Barfuß und Spiritualität - ein Konnex ? (Hobby? Barfuß! 2)

Hannes, Thursday, 05.12.2002, 01:40 (vor 7968 Tagen)

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Die meisten von uns Barfußläufern haben wohl schon, eher im Scherz, einmal gehört: "He, da kommt Jesus (oder "tschiisas") daher !" oder ich wurde gefragt, ob es zu meiner Religion gehört, ob es philosophische Gründe hat, und und ...

Es ist Sache der Historiker, festzustellen, ob Jesus Sandalen trug oder wie die meisten seiner Zeit damals barfuß war, auf jeden Fall weiß man von den Barfuss-Pilgerreisen aus alten Zeiten usw...

Nun, meine Beweggründe, barfuss zu laufen, sind trivial und stehen (derzeit noch) kaum in einem Zusammenhang mit einer Religion.

Hingegen kommt jetzt eine neue Komponente hinzu, die vorher nicht da war - ich laufe schon lange barfuss , das Erkennen, dass sich viel mehr im Kopf abspielt, als wir uns eigentlich vorstellen können und wie sehr wir durch unser eigenes Gestalten ( eigentlich durch die Gedanken) uns selbst und die Welt verändern in einem kontinuierlich veränderlichen Ablauf.

Ich tendiere eher zum Buddhismus, deshalb verstärkt barfuss leben "Aha"-Erlebnisse in diese Richtung, analoges kann ich mir aber auch bei einem Christen vorstellen....

Deshalb: Es kommen tatsächlich immer neue Erfahrungen mit Barfuss, Anfangs die Dinge mit Schmerz, Unannehmlichkeit, Peinlichkeit und die Auflösung all dessen in die Selbstverständlichkeit, von diesen Dingen fast nicht mehr berührt zu werden..

Nun genug der Theoretisiererei, Gute Nacht und Warme Füße,

Hannes

Barfuß und Spiritualität - ein Konnex ?

Markus U., Stammposter, Thursday, 05.12.2002, 11:56 (vor 7968 Tagen) @ Hannes

Hi Hannes!

Es ist Sache der Historiker, festzustellen, ob Jesus Sandalen trug oder wie die meisten seiner Zeit damals barfuß war, auf jeden Fall weiß man von den Barfuss-Pilgerreisen aus alten Zeiten usw...

Da Jesus Christus freiwillig arm und bescheiden lebte, ging er mit Sicherheit zeitlebens barfuß. Als er seine Jünger zu zwei und zweien aussandte, gebot er ihnen ausdrücklich, keine Schuhe mitzunehmen, also barfuß zu gehen.

Nun, meine Beweggründe, barfuss zu laufen, sind trivial und stehen (derzeit noch) kaum in einem Zusammenhang mit einer Religion.
Hingegen kommt jetzt eine neue Komponente hinzu, die vorher nicht da war - ich laufe schon lange barfuss , das Erkennen, dass sich viel mehr im Kopf abspielt, als wir uns eigentlich vorstellen können und wie sehr wir durch unser eigenes Gestalten ( eigentlich durch die Gedanken) uns selbst und die Welt verändern in einem kontinuierlich veränderlichen Ablauf.

Die spirituelle Komponente des Barfußlaufens ergibt sich aus dem unmittelbaren Hautkontakt mit dem Boden, der Erde. Wir spüren, daß wir buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen stehen, nicht abgehoben sind. Das macht uns friedlich, und führt uns, wenn wir einfach auf diesem Boden gehen, ruhigen Schtrittes und gelassen, in eine meditative Stimmung, welche zur Gotteserkenntnis führen kann. Dies erkannten auch der hl. Franziskus sowie die russischen "Narren in Christo", welche daher auch die schuhe für immer ablegten und fortan nur noch barfuß gingen (was im Falle der russischen "Narren in Christo" angesichts der klimatischen Bedingungen sehr erstaunlich, aber nichtsdestotrotz sicher bezeugt ist). Wer barfuß geht, wird friedlich, spürt durch den Kontakt zur Erde, daß er Teil der Schöpfung ist, und bekommt Achtung vor ihr. Christus sagte in der Bergpredigt von den Lilien auf dem Felde: "Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie (auch nur) eine von ihnen." Franziskus sowie die russischen Gottesnarren hatten Kontakt zu wilden Wölfen und Bären und anderen wilden Tieren, die sich von ihnen ohne Scheu oder Bösartigkeit kosen und streicheln ließen. Der Prophet Elija, der ebenfalls stets barfuß ging, wurde, als er sich vor dem König Achab, der ihm nach dem Leben trachtete, in der Einöde verbarg, von den Raben täglich mit Brot und Fleisch versorgt, bis er von dort weggehen mußte, weil der Bach, an dem er saß, infolge der (von ihm selbst vorhergesagten) Dürre versiegte.

Wir werden vermutlich nicht die geistliche Reife jener Meister erlangen, können aber in unserem geistlichen oder spirituellen Leben durch beständiges oder häufiges Barfußgehen ein großes Stück weiterkommen, indem wir beispielsweise achtung vor der Erde und den darauf lebenden Geschöpfen bekommen oder heitere Gelassenheit lernen.

Ich tendiere eher zum Buddhismus, deshalb verstärkt barfuss leben "Aha"-Erlebnisse in diese Richtung, analoges kann ich mir aber auch bei einem Christen vorstellen....

Ich bin orthodoxer Christ und sehe diese Analogie ebenfalls. Der Buddha ging ja ebenfalls stets barfuß, und die buddhistischen Mönche tun es anders als etwa die katholischen Franziskaner bis auf den heutigen Tag.

Deshalb: Es kommen tatsächlich immer neue Erfahrungen mit Barfuss, Anfangs die Dinge mit Schmerz, Unannehmlichkeit, Peinlichkeit und die Auflösung all dessen in die Selbstverständlichkeit, von diesen Dingen fast nicht mehr berührt zu werden...

So ist es. Eine christliche Deutungsmöglichkeit wäre: durch das Kreuz zur Auferstehung, durch den (anfänglichen und vorübergehenden) Schmerz zur heiteren Gelassenheit.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

Barfuß und Spiritualität - ein Konnex ?

unci @, Thursday, 05.12.2002, 12:57 (vor 7968 Tagen) @ Markus U.

Da Jesus Christus freiwillig arm und bescheiden lebte, ging er mit Sicherheit zeitlebens barfuß. Als er seine Jünger zu zwei und zweien aussandte, gebot er ihnen ausdrücklich, keine Schuhe mitzunehmen, also barfuß zu gehen.

Äußert sich das Neue Testament sonst irgendwo zum thema?
Sind "Jesuslatschen" also ein widerspruch in sich?

Jesusdarstellungen ähneln sich alle ein wenig; wir erkennen ihn wieder wie einen bekannten, und das, obwohl es keine originalquellen gibt (so weit ich weiß, steht nirgends im NT eine genaue personenbeschreibung), sondern seit dem mittelalter sich eine tradition eingebürgert hat: So sah Jesus aus.

Die spirituelle Komponente des Barfußlaufens ergibt sich aus dem unmittelbaren Hautkontakt mit dem Boden, der Erde. Wir spüren, daß wir buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen stehen, nicht abgehoben sind. Das macht uns friedlich, und führt uns, wenn wir einfach auf diesem Boden gehen, ruhigen Schtrittes und gelassen, in eine meditative Stimmung, welche zur Gotteserkenntnis führen kann. Dies erkannten auch der hl. Franziskus sowie die russischen "Narren in Christo", welche daher auch die schuhe für immer ablegten und fortan nur noch barfuß gingen (was im Falle der russischen "Narren in Christo" angesichts der klimatischen Bedingungen sehr erstaunlich, aber nichtsdestotrotz sicher bezeugt ist).

Von den "Narren in Christo" habe ich noch nie etwas gehört. Wann und wo war das? Gibt es quellen dazu?

Barfuß und Spiritualität - ein Konnex ?

Markus U., Stammposter, Thursday, 05.12.2002, 14:17 (vor 7968 Tagen) @ unci

Hi Unci!

Da Jesus Christus freiwillig arm und bescheiden lebte, ging er mit Sicherheit zeitlebens barfuß. Als er seine Jünger zu zwei und zweien aussandte, gebot er ihnen ausdrücklich, keine Schuhe mitzunehmen, also barfuß zu gehen.

Äußert sich das Neue Testament sonst irgendwo zum thema?
Sind "Jesuslatschen" also ein widerspruch in sich?

Weitere Stellen zum Thema sind mir im Neuen Testament nicht bekannt, aber Jesus Chistus hätte seinen Jüngern schwerlich aufgetragen, barfuß durch die Lande zu ziehen, wenn er es selbst nicht getan hätte. "Jesuslatschen" sind also ein Widerspruch in sich; ich weiß nicht, warum die Dinger, die im übrigen anscheinend sehr schwierig aufzutreiben sind, so heißen. Am Kreuze war Christus übrigens nackt; daß er mit Lendenschurz dargestellt wird, geschieht der Pietät halber.

Jesusdarstellungen ähneln sich alle ein wenig; wir erkennen ihn wieder wie einen bekannten, und das, obwohl es keine originalquellen gibt (so weit ich weiß, steht nirgends im NT eine genaue personenbeschreibung), sondern seit dem mittelalter sich eine tradition eingebürgert hat: So sah Jesus aus.

Diese Tradition ist sehr viel älter; Jesusdarstellungen sind mindestens seit der Spätantike bekannt. Ob es noch ältere Jesusdarstellungen gab, wissen wir nicht, da ja vieles aus den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten unwiederbringlich verlorengegangen ist und die Christen zudem eine kleine, verfolgte Minderheit waren.

Die spirituelle Komponente des Barfußlaufens ergibt sich aus dem unmittelbaren Hautkontakt mit dem Boden, der Erde. Wir spüren, daß wir buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen stehen, nicht abgehoben sind. Das macht uns friedlich, und führt uns, wenn wir einfach auf diesem Boden gehen, ruhigen Schrittes und gelassen, in eine meditative Stimmung, welche zur Gotteserkenntnis führen kann. Dies erkannten auch der hl. Franziskus sowie die russischen "Narren in Christo", welche daher auch die schuhe für immer ablegten und fortan nur noch barfuß gingen (was im Falle der russischen "Narren in Christo" angesichts der klimatischen Bedingungen sehr erstaunlich, aber nichtsdestotrotz sicher bezeugt ist).

Von den "Narren in Christo" habe ich noch nie etwas gehört. Wann und wo war das? Gibt es quellen dazu?

Die "Narren in Christo" (jurodivy) lebten seit dem 12. Jahrhundert in Rußland und kamen bis ins 19. Jahrhundert zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten vor. Sie bildeten keine Gemeinschaft, sondern waren Menschen, die sich dem äußeren Anscheine nach absonderlich verhielten (indem sie etwa ganzjährig barfuß oder gar nackt herumliefen, was ich angesichts der klimatischen Bedingungen in Rußland fast unbegreiflich finde), in Wahrheit aber Erleuchtung und Erkenntnis besaßen. Etliche von ihnen werden in der russisch- orthodoxen Kirche als Heilige verehrt. Es gibt auch Quellen dazu (z. B. ihre Viten), leider meines Wissens nur sehr wenig in deutscher Sprache (von Tatjana Goritschewa gibt es ein recht interessantes Buch dazu, dessen genauer Titel mir momentan nicht erinnerlich ist), aber ich werde mich bemühen, mehr darüber herauszufinden, weil mich die "Narren in Christo" schon seit einigen Jahren faszinieren und ich daher gern noch mehr darüber wüßte!

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

Barfuß und Spiritualität - ein Konnex ?

[asc], Thursday, 05.12.2002, 23:17 (vor 7967 Tagen) @ Markus U.

Da Jesus Christus freiwillig arm und bescheiden lebte, ging er mit Sicherheit zeitlebens barfuß.

Immer gemäss dem alten vorurteil: barfuss==arm?

Sind "Jesuslatschen" also ein widerspruch in sich?

Je nach dem, wie sie aussehen, kann es sich zumindest um sandalen im stil der zeit handeln. Übrigens, in Israel kann der boden ziemlich heiss werden, sandalen sind mithin nicht ganz unnütz.

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muß nicht sein

UliE, Thursday, 05.12.2002, 12:09 (vor 7968 Tagen) @ Hannes

Hi,
Ich glaube auch, daß es unter barfüssern verbreiteter Spiritualität/ Esoterik/Religion gibt. Das muß aber nicht sein. Ich bin bisher trotz barfüssigkeit immer gut ohne dies alles ausgekommen und werde auch weiterhin klaren Verstands auf festem Bodem bleiben :)
Gruß vom bekennenden Materialisten
Uli

P.S.: Um eines direkt zu vermeiden: Materialist wird im trivialen Sinne oft verstanden, als einer, den es nur ums Geld geht etc.
Das ist aber die "Volksmundvariante", Materialist zu sein heißt, daß man an keine Art von Kräften außer den physikalischen glaubt. ("Das Sein bestimmt das Bewußtsein")

muß nicht sein

Markus U., Stammposter, Thursday, 05.12.2002, 14:35 (vor 7968 Tagen) @ UliE

Hi Uli,

Ich glaube auch, daß es unter barfüssern verbreiteter Spiritualität/ Esoterik/Religion gibt. Das muß aber nicht sein. Ich bin bisher trotz barfüssigkeit immer gut ohne dies alles ausgekommen und werde auch weiterhin klaren Verstands auf festem Bodem bleiben :)
Gruß vom bekennenden Materialisten
Uli
P.S.: Um eines direkt zu vermeiden: Materialist wird im trivialen Sinne oft verstanden, als einer, den es nur ums Geld geht etc.
Das ist aber die "Volksmundvariante", Materialist zu sein heißt, daß man an keine Art von Kräften außer den physikalischen glaubt. ("Das Sein bestimmt das Bewußtsein")

ich weiß, was Materialismus bedeutet. Allerdings kommt der Materialismus bereits dort an seine Grenzen, wo das Reich des Geistes (der Gedanken) beginnt. Somit ist bereits das Bewußtsein als solches materialistisch nicht zu erklären. Auch Mathematik und Logik als "ideale" Wissenschaften mit einem sehr hohen Grad an Abstraktion haben im Materialismus keine Grundlage. Eine materialistisch verstandene Welt wäre eine trostlose Welt, da der Materialismus jegliche Transzendenz leugnet, was zur Folge hat, daß sowohl die Kreativität des Menschen als auch seine Seelenkräfte gelähmt werden. Aber vielleicht haben die Erfinder der materialistischen Philosophie das ja sogar gewollt?

Barfuß,
Markus U.

muß nicht sein

UliE, Thursday, 05.12.2002, 14:53 (vor 7968 Tagen) @ Markus U.

Hi Uli,

Ich glaube auch, daß es unter barfüssern verbreiteter Spiritualität/ Esoterik/Religion gibt. Das muß aber nicht sein. Ich bin bisher trotz barfüssigkeit immer gut ohne dies alles ausgekommen und werde auch weiterhin klaren Verstands auf festem Bodem bleiben :)
Gruß vom bekennenden Materialisten
Uli
P.S.: Um eines direkt zu vermeiden: Materialist wird im trivialen Sinne oft verstanden, als einer, den es nur ums Geld geht etc.
Das ist aber die "Volksmundvariante", Materialist zu sein heißt, daß man an keine Art von Kräften außer den physikalischen glaubt. ("Das Sein bestimmt das Bewußtsein")

ich weiß, was Materialismus bedeutet. Allerdings kommt der Materialismus bereits dort an seine Grenzen, wo das Reich des Geistes (der Gedanken) beginnt. Somit ist bereits das Bewußtsein als solches materialistisch nicht zu erklären.

Nicht ganz richtig: der Großteil erklärt Geist und Seele als den Sensor, der die materialistische Welt wahrnehmt ...
würd aber hier im Forum wohl zu weit führen (kann Dir ja mal Foren empfehlen, wo man sowas "ausdiskutieren" kann)
Ein anderer Teil, zu dem ich gehöre, sagt einfach, daß solange über diesen Bereich keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen ist es durchaus sinnvoll "irrationale" Denkschablonen zu verwenden, von denen man aber stets weiß, daß es nur Modelle sind. Genau wie Mathematik und Physik meist Modelle aufstellt, die nicht die Realität SIND.

Auch Mathematik und Logik als "ideale" Wissenschaften mit einem sehr hohen Grad an Abstraktion haben im Materialismus keine Grundlage.

Ganz im Gegenteil. Logik und Mathematik sind die besten Werkzeuge des Materialisten. Er nimmt nur nicht an, wie dies z. B. Plato tat, daß der Mensch die Mathematik enddeckt (Plato meinte die Mathematische Welt existiert und wird von dem Menschen lediglich enddeckt). Ich sehe es als Erfindugen des menschlichen Geistes an, die in hunderten von Jahren immer weiter verfeinert wurden, um immer komplexere Vorgänge (z. B.) in der Natur noch erfassen zu können.

Eine materialistisch verstandene Welt wäre eine trostlose Welt, da der Materialismus jegliche Transzendenz leugnet, was zur Folge hat, daß sowohl die Kreativität des Menschen als auch seine Seelenkräfte gelähmt werden. Aber vielleicht haben die Erfinder der materialistischen Philosophie das ja sogar gewollt?

Ganz im Gegenteil: Der Materialist ist im Geiste völlig frei, kennt keine Instanz von oben, die ihn in seiner Lebensfreude einschränkt. Ich möchte diese Freiheit und diesen Reichtum nie mit jemand "Religiösen" tauschen. Außerdem sind mir persönlich halt spirutuelle/religiöse/esoterische Gefühle völlig fremd, so daß ich mir einfach überhaupt nicht vorstellen könnte, welche zu haben. Aus meiner persönlichen Sicht sind solche Dinge eher eine Behinderung des freien Geistes. Ich ziehe insbesondere meine intellektuellen Freuden immer aus der geistigen Freiheit. Mein Geist würde glaube ich total verkümmern, wenn ich ihn mit einer religiösen Sichtweise geiseln würde

Gruß
Uli

muß nicht sein

Andi, Thursday, 05.12.2002, 15:21 (vor 7968 Tagen) @ Markus U.

Allerdings kommt der Materialismus bereits dort an seine Grenzen, wo das Reich des Geistes (der Gedanken) beginnt. Somit ist bereits das Bewußtsein als solches materialistisch nicht zu erklären.

Noch nicht. Falls jeder einzelne Gedanke als spezifische Anregung von Nervenzellen identifizierbar wird, wird das Bewusstsein materialistisch erklärbar. Genauso wird eine Reinkarnationslehre in dem Moment materialistisch erklärbar, indem die Seele als Stoff messbar wird.

Auch Mathematik und Logik als "ideale" Wissenschaften mit einem sehr hohen Grad an Abstraktion haben im Materialismus keine Grundlage.

Materialismus schließt Abstraktion aber nicht aus.

Eine materialistisch verstandene Welt wäre eine trostlose Welt

Die Wissenschaft soll die Welt erklären und nicht den Menschen trösten. Wenn der Mensch sich nur dann gut fühlen kann, wenn er bewusst Unwahrheiten in Kauf nimmt, dann ist das sehr bedenklich.

da der Materialismus jegliche Transzendenz leugnet,

Der Materialismus leugnet das "Übernatürliche"; er leugnet hingegen nicht das "Übermenschliche" --- es ist auch im materialistischen Weltbild denkbar, dass es Dinge gibt, die aufgrund ihrer Komplexität vom begrenzen menschlichen Verstand nicht zu erfassen, gleichwohl doch real sind.

Aber vielleicht haben die Erfinder der materialistischen Philosophie das ja sogar gewollt?

Die materialistische Philosophie ist wohl als notwendige Gegenbewegung zur mittelalterlichen Glaubenslehre zu verstehen, die den Menschen in seinen irdischen Möglichkeiten gelähmt hat. In Anbetracht des nach wie vor grassierenden Glaubens an Astrologie, Esoterik usw. scheint diese Notwendigkeit auch nach wie vor zu bestehen.

muß nicht sein

Hannes, Saturday, 07.12.2002, 20:38 (vor 7965 Tagen) @ UliE

Hi Uli,

Du wirst mir sicher nicht abstreiten, dass du mit deinem "Kopf" Einfluß zumindest auf Deinen Körper hast, und auch Dein Körper einschließlich Kopf besteht aus dem, was wir Materie nennen.
Insofern denke ich, dass auch du "Kräfte" hast, die sogar physikalisch erklärbar sind (Nerven...Elektronen..elektr.Felder...),
das, was Du bist, Deine Person ist mehr als ein Haufen Atome, wie willst Du Dein Bewußtsein erklären ?

Gruß Hannes

P.S: Ich bin selbst technisch ausgebildet, habe mich auch viel mit "Fraktalen" (Chaostheorie) und Mathematik beschäftigt. Allein die Tatsache, dass Ingenieure mit "komplexen" Zahlen zu "realen" Ergebnissen (Schwingungslehre, elektr. Felder usw..) kommen, ist schon "mystisch".....

--

Hi,
Ich glaube auch, daß es unter barfüssern verbreiteter Spiritualität/ Esoterik/Religion gibt. Das muß aber nicht sein. Ich bin bisher trotz barfüssigkeit immer gut ohne dies alles ausgekommen und werde auch weiterhin klaren Verstands auf festem Bodem bleiben :)
Gruß vom bekennenden Materialisten
Uli
P.S.: Um eines direkt zu vermeiden: Materialist wird im trivialen Sinne oft verstanden, als einer, den es nur ums Geld geht etc.
Das ist aber die "Volksmundvariante", Materialist zu sein heißt, daß man an keine Art von Kräften außer den physikalischen glaubt. ("Das Sein bestimmt das Bewußtsein")

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