Barfüßige Männer und Frauen (Hobby? Barfuß! 2)

Harald (2), Tuesday, 05.11.2002, 21:30 (vor 7997 Tagen) @ Lotsi

Hi!
Das Verhältnis zwischen barfüßigen Frauen und Männern im WWW und im "real life" ist tatsächlich ein sehr spannendes Thema. Eigentlich glaube ich, dass dazu schon ganz viel gepostet wurde, aber ein bisschen meinen Senf dazu geben muss ich anscheinend auch noch...

* es stimmt wohl, dass in der Öffentlichkeit mehr Barfüßerinnen als Barfüßer zu sehen sind. Vor allem in der Altersgruppe 12 bis 20 ist die Diskrepanz eklatant. Woran das liegt? Klar ist für mich nur, dass Jungs unter 20 Barfußlaufen extrem uncool finden. Was Mädchen/Frauen betrifft - da drängen sich nur Klischees auf, so à la mehr Natürlichkeit, Erdverbundenheit, Verspieltheit ... ist mir zu simpel.

Ich glaube weder daran, dass das nur ein Klischee ist, noch daran, dass diese Unterschiede eben in der Natur von Frauen und Männern zu suchen sind. Ich denke mir, die (absichtliche und unabsichtliche) Erziehung ist der Schlüssel dazu. Auch heute noch (und z.T. sogar heute wieder), werden Frauen und Männer in unterschiedliche Rollen gedrängt. Die einen sollen sanft und rücksichtsvoll sein, die anderen durchsetzungskräftig und entscheidungsfreudig. Wer glaubt, dass diese "Rollenteilung" der Vergangenheit angehört, möge sich einmal (zumindest in Österreich) Statistiken über die Berufswahl von Mädchen und Burschen anschauen. Den gesellschaftlichen Druck, sich anzupassen, gibt es für beide Geschlechter. Nur das Ideal, an das wir uns anpassen sollen, ist ein anderes. Für die meisten Männer ist es tatsächlich so, dass sie in ihrem Innersten nicht nur um ihren Job, sondern auch um ihr Selbstverständnis und ihre Existenzbasis fürchten, wenn sie ihrer sanften (weiblichen?) Seite zu sehr nachgeben.
Das soll jetzt kein Lamento sein, es ist eher eine möglichst trockene Analyse, die für diejenigen, die sie nachvollziehen können, auch klar macht, warum blosse Füsse so sehr am Selbstbewusstsein einer Mehrheit der Männer kratzen.

* sicher haben es barfüßige Frauen mit gesellschaftlicher Akzeptanz leichter. Dieser Benachteiligung (à la "SchmuddelGammelIgitt") sollten die Männer noch selbstbewusster barfuß entgegen treten.

Intoleranz unter Männer entsteht immer wieder aus der Angst, die daraus entsteht, wenn der eine beim anderen sieht welche Freiheit eigentlich möglich ist. Wie mit Schwulen umgegangen wurde (wird?), ist das klassisches Beispiel dafür. Natürlich darf sich Mann da auch bei der Kleidung möglichst wenig Freiheiten herausnehmen. Schaut einmal, wie homogen (und grau) die Männermode im Vergleich zu der der Frauen ist.

"Barfüßige Männer braucht das Land". Der Slogan von Lorenz gefällt mir. In kleinen Schritten kann man oft mehr ändern als mit großen Konzepten. Barfüßig die Welt verändern mag übertrieben scheinen. Aber man kann bei sich selbst beginnen, seine eigenen Ängste und Vorurteile abbauen, seine Freiheit erweitern, offen sein und tolerant. Jeder selbstbewusste Barfüßler trägt ein wenig dazu bei, dass die Akzeptanz für die anderen steigt. Ich bin nicht so ganz davon überzeugt, ob das wirklich unsere gesellschaftlichen Werte revolutionieren kann. Ein neues Männerbild ist für mich noch ziemlich verschwommen. Vielleicht sind uns die Frauen einfach in der gesellschaftlichen Entwicklung einen Schritt voraus. Aber einen Gewinn an individueller Freiheit kann das barfüßige Leben schon bedeuten, hier und jetzt, und das halte ich auch für wichtig.

Fast schon winterliche Barfußgrüße aus Österreich
Harald


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