Vom Lustgewinn auf nackten Füßen (Hobby? Barfuß! 2)

Martin ⌂ @, Saturday, 30.11.2002, 17:01 (vor 7972 Tagen)

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Vom Lustgewinn auf nackten Füßen
Dorothea Wand in der "Westdeutschen Zeitung" (30.11.2002)

Neuss. Was ist der erste Gedanke beim Stichwort "Fuß"? "Weiße Socken", "Käsemauken" oder oh, la, la? Detlef Fleischer nähert sich dem Thema auf ebenso ungewöhnliche wie ursprüngliche Art: barfuß. In seinem in der Neuen Neusser Reihe herausgegebenen Buch "Barfuss-Szene" schildert der Journalist und PR-Berater Erfahrungen, Ängste, Geschichte und Geschichten rund um die vernachlässigten Körperteile. Der Neusser möchte, wie der Untertitel verrät, "Mehr Mut zu nackten Füßen" machen.

Wie verschämt die Mitteleuropäer mit den täglich schwer belasteten Organen umgehen, lässt sich laut Fleischer an den Umsatzzahlen der Kosmetikindustrie belegen. Nur ein Bruchteil des Jahresumsatzes ginge auf das Konto von Fußpflegeprodukten. Füße werden in Strümpfe und manchmal viel zu engen Pumps oder ausgelatschten Tretern versteckt. Als Grund für dieses schon fast zwanghafte Verhalten hat Fleischer historische Entwicklungen ausgemacht. Schuhe tragen zu können, war lange ein Zeichen von Sicherheit und Wohlstand. In den siebziger Jahren wurde Barfußgehen zu einem heute noch argwöhnisch beäugten Protestmittel.

Fleischer sieht das alles entspannter. Als ersten Grund, warum er barfuß gehe, gibt er an: "Weil es Spaß macht". Und er verweist auf den Lustgewinn und die von der beschuhten Welt so unterschiedliche Wahrnehmung der Umgebung. Gesteigertes Wohlbefinden durch Barfußlaufen? Aber sicher! Im Plauderton erfährt der Leser von Fußreflexzonenmassagen, Von (Fuß-) Muskeltraining und den medizinischen Vorteilen des Wanderns "unten ohne" - und auch den erotischen Aspekten nackter Füße. (...)

Abwechslungsreich und spannend erzählt Fleischer von den unterschiedlichen Aspekten seines Hobbys, von Menschen, die er dabei getroffen hat und deren manchmal ganz speziellen Vorlieben. Ein Buch zum ‚Drinrumschmökern’, das vom nächsten Sommer träumen lässt. Für’s systematische Nachlesen würde man sich ein umfangreicheres Register wünschen. Und wer es wissenschaftlichen Ergebnissen oder freundschaftlichen Ratschlägen vorzieht, lieber bei Goethe nachzuschlagen, der sei auf das Schlusszitat verwiesen, das Fleischer anführt. In den ‚Wahlverwandtschaften’ findet sich folgendes: ’Ein schöner Fuß ist eine große Gabe der Natur. Diese Anmut ist unverwüstlich’. Na also!"

[image] Barfuss-Szene

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