

Serfuß,
Jörg

Antwort an euch ?Barfüßer

Emese @, Saturday, 01.02.2003, 14:43 (vor 7910 Tagen) @ Sarah

Hi liebe Barfüßer,
ich bin durch Zufall auf euer Forum gestoßen und habe einige neugierige Fragen an euch.
Zuvor möchte ich aber betonen, dass ich euer barfüßiges Leben akzeptieren (wenn auch als sehr verfrorener Mensch nicht wirklich verstehen ) kann, und keinesfalls euren Entschluss barfüßig durchs Leben zu gehen in Frage stellen möchte.

Dies ist nett von Dir!

Nun aber zu meinen Fragen.
(Vorneweg will ich aber nochmals betonen, dass ich euere Lebensweise in keiner Weise werten will; falls es anders "rüberkommt", dann weil ich mich vielleicht ungeschickt ausdrücke, nicht weil ich hier missionieren will.)

Was soll dieser Stress mit unserer Lebensweise?

Fühlt ihr euch oder seid ihr durch euere Lebensweise sozial isoliert?
Oder habt ihr einen Freundeskreis, einen Lebenspartner? Falls ja , sind es Menschen außerhalb der "Barfüßer" Szene?
Falls nein: leidet ihr unter der Isolation? Würdet ihr eure Lebensweise ändern, um Freunde und einen Lebenspartner zu gewinnen, oder ist euch die Barfüssigkeit wichtiger?
Lohnt sich konsequentes Verhalten, wenn es sozial isoliert? Kann der Mensch als soziales Wesen sich auf die Dauer erlauben, isoliert zu sein?

Auf was läuft das hinaus ? Anpassung um jeden Preis?

Ich will euch auch den Hintergrund meiner Fragen erklären..
Es ist, ob man das nun gut oder schlecht findet, so, dass die meisten (auch nicht oberflächliche) Menschen durch von der "Norm" abweichendes Verhalten sehr verunsichert werden, evtl. Angst oder gar Aggressionen empfinden.
Als sozial eingestellter Mensch finde ich es einerseits nicht gut, bei von der Norm abweichendem Verhalten automatisch auf Distanz zu gehen, andererseits hat die tief verwurzelte Furcht der meisten Menschen vor "Andersartigkeit" ja auch durchaus einen Sinn.
Von der Norm abweichendes Verhalten ist ja u.a. sehr oft ein Symptom psychischer oder geistiger Behinderungen/Erkrankungen. (Was ich euch keinesfalls hiermit unterstellen möchte *nochmals beton ) Bei der Partnerwahl ist es aber ja durchaus sinnvoll einen sozial akzeptierten, "gesunden", psychisch stabilen Menschen zu wählen.
Ich kann mir vorstellen "auffälliges" Verhalten oft ein Kennen lernen schon im Ansatz verhindert, weil es dem Gegenüber Angst macht. So ist der sich "anders" als die Mehrheit Verhaltende der Chance beraubt anderen seine Qualitäten und die berühmten inneren Werte zu zeigen.

Oder hat es der andersartige nicht vielleicht sogar leichter?
Hat er/sie nicht schon gezeigt, worauf es ihm/ihr ankommt.
Sicher sind wir psychisch eventuell anders - mag sein gesünder.

Ich habe im Freundeskreis so einen Fall. Meine Freundin (bestimmt kein oberflächlicher Mensch, sondern eine sehr soziale, integre, tiefgläubige und redliche Frau)
wird von einem "Barfüßer", den sie in einem Seminar traf, umworben. Sie ist zutiefst verunsichert, da sie gerade eine für sie extrem schädliche Beziehung zu einem psychisch auffälligen Menschen beenden musste, um nicht unterzugehen. Sie blockt die Annäherungsversuche des jungen "Barfüßers" nun von vornherein ab, weil sie Angst hat, schon wieder an einen psychisch Kranken geraten zu sein.

Ohne die Vorgeschichte zu kenne, scheint dies mit ihr Geschick zu sein.

Sie macht sich ob dieser "Oberflächlichkeit" schwere Selbstvorwürfe, aber ich denke in ihrer derzeitigen Lage ist es für sie durchaus sinnvoll, sich zu schützen.

Zu Tode gefürchtet ist ebenso tot.

Natürlich ist es nicht gesagt, dass der junge Mann (der auch bei Minusgraden immer barfuß geht) psychisch krank ist, vielleicht ist er sogar im Gegenteil ein besonders stabiler Mensch. Wenn man seine Überzeugungen mit derartiger kompromissloser Konsequenz lebt, kann das m.E. sowohl für eine psychische Störung, als auch für besondere Stabilität sprechen.
Lieben winterbeschuhten und dickbesockten Gruß
Sarah

Zweifle an der Sonne Klarheit,
zweifle an der Sterne Licht,
zweifle, ob lügen kann die Wahrheit,
doch zweifle an der Liebe nicht.

(doubt the sun to be a fire
doubt the stars above,
doubt truth to be a liar
but never doubt I love

W. Shakespeare)

Es kommt wieder ein Frühjahr, in dem ihr alle in dises Geschichte verwickelten ihr Euch die Schuhe zusammen ausziehen könnt, ohne psychisch gestört zu wirken und vielleicht in dieser gewonnenen Freiheit in der Sonne des wiederkehrenden Sommers zu einem guten Entschluss für Eure Zukunft zu kommen.

Abschluß: Barfußlaufen ist kein großes Zeichen psychischer Gestörtheit.
(Entschulige mein Deutsch bitte ein wenig, es ist nicht meine Muttersprache.)

Mit herzlicher Anteilnahme
Emese

Nun meld Dich doch mal!

Marco N., Tuesday, 04.02.2003, 17:58 (vor 7907 Tagen) @ Sarah

Jetzt haben auf Deinen Beitrag hin so viele Leute was geschrieben, da könntest Du ja ruhig auch mal eine Antwort darauf geben.

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