Zur Abwechslung (Hobby? Barfuß! 2)

Otto, Sunday, 19.01.2003, 16:49 (vor 7923 Tagen)

Hier ist zur Abwechslung eine alte Geschichte (Sommer 62 oder 63),die mir einfiel als ich Rüdigers Posting aus Bamberg sah. Ich war für einige Tage auf einer Barfußwanderung im Maintal und kam an einem heißen Sommernachmittag nach Bamberg. Es war so heiß daß ich mich nach einem Platz im Schatten zum Ausruhen umsah. Als ich an einem Kino (einem riesigen altmodischen Filmpalast) vorbeikam wo eine Matinee lief, schaute ich mal hinein und beschloß zum ersten Mal barfuß ins Kino zu gehen. Die Kartenverkäuferin hielt mich wohl für einen Landstreicher (Dreiviertellange Trainingshose, Rucksack, barfuß) und verkaufte mir nur zögernd eine Eintrittskarte. Der Film lief schon und so geleitete mich eine Platzanweiserin, nach einer längeren Diskussion mit ihren Kolleginnen, durch den dunklen Mittelgang, Taschenlaternenstrahl auf meinen Füssen tanzend, zu einem Sitz in der sonst leeren ersten Reihe. Das Kino war sehr schön kühl, aber der Film war kitschig und ziemlich langweilig. Als er zu Ende war wurden wir einem strikten Plan folgend hinausgelassen. Wir von den ersten Reihen wurden durch eine Seitentür auf einen halbdunklen Gang hinausgelassen wo wir, gegen die Wand gestellt, warten mußten bis alle vom Balkon die Treppe herunter kamen und durch den Gang hinausgingen. Neben der Treppe auf der anderen Seite stand eine Platzanweiserin, die mich angrinste und schießlich, Taschenlaterne angeknipst, herüber kam und mich ansprach. "Keine Schuhe, keine Strümpfe, da hast Du jetzt aber schwarze Füße, bei uns ist nämlich schwarz gewachst". Wie recht sie hatte sah ich als ich ins helle Sonnenlicht hinauskam. Ich hatte nicht nur rabenschwarze Sohlen und Zehenspitzen, sondern auch schwarze Streifen auf dem Fußrücken, den Knöcheln und den Waden. Und überall nur Plaster und Asphalt, kein Gras wo ich mich hätte abputzen können. So machte ich gute Miene zum bößen Spiel und zog mit Füßen, die einem Kaminfeger aus der Biedermeierzeit Ehre gemacht hätten, durch die Bamberger Gassen. Besichtigte den Dom von außen und kam an der Theologischen Hochschule vorbei, wo damals das Ehepaar Noddack, die Entdecker des Germaniums, ein Labor hatten. Ich muß schließlich eine Gelegenheit zum Saubermachen gefunden haben, aber ich kann mich daran nicht mehr erinnern. Alles im allen war das ein recht interessanter Nachmittag.


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