Hi Michel!

leider sind zumindest für Altardiener geschlossene Schuhe Pflicht,

Da ist wohl eine ganze Uniform Pflicht, oder?
Daß da auch Schuhe dazugehören, spricht m.E. nicht gegen Barfüßigkeit an sich.

Eine "ganze Uniform" gibt es da eigentlich nicht, wohl aber ein langes goldenes Gewand, das ich während der Göttlichen Liturgie über meiner "richtigen" Kleidung trage. Die Schuhe sind hingegen meine eigenen, wobei es egal ist, ob ich Slipper oder Halbschuhe trage. Sandalen werden hingegen beanstandet. Daraus muß ich schließen, daß der Anblick nackter Zehen zumindest der aktiv Mitwirkenden bei der Mehrzahl der traditionellen Kirchenbesucher (oder vielleicht auch nur bei unserem Pfarrer) Befremden auslöst.

in einem alten katholischen Katechismus fand ich hierzu den Satz:
"Arme Leute können aber anstandslos barfuß in die Kirche kommen."
Daraus folgt: Barfüßigkeit wird mit Armut gleichgesetzt
und gilt als unanständig.

Anstandslos bedeutet aber nicht direkt unanständig...

Zumindest bedeutet es soviel wie "ohne Anstand", und was ist das anderes als eben "unanständig"? Aber gleichviel, offenbar wurde Barfüßigkeit in alten Zeiten sehr geringschätzig angesehen. Unter den fatalen Folgen dieser ebenso verheerenden wie hanebüchenen Einstellung leiden wir alle bekanntlich noch heute.

schließlich ging der Herr Jesus zeit seines Erdenlebens stets barfuß!

Das wußte ich auch nicht.
Welche Bibelstelle ist das denn? Falls ich es auch mal begründen muß.
Michel (evangelikal)

Es gibt zumindest einige Bibelstellen, welche belegen, daß Jesus seine Jünger zum Barfußlaufen ermunterte und sich für die Barfüßigkeit aussprach: "Verschafft Euch weder Gold noch Silber noch Kupfermünzen in Eure Gürtel, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Rökke, weder Schuhe noch Stab." (Mt 10,9) "Traget nicht Sack, noch Tasche, noch Schuhe." (Lk 10,4) "Und er sprach zu ihnen: 'Als ich Euch ohne Beutel und Tasche und Schuhe aussandte, hat es Euch da an irgend etwas gemangelt?' Sie aber sagten: 'An nichts.'" (Lk 22,35)

Wenn Jesus sich also derart entschieden für das Barfußgehen aussprach, muß man daraus schließen, daß er selbst stets barfuß gegangen ist. Ich denke auch an die Begebenheit im Hause des Pharisäers Simon, als die Sünderin die nackten Füße Christi mit ihren Tränen benetzte und mit ihren Haaren abtrocknete. Zudem waren schuhe in der antike die totalen Luxusartikel, welche sich nur reiche Leute leisten konnten. Jesus Christus aber hat um unserer Erlösung willen freiwillig die Armut auf sich genommen. Auch das bedeutet, daß er in seinem Erdenleben barfuß war.

Barfüßige Segenswünsche,
Markus U.