Die Beichte eines ehemaligen Barfüßlers (Hobby? Barfuß! 2)

Dr Barfuss, Tuesday, 14.01.2003, 15:29 (vor 7928 Tagen)

Heute werde ich 33 Jahre alt, und zugleich sind es 9 Jahre seitdem ich nicht mehr barfuß war. Als Kind lief ich den ganzen Sommer barfuß, wie alle Kinder aus meiner Heimatstadt. So mit 12 Jahre hieß es für jeden Knaben "jetzt bist du groß geworden, also fertig mit barfuß und kurzen Hosen, du bist doch keine Frau daß du dir die Füße zeigst!" (kleine Stadt). Mein Vater ging nach dem Dienst sehr oft barfuß herum; er war der einzige erwachsene Mann der barfuß lief. Meine Mutter ist Gymnasiallehrerin, geht nur im Hof oder in die Nachbarschaft barfuß. Einmal (ich war 14) fuhren wir auf Urlaub. Kaum stiegen wir aus dem Zug entschuhten sich meine Eltern, und im Hotel sperrten sie mir die Sandalen in den Koffer ein. So mußte ich 3 Wochen barfuß verbringen, wohin ich auch ging (war ja üblich - Kurort). Am nächsten Tag traf eine Mitschülerin ein. Sie trug ein elegantes Sommerkleid und ihre ersten Sandalen mit hohen Absätze, auf die sie aber gleich mit Vergnügen verzichtete. Ich schämte mich wegen der kurzen Hose und der Barfüßigkeit, und sie machte sich über mich lustig, obwohl sie auch barfuß lief; ich empfand das Barfußlaufen als "Zwangsarbeit". Seitdem ging ich nicht mehr barfuß, bis ich Student wurde (Iasi, 300.000 Einwohner, unsere zweitgrößte Universitätsstadt). In den ersten drei Studienjahren ging ich jeden Sommertag nach dem Unterricht barfuß (außer einer Kollegin war ich der einzige), aber nicht im Stadtzentrum. Auch im Winter ging ich bis zur Mülltonne und in der Nähe liegenden Geschäfte in Strandschuhe, manchmal barfuß, bis ich 24 wurde und eine neue Kollegin (meine jetzige Gattin) aufs Besuch kam; ich dachte es zieme sich nicht sie barfuß zu empfangen. Meine Frau versuchte mich einige Male zu überreden in den Park barfuß zu gehen oder kurze Hosen und Sandalen zu tragen, aber ohne Erfolg, in einer meinen Gehirnritzen steht: "du darfst nur lange Hosen und Halbschuhe tragen, du bist Arzt und mußt ein Vorbild sein!". Bitte nehmt es mir nicht übel, ich weiß daß ich falsch denke, aber ich habe nicht die nötige Kraft und Zeit diese obsessive Idee zu überwinden, und habe ja mit ärgeren Probleme zu tun.
Ich will eine Arbeit über Barfüßern aus medizinischer Sicht schreiben (bin Arbeitsmediziner, war einige Jahre Familienarzt und Generalmediziner), werde Euch meine Schlußfolgerungen mitteilen (muß die nötige Zeit finden diese nieder zu schreiben), so werde ich (vielleicht) auch die Gesichtspunkte "der Täter selbst" erfahren.

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