Ganzjahres-Barfüßler? (Hobby? Barfuß! 2)

jey, Friday, 27.09.2002, 13:47 (vor 8036 Tagen) @ Klaus1959

Hallo Klaus,
erstmal danke für deine Antwort.

Hallo Jey,
ja, manchmal schreibe ich mich in Rage. Dabei ist mir entgangen, dass in diesem Fall auch deine Frau zur Zielgruppe meines "Angriffs" gehören könnte. Das war aber nicht so persönlich gemeint.

Glaub ich dir.

Immerhin scheint deine Frau doch erheblich toleranter zu sein als viele andere, denn sie hat nichts dagegen, dass du Barfuss in ihren Chor gehst.

Ja, darüber wundere ich mich selbst.

Andererseits ist sie aber auch noch immer ein wenig in der Spießerwelt, sagen wir mal, sie steht an der Grenze, wenn ich das mal so bildlich sagen darf. Offensichtlich ist es ihr irgendwie peinlich, wenn du aus der Rolle fällst. (Das ist natürlich eine gewagte Einschätzung einer Person, die ich überhaupt nicht kenne, und von der ich nicht mehr weiß, als dass sie es manchmal unpassend findet, wenn du barfuss bist. Wenn ich damit nun voll daneben liege bitte ich mir das nachzusehen)

Ich würde es nicht sofort als spießerhaft bezeichnen, wenn man sich an bestehende Konventionen hält oder einfach nicht auffallen möchte.

Dabei gibt es an nackten Füßen ja wirklich nichts auszusetzen.

Das hat sie auch nicht. Im Gegenteil. Sie findet meine Füße hübsch, läuft selbst gern barfuß im Haus, nur auf der Straße halt nicht.

Das ist bei mir schon schwieriger, da es nicht nur um nackte Füße geht. Ein nackter Mann wird da schon erheblich kritischer betrachtet als ein Barfüssler. In den Köpfen der Menschen steckt in diesem Zusammenhang immer der Gedanke an Sexuelles. So muss ich mir von meiner Frau auch des öfteren mal anhören, ich könne das jetzt aber nicht machen, und meine Frau musste sich auch schon ähnliche Kritik anhören wie indirekt auch deine Frau.
Ich kann aber auch unsere "besseren Hälften" verstehen, so engstirnig bin ich ja auch nicht. Sie wollen (jetzt beziehe ich deine Frau wieder ein in der Hoffnug, dass das Fettnäpfchen irgendwo anders steht) nicht immer im Mittelpunkt stehen und von allen angetarrt werden, weil unsereins mal wieder auffällt. Da muss man halt auch mal nachgeben. In meinem Fall bewahrt mich die Kritik meiner Frau vielleicht auch manchmal vor Repressalien, wenn sie z.B. meint, ich könne aber nicht nackt auf der Leiter bis zum Giebel des Hauses steigen, um da was zu reparieren. Da könnte es schon sein, dass mir jemand den Naturist nicht mehr glaubt und man mich für einen Exhibitionist hält, und dann kanns Ärger geben :-)

Genau. Wir halten unser Verhalten aus unserer Sicht mittlerweile für normal (was ist schon normal). Aber die meisten anderen Menschen eben nicht. Ich empfinde es schon als Schutz, wenn meine Frau mir mal klarmacht, dass es in bestimmten Situationen nachteilig sein kann, sich barfüßig zu zeigen. Andererseits muss ich auch akzeptieren, wenn sie einfach mal nicht mit mir auffallen möchte.

Du Schriebst: Du solltest mit deinem Urteil über andere barmherziger sein und ihnen dieselbe Toleranz entgegenbringen, die du für dich erwartest, wenn du nackt oder barfüßig erscheinst.
Das muss ich allerdings zurückweisen. Erstens will ich mehr als nur Toleranz, Ich will Akzeptanz. Und zweitens biete ich auch diese Akzeptanz. Ich akzeptiere, dass andere lieber bekleidet sind und Schuhe tragen möchten, aus welchen Gründen auch immer. Was ich nicht akzeptiere ist, dass mich andere nicht nackt oder barfuss sehen wollen und es mir deshalb verbieten wollen. Ich muss mir ja auch die vielen Bekleideten ansehen, obwohl ich es für völlig bescheuert halte, im Sommer mit Klamotten rumzulaufen. Ich muss mich sogar ortsabhängig dieser bescheuerten Sitte beugen, da ich sonst irgendwann im Knast oder in der Klappse lande. Besonders tragisch daran ist, dass der Richter, der mich möglicherweise verurteilen würde, wenn er gaaaanz ehrlich wäre, vielleicht selbst lieber nackt rumlaufen würde, könnte er nur aus seiner Haut heraus.
Das klingt jetzt ziemlich extremistisch, ist aber nicht unbedingt so gemeint, wenngleich es schon meine Grundhaltung wiederspiegelt. Ich habe bewusst so krass geschrieben, damit die Ungleichbehandlung aus den Verschiedenen Blickwinkeln deutlich wird.

Ich sehe das eigentlich genau so, zumal mir schon viele bestätigt haben, dass sie auch gern barfuß liefen, sich aber nicht trauen. Trotzdem denke ich, du musst auch akzeptieren, dass andere, aus welchen Gründen auch immer, dich nicht nackt sehen wollen. Ein nackter Körper kann nun mal auf andere aufdringlich wirken. Dieser Wirkung musst du dir im Klaren sein. Durch deine Nacktheit zwingst du anderen praktisch, wenn auch ungewollt, den Anblick deines nackten Körpers auf. Klar, sie können weggucken, aber erstmal erblicken sie etwas, was sie nicht sehen wollen, dann ist es schon zu spät und du hast sie schon mit deinem nackten Körper konfrontiert. Die Provokation ist bereits geschehen, auch wenn dur sie nicht wolltest.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen nackte Körper. Ich bin selbst gern nackt, gehe sehr gern und oft in unser Saunadorf und genieße dort die Freizügigkeit in vollen Maßen. Aber an diesem geschützten Ort ist es normal, in der Öffentlichkeit halt nicht.

Ich hoffe, dass ich dich ein wenig besänftigen konnte. Manchmal kommt in mir halt richtig Wut hoch, bei der allgemeinen Engstirnigkeit in unserer Gesellschaft.
Klaus

Besänftigen konntest du mich. Aber ist die Gesellschaft wirklich so engstirnig, oder erwarten wir zu viel?

Fuß
jey


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