Septemberpresse, die dritte (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Thursday, 03.10.2002, 21:50 (vor 8030 Tagen)

Hallo zusammen,
der Septemberpresse dritter Teil :

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Total gern, du - ich heiß Günther
Wahlsendungen für ein jugendliches Publikum oder: Frau Schüttlers gespreizte Zehen für mehr Demokratie [...]
Jugend-Politiksendungen gibt es, viel mehr als vor vier Jahren. Sendungen, die Politiker vorführen, Zuschauern Inhalte vermitteln und in denen sich Moderatoren nicht als Bundestagsabgeordnete anbiedern. Es gibt Sendungen, die brechen das Klischee von seriös zurückhaltenden Moderatoren und unverständlichen Politik-Diplomaten.
"Ich würd' Ihnen gern das Du anbieten", sagt Katharina Schüttler, 22 am Anfang des "Szene-Wechsel"-Gesprächs zu Günther Beckstein, CSU. Die beiden begegnen sich in der fünfteiligen ARD-Serie, die eine Co-Produktion von MDR, NDR und WDR ist, wobei "begegnen" ein untertriebener Begriff ist. Sie stoßen aufeinander.
Die Nachwuchsschauspielerin Schüttler (Förderpreis Deutscher Film, Prädikat "mutig") sitzt mit einem rosa-verwaschenen und einer blau-verschlissenen Jeans dem bayerischen Innenminister gegenüber. "Total gern, du - ich heiß Günther", antwortet er auf die Duzfrage und das ist bereits der Moment, wo der Zuschauer denkt: Bin ich jetzt komisch oder sind die es?
Schüttler sitzt Beckstein barfuß gegenüber, mit strubbeligem Haar und in typischer "Nee, du, ich finde, das gehört jetzt ausdiskutiert"-Kauerstellung (Knie hochgezogen, Kopf schief und die Arme selbststreichelnd am Körper). Und Beckstein versucht, dass Amtswürde, Lockerheit und Souveränität auch noch auf seinem Barhocker Platz finden. Deutlich gesagt: Es sieht irre witzig aus.
Das 15-Minuten-Gespräch entlockt dem bayerischen Innenminister alles, was er bei Christiansen und Co. durch jahrelange Lenor-Rhetorik vermieden hat: Selbstoffenbarung, Hintergrund - und ja! doch! interessante Politikvermittlung.
Beckstein erzählt, dass er von seinen Eltern erst durch Ohrfeigen an einen regelmäßigen Schulbesuch gewöhnt werden musste. "Ich spielte damals noch viel lieber im Sandkasten." Katharina Schüttler - empört. Auch das stereotyp hilflose "Ein Klaps auf den Po hat noch keinem geschadet. Das ist selbstverständlich." beruhigt sie nicht. Die Schauspielerin aus einer anderen Generation und in diesem Augenblick auch von einem anderen Stern ist entsetzt, ihre Barfußzehen starr gespreizt: "Sie sind geprügelt worden? Selbstverständlich ist das nicht!!" Beckstein windet sich, hilflos, mit normalen Talkshow-Phrasen kommt er hier nicht weiter [...] Auch wenn man als Zuschauer nicht alle naiven Weltansichten von Schüttler unterschreiben würde, fühlt man sich von ihr wunderbar vertreten: endlich mal eine, die nicht respektvoll nickt, wo ein erdverbundenes "So ein Blödsinn" nachvollziehbarer wäre [...]
[Frankfurter Rundschau, 14. 09. 2002 ]
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... aber mit Stil!
Habsburg hat standesgemäße Jacken und adlige Vorbilder [...]
Habsburg-Mode? Nie gehört, beteuern die Verkäuferinnen im Berliner Kaufhaus KaDeWe, auf das sonst bei Spezialwünschen doch stets Verlass ist. Unter "H" haben sie nur Hugo Boss verzeichnet. Habsburg? Was soll das sein?
Halali. Jetzt schlägt die Stunde des Kaufhausbesuchers, dessen Jagdlust erwacht. Schließlich folgt die Kollektion dem Jagd- und Trachtenstil, auf dem Futter der Jacken springen kleine, eingewobene Hirsche umher [...]
"Feine Gesellschaftskleidung", wirbt das Salzburger Unternehmen ganzseitig und stets mit adligen Damen. Feine Stoffe für die feine Gesellschaft [...]
I.H. Gräfin Netty Kinsky zum Beispiel. Die wurde in dieser Saison, nebst anderen Adeligen, für eine Fotoproduktion gewonnen. Ihre Hoheit trägt wunderschöne Lederstiefel und gibt unter "Was ich mag" an: barfuß laufen. [...]
[Die Welt, 14. 09. 2002 ]
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Beiträge über sie hatten wir in diesem Jahr schon mehrere ...
Begründerin des modernen Tanzes - Isadora Duncan starb vor 75 Jahren
Paris (dpa) - Sie wollte stets provozieren und schockieren: Halb nackt wagte sie sich im puritanischen Amerika auf die Bühne und propagierte einen völlig neuen Tanzstil.
Die 1877 (nach anderen Angaben 1878) in San Francisco geborene Isadora Duncan war die erste, die sich nach klassischer Musik auf eine ganz neue Art bewegte. Sie kehrte der Technik und Ästhetik des klassischen Ballets den Rücken und ließ sich vom Tanz der griechischen Antike beeinflussen - wie sie ihn verstand.
Die Künstlerin, die 1899 nach Europa kam, hatte nur ein Ziel, dem sie alles andere kompromisslos unterordnete: Sie wollte eine berühmte Tänzerin werden. Heute gilt Isadora Duncan, die am 14. September 1927 in Nizza starb, als Begründerin des modernen Tanzes.
Die Autodidaktin studierte ihre Bewegungen nach Vorlagen antiker Vasenmalereien. Sie wollte den Tanz zur ?hohen? Kunst erheben und Körper und Geist zur Harmonie bringen. Ihr Ziel, den ?Tanz der Zukunft? zu finden, brachten ihr Spott, aber auch viel Bewunderung ein [...]
Den ersten durchschlagenden Erfolg erlebte die Pionierin des modernen Solotanzes, die barfuß in fließendem, griechisch inspirierten Gewändern über die Bühnen schwebte, 1902/1903 in Deutschland. Vor allem in Berlin machte sie Furore, wo sie in einer Grünewaldvilla ihre erste Schule eröffnete [...]
Duncan wehrte sich nicht nur gegen traditionelle Tanzformen, sondern auch gegen gesellschaftliche Normen. Ihr Lebensstil war für die damalige Zeit skandalös. Sie lebte gern über ihre Verhältnisse und nahm es mit der Liebe nicht so ernst. Die Tänzerin brachte drei uneheliche Kinder von drei verschiedenen Vätern zur Welt [...]
Duncans unkonventionelles Leben endete tragisch: Zwei ihrer Kinder stürzten mit einem Auto in die Seine und ertranken, das jüngste starb sofort nach der Geburt. Ihr Ehemann beging nach der Trennung des Paares Selbstmord, und Isadora wurde durch ihren weißen Schal erdrosselt, der sich in den Speichenrädern eines Bugattis verfing.
[Trierischer Volksfreund, 14. 09. 2002]
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Die Wiener Stadtmusikanten
Ungewohnte Klänge in der Berliner Philharmonie: Mozart gespielt auf dem Akkordeon [...]
Es liest sich wie die Wiener Version der Bremer Stadtmusikanten: Vor neun Jahren begann Wolfgang Staribacher frühe Sinfonien und Konzerte von Wolfgang Amadeus Mozart für das Akkordeon zu bearbeiten und spielte seine Stücke auf der Straße. Dort begegnete er einem Geiger, der einst bei den Wiener Philharmonikern spielte, aber nun nur noch barfuß läuft und im Toten Gebirge Maultrommel spielend 80 Kühe hütet. Es sammelten sich immer mehr Musiker, und schließlich wurde die Mozartband geboren.
Mozart ist der kleinste gemeinsame klingende Nenner, "die schmale Deckungsfläche, auf der wir uns treffen" [...] Die zehn Mitglieder stammen aus den Richtungen Jazz, Rock, Klassik, Ethno - aber sie alle haben in ihrer Musik etwas vermisst, wurden so zu Suchenden in der Welt der Klänge, sie fanden eine neue Heimat bei der Mozartband und konnten ihre bisherigen Erfahrungen einbringen [...]
Seit der Gründung des Ensembles vor sieben Jahren haben die Wiener nach der idealem Mixtur gesucht. 70 Instrumentalisten und 30 Sängerinnen und Sänger haben mit probiert - und sind in den Jahren genervt ausgestiegen. Fast ein Jahr haben sie an einer CD gearbeitet - um das Ergebnis dann wieder komplett wegzuwerfen. Mit dem zweiten Versuch sind sie nun zufrieden. Ob Mozart hingegen zufrieden wäre, wagt Staribacher nicht zu mutmaßen. "Vieles bei uns ist eben doch sehr experimentell."
[Die Welt, 16. 09. 2002]
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Bei Workshops Afrika hautnah erleben [...]
"Zählt mal mit den Füßen und habt Geduld, man muss die Schritte verstehen, dann kommen sie von alleine."
Mit viel Einfühlungsvermögen erklärte Nago Koitc den sieben Tänzern vor ihm, worauf es ihm ankam. "Lasst euch einfach reinfallen" riet er ihnen und nach einem "Fertig?" begannen die sechs Trommler erneut mit dem anschwellenden, mitreißenden, kurz typisch afrikanischem Rhythmus, den sie ihren "Djembcs" entlocken.
Die Tanzgruppe begann sich daraufhin anmutig zu bewegen: Beginn mit dem rechten Fuß, Wechsel zum linken Fuß, Arme nach vorne, Oberkörper fallen lassen. Dann wieder vorn und immer schneller werdend.
Erwachsene und Kids erlebten am Wochenende in Workshops Afrika live. Tanz, Trommeln und Geschichten standen auf dem Programmplan [...]
"Für mich ist der afrikanische Tanz nicht ganz neu, was mir daran gefällt, ist die Erdverbundenheit", erzählte sie und lächelte: "Man muss allerdings loslassen können, das ist ja nicht immer die Sache der Europäer." Das Erlernen der Tanzschritte selbst sei nicht schwer. "Wenn es einmal sitzt, tanzt man fast wie im Trance." [...]
Kursleiter Nago Koitc formulierte die Ziele seines Tanzkurses ähnlich. "Ich möchte den Leuten helfen, Stress abzubauen und die Seele zu reinigen." Sein Angebot empfindet er als einen besonderen Kulturaustausch. Er und seine Gruppe wollen in Workshops Europäern "einen afrikanischen Weg der Entspannung" vermitteln. "Wir holen uns im Tanz positive Energie."
Wie das zu verstehen ist? "Der erste Schritt ist der Kontakt zum Boden, sozusagen als Basis, daher tanzen wir auch barfuß." Der zweite Schritt: "Die Einheit mit dem Rhythmus der Trommeln und der Schritte wird angestrebt." [...]
[Remscheider GA, 17. 09. 2002]
Positive Energie bezieht man nicht nur beim Tanz barfuß auf dem Boden - auch bei anderen "bewegten" Aktivitäten!
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Bienvenue auch barfuss [...]
Das hat sich auf der Arteplage in Neuenburg, Schauplatz des Schaffhauser Kantonstages vom kommenden Samstag, mittlerweile herumgesprochen: Mit allen übrigen Ostschweizern gehören die Schaffhauser zu jenen etwas gschpässigen Conpatriotes, die scheinbar gern barfuss laufen. Im Pavillon der ?aua extrema? zumindest.
Beliebter Pavillon
Während eines kurzen Rekognoszierungsbesuches in Neuenburg erklärte uns Betriebsleiter [...] , dass die Wasserburg ?aua extrema?, wo man auch das Moderlieschen und die Gründlinge live erleben und begrüssen kann, keineswegs nur von Ostschweizern oder speziell von Schaffhausern besucht wird. Der Pavillon ist allseits beliebt: Bis zu 9500 Erwachsene und Kinder ziehen sich täglich Schuhe und Socken aus. Stündlich werden 30 000 Liter Wasser umgewälzt und immer wieder desinfiziert. [...]
Im Prinzip ist Peter Hablützel mit dem bisherigen Verlauf der Expo.02. zwar zufrieden, doch steht für ihn fest: Zwischen der Landesausstellung in Lausanne im Jahre 1964 und der Expo.02 ?liegen Welten?, allein schon deshalb, weil die Expo diesmal auf vier Orte verteilt und damit weniger ?kompakt? ist. Cool und lässig waren aber bisher die in Neuenburg abgehaltenen Kantonstage, insofern nicht bloss offizielle Krawattenträger auf der Arteplage herumstolzierten; grossartig waren jüngst die Walliser, die, so Hablützel, einen ?Riesenzoo? veranstalteten [...]
[Schaffhauser Nachrichten, 19. 09. 2002 ]
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Wunsch der Vereine: Judo soll im Schulsport Einzug halten
Beim Bundes-Schulsportlehrgang in Landau betonen die Teilnehmer die sozialen Komponenten der Kampfsportart [...] Sportlehrer und Schulsportbeauftragte aller Bundesländer waren angereist zum Bundes-Schulsportlehrgang 2002. [...]
Damit Judo in der Gesellschaft besser Fuß fassen kann und die Sportart endlich "den Zulauf bekommt, den sie verdient", sollen die Schulen noch stärker als bisher als Partner der Vereine gewonnen werden. Die Sportart Judo sei mit ihren "erzieherischen Elementen" geradewegs dazu prädestiniert, in sämtliche Schularten auf breiter Basis Einzug zu halten. Dabei sei keinesfalls nur an den Wettkampfbereich á la "Jugend trainiert für Olympia" gedacht. "Soziale Komponenten" wie Disziplin, das "Stopp-Rufen" oder die Tatsache, dass ein Judoka immer einen Partner brauche, leisteten auch pädagogisch wertvolle Hilfe.
Ein Extra-Lob erhielt das Bundesland Nordrhein-Westfalen, wo die jüngste Lehrplan-Änderung den Sportbereich "Raufen und Kämpfen" im Stundenplan verankerte und so für Judoka - aber auch für Ringer - neue Möglichkeiten der Basisarbeit eröffnet. [...] Unter der Anleitung von Hannes Daxbacher, Lehrreferent des DJB, ging es barfuß und im Kampfanzug, mit mehr oder weniger hochkarätigen Dan-Auszeichnungen dekoriert, auf die Matte. Trainiert wurde "Randori", ein Fast-Wettkampf, bei dem durch Nachgeben auch geworfen werden darf. "Keine Bewertung, kein Sieg, keine Niederlage" - entscheidend ist vielmehr ein vielseitiges Training von Wettkampfvariationen [...]
[Rheinpfalz Online, 19. 09. 2002 ]
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Einmal barfuß im Park
Oasentag der Kirchengemeinde in Burgstemmen
Burgstemmen (rh). "Barfuß im Park" hätte über dem Oasentag stehen können, zu dem die evangelische Kirchengemeinde Burgstemmen/Heyersum/Mahlerten eingeladen hatte. Barfuß das sonnenwarme Gras spüren, das war eines der intensiven Erlebnisse des Tages, der eingeteilt in Ankommen, Dasein, Stille und Gehen dem Weg nach Innen nachspürte.
Schon lange hatte Pastor Bernd Ulrich Rüter seinen Gemeindemitgliedern einen "Oasentag" anbieten wollen. [...] Und es hätte sich kein trefflicheres ¸Plätzchen' finden können: der ganze Garten ist eine einzige Oase. Leuchtende Blumen, ein leise plätschernder Seerosenteich, alte Obstbäume, Rosentore und schwer tragende Brombeerranken, gaben die Kulisse für einen Tag der Muße und Meditation.
An dem Oasentag hatte es niemand eilig. "Wahrnehmen, ohne es zu bewerten", war der Beginn leichterer Tai-Chi Übungen [...]
[Hildesheimer Allgemeine, 19. 09. 2002 ]
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Miteinander im Sinnesgarten
Klasse 3a der Realschule III besuchten Pflege- und Fördereinrichtung
Hagenow Bachlauf, Kräuterspirale, tönender Wind, Klangspiele in den Bäumen und andere Elemente des "Gartens der Sinne" in der Pflege- und Fördereinrichtung des Lebenshilfewerkes konnten die Schüler der Klasse 3a der Realschule III jetzt einmal selbst erleben.
An einem wunderschönen Sommertag kam die Klasse 3a der Realschule III mit Grundschulteil in die Pflege- und Fördereinrichtung und wollte sich den "Garten der Sinne" anschauen [...]
Zwei Unterrichtsstunden zum Thema "Mit unseren Sinnen die Umwelt entdecken" erlebten die Schüler der 3. Klasse nicht im Klassenzimmer, sondern in dem Garten der Pflege- und Fördereinrichtung des Lebenshilfewerkes Hagenow.
Die Leiterin, Frau Hase und Betreuerin Frau Werner und ich erklärten zunächst sehr anschaulich an den einzelnen Elementen wie Plumpssack, Fühlpfad als Bachlauf, Kräuterspirale, tönender Wind und Klangspie in den Bäumen, Kuschelmuschel und verschiedene Lagerungssäcke, welche Bedeutung sie für die Wahrnehmung der Sinne haben.
Wir Schüler erfuhren, wie wichtig für die Bewohner der Pflege- und Fördereinrichtung die Wahrnehmung der Sinne ist. Durch die einzelnen Behinderungen und damit verbundenen Einschränkungen ist die Wahrnehmung gestört und kann durch die Möglichkeiten im "Garten der Sinne" gefördert werden.
Nach der Einführung in die Welt der Sinneswahrnehmung durften wir Schüler uns alle frei bewegen und die Eindrücke des Gartens mit all unseren Sinnen wahrnehmen und auf uns wirken lassen.
Nach einigen anfänglichen Berührungsängsten wurden aber alle Schüler sehr schnell neugierig und erkundeten jedes Element. Besonders interessante empfanden wir zum Beispiel den Bachlauf, als wir mit unseren nackten Füßen die unterschiedlichsten Materialien spürten. Auch das Testen des Gleichgewichtsgefühls mit geschlossenen Augen auf dem großen Plumpssack sowie die Gerüche und der Geschmackstest an der Kräuterspirale und der Lärmschutzwand gefielen uns sehr [...]
Schüler der Klasse 3a
[Schweriner Volkszeitung, 20. 09. 2002 ]
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Ämter lockten gestern mit Gummibärchen
Kindertag: Senatsrallye, Luftballons, Mitmachaktionen [...]
Nicht nur 99, sondern ganz viele Luftballons fanden gestern Nachmittag ihren Weg zum Horizont. Dieses fröhliche Signal war eine der Aktionen zum gestrigen Weltkindertag: Die Ballons, auf die Reise geschickt von kleinen Bremern auf dem Domshof, sollten blaue, rote, gelbe Botschafter für mehr Kinderrechte sein [...]
Während sich die Bremer Verwaltung offen für künftige Steuerzahler zeigte, konnten die kleinen Besucher des Universum Science Center sich als Wasserträger versuchen. "Kindgerecht?!?" hieß die Mitmach-aktion, und die sechsjährige Lea war froh, das joch-artige Konstrukt mit den zwei Eimern wieder ablegen zu können.
Viele Kinder in Afrika können das nicht, hatte sie gelernt: für die sind lange Wege zur nächsten Wasserstelle Alltag. Dabei gehen viele barfuß, weil sie keine Schuhe besitzen. Wer wollte, konnte auch dies nachvollziehen, seine Fußbekleidung abstreifen und in die sechs Sperrholzkistchen mit Sand, Baumrinde oder Steinen, stapfen.
Grundrechte für Kinder, die in Deutschland selbstverständlich sind, lernten die Besucher, sind in anderen Ländern häufig noch nicht einmal bekannt.
[Weser Kurier, 21. 09. 2002]
Ich halte ja nicht viel von der in den Medien gepflegten Gleichsetzung barfuß = arm dran. Aber das hier will mir auch nicht passend scheinen : genussvolles Stapfen über den Tastpfad hat mit dem barfüßigen Wasserholen in Afrika gewiss wenig gemeinsam!
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Über die zwei Seiten einer Kuh...
Erfolgreiche Kuhmist-Ausstellung im Campener Landwirtschaftsmuseum bricht hauseigenen Rekord. Morgen ist letzter Schautag [...]
"Charlotte" steht in krakeliger Kinderschrift auf der ersten Seite des Gästebuches. Aber alle anderen Besucher, die sich verewigt haben, beschränken sich nicht nur auf ihren Namen: Die Ausstellung mit dem aufschlussreichen Titel "Bullshit" auf Deutsch: "Kuhmist", hat die unterschiedlichsten Emotionen ausgelöst.
"Echt geile Scheiße hier", finden Jens und Patrick aus Hannover, "tolle Kacke" kommentiert ein anderer Museumsbesucher mit Humor. Aber nicht nur Zustimmung hat die außergewöhnliche Ausstellung des Landwirtschaftsmuseums in Campen bisher gefunden [...] "Die beiden waren richtig wütend", erzählt der Museumskoordinator [...] "Wenn sie jemand zum Kotzen bringen wollen, dann ist das die richtige Methode".
Aber viele belassen es nicht bei solchen wortgewaltigen Beiträgen - auch Zeichnungen finden sich im Gästebuch: Garniert mit Kuhfladen, umgeben von vielen kleinen Fliegen und gemalten Stinke-Schwaden [...]
In der Ausstellung "Bullshit" geht es um Kunst, um Installationen aus frischen und getrockneten Kuhfladen. In Form gebracht von dem Auricher Künstler Bernd Eilts. Da ist die "Kuhfladenuhr", mit bunten Zeigern vor, und Batteriebetrieb hinter einem knochentrockenen Stück Mist [...]
Eins ist dem Museumsmanager allerdings doch aufgefallen: "Viele Erwachsene haben mir erzählt, dass sie diese Ausstellung an ihre eigene Kindheit erinnert. Daran, wie es ist, barfuß über eine Wiese zu laufen und plötzlich in einem warmen Kuhfladen zu stehen."
[Emder Zeitung, 21. 09. 2002 ]
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Belesene Füße
von Georg


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