Noch ein Nachtrag (oder: Wie wild waren die 80-ies?) (Hobby? Barfuß! 2)

Harald 2, Tuesday, 05.11.2002, 00:27 (vor 7998 Tagen) @ Markus U.

Hallo Barfuß-Leute!
Was gibt's Schöneres, als nach dem (beschuhten) Heimweg durch die nasskalte Novembernacht noch ein bisschen ans Barfußgehen zu denken.
Ich bin von 1980 bis 1988 in Wien auf's Gymnasium gegangen, gehöre also auch zu denen, die Lotsi schulzeitmäßig gerade verpasst haben...
Und, wie schon die anderen, muss ich ein wenig enttäuschen: Mit Barfußlaufen war da nicht viel los bei uns in dieser Zeit. Nach meiner Einschätzung waren die 80-ies so eine "Zwischenzeit", wo eigentlich in unserer Generation schon viel vom Schwung der Alternativszene vorbei war. Das waren eher diejenigen, die in den 70-ern in der Schule und spätestens ab 1980 an der Uni waren. Diese Generation hat gerade auch in Österreich politisch einiges bewegt. Wir kamen da zu spät und waren in vielem schon angepasster.
Wie diese Zeitverschiebung damit in Einklang zu bringen ist, dass Trends in Österreich meistens ein paar Jahre später stattfinden als in Deutschland, ist mir im Moment nicht so ganz klar. Vielleicht ist es auch milieuabhängig. Meines war damals die Wiener "Vorstadt": politisch schon eher links, aber im Grunde doch "kleinbürgerlich".
Vor diesem Hintergrund erinnere ich mich an nackte Füsse vor allem bei für mich damals älteren StudentInnen, zu denen ich natürlich auch ziemlich ehrfurchtsvoll aufgeblickt habe. An barfüßige SchülerInnen höherer Klassen kann ich mich nicht besonders erinnern. Gut erinnere ich mich an eine Klassenkollegin, die in der 4. Klasse des Gymnasiums(wäre nach deutscher Zählung die 8.) einmal barfuß im Nachmittagsunterricht war. Ich glaube, wir lernten damals Stenographie. Ich weiß auch nicht, ob ihre Barfüßigkeit eine einmalige Laune war oder ob sie eine "Freizeitbarfüßlerin" war. Von einem Schulfest kann ich mich an mehrere barfüßige Mädchen erinnern.
In der "Oberstufe" (also mit 15-18 Jahren) war dann die große Zeit der Espadrillos. Diese Dinge hat bei uns eine Zeitlang im Sommer fast jede und jeder getragen, die meisten ohne Socken. Natürlich zieht man so etwas auch dann und wann aus, aber ganz barfuß ist trotzdem niemand rumgelaufen. "Birkenstocks" und ähnliches kamen damals auch auf und wurden im Sommer auch gerne ohne Socken getragen, auch von mir. Barfuß in der Schule war ich aber nie. Wenn ich in der Freizeit etwas mit SchulkollegInnen unternommen habe (und das hab ich sehr viel getan), war ich dann manchmal auch schon barfuß. Ich erinnere mich an ein paar Fragen, aber irgendwie wurde das als Teil meines eher alternativen Lebensstils akzeptiert. Einen Ruf als "bunter Vogel" hab ich mir aber damals schon zugezogen, und wenn ich mir heute anschaue, was aus meinen KollegInnen bei verschiedenen Banken und Versicherungen so alles geworden ist, dann auch nicht zu unrecht...
Einen zweiten "Freizeit-Gelegenheits-Barfuß-Typen" gab es noch in meiner Klasse, und auch hier hat das Klischee wieder gepasst: Er hatte einen noch alternativeren Ruf als ich. Barfüßige Mädels gab es damals auch nur so ab und zu auf Ausflügen oder am Heimweg vom Schwimmbad.
Barfuß beim Schulsport ("Turnunterricht" sagten wir dazu, im Amtsdeutsch hieß es gar "Leibesübungen") war hingegen eher die Sache einer (weniger) Mädels. Unter den Burschen haben es drei so ab und zu in der Halle getan, einer davon war ich, aber meistens durften wir draußen Fußballspielen, und da waren Schuhe schon sehr empfehlenswert.
Meine "große" Barfußzeit begann nach 1988 an der Uni (wo es paar von unserer Sorte gab), dann mit einer Interrail-Tour im Sommer 1989 und schließlich so voll und ganz im Sommer 1990 in Tschechien. Aber dazu hab ich schon einmal eine Barfuß-Biographie geschrieben!


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