Herbstspaziergang (Hobby? Barfuß! 2)

Walter, Tuesday, 29.10.2002, 08:03 (vor 8005 Tagen) @ UlliDO

Dienstag, 22.10.2002, 13.00 Uhr!
Wetter: ab und zu Schauer (selten), böiger Wind und knappe 17°.
Jetzt muß ich aber unbedingt raus an die frische Luft, dachte ich so spontan, und zwar barfuß. Eigentlich war ich erst gestern eine Stunde unterwegs, allerdings fand das im nahegelegenen Park statt und größtenteils auf Asphalt. Aber bei diesen, doch zum barfußlaufen recht angenehmen Temperaturen, wollte ich diesmal den Wald bevorzugen. Ich entschied mich für die Schälker Heide, ein nettes Waldgebiet zwischen Hagen und Iserlohn und etwa 16km entfernt. Also rein ins Auto, ausgerüstet mit einer alten Jeans, einer Flasche Wasser (für evtl. Reinigungszwecke), einem Schirm und 20ml Abwehrwaffe -man weis ja nie was für Viecher im Wald herumstreunen und mit einem psychopathischen Keiler ist nicht zu spaßen- Richtung Schälker Heide.
Den kleinen Parkplatz gibt es also noch, aber der war leer. Raus aus dem Wagen, den Schirm geschultert die Hosenbeine hochgekrempelt und den ersten, etwas steileren Weg nach oben. Aber was war das? Der Weg sieht ja aus als hätte ein Bataillon Spatenpaulis hier ihre Übungen abgehalten. Nein halt, das sind ja Pferdespuren. Na sowas, ich war ja lange nicht mehr hier und jetzt galoppieren die hier auch durch den Busch? Na egal, hauptsache mir trampelt keiner auf die Füße. Weiter nach oben über einen Kamm und dann wieder abwärts. Die Wege alle naß und schlammig. Meine Füße sind nicht besonders warm aber auch nicht kalt und nach 15 Min. habe ich mich daran gewöhnt. Ich denke an die beneidenswerten Forumsteilnehmer deren Füße immer nach einigen Minuten warm werden wenn sie unterwegs sind. Das ist bei mir anders und bei tieferen Temperaturen wäre ich jetzt bestimmt nicht hier.
Weiter geht’s den Weg und die Sonne kommt heraus. Wozu habe ich eigentlich den Schirm mitgeschleppt? Im Nu wird mir warm und vor mir eine 100m lange "Spielwiese" einiger Freizeitcowboys- u. girls die hier Bonanza gespielt haben. Ich versuche ganz rechts daran vorbei zu gehen. Ein plattgedrückter Busch einen Meter vor mir. Da hat auch einer versucht dem Schlammloch auszuweichen und ist im Busch gelandet. Nee, das muß ich nicht haben, wozu auch ausweichen, Schuhe kann ich mir ja nicht dreckig machen, also quer durch den Schlamm. Ein Weg geht nach links ab, mal sehen wo der hinführt. Es kommt mir ein Paar mittleren Alters entgegen, den Blick nach unten gesenkt auf den Boden achtend. Er grüßt freundlich im Vorbeigehen, ich grüße zurück. Meine unbeschuhten Füße haben sie wohl zu Kenntnis genommen und das war es auch schon. Der Weg führt nicht dahin wo ich hin wollte, also wieder zurück und einen anderen Weg eingeschlagen. Vor mir ein Geräusch. Ich blicke auf und ein imposanter Vogel mit knapp 2m Spannweite erhebt sich aus dem Wald. Keine Ahnung was es war, ein Weißkopfseeadler war es gewiss nicht. Der Wald wechselt ständig zwischen Kiefern- Tannen- u. Laubbäumen. Windböen fegen durch und eine Menge bunter Blätter fallen rings um mich herum auf den Boden. Eine herrliche Farbenpracht was sich da so im Herbst zeigt.
Das nächste Schlammloch liegt vor mir, dahinter biege ich ab in einen schmalen Weg. Oh welch Wunder, der Weg ist ganz trocken übersät mit Laub, Nadeln und Moos. Läßt sich prima drauf laufen. Und was steht da links an dem Baumstumpf? Pilze! Die einzigen Pilze die ich kenne. Hallimasch, ein Baumschädling aber sehr schmackhaft. Schade, darauf war ich nicht eingestellt und mir fehlen die notwendigen Utensilien. Dabei fallen mir die Intenvivstation-Kandidaten ein die mit Pilzbuch in der Hand durch den Wald traben, auf der Suche nach den leckeren Waldfrüchten. Der trockene Weg war nur kurz und ich stehe wieder an einem Schlammloch. Irgendwie scheint das auch nicht der richtige Weg zu sein, also kehrt marsch und einen anderen ausprobiert. Die Hauptsache ist ich verliere nicht vollständig die Orientierung denn das wäre dumm und dann so völlig ohne Schuhe! Der Weg zurück ist schnell gefunden und ich genieße noch einmal die Farbenpracht der Bäume und den Waldboden unter den Füßen. Es fängt an zu regnen, nur kurz aber der Schirm bleibt in seiner Hülle. Zurück an meinem Wagen werden erst mal die Füße inspiziert. Gut das ich das Wasser mithabe, mit den Schlammfüßen hätte ich mir den Wagen versaut. Der Schlamm ist schnell abgespült und die Sohlen haben die Farbe von Erdbeeren. Nach über 2 Stunden war ich so wieder auf dem Heimweg und dachte zurück an die Wanderungen mit einigen Forumsteilnehmern im Sommer. So ein barfüßiger Waldspaziergang im Herbst ist faszinierend und doch was ganz anderes als ständig auf Asphalt zu laufen obwohl ich zwischenzeitlich den Eindruck hatte das es mehr eine Wattwanderung war. Aber Spaß hat es gemacht und ich spüre jetzt noch jeden Schritt und den Waldboden unter den Füßen. Dieses wohlige Kribbeln wird noch bis morgen anhalten und wenn ich so recht überlege kann ich die Pilze nicht so einfach ungenutzt im Wald herumstehen lassen.
Barfüßige Herbstgrüße
UlliDO

Toll das Du Deine 20ml Abwehrwaffe für die Viecher im Wald nicht gebraucht hast. Du bist der Verteidiger der schälker Heide für alle Barfußläufer.
Übrigens, kann man Dich als Beschützer buchen ?

Walter


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