Novemberpresse, die zweite (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Saturday, 30.11.2002, 12:44 (vor 7973 Tagen)

Hallo zusammen,
hier kommt der zweite Teil der Novemberpresse:

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Kickbox-Ballerina will hoch hinaus
Mehr als schlagen und treten: Isabelle Butz visiert im Freestyle Kata die WM in Florida an [...]
Ästhetik, Balance, Körperkunst Kampf: Isabelle Butz durchbrach als einzige Teilnehmerin aus der Region beim Kickbox World-Cup in Trier im Freestyle Kata die Riege der überragenden Franzosen und erreichte den dritten Platz. Kampfsport ist für die 22-Jährige eine Kunst, die sie immer weiter verfeinern möchte.
Isabelle wickelt den Schwarzgurt um die zierliche Taille, bindet die blonden Locken zusammen und kniet sich in der Mitte der Gusterather Turnhalle nieder. Die junge Frau schließt die Augen, und atmet einige Sekunden konzentriert ein kraftvoller Schrei, dann beginnt ihr Kickbox-Ballett: eine Choreografie, die Akrobatik, Fausthiebe und Tritte zu komplexen Bewegungsfolgen verbindet.
Vom Salto sinkt Isabelle in den Spagat, steht blitzschnell wieder kerzengerade und lässt mehrere Kicks im Rhythmus schneller Techno-Musik folgen, bis sie im Standspagat für einen Moment inne hält. [...]
Bei Wettbewerben tritt Isabelle allerdings ausschließlich im Freestyle an einer Form, bei der nicht gegeneinander gekämpft wird, sondern verschiedene Techniken in einer Solo-Kür präsentiert werden. "Für das Freestyle sollte man mehrere Kampfsportarten wie Kickboxen, Karate, Kung-Fu oder Taek-Won-Do beherrschen, um möglichst viele Stile kombinieren zu können", erklärt Isabelle, die in Saarbrücken Sportwissenschaften studiert. Auch Elemente aus dem Bodenturnen wie etwa Salti seien hilfreich. Zudem erlernt sie mit Hilfe von Videos auch Schrittfolgen aus dem Modern Dance [...]
Irgendwann möchte sie auch mal einen gestreckten Rückwärtssalto darin präsentieren. "Aber solche Elemente fallen mir ziemlich schwer", sagt Isabelle und wischt sich ein paar kleine Steinchen von ihren nackten Füßen, die inzwischen vom Hallenboden ganz schwarz geworden sind.
[Trierischer Volksfreund, 14. 11. 2002]
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Ein Park für die Sinne
Im Wildgehege und auf einem geologischen Pfad können dann Besucher auf Entdeckungstour gehen.
Troisdorf - Was ist das für ein Gefühl, als Mensch hinter einem Gatter von Rotwild beäugt zu werden? Wie riechen "spitze" Gerüche? Wie fühlt es sich an, über einen Minzteppich zu laufen?
Derartige Sinneserfahrungen könnten Besucher des Troisdorfer Stadtwaldes schon bald machen, wenn im Rahmen der Haushaltsberatungen die Umgestaltung des Gebiets zwischen Burg Wissem und der Heerstraße als so sinnvoll erachtet wird, dass dort ein "Park der Sinne" entsteht.
Lange haben die Mitglieder des Arbeitskreises "Erneuerung Stadtwald" darüber sinniert, wie sich dieses Konzept eines Parks für die Sinne umsetzen lassen könnte [...]
Um die sich teilweise widersprechenden Erfordernisse unter einen Hut zu bringen und eine ideale Gesamtkonzeption zu erarbeiten, reisten die Arbeitskreismitglieder auch in andere Parks - so etwa auf Anregung der "Kreativ-Werkstatt" nach Schloss Freudenberg bei Wiesbaden, wo den Troisdorfern der "Park der Sinne" nach Hugo Kükelhaus (1900-1984) mit Barfuß-Parcours, Summ-Stein und Riechfeld vorgestellt wurde. In Anlehnung an die Ideen des Philosophen soll nun im Waldpark im Stadtpark um Burg Wissem ein Erfahrungsfeld der Sinne entstehen. [...]
Für das Erfahrungsfeld der Sinne laufen die Planungen laut Arbeitskreis bereits, Gerätschaften sind bestellt. Im Frühjahr, so hoffen die Verantwortlichen, könnte auch das Wildgehege gestaltet sein [...]
[Kölner Stadt-Anzeiger, 14. 11. 2002]
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Mark Gillespie barfuß im musikalischen Alleingang
Auf "Barefoot & Naked" beweist der Wahl-Gießener sein Allroundtalent [...]
Es ist wieder diese bekannte Mischung aus groovendem Rock, souligem Blues und wunderschönen Balladen, und doch ist diesmal alles anders: Auf "Barefoot & Naked" demonstriert Mark Gillespie eindrucksvoll sein musikalisches Allroundtalent [...]
Nach dem Konzert im Martinshof steht eine Mini-Tour an, die die Band unter anderem nach Fulda und Göttingen führen wird. "Wir werden viel rumjammen und Party machen, aber zuvor auch ein bisschen ernsthaft proben", zwinkert Gillespie. Ob er barfuß auftreten wird, hat der gebürtige Engländer allerdings verschwiegen.
[Giessener Anzeiger, 15. 11. 2002]
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«Die Wüste reinigt die Seele»
In der Wüste findet Rolf Reichle, Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde Rheinau, immer wieder von Neuem das, was er in unserer hektischen Gesellschaft vermisst: Ruhe und die Zeit, den Gedanken nachzugehen [...]
«In der Wüste erlebe ich tiefe Eindrücke, die auf die Seele übergehen», berichtet Rolf Reichle, der seit seinem 18. Lebensjahr regelmässig durch die Sahara reist. Die einmalige Stille, die Landschaft und die Weite der Wüste faszinieren ihn und geben seinen Reisen eine spirituelle Dimension. So geniesse er es, frühmorgens, wenn die Sonne aufgehe, spazieren zu gehen, zu beten und die Einsamkeit auf sich wirken zu lassen. Nicht umsonst heisse es: «Das Wasser reinigt den Körper, die Wüste reinigt die Seele.»
Auch in diesem Jahr hat sich Reichle in die Wüste zurückgezogen und ist im vergangenen Oktober durch Libyen gereist. [...]
Barfuss unterwegs
Begleitet von einem Freund ist er während vier Wochen durch die libysche Zentralsahara gefahren. Da es dort keine befestigte Strassen gibt, mussten sie den Weg mittels Landkarten suchen, auf denen die einzelnen Dünenzüge eingetragen sind. [...]
«Die Wüste ist voller Überraschungen», erzählt Reichle und erwähnt prähistorische Höhlenmalereien, die Elefanten und Giraffen zeigen. Auch die Natur berge ungeahnte Schönheit in sich, wie beispielsweise von reicher Vegetation umgebene Seen. Zudem hätten sie auf ihrer Reise verschiedene Tiere wie Wüstenfüchse, Skorpione und Schlangen angetroffen. Besonders gefährlich sei die Sandviper, die dank ihrer Tarnung kaum zu sehen sei. «Man muss immer achtsam sein», sagt Reichle, der dennoch am liebsten barfuss durch den Sand geht. [...]
Auf seinen Touren bewegt sich der Pfarrer gewissermassen auf den Spuren Charles de Foucaulds, den er als sein Vorbild bezeichnet. Der französische Offizier (1858?1916) bereiste 1883 ohne jegliche Unterstützung damals noch völlig unbekannte Gebiete der Westsahara und machte genaue Aufzeichnungen sowie Vermessungen. Der Missionar, der 1901 zum katholischen Priester geweiht wurde, suchte immer wieder die Einsamkeit der Sahara und erforschte zudem die Sprache und die Schrift der Tuareg.
Seit wenigen Tagen zurück in der Schweiz, stellt Reichle fest, «dass ich von meinen Reisen gestärkt zurückkomme». [...]
[Der Landbote (Schweiz) , 16. 11. 2002]
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Als Berlin ein einziger Abenteuerspielplatz war [...]
Rund ein Drittel aller Berliner Gebäude war nach dem Krieg zerstört und unbewohnbar. Im Jahr 1945 glich die Stadt einem einzigen Trümmerfeld. Die Kinder sahen das allerdings anders. Für sie war die in ihre Einzelteile zerlegte Stadt ein großer Abenteuerspielplatz: In den Brunnen badeten sie, auf Ruinenbergen kletterten sie herum, in halb verfallenen Häusern spielten sie Verstecken - meist barfuß. Schuhe waren damals Mangelware. Erst mit der Währungsreform im Jahr 1948 änderte sich die Lage zumindest im Westen allmählich zum Positiven. Im Osten konnten die Kinder noch ein bisschen länger Abenteurer spielen.
Der Journalist Fritz Schulleri hat Fotos von den beiden jüdischen Fotografen Fritz Eschen und Abraham Pisarek zusammengestellt und zeigt mit ihnen die "Berliner Kindheit vor 50 Jahren". Fritz Eschen hatte die NS-Zeit mitten in Berlin überlebt. Als er nach dem Krieg wieder fotografieren durfte, hielt er den Alltag in der sich wieder aufbauenden Stadt fest. Kinder waren sein Lieblingsmotiv. [...]
Fritz Schulleri: "Berliner Kindheit vor 50 Jahren"
[Die Welt, 16. 11. 2002]
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Zu viele Autos, zu viel Schmutz
Pauline (9) lebt mit ihren Eltern seit mehr als fünf Jahren an der Weisestraße [...]
Was Pauline besonders nervt: Sie darf nie ohne Begleitung auf den Spielplatz um die Ecke an der Mahlower Straße. «Meine Mutti will das nicht, weil dort nachmittags und abends immer so blöde Männer sind. Die stören uns auch beim Spielen», sagt sie. Im Sommer, so Pauline, würde sie gern barfuß im Buddelsand des Spielplatzes laufen - «aber da liegen Glasscherben drin, an denen man sich richtig schneiden kann». Ihr Wunsch: «Vielleicht könnte da ja mal was gemacht werden.» Dann zeigt sie auf Graffiti an einer Brandwand. «Mich stören auch die mit Farbe beschmierten Hauswände.» [...]
[Berliner Morgenpost, 18. 11. 2002]
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Tragisches aus dem Hochgebirge
Vielleicht hatte der Toningenieur den Noise-Jazz von Medeski Martin&Wood im Sinn. Denn durch die maßlose Übersteuerung verhallten selbst die behutsamen Klangexperimente in den Gewölben der Passionskirche. Doch so mühsam es stellenweise war, die musikalischen Zutaten im Ohren betäubenden Soundbrei auszumachen - Susana Baca, die von David Byrne entdeckte Sängerin aus Peru, konnte darüber allemal hinwegtrösten. Barfuß, charmant und lyrisch intonierte sie ihre Lieder, in denen das tragische Lebensgefühl der Andenbewohner mit den ungezügelten Rhythmen schwarzer Sklaven verschmilzt.
Von diesem afro-peruanischen Blues hatten sich auch der Keyboarder John Medeski und der Gitarrist Marc Ribot begeistern lassen; die beiden Avantgardisten standen mit Baca zusammen im Plattenstudio. In der Passionskirche erschien die Sängerin allerdings von ihrem angestammten Quartett begleitet [...]
[Tagesspiegel, 21. 11. 2002]
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Nicht vorbeigehen
Interview mit dem Schauspieler Günter Lamprecht
In Berlin ist Günter Lamprecht geboren, und als Berliner ist er auch international bekannt, seit er für Rainer Werner Fassbinden den Franz Biberkopf aus Döblins »Berlin Alexanderplatz« spielte. [...] Andererseits merke ich, wenn ich mit meiner Biografie auf Lesetour gehe, wie überrascht die jungen Leute sind, weil es so eine persönliche Geschichte ist, und plötzlich die Bücher kaufen. Nun ist mein Leben, ohne dass ich das wollte, reine Action, wie das heute heißt. Ich bin mit Klaus Kinski barfuß über den Kudamm gelaufen, wir haben das erste Plakat getragen, als die Bundeswehr gegründet wurde: Nie wieder Krieg, nie wieder Militarismus hier in Berlin. Das ist drin bei mir, bei dieser Generation, die so viel Scheiße erlebt hat. Nur wenn ich irgendwo ein paar Glatzen sehe, hört mein Verständnis auf. Da kann ich nicht einfach vorbeigehen, auch wenn hingehen heißt, sich in Gefahr begeben.
[Neues Deutschland, 21. 11. 2002]
Barfuß auf dem Kudamm war ich (leider) noch nicht, aber auch ansonsten ist Barfußgehen bei mir keine Action, sondern vielmehr "Wellness", wie man auf Neudeutsch wohl so sagt ...
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Mit allen Sinnen
Eine Fortbildung im Sommer animierte zwei Lehrerinnen der Grundschule Aulendorf, einen Wahrnehmungsparcours für die Kinder im Anfangsunterricht anzubieten.
Alle Sinne wurden bei den einzelnen Aufgabenstellungen eingesetzt, das Wahrnehmungsvermögen sensibilisiert. Vordergründig wurde die Feinmotorik herausgefordert [...] Mit geschlossenen Augen mussten die richtigen Verschlüsse auf bereitstehende Gefäße gedreht, via Höraktivierung Geräusche entschlüsselt werden. Barfuß durfte die Wirkung unterschiedlicher Materialien "ergangen" werden. Gleichgewichtsempfinden, Körperkoordination, taktile und visuelle Wahrnehmung sind in besonderem Maße je nach Aufgabenstellung gefordert
Hervorzuheben ist die Bedeutung dieser Wahrnehmungsförderungen im Alltag. Es gilt, im ganz normalen Tagesablauf aufmerksam zu werden für Tätigkeiten, die die Grob- und Feinmotorik des heranwachsenden Kindes schulen, bewusstes Wahrnehmen fördern. [...]
Kein Leben aus der Konserve
Angesichts der vielfältigen Einflüssen der schnelllebigen Wohlstandsgesellschaft geht der eindeutige Auftrag an alle an der Erziehung Beteiligten, Phasen der Ruhe zu ermöglichen, die Erziehung nicht nur dem Fernsehgerät oder dem Computer zu überlassen. Leben ist mehr als Zweidimensionalität, ist mehr, als die Konserve bietet ...
[Schwäbische Zeitung, 21. 11. 2002]
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Gegen Ende des Monats wurde die Zahl der "barfußrelevanten" Pressebeiträge wieder etwas größer. Also gibt es dieser Tage noch einen dritten Teil ...
Serfuß
Georg


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