Barfuß in der Business Class (Hobby? Barfuß! 2)

Tagesspiegel ⌂, Friday, 22.11.2002, 21:22 (vor 7980 Tagen)

Schauspieler Ralph Herforth stand wegen Beleidigung vor Gericht

Wenn Ralph Herforth seine Füße in aller Öffentlichkeit hüllenlos zeigt, dann ist das für ihn etwas ganz Normales. "Ich trage im Sommer nie Schuhe", erklärte der Schauspieler gestern vor dem Amtsgericht. "Meine Füße sind total verhornt." Nackte Fuß-Tatsachen allerdings blieben der Richterin erspart. Auch wenn sie Auslöser des Streits waren, der den 42-jährigen Schauspieler vor Gericht brachte. Herforth saß vor knapp einem Jahr barfuß im Flugzeug. In der Business Class. Ein anderer Passagier aber rümpfte die Nase und beschwerte sich bei der Stewardess. "Das war ein Snob", meinte Herforth nun. Er habe ihn tatsächlich als "Arschloch" beschimpft.

Der geständige Schauspieler nahm es mit Humor. "Ich finde es aber total unnötig, dass ich hier sitze." Schließlich könne man einem Menschen doch nicht verwehren, keine Schuhe zu tragen. "Und wenn jemand nach Knoblauch riecht, darf er doch auch im Flugzeug bleiben." Zudem seien seine Füße sauber gewesen, sagte der aus zahlreichen Krimi-Serien oder Filmen wie "Knockin' On Heavens Door", "Die Bubi-Scholz-Story" oder "Verbotene Küsse" bekannte Herforth. Das aber war dem anderen Passagier egal. Obwohl der 44-jährige Herr von K. am anderen Ende der Reihe und damit in gehörigem Abstand zum schuhlosen Schauspieler saß.

"Die Sache schaukelte sich hoch", meinte Herforth. Er rief dem nörgelnden Passagier zu: "Können Sie mir das nicht allein sagen, brauchen Sie dazu die Stewardess?" Ein Wort gab das andere, der Kapitän wurde eingeschaltet. Der Abflug der Lufthansa-Maschine stand plötzlich auf dem Spiel. "Es hieß, die Maschine müsse zurück in den Hangar, weil sich ein Passagier den Anordnungen der Crew widersetze", erinnerte sich der Schauspieler, der damals nach einem Drehtermin mit TV-Kommissarin Hannelore Elsner auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin war. Er gab nach und steckte seine Füße ins ungeliebte Schuhwerk. Die Richterin schlug eine Einstellung des Verfahrens um Beleidigung gegen Zahlung einer Geldbuße von 1000 Euro vor. Herforth, kein Nörgler, nickte: "Das zahle ich."

[image] http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/23.11.2002/318521.asp

Barfuß in der Business Class

Michael (wat) @, Saturday, 23.11.2002, 07:39 (vor 7980 Tagen) @ Tagesspiegel

Drei Gedanken dazu: Erstens wird es immer Leute geben, denen was auch immer man tut nicht gefällt. Das ganze ist kein barfuß-spezifisches Thema.

Zweitens kommt es darauf an, wie man damit umgeht. Man kann, wie hier, dem Nörgler das Wort bieten und riskieren, ihm einen konkreten Angriffspunkt zu bieten, hier die Anklage wegen Beleidigung. Herforth hätte alternativ deeskalierend argumentieren und freundlich bleibend an die Vernunft auch der Mitreisenden appellieren können, so dass der Nörgler alleine auf weiter Flur gesessen hätte (Stichwörter: Thrombose-Gefahr beim langen Sitzen; Sprengstoff in Schuhen; keine Schuhe dabei, weil ganz normal und nicht verweichlicht; effektive Entspannung nach Stress im täglichen Leben, um Gesundheitskassen nicht zur Last zu fallen; ...).

Drittens ist der Ton dieses Berichtes ein wenig seltsam, da Barfüßigkeit als leicht anrüchig dargestellt wird. "Hüllenlos", "nackte Tatsachen", "Nase rümpfen": Das weckt Assoziationen mit Dingen, die oftmals (zu Unrecht) mehr oder weniger verschämt grinsend behandelt werden.

Aber was solls. Wenn er 1000 Euro für den Spaß zahlen konnte und dann Ruhe hatte, war das natürlich einfach. Und hoffentlich hatte Herforth seinen Spaß. Er zeigte ja Einsicht, dass er den aufkommenden Konflikt nicht auf ideale Art und Weise ausgetragen hat, aber so kann es gehen, wenn Betonköpfe aneinander prallen. Wäre es hier nicht um einen Prominenten gegangen, wäre die Sache ganz genau so gelaufen, nur kein Artikel darüber verfasst worden.

Oder wie seht ihr das?

Barfuß in der Business Class

Jerry2, Saturday, 23.11.2002, 15:20 (vor 7979 Tagen) @ Michael (wat)

Drei Gedanken dazu: Erstens wird es immer Leute geben, denen was auch immer man tut nicht gefällt. Das ganze ist kein barfuß-spezifisches Thema.
Zweitens kommt es darauf an, wie man damit umgeht. Man kann, wie hier, dem Nörgler das Wort bieten und riskieren, ihm einen konkreten Angriffspunkt zu bieten, hier die Anklage wegen Beleidigung. Herforth hätte alternativ deeskalierend argumentieren und freundlich bleibend an die Vernunft auch der Mitreisenden appellieren können, so dass der Nörgler alleine auf weiter Flur gesessen hätte (Stichwörter: Thrombose-Gefahr beim langen Sitzen; Sprengstoff in Schuhen; keine Schuhe dabei, weil ganz normal und nicht verweichlicht; effektive Entspannung nach Stress im täglichen Leben, um Gesundheitskassen nicht zur Last zu fallen; ...).
Drittens ist der Ton dieses Berichtes ein wenig seltsam, da Barfüßigkeit als leicht anrüchig dargestellt wird. "Hüllenlos", "nackte Tatsachen", "Nase rümpfen": Das weckt Assoziationen mit Dingen, die oftmals (zu Unrecht) mehr oder weniger verschämt grinsend behandelt werden.
Aber was solls. Wenn er 1000 Euro für den Spaß zahlen konnte und dann Ruhe hatte, war das natürlich einfach. Und hoffentlich hatte Herforth seinen Spaß. Er zeigte ja Einsicht, dass er den aufkommenden Konflikt nicht auf ideale Art und Weise ausgetragen hat, aber so kann es gehen, wenn Betonköpfe aneinander prallen. Wäre es hier nicht um einen Prominenten gegangen, wäre die Sache ganz genau so gelaufen, nur kein Artikel darüber verfasst worden.
Oder wie seht ihr das?

Also, ich kann das Ganze rein gar nicht nachvollziehen. Es wird doch immer wieder geraten, bei Flügen die Schuhe auszuziehen, um einer evtl. Trombosegefahr zu entgehen. Bei langen Zugfahrten ziehen ebenfalls viele Leute ihre Schuhe aus (ich übrigens ebenfalls). Also, was soll das Theater?

Jerry2

Barfuß in der Business Class

Dominik R., Saturday, 23.11.2002, 17:35 (vor 7979 Tagen) @ Jerry2

Hallo.
ich finde diese 1000 Euro eine Frechheit.
Ich finde es überhaupt, ein Schwachsinn, dass so ein Streit vor Gericht landet.
So ist das also in unserem "Rechtsstaat" so ein Streit, landet vor dem Kadi (wo bleibt eigentlich, die Freiheit in diesaem Land, wenn nicht mal barfuss sein erlaubt ist), andere Dinge wie zum Beispiel die Entlassung von Auszubildenden nach einer Ausbildung (trotz zugesicherter Übernahme-Stichwort: Mündlicher Vertrag) sind kein Thema für unsere Gerichte.

Gruß Dominik

Barfuß in der Business Class

Bene, Stammposter, Saturday, 23.11.2002, 21:50 (vor 7979 Tagen) @ Dominik R.

Mündliche Verträge sind nunmal immer schlecht, da kann kein Gericht was dran ändern, dass damit im Zweifelsfalle nicht viel anzufangen ist.

Den hier angeführten Fall kenne ich nicht näher, es geht aber bei der Buße wohl nicht darum, dass Herr Herforth barfuß war, das ist kein Delikt, sondern ausschließlich darum, wie er reagiert hat - er muss büßen, weil er ausfallend geworden ist. Und wenn dem so war, dann ist das auch in unserem Sinne richtig so, weil es kein gutes Beispiel ist, wie man sich als Barfüßer in einer solchen Situation verhalten sollte.

Mir fällt dazu wieder ein, was für ein Theater es bei einer Flugabfertigung in Mallorca war, barfuss über das Rollfeld zum Flugzeug laufen zu dürfen (meine Schuhe waren schon im Koffer im Flugzeug unerreichbar) - im Flugzeug selbst waren dann alle sehr freundlich....

Freundliche Grüsse

Bene

Barfuß in der Business Class

DominikR., Saturday, 23.11.2002, 22:42 (vor 7979 Tagen) @ Bene

Hi,
klar finde ich die Wortwahl "Arschloch" nicht so toll.
Aber, wegen sowas gleich 1000 Euro?
Wobei es von diesem Herr ja auch sehr unverschämt war, sich bei der Stewardess zu beschweren. (Was beeinträchtigt Ihn das ob jemand Schuhe anhat oder nicht). Ich sehe hier vielmehr eine Beschneidung der Freiheit des Barfussläufers.
Wenn ich so die persönlichen Freiheiten eines anderen beschränke, muß ich doch damit rechnen dass dieser eben ärgerlich wird.

Gruß Dominik

Barfuß in der Business Class

Alyosha, Sunday, 24.11.2002, 03:09 (vor 7979 Tagen) @ DominikR.

Hi,
klar finde ich die Wortwahl "Arschloch" nicht so toll.
Aber, wegen sowas gleich 1000 Euro?
Wobei es von diesem Herr ja auch sehr unverschämt war, sich bei der Stewardess zu beschweren. (Was beeinträchtigt Ihn das ob jemand Schuhe anhat oder nicht). Ich sehe hier vielmehr eine Beschneidung der Freiheit des Barfussläufers.
Wenn ich so die persönlichen Freiheiten eines anderen beschränke, muß ich doch damit rechnen dass dieser eben ärgerlich wird.
Gruß Dominik

ja so sehe ich das auch - diese geistigen Opis und Omis sind manchmal ganz schön hartnäckig - trotzdem: nicht runterziehen lassen )))

Barfuß in der Business Class

jey, Stammposter, Monday, 25.11.2002, 12:57 (vor 7978 Tagen) @ Alyosha

Bin auch schon barfuß von Lanzarote nach Düsseldorf geflogen ohne auch nur die geringsten Probleme (allerdings nicht in der business-class). Im Gegenteil, die Stewardess hat mich noch freundlich auf die Verschmutzung im Flughafengebäude Düsseldorf hingewiesen.

RALPH HERFORTH BARFUSS

Bernd - Giessen, Thursday, 28.11.2002, 14:06 (vor 7974 Tagen) @ Tagesspiegel

HAT VIELLEICHT JEMAND BILDER VON DIESEM SCHAUSPIELER IN BARFUESSIGEM ZUSTAND???

Schauspieler Ralph Herforth stand wegen Beleidigung vor Gericht
Wenn Ralph Herforth seine Füße in aller Öffentlichkeit hüllenlos zeigt, dann ist das für ihn etwas ganz Normales. "Ich trage im Sommer nie Schuhe", erklärte der Schauspieler gestern vor dem Amtsgericht. "Meine Füße sind total verhornt." Nackte Fuß-Tatsachen allerdings blieben der Richterin erspart. Auch wenn sie Auslöser des Streits waren, der den 42-jährigen Schauspieler vor Gericht brachte. Herforth saß vor knapp einem Jahr barfuß im Flugzeug. In der Business Class. Ein anderer Passagier aber rümpfte die Nase und beschwerte sich bei der Stewardess. "Das war ein Snob", meinte Herforth nun. Er habe ihn tatsächlich als "Arschloch" beschimpft.
Der geständige Schauspieler nahm es mit Humor. "Ich finde es aber total unnötig, dass ich hier sitze." Schließlich könne man einem Menschen doch nicht verwehren, keine Schuhe zu tragen. "Und wenn jemand nach Knoblauch riecht, darf er doch auch im Flugzeug bleiben." Zudem seien seine Füße sauber gewesen, sagte der aus zahlreichen Krimi-Serien oder Filmen wie "Knockin' On Heavens Door", "Die Bubi-Scholz-Story" oder "Verbotene Küsse" bekannte Herforth. Das aber war dem anderen Passagier egal. Obwohl der 44-jährige Herr von K. am anderen Ende der Reihe und damit in gehörigem Abstand zum schuhlosen Schauspieler saß.
"Die Sache schaukelte sich hoch", meinte Herforth. Er rief dem nörgelnden Passagier zu: "Können Sie mir das nicht allein sagen, brauchen Sie dazu die Stewardess?" Ein Wort gab das andere, der Kapitän wurde eingeschaltet. Der Abflug der Lufthansa-Maschine stand plötzlich auf dem Spiel. "Es hieß, die Maschine müsse zurück in den Hangar, weil sich ein Passagier den Anordnungen der Crew widersetze", erinnerte sich der Schauspieler, der damals nach einem Drehtermin mit TV-Kommissarin Hannelore Elsner auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin war. Er gab nach und steckte seine Füße ins ungeliebte Schuhwerk. Die Richterin schlug eine Einstellung des Verfahrens um Beleidigung gegen Zahlung einer Geldbuße von 1000 Euro vor. Herforth, kein Nörgler, nickte: "Das zahle ich."

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