Hallo Flavia,

erst heute habe ich deinen Bericht gelesen und da ich im Juni ebenfalls mit viel Freude barfuss in Venedig unterwegs war, möchte ich meinen Beitrag wiederholen.
Vielleicht seid ihr es ja sogar auf dem Foto.

Zunächst bin ich mit Freunden im Rahmen einer Harley Tour nach Venedig gefahren. Logischerweise trage ich während der Fahrt Stiefel, aber jeweils nach der Ankunft - weg damit.
Der Garagenwärter staunte nicht schlecht als ich meine Schuhe und Socken auszog, sie in die Satteltasche packte und eben barfuss Richtung Bootsanleger loszog. Für meine Freunde war das nichts Neues und obwohl Venedig, wohl wegen fehlender Abgase, keine besonders schwarzen Sohlen verursacht, war das Laufen über den Marcus Platz und das zwangsläufige Hineintreten in die fast flächendeckende Tauben Sch.... ihnen schon einige Kommentare wert. Besonders meine Frau fand das ekelhaft. Da ich aber keine Schuhe mehr greifbar hatte, gab es zum einen keine Wahl und beim Eintreten ins Hotel übertrafen die Blicke vom Portier dann sowieso alles.
Obwohl es außer im Restaurant (ich hatte noch ein paar Schnellschlüpfer dabei) ein schuhloser Aufenthalt blieb, wurde ich nirgends angesprochen und es gab auch hier und da Gleichgesinnte.
Das Foto entstand übrigens an der Hauptpromenade.
Wie gesagt, es ist ansonsten auch nicht extrem schmutzig in der schwimmenden Stadt. Nach meiner Mailand Erfahrung ist ab sofort sowieso vieles "relativ" was das Thema dirty feet angeht.
Das Guggenheim Museum ist übrigens sehr zu empfehlen.
Eine Eskalation gab es dann leider doch noch, nämlich auf der Rückfahrt mit dem Fährboot. Der verantwortliche Herr fürs Ein - und Aussteigen schrie mich voller Entsetzen an, in ITALIEN wäre jemand mit so schmutzigen Füßen unerwünscht und obwohl es sich um ein öffentliches Verkehrsmittel handelte und ich dafür bezahlt hatte, verlangte er mein sofortiges Verlassen des Bootes beim nächsten Halt. Gerne hätte ich ihm meine Sohlen gezeigt und gesagt, er könne mich mal. Da mittlerweile das ganze Boot aufmerksam geworden war und wahrscheinlich dem Bootsmann wohlgesonnen, hielt ich mich zurück.
Die Tatsache, dass ich gar keine Schuhe greifbar hatte, interessierte ihn ebenfalls überhaupt nicht und er beriet sich daraufhin mit dem Kapitän. Da ich zwischenzeitlich einen Sitzplatz bei meiner Frau gefunden hatte, beruhigte sich die Situation allmählich.
Selbst meine Begleiter fanden den Auftritt etwas übertrieben, wahrscheinlich ebenso wie mein stetiges Barfuss laufen.
Jedenfalls stand ich kurzzeitig in einem Hagel von unverständlicher Blicke der vielen Touristen.

Anders München. Der Besuch des Roger Waters Konzertes und der vorhergehende stundenlange Stadtbummel führte nach fast 12 Std. wieder einmal zu der Überzeugung, dass wirklich trainierte Sohlen alles aushalten. Selbst nach meiner Kilometerleistung war ich noch fit und zwar ohne Fußschmerzen. Weder Scherben noch glimmende Zigarettenstummel wurden mir zum Verhängnis. Wahrscheinlich hat auch die Schmutzschicht einiges abgehalten. München ist nach meiner Erfahrung gegenüber Venedig viel schmutziger und hinterlässt auch entsprechende Sohlen. Ansonsten traf ich nur jeweils zwei männliche und weibliche Barfüßer. Abgesehen von den üblichen Blicken in Richtung der Füße, nahm man auch dort eigentlich wenig Anstoß von meiner Freiheitsinterpretation.
Das Konzert war super und die Fahrt mit der U-Bahn um halb zwölf mit wirklich mittlerweile schwärzesten Füßen wurde dann noch einmal zu einem kleinen "guck mal da" Happening für einige Mitfahrer und die anschließende Schrubberei im Hotel zur Schwerstarbeit.
Für Neueinsteiger kann ich nur empfehlen, dass man mit abgehärteten Sohlen bedenkenlos drei Städte, mit jeweils Veranstaltungen und Programm, non stop durchwandern kann, ohne Verletzungen davonzutragen und man sich dabei völlig frei von Bedenken und Scham machen kann. Als kleiner Wehmutstropfen für Ästhetiker bleibt nur eine nicht mehr ganz so reine (leicht untertrieben) und hornhautfreie Sohle.

Allzeit gute und verletzungsfreie Touren wünscht

Steve