Hallo zusammen,

ich habe länger nichts berichtet, aber dazu ist ja auch nicht ständig Gelegenheit - schließlich habe ich ja einen "beschuhten Arbeitsplatz".
Das neue Schuljahr hat in NRW vor rund einem Monat begonnen, und - der Zufall wollte es - ich traf in einer zur 7. Jahrgangsstufe neu zusammengestellten Klasse gleich acht Jungen und Mädchen wieder aus meiner Barfuß - Projektgruppe von vor einem Jahr wieder.
Sie begrüßten mich freundlich und ich sprach sie gleich darauf an, dass wir doch noch einmal hatten zusammen barfuß wandern wollen, daraus aber ja irgendwie nichts geworden sei und ob sie wohl noch Lust hätten?
Sie hatten und - erfreulicherweise - die übrigen Mitschüler(-innen) samt Klassenlehrerin auch. Die Entscheidung dafür fiel kurz vor dem obligatorischen ersten Elternabend, zu dem ich ohnehin gehen wollte; allerdings musste ich am gleichen Abend zu mehreren Klassen.
So hatte die Klassenlehrerin, als ich kam, die Eltern bereits vorinformiert und - ich war positiv überrascht - es gab kein Bedenkenträgertum, stattdessen freundliches Interesse und ein Lob für mein Engagement. (Dazu mögen wohl auch die anwesenden Eltern der einstigen Projektschüler beigetragen haben.)
Gestern war es dann soweit. 30 Mädchen und Jungen, wir zwei Lehrer und zwei Mütter und ein Vater (letzterer war schon an einem der Projekttage dabei gewesen), die die Einladung zum Mitwandern angenommen hatten, wanderten an einem schönen Herbsttag barfuß durch den Bonner Kottenforst.
Der Weg durch das Melbtal bietet alles, was Kinderfüßen und -herzen Freude machen kann : Naturböden und Matschlöcher, schmale Pfade, Bachseitenwechsel neben der Brücke durch das Bachbett, Gelegenheiten zum Balancieren und zum Klettern an einem von Mountainbikern "genutzten" Hang und ein Stück durch die "Wildnis" zu einem Überstieg über einen Wildschutzzaun.
Zwischendurch auf einer sonnigen Brücke ein Picknick. Eine Gruppe von wandernden Senioren (Kniebundhose, Wanderstiefel) besieht sich freundlich und interessiert die jungen rastenden Barfußwanderer(-innen) und freut sich ein Stück weiter, als wir sie bei ihrer Rast wieder überholen.
Schließlich erreichen wir die Freizeitanlage "Waldau" mit einem großen Spielplatz, einer schönen Raststelle und einem kleinen Naturmuseum, dem "Haus des Waldes".
Dort informieren uns liebevoll zusammengestellte Exponate über den Lebensraum Wald und seine Tiere, auf dem Spielplatz wird intensiv gespielt, und wenn uns die versprochene Rückkehrzeit nicht zum Aufbruch genötigt hätte, wären alle gern länger als eine Stunde dort geblieben.
Das "Angebot", den folgenden Kiesweg im Falle unruhiger Füße in Schuhen zu begehen, nahm rund die halbe Klasse an, der Rest ging - erfreulicherweise - lieber barfuß (einige trotz wiederholter Hinweise, am Rand gehe es sich angenehmer, fröhlich in der steinigen Mitte).
Ein "spektakulärer" Abstieg, ein Stück Naturweg, dann das "Blinde Kuh" - Partnerspiel mit verbundenen Augen.
Auch dies wurde so fasziniert gespielt, dass wir es aus Zeitgründen nach der vierten Runde abbrechen mussten.

Meine Kollegin war von der fröhlich - zufriedenen Stimmung und dem erfüllten Tag sehr angetan. Sie erzählte zwar, dass sie am Anfang gedacht habe, dieser Schmerz sei ja schlimmer als beim Zahnarzt, sich aber dann auch eingewöhnt habe.
Ob ihre Anregung, wir könnten das ja mal als Lehrerausflug machen, ganz ernst gemeint war, weiß ich nicht recht - aber sie kann es ja mal anregen!

Auf der gleichen Route war ich ja schon im Juni mit einer anderen Klasse "auf Tour", die wir gut dokumentiert haben als Wettbewerbsbeitrag für die Wanderjugend.

Barfuß - "Wanderbilanz" mit Schüler(inne)n seit letztem September :
zwei Barfußwanderungen mit Projektgruppe, zwei mit einer Klasse und jetzt eine weitere mit einer anderen Klasse, insgesamt rund 75 Schüler(inne)n unserer Schule - oder : 8 % haben jetzt Erfahrungen im Barfußwandern.
Die Quote lässt sich hoffentlich in 2003 noch etwas erhöhen!

Gruß aus dem Rheinland
vom Projektleiter