Im August war ich einige Tage in Bad Reichenhall, im Hotel "Residenz Bavaria" -- einem für meine Begriffe sehr guten Hotel der gehobenen Preisklasse (ich musste nicht alles selbst bezahlen ...). Weil mir nicht in erster Linie das Essen und das Schwimmbad wichtig sind, sondern ob sie von Gästen verlangen, Schuhe zu tragen, rief ich vorher an. "Stört es Sie, wenn ich barfuß bin?" Die Dame am Empfang konnte den Manager nicht gleich finden. Antwort: "Ja mei, dann machen's halt!"(dann tun Sie es doch einfach!). Als ich dann im schicken Eingang ankam, mit zwei kleinen Kindern, verschwitzt von der langen Fahrt, fragte ich doch lieber nochmal, dieses Mal den Manager. "Bitte sehr, wenn Sie sich wohler fühlen!"

Das habe ich dann auch befolgt und hatte einen sehr angenehmen Aufenthalt, in dem ich kein einziges Mal meine Schuhe brauchte. Nicht zu vergleichen mit dem sonst recht hübschen "Nichtraucherhotel" in Dresden, von dem ich einmal berichtet habe. Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass sich wirklich gute und kundenorientierte Unternehmen dessen bewusst sind und auf den Kunden eingehen können, ohne Angst zu haben, auf diese Weise an Niveau zu verlieren (eigentlich eine widersinnige Befürchtung). Aber es sind gerade die kleinen Dienstleister, die sich nicht etabliert fühlen, die dem Kunden ihre eigenen Vorstellungen aufzwängen wollen. In ein gutes Hotel kann man barfuß gehen. Überhaupt, habe ich gemerkt, sollte man bei Unternehmen aufpassen, die einen Barfüßler abweisen. Das Tanzlokal in Winnenden bei Stuttgart, bei dem ich im Sommer abgewiesen wurde ("Mann, wir sind ein Tanzrestaurant, keine Disco!") erwies sich am Ende (mit Schuhen, nachdem wir schon hingefahren waren) als wenig sympathisches Unternehmen, das mich auch noch beim Bezahlen linken wollte. Seit dem ist das unser Qualitätstest, der die Spreu vom Weizen scheidet.

Gruß, Kai (VS)