Septemberpresse, die erste (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Monday, 16.09.2002, 16:07 (vor 8047 Tagen)

Hallo zusammen,
da ich mich in den letzten Tagen ziemlich intensiv mit der Forumadministration befassen durfte, kommt der Pressespiegel mit Verspätung.
Aber hier isser nu:

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Barfüßige Tänzer im Altarraum
Rötha. Es gibt Dinge, die hätten zu Bachs Zeiten einen Skandal verursacht und taugen auch heute noch zur Attraktion: Tanz in einer Kirche beispielsweise. In der Probenphase sah es zwar zeitweilig nicht danach aus, als ob das Projekt in dieser Form zu Stande käme. Da hegten die Musiker Vorbehalte, ob das mit den Tänzern auch funktionieren würde. Doch es funktionierte [...]
Für jenen "Bornaer Musiksommer"-Abend war demnach einiger Aufwand betrieben worden, wobei den musikalischen Hauptteil die Neuen Leipziger Kammersolisten besorgten. [...]
Tausendprozentig überzeugte schließlich die Tanznummer: Bachs Orchestersuite h-moll (BWV 1067). Franziska Franke und Steffen Fuchs erzählten hübsch choreografiert und barfüßig die Story von einem verstrittenen und wieder versöhnten Paar. Als sie sich beim Menuett in trauter Zweisamkeit aus dem Altarraum wieder verzogen, war der Blick frei auf das Ensemble und den berühmtesten Satz der Suite: Die Badinerie [...]
[Leipziger Volkszeitung, 02. 09. 2002]
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Die Traurigkeit ausweinen
Fado-Sänger Telmo Pires erfüllte das Kleine Haus mit Sehnsucht [...]
Delmenhorst. "Fado chorar a tristeza bém . . . - Fado, die Traurigkeit richtig auszuweinen", erklingt seine Stimme sanft, wie aus weiter Ferne. Mit ruhiger Eleganz bewegt sich Telmo Pires barfuß durch die Menge auf den Lichtkegel der Bühne zu. Seine Stimme erwacht und mit ihr das Lied, vom dem es heißt, dass es in der Brust eines todtraurigen Seemannes geboren wurde: Der Fado.
Der Bühnen, die Hose, das Hemd: Ganz in Fado-Tradition bot sich im Kleinen Haus ein Bild in düsterem Schwarz [...] Wie das Meeresrauschen rollen die klaren Akkorde des Klavieres. Wehmütig und warm taucht Pires Stimme in die musikalischen Wellenbewegungen ein. "Trista sina . . .", singt er. "Trauriges Schicksal." Seine Hände zeichnen die Wellen nach, seine Stimme wogt behutsam mit und hüllt den Saal des Kleines Haus in die sehnsüchtige Melodie des Fado.
"Liebe, Tod, Hass, Verdammnis, Sehnsüchte, erfüllte und unerfüllte, das sind die Themen des Fado", erzählt Pires seinem Publikum . Mit seiner weichen Stimme bringt er nuancenreich diese Stimmungen des Fado auf den Punkt, er klagt in der Tradition der ersten Fado-Sänger aus den Armenvierteln Lissabons. Herausragend ist nicht nur seine stimmliche Ausdrucksfähigkeit, vor allem seine starke Bühnenpräsenz beeindruckt [...]
Außerdem muss ein Fado nicht immer von tieferen Themen bestimmt sein: "Es gibt über nahe zu alles einen Fado, selbst über Haushaltsgeräte", verrät Pires und beschreibt nicht frei von Selbstironie den "typische Portugiesen", der schon in melancholische Stimmung am Morgen erwacht und am Abend die unheilvolle Depression nur noch im Wein ertränken kann [...]
[Weser Kurier, 03. 09. 2002]
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Mythos in Bewegung
Der indische Tanz spricht
Es geht zu wie in einer Klasse für Gehörlose. Vanessa, Jorinde und Katrin sitzen im Schneidersitz auf dem Boden und grübeln. "Ich mag dich", hatte Jorinde eben gesagt - nun ist die Frage: was heißt das? Jorinde macht zögernd eine Geste. [...] Gemeinsam mit ihrer Tanzlehrerin üben die drei Elevinnen noch einmal langsam diese Handbewegung: "Ich mag dich", dabei betonen sie jede Silbe. Dann sagt Gebert-Khan wieder auf Sanskrit ein Wort. Ihre Schülerinnen müssen dieses Mal nicht überlegen, sie verschränken die beiden Daumen und lassen die Hände flatternd vor ihren Gesichtern kreisen. Es ist nicht schwer zu erraten, was damit gemeint ist: ein Vogel.
Der indische Tanz spricht. Mehr als vierhundert Fingerpositionen gibt es zu lernen. Wer es einfach einmal versucht, hat schnell einen Knoten in den Händen [...]
Der indische Tanz gehört seit mehr als zwanzig Jahren zum Leben der Mittvierzigerin. Geboren als Tochter einer Deutschen und eines Inders, hat sie als junges Mädchen zu tanzen begonnen - und "seit ich den ersten Schritt gemacht habe, wollte ich nichts anderes mehr tun". Nach dem Abitur ging sie nach Indien auf die Suche nach einer Lehrerin, die sie mit der Mystik, den Rhythmen und der Technik des traditionsreichen Tanzes vertraut machen konnte. Auf Sri Lanka wurde sie fündig - also blieb sie, zwölf Jahre lang. 1985 feierte sie ihre Tanzweihe, das so genannte Arangetram, bei dem sie endlich ihre Fußglocken überreicht bekam. Mehrere staatliche und rituelle Prüfungen hatte sie zuvor absolviert.
Vanessas Papa ist auch Inder, und "deshalb wollte ich tanzen lernen", sagt die Fünfjährige [...] Nach den Fingerübungen und der Augenschule müssen Vanessa und die zehn Jahre alte Jorinde ran: Immer und immer wieder üben sie einzelne Schrittfolgen, von denen es ebenfalls 13 Gruppen mit mehreren Variationen gibt. Caroline Gebert-Khan klopft mit einem Schlegel auf einen Holzkasten vor sich, dem man die jahrelangen Prügel ansieht, und gibt den Takt vor. "Das Lächeln muss funktionieren, auch wenn die Füße kräftig stampfen", mahnt sie, während sie schneller, immer schneller auf ihren Kasten klopft [...]
Katrin Northe aus Rutesheim hat ihre Augen schon besser unter Kontrolle. Anders als Jorinde, die seit vier Monaten trainiert, geht die 41-jährige Krankenschwester schon seit vier Jahren bei Caroline Gebert-Khan in die Schule [...]
Dann ist sie nass geschwitzt, die Stunde ist vorbei, und sie kniet vor Caroline Gebert-Khan, um den rituellen Segen ihrer Lehrerin zu empfangen - ein Ritus, der freiwillig ist, der für Katrin Northe aber einfach dazu gehört. Sie arbeitet hart, und das hat auch einen Grund: Im Dezember fliegt sie nach Ceylon, um ihre Tanzprüfung zu machen. "Damit ich weiterkomme", unterziehe sie sich diesem Ritus, sagt sie, und dieser "wahnsinnigen Tradition möchte ich auch gerecht werden". Also hat sie die Spitzenschuhe des Balletts ausgezogen und geht nun barfuß. Wenn im Dezember alles klappt, klirren dann an ihren Füßen geweihte Fußschellen. [...]
[Stuttgarter Zeitung, 03. 09. 2002]
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Auf der Insel-mit dem Halligpostboten unterwegs nach Süderoog: "Hier kann man noch echt bis ans Ende der Welt gucken"
Knud Knudsen, der Jens Jensen beerbte [...]
Pellworm , Anfang September-Alles hat hier seine Zeit. Die Ebbe, die Flut und der Wattpostbote. Vielleicht liegt es an der Schlickwüste, dieser archaischen Welt vor dem Deich. Von Wasseradern durchzogen, die im Sonnenlicht glitzern, von Myriaden von Würmern durchpflügt. Oder an der ungewohnten Gewissheit, dass man hier draußen, jenseits der schützenden Erdwälle, den Gang der Welt durch keinen zivilisatorischen Eingriff auch nur eine Sekunde lang zu beeinflussen vermag. Das Wasser kommt, das Wasser geht, mit kosmischer Präzision. Vielleicht macht es aber auch das überwältigende Gefühl der eigenen Winzigkeit und Ohnmacht [...]
Und taucht nicht, der nach dem Rückzug der Wasser gestrandeten Arche Noah gleich, in der Ferne, inmitten der feuchten Wüstenei, eine kleine Insel am flirrenden Spätsommer-Horizont auf? Erst ist es nur ein schwarzer Fleck, doch dann, auf halben Weg, der Kompass zeigt 245 Grad Südwest, wächst aus der schlickig-graubraunen Ödnis ein grüner Streifen, auf dem friedlich Rinder grasen und Pferde und Schafe, Gänse die Neuankömmlinge schreiend ankündigen, Hühner gackern, Hunde bellen. In der Mitte ein aus roten Ziegeln gemauertes Gehöft, von einem gaubenbestandenen Reetdach bedeckt, unter dem Schwalben nisten.
"Ein Idyll", sagt Knud Knudsen in seiner eher nüchternen Sprache, die es nicht gewohnt ist, viel Worte um Sachen zu machen, die doch eigentlich auf der Hand liegen müssten. Denn was, wenn nicht ein solches Eiland, das nur von Tieren und einer Frau und einem Mann bewohnt wird, könnte heutzutage tatsächlich besser den Inbegriff eines friedvollen, einfachen Lebens in ländlicher Abgeschiedenheit abgeben? Noch dazu abgeschirmt von den Zumutungen der Zivilisation durch den natürlichen Gezeitenwechsel, die Tide. Zweimal in der Woche nähert sich Knud Knudsen dieser Welt abseits der alltäglichen Erfahrungen an. Knudsen ist Wattpostbote, ein Sendbote in die Einsamkeit.
Von der Nordseeinsel Pellworm aus, ziemlich weit oben an der schleswig- holsteinischen Westküste, bringt er die Post zu Fuß quer durchs Watt zur Hallig Süderoog, sieben Kilometer Fußmarsch meerwärts vor Pellworm gelegen.
Süderoog, das sind etwa 62 Hektar Grünland. Wenn die Zeichen gerade nicht auf Sturm stehen. Denn eine Hallig ist nicht wie zum Beispiel die Insel Pellworm von einem Ring acht Meter hoher Deiche umgeben, der die Äcker und Wiesen der Insel und die Häuser mit ihren Menschen vor dem Ansturm brachialer Naturgewalt schützen soll. Bei Sturmflut ist auf der Hallig Land unter, nur die Warft, der Erdhügel, auf dem das Haus steht, ragt aus dem tosenden Meer [...]
Ziemlich selten dürfte es heutzutage sein, dass sich ein Briefzusteller für einen einzelnen Kunden vier, fünf Stunden auf den Weg macht. [...] Durch drei Priele muss er ziehen. Drei dieser Mäander im Sand queren, durch die das Meer zurückweicht und wiederkommt. Drei dieser natürlichen Kanäle, in denen die Muscheln freigespült werden mit Kanten, mitunter scharf wie Messerklingen.
Bei ablaufendem Wasser stapft Knud Knudsen los, aufrecht, mit federndem Gang und Riesenschritten, den gelben Postsack auf dem Rücken. Auf dem nackten, sonnenverbrannten Rücken. Denn Knudsen trägt Shorts und sonst nichts, eine abgeschnittene, ausgefranste Jeans, zusammengehalten durch einen schwarzen Lederriemen. Manchmal muss er durch hüfthohes Wasser, was soll er da anderes anziehen? Mit bloßen Füßen läuft er ohnehin, solange es nur irgend geht. Im vergangenen Jahr bis in den Dezember hinein. "Ich bin Extremes gewohnt", sagt er. Erst dann zieht er eine bis zur Brust reichende, wasserdichte Hose an, weil er sonst doch zu sehr auskühlen würde auf den vier Stunden draußen im Watt. "Man wird dann nicht mehr richtig trocken." Aber auf der Insel trägt er selbst im Winter keine Schuhe. Warum? "Das ist halt so", sagt Knud Knudsen, der auf Fragen schon einmal nicht antwortet, auf Fragen, die er für überflüssig hält [...] Knudsen ist allerdings kein Postangestellter. Denn eigentlich ist er als Wasserbauer beschäftigt, einer von rund 300, die zwischen dänischer Grenze und Elmshorn vor den Toren Hamburgs die Deiche des Landes in Schuss halten. Den Postgang erledigt er in seiner Freizeit, nach Feierabend geht er "noch schnell mal rüber" und ist dann auch mal erst um Mitternacht wieder zu Hause. Mit Hilfe seines Kompasses hat er keine Mühe, den Weg zu finden. Er schreibt der Deutschen Post regelmäßig eine Rechnung: 40,90 Euro pro Tour. [...]
Der Wert des Barfüßlers
Knud Knudsen hat schon eine gewisse Berühmtheit auf Pellworm erlangt. Die Kurverwaltung hat den touristischen Wert des Barfüßlers für die Insel, wo sich ansonsten eher die Schafe gute Nacht sagen, längst entdeckt und bietet die Postzustellung nach Süderoog als besondere Attraktion an [...]
Das tut er auf der Hallig nun wirklich nicht. Vor das offen stehende Küchenfenster mit den weißen Sprossen und Gardinen, auf deren Muster sich die Leinwände von Seglern im Wind blähen, haben der Mann und die Frau eine Bank aufgestellt. Dort schlürft Knudsen jetzt einen Becher Kaffee, schwarz, leert einen Teller Kartoffelsuppe, der randvoll aus dem niedrigen Fenster gereicht wird. "Noch nie", sagt er, "bin ich mit leerem Magen zurückgegangen." Und auf Plattdeutsch redet und quasselt er dann mit den beiden von der Hallig. Spätestens in einer Stunde muss er ja wieder ziehen.
Alles hier hat eben seine Zeit.
[Süddeutsche Zeitung, 03. 09. 2002]
Die Post nach Hallig Hooge bringt die regelmäßig verkehrende Fähre mit. Doch der folgende Text passt schön in den Zusammenhang :
Lebensräume: Heimat Hallig Hooge
"Wenn Sturm ist, kommt man eben nicht weg"
Hundert Menschen und fast so viele Schafe und Galloway-Rinder teilen sich ein paar Quadratkilometer Land im Meer
Den ganzen langen Winter hat er Zeit gehabt, seinen Text zu lernen [...] Das Theaterstück ist der Höhepunkt des heutigen Abends auf Hallig Hooge, wenn es auch nur die wenigen Einheimischen oder die Nachbarn vom nahen nordfriesischen Festland verstehen. Aber alle, auch die Touristen unter den vierzig Zuschauern, sind begeistert [...]
Karen Tiemann hat mich von der Fähre, die aus Schlüttsiel kam, abgeholt, um mir ihre Heimat zu zeigen, eine Hallig mit hundert Einwohnern. Halligen sind winzige Inseln, die öfter mal im Meer versinken. Deswegen lebt man hier auf so genannten Warften, künstlich aufgeschütteten Hügeln, auf denen zusammengedrängt die reetgedeckten Häuser stehen. Wenn Land unter ist, kommen auch die Tiere auf den Berg. Und manchmal verschwindet sogar eine Warft in den Fluten. Das ging der alten Kirchwarft so. Früher war Hooge doppelt so groß wie heute.
Das ist lange her, aber wer mit dem Meer nicht groß geworden ist, den wird ein ängstlicher Schauder während seines Hallig-Aufenthalts nicht verlassen, vor allem wenn er Theodor Strom gelesen hat. Karen Tiemann lebt seit ihrer Geburt mit der Natur. "Wenn Sturm ist, kommt man eben nicht weg." Das ist halt so, wie Ebbe und Flut [...]
Regelmäßig kommen Ebbe und Flut, alle 6,2 Stunden wechseln sie sich ab. Die Nordsee und das die zehn Halligen umgebende Wattland sind immer in Bewegung. Bei Flut reicht das Meer bis an die Salzwiesen heran, bedecken sie aber nicht, so dass hier unzählige Vögel brüten können. Die Flut verhüllt das Watt mit seinem Schlick. Es macht Spaß, barfuß durch die fette, schwarze Erde zu stapfen, die während der Ebbe über die Priele entwässert wird. Das ist auch die liebste Beschäftigung für die Bewohner und ihre Gäste, obwohl es nicht ganz ungefährlich ist. "Die Seenebel sind tückisch", sagt Karen Tiemann. "Man läuft automatisch im Kreis, ohne Kompass ist man verloren." Aber sie geht gerne raus [...]
www.nordseetourismus.de
[Süddeutsche Zeitung, 06. 09. 2002]

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Auf Aare und Rhein werden viele Sportarten betrieben
Freizeitvergnügen Gratis-Fussmassage von Vater Rhein
Ruhig fliessen Rhein und Aare dahin. Doch die Ruhe täuscht: Zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Abschnitten ist auf den beiden Gewässern ganz schön was los: Betrieben werden Sportarten wie Wasserski, Wakeboard, Rudern, Segeln und Surfen. Am respektive auf dem Wasser üben Wanderer, Fischer, Motorboot-Besitzer, Kajakfahrer und Pontoniere ihr Hobby aus.
Gianni Schöns Motorboot schaukelt mit leise brummelndem Motor im Wasser. In einer Entfernung von 20 Metern hält sich Mario Rendler dank seines Neoprenanzugs und rudernden Armbewegungen an der Oberfläche und wartet auf das Startsignal [...] Plötzlich gehts mit einem mächtigen Ruck rheinaufwärts. Mario liegt nicht mehr im Wasser. Das Boot hat ihn wie ein Stehaufmännchen aus dem Wasser gezogen und braust nun mit atemberaubendem Tempo über die Wasseroberfläche. Wer vermutet, Mario stehe auf Wasserski, der irrt: Sein Sportgerät sind die Füsse. Sie dienen ihm als kostengünstiges und pflegeleichtes Board, das nirgends eingestellt werden muss und stets zur Stelle ist, wenn es benötigt wird. Mario beherrscht seinen Sport [...] Dem wassersportunkundigen Beobachter wird sofort klar: Diese «Barfuss-Show» ist nur absoluten Könnern vorbehalten. [...]
Mario will sich ein weiteres Mal die Füsse von Vater Rhein massieren lassen.
[Zofinger Tagblatt, 04. 09. 2002 ]
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Wie man Blitzschlag und bösen Geistern trotzt
ARGENBÜHL - Wer gerne ein wenig im Blumenmeer badet und dabei auch noch eine Portion Kräuterkraft tanken will, der oder die sollte mal in Zellers bei Eglofs vorbeischauen - im Kräutergarten von Renate Tschöll [...]
Neben schönen Blumen, Heilkräutern, Küchenkräutern und Raritäten bereichern auch allerlei mystisch-mysteriöse Pflanzen Renate Tschölls botanische Sammlung. Ilex soll Blitzschlag, Gift und bösen Geistern trotzen. Und bei Vollmond gesammelt, verspricht das Fünffingerkraut Liebe, Geld, Gesundheit, Macht und Weisheit [...]
Fürs Argenbühler Gästeamt führte sie Kräuterwanderer auf heimischen Pfaden. "Eines Tages habe ich dann überlegt: Wenn man's kompakt beieinander hätte, bräuchte man nicht so weit laufen". Die Idee "Kräutergarten" war erblüht. Und im Jahr 2001 tat dies auch der Garten selber [...]
Über all dem Lehrreichen kommen die Sinne aber keineswegs ins Hintertreffen. Beim Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken erschließt sich eine weite und bunte Palette an Eindrücken. Wer noch etwas Besonderes ausprobieren möchte, zieht die Schuhe aus und tastet sich mit den Füßen über den Sinnespfad. Von samten bis steinig warten dort unterschiedliche Beläge mit mehr oder minder angenehmen Fußerfahrungen auf.
"So wie's halt auch im Leben oft ist", merkt die Allgäuer Kräutergärtnerin barfuß-philosophisch an.
Durchwegs positive Erlebnisse verspricht jedenfalls die Besenwirtschaft, die Renate Tschöll als kleines Beiwerk zum Kräutergarten betreibt [...]
[Schwäbische Zeitung, 04. 09. 2002 ]
Die Barfuß - Philosophie der Dame gefällt mir !
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Angst vor Anhalter mit Speer und Keulen
Nächtliche Schrecksekunde einer Autofahrerin bei Bad Orb
Einen gehörigen Schrecken bekam in der Nacht zum Dienstag eine Autofahrerin auf der Landstraße zwischen Bad Orb und der Wegscheide. Wie die Frau gegenüber der Polizei schilderte, sei sie kurz nach 1 Uhr auf der dicht bewaldeten Strecke in Richtung Wegscheide unterwegs gewesen, als sie im Lichtkegel ihres Autos einen Mann barfuß und vermutlich mit einem Speer in der Hand erkennen konnte. Der seltsam Aussehende habe zudem mehrere Keulen an sich hängen gehabt und sei im Vorbeifahren auf ihren Wagen zugelaufen. Verschreckt und verunsichert habe sie es allerdings vorgezogen, nicht anzuhalten und statt dessen die Polizei zu alarmieren [...]
Auf der Suche nach dem Unbekannten fiel den Ordnungshütern ein Lieferwagen auf der besagten Landstraße auf, in welchem der Gesuchte gerade als Anhalter auf der Ladefläche Platz genommen hatte.
Bei ihm handelte es sich um einen etwa 30 Jahre alten Alleinunterhalter, der vermutlich kurze Zeit zuvor seinen Auftritt im nahen Landschulheim beendet hatte. Der angebliche Speer stellte sich bei näherem Hinsehen als Bambus- bzw. Limbostange heraus, die Keulen am Gürtel nutzte der Mann zum Jonglieren. Unglücklicherweise hatte er ausgerechnet in seiner "Arbeitskleidung" nach einer Mitfahrgelegenheit gesucht und offensichtlich nicht mit der abschreckenden Wirkung gerechnet.
[Gelnhäuser Tageblatt, 04. 09. 2002]
Selten habe ich mich über eine Meldung so köstlich amüsiert wie über diese. Die arme Autofahrerin tut mir trotzdem leid ...
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In Zeitlupe auf dem Weg zur Harmonie
Kurs Tai Chi an der Volkshochschule sehr gut besucht [...]
Barfuß stehen sie im Gras vor dem Merseburger Schlossgartensalon. Wie in Zeitlupe heben sie anmutig die Arme, schieben etwas Unsichtbares von sich. Entrückt bewegen sie die Körper. Was ist bloß los mit denen, denkt so mancher Passant. Die sind doch nicht von dieser Welt.
Die Männer und Frauen sind Bürger wie du und ich [...] Die ersten Zipperlein im Genick, auch der Rücken meldet Verschleiß an. Jetzt sind sie auf dem Weg, zu vollkommener Harmonie zu gelangen [...] Die Kreisvolkshochschule hilft dabei, ruhiger zu werden. Nun bereits zum zweiten Mal bietet sie einen Kurs in Tai Chi an, einer Methode der traditionellen chinesischen Medizin zur Gesunderhaltung, Kräftigung, Stabilität und eben Harmonie.
Die Ausbildungseinrichtung kann sich kaum retten. Offenbar ist der Bedarf, Entspannung, Gelassenheit und Ruhe ohne große Anstrengung zu finden, enorm. Die Leute aus dem ersten Semester machen weiter und mehr als 30 Neuankömmlinge üben sich in sanften, fließenden, wirklich schönen Bewegungen.
An denen auch Männer Freude haben [...] "Das Schöne dabei ist, dass die Frauen und Männer nach einiger Zeit bewusster auf ihren Körper achten und in sich ruhiger werden", ist die Erfahrung der 42-Jährigen. Die alten Chinesen wussten bereits: "Durch Tai Chi wird man geschmeidig wie ein Kind, gesund wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser."
[Mitteldeutsche Zeitung, 05. 09. 2002]
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Smoke on the Stadtpark, Fire in the Sky
Deep Purple spielten im Stadtpark
5000 Besucher standen im Stadtpark, rund 1000 lagerten bei Kerzenschein auf dem Rasenstreifen der Allee vor den Toren, als Ian Gillan von Deep Purple als letzten Song vor den Zugaben "Smoke on The Water" anstimmte. Die Band, die einst zeitgleich mit Led Zeppelin den Hardrock erfand, präsentierte sich - trotz der zahlreichen Umbesetzungen ihrer mehr als 25-jährigen Geschichte - praktisch in Bestform. Barfuß und frohgemut gab Ian Gillan den Springinsfeld und Mikrofonständerschleuderer. [...]
Die neueren Stücke, mit denen das Konzert eröffnet wurde, sind zwar auch ganz schön, jedoch erheblich durchsichtiger konzipiert als die Oldies, setzen bewusster auf die Präsentation der Fähigkeiten der einzelnen Bandmitglieder - wenn du ein Solo hast, will ich auch eins - und sind damit nicht annähernd so urgewaltig und mitreißend wie die Stücke, die jeder auswendig kennt. Aber zum Einstieg sind sie wunderbar geeignet.
Der Jubel der Fans sorgte bei den Deep-Purple-Stars offenkundig für gute und Geberlaune [...]
[Die Welt, 06. 09. 2002]
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Lernen mit den Sinnen im Tastgarten der Landesschule [...]
Neukloster "Ich möchte pumpen", rief Florian (6) und bewegt sich zielgerichtet auf die Wasserpumpe zu, betätigt den Schwengel, das Wasser plätschert auf eine Wippe. David (7) und Nando (8) können sich noch nicht einigen, in welche Richtung sie das Wasser mit dieser Wippe leiten lassen wollen, doch dann plätschert es über die Hände der beiden Jungen und sie jauchzen auf vor Freude. David und Nando sind blind, Florian sehgeschädigt. Für sie und alle ihre anderen Kinder konnte auf dem Gelände der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Neukloster kürzlich ein Tastgarten eröffnet werden, zu dem auch das Wasserspiel gehört, welches die drei Jungen so begeisterte. [...]
Die Tastfelder wurden sogar von den Schülern der Landesschule selbst angefertigt. Jede Klasse hatte so ein Feld gefüllt. Mit einem original Neuklosteraner Kopfsteinpflaster, mit einem Holzrelief, mit selbst geformten Keramikkugeln, nach einem Waldspaziergang wurde der Waldboden in ein Feld gelegt, von der Ostsee Muscheln, Sand und Steine geholt und Kienäpfel gesammelt.
Obwohl die Kinder ein eingeschränktes oder gar kein Sehvermögen haben, barfuß über die Tastfelder laufen, ist es für sie ein Erlebnis, welches andere Sinne anregt. Lernen mit den Sinnen, heißt es hier [...]
[Schweriner Volkszeitung, 05. 09. 2002 ]
Gelesen ? Obwohl die Kinder ein eingeschränktes oder gar kein Sehvermögen haben, barfuß über die Tastfelder laufen, ist es für sie ein Erlebnis, welches andere Sinne anregt.
Das ist ja hoffentlich nur sprachlich verunglückt, denn der Tastsinn der Fußsohlen leidet ja nicht unter der fehlenden Sehkraft - Sehenden wird sie ja sogar für diesen Zweck häufig durch Verbinden der Augen absichtlich auf Zeit genommen.

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Sommerfest mit Feuerlauf
Übersinnliche Phänomene auf dem Prüfstand
Mit nackten Sohlen über glühende Kohlen: Ist das generell ausgeschlossen oder nur Heiligen wie Kaiserin Kunigunde vorbehalten?
Am Samstag, 14. September, lädt die Regionalgruppe Bamberg der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) ab 16 Uhr zu einem Sommerfest [...] ein.
Neben einem Feuerlauf steht die Demonstration weiterer vermeintlich übersinnlicher Phänomene auf dem Programm. Zudem besteht die Gelegenheit, sich über Arbeit und Ziele des Skeptiker-Vereins zu informieren [...]
[Fränkischer Tag, 05. 09. 2002]
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Die totgeschlagene Zeit, nimmt niemand mit!
Nachwuchsband "5. Trio zu Viert" begeisterte im NuBeatzz [...]
Einen gemütlichen Abend mit Live-Musik. Das ist es, was man erwartet, wenn man sich an einem Donnerstag Abend ins NuBeatzz begibt. Nach der Sommerpause war der kleine Club in der Eschenstraße mit 60 Gästen gut gefüllt. Das "5. Trio zu Viert" stand auf dem Plan.
Die Dresdener Nachwuchsband begeisterte durchweg das Publikum. Smooth Groove, eine gelungene Mischung aus HipHop, Jazz, und Funk, ging jedem ins Blut. Nach einer Weile hielt es fast niemanden mehr auf den Stühlen. Spätestens als die Gäste zum Singen animiert wurden und die Band die Texte auf selbstgemalten Pappschildern hochhielt, sangen alle lauthals mit. "Möglicherweise, ist das die totgeschlagene Zeit. Die liegt wie Fliegen auf dem Brett. Die nimmt niemand mehr mit!", hallte es durchs NuBeatzz.
Thomas (Gesang/Keyboard), Konrad (Gitarre), Dan (Bass), Mathis (Schlagzeug), Utz (Gesang/Querflöte) und Isa (Backgroundgesang) spielten was das Zeug hielt. Dass Gitarrist Konrad barfuss spielte, hat einen Grund. "Ein besseres Feeling für die Pedale", ist zu erfahren. "Bloß lag hier irgendwo eine Scherbe rum und ich konnte mich nicht bücken, um die wegzumachen. Das war ziemlich Scheiße." [...]
Trotz ihres jungen Alters hat die bunte Mischung aus Studenten und Azubis schon einiges an Live-Auftritten hinter sich, den größten auf dem Zgorcelec-Festival bei Görlitz. Das erste Demo-Tape ist zwar schon aufgenommen, aber eine CD wird wohl leider noch auf sich warten lassen. Die ist im nächsten Jahr geplant. Dann wird es wohl auch die erste Tour geben.
[Sindelfinger, Böblinger Zeitung, 07. 09. 2002 ]
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Belesene Füße
Georg


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