Duden und mehr - eine Stellungnahme (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Friday, 13.09.2002, 02:20 (vor 8051 Tagen) @ Kai

Hi Kai!

der Duden schreibt zu Zensur: "Behördliche Prüfung (und Verbot) von Druckschriften".
Du hast einmal geschrieben, dass Du Jurist bist. Dann sollte Dir der kleine (aber bedeutsame) Unterschied zwischen Zensur als hoheitlich und willkürlichem Akt und dem Hausrecht bewusst sein.

Freilich ist mir dieser Unterschied bewußt. Ich habe unbeschadet dessen das Wort "Zensur" deshalb gebraucht, weil es zum einen den Inhalt der Kritik etwas plakativer und pointierter zum Ausdruck bringt und zum anderen der juristisch nicht vorgebildeten Mehrheit der Leser (die den Begriff "Hausrecht" eigentlich nur in Verbindung mit Räumlichkeiten kennt) im Sinne dessen, was wir hier meinen, geläufiger ist.

Früher wurde in "Grenzfällen" oft nicht sofort die rote Karte
gezückt, sondern (zumeist von Dir) zuerst die gelbe Karte gezeigt.
Das hat oft geholfen, wqeil der Betreffende dann entsprechend
vorgewarnt war und so auf ganz einfache Weise die Ungeschickten
von den Unbelehrbaren unterschieden werden konnten:

Ich glaube, Du hast mit dieser Beobachtung recht. Manchmal ging diese Strategie auf, manchmal nicht. Aber sieh es bitte auch aus der Warte der Admins. Wieviel Zeit sollen diese denn in die Forumsbetreuung investieren?

Soviel wie nötig. Wenn man genau hinschaut, kann man echte Anliegen in provokanter Form - wie bei Uli, der sich ja auch für die Postings, bei denen er sich im Ton vergriffen hatte, entschuldigt hat - von reinen Provokationen (aktuelles Beispiel: Markus Götterich) ganz gut unterscheiden. Die Methode mit der "gelben Karte" war freilich ein gutes Verfahren, die Spreu vom Weizen zu trennen. Manchmal ist Milde besser - siehe auch das Gleichnis vom Unkraut im Akker (Mt 13,24-30): Man soll den Weizen nicht zugleich mit dem Unkraut ausreißen.

Jeder Beitrag - so wie diese ausführliche Antwort - kostet viel Zeit.

Das weiß ich, und ich weiß es auch zu schätzen, daß Du Dir diese Zeit für Deine ausführliche Antwort nimmst. Aber meine beiträge kosten ebenfalls viel Zeit, und ich nehme sie mir, weil mir an diesem Forum sehr viel liegt. Meine Kritik ist ausschließlich konstruktiv gemeint, denn ich hatte in der letzten Zeit den Eindruck, daß zu viele Beiträge gelöscht wurden, unter anderem auch solche, die mir durchaus einer Antwort würdig schienen. Daß ich auf die betrffenden Postings nicht sogleich antwortete, lag daran, daß ich mir manche Antworten sorgfältig überlege - vor allem dann, wenn der ursprüngliche Text - in welcher Bezíehung auch immer - "schwierig" ist.

Außerdem ist es seit den Anfängen des usenets üblich, dass man sich die Forums-Policy/Netiquette vorab zu Gemüte führt.
Und dann gibt es noch -aktuell- zwei Personen, die in der Vergangenheit derartig störend aufgefallen sind, dass deren Beiträge grundsätzlich gelöscht werden. Diesen Autoren ist das auch per Mail deutlich gemacht worden - nach vielen Warnschüssen.

Dagegen hat ja eigentlich auch niemand etwas einzuwenden. Es würde mich allerdings interessieren, ob es in solchen Fällen auch eine "Rehabilitierung" geben kann.

Wäre es nicht angebracht, zu der
früheren Praxis zurückzukehren und bei Beiträgen im "Grenzbereich"
wieder verstärkt "Warnschüsse" abzugeben, statt radikal zu
löschen?

Markus, da ist natürlich jeder Stammposter gefragt. Auch Du darfst gerne und bist herzlich dazu eingeladen, entsprechende "Warnschüsse" abzugeben. Denn: Soooo schnell verschwinden anstößige Beiträge in der REgel nicht und vor dem Löschen wird sehr genau geschaut, wie sich ein Threat entwickelt hat.

Das ist ein schwieriges Kapitel! Einmal wollte ich es tun, aber bevor ich mir eine Antwort überlegt hatte, war das Posting schon gelöscht. Und bei Leuten wie psycho- georg oder Markus Götterich erübrigt sich jede Antwort - diese Leute wollen nur provozieren. Da reichen meiner Meinung nach zwei Warnschüsse der Admins, und dann kann gelöscht werden. Einen längeren thread mit mehr als fünf Postings sollte man jedoch nicht löschen, sofern da nicht jemand Selbstgespräche führt (was freilich nur ihr Administratoren anhand des Forumsprotokolls erkennen könnt).

Meiner Meinung nach ist es letztlich fruchtbarer für das Forum,
möglichst viele "mitzunehmen", statt sich als geschlossener Kreis
zu präsentieren, wenngleich ich es sehr schätze, daß viele von uns
sich inzwischen auch persönlich kennen und hin und wieder
zusammenkommen. Dieses Forum bedarf stets neuer Leute, die dann zu
Stammpostern werden.

Du musst zwischen Schreibern und Lesern unterscheiden. Die extrem hohen Zugriffszahlen aufs Forum zeigen, dass es eine hohe Attraktivität für Leser/innen besitzt. Hier sehe ich keinen Änderungsbedarf. Und der Wechsel bei den Stammpostern findet doch laufend statt. Sieh Dir nur mal die Teilnehmerliste im Best of an. Wer davon postet denn noch regelmäßig, wie viele kamen seither dazu.

Das ist wahr! Und manchmal wüßte ich gern, wo der eine oder andere Stammposter von früher abgeblieben ist. Ein paar posten jedoch seit neuerem wieder ab und zu, nachdem sie sich teilweise länger als ein Jahr gar nicht gemeldet hatten.

Wer sich von den wenigen klaren Regeln - Georg hat sie nochmals gepostet - unzulässig eingegrenzt fühlt, ist hier einfach fehl am Platz. Das muss ich einfach so deutlich sagen.

Ich habe mich nie unzulässig eingegrenzt gefühlt und bin auch nicht betroffen. Ich meine aber, daß sachlich begründete Kritik von Stammpostern vom unreifen Gemekker irgendwelcher Nebelgeister leicht zu unterscheiden ist.

Auch die "ältesten Forumshasen" haben mal als "Frischlinge"
angefangen.

Richtig! Und sich vorher man umgesehen, was und wie gepostet wird.

Bei mir war es so, daß ich im September 2000 etwa zwei Wochen lang still mitgelesen habe, bevor ich meinen ersten Beitrag postete. Und ich habe wirklich jeden Beitrag im Archiv gelesen, sowie das ganze Best of.

Auch habe ich den Eindruck, daß Stammposter sich mehr "erlauben"
können als Neulinge. Da dürfen meiner Erfahrung nach auch schon
mal sexuelle Nebenaspekte angesprochen werden,

Das sehe ich nicht so. Diesen Eindruck solltest Du belegen, wenn er Dir (wieder) auffallen sollte.

Das könnte ich, aber nur, wenn das nicht zu einer noch restriktiveren Löschpolitik führt. Außerdem heißt es in der Kopfzeile: "Beiträge, die auf eine sexuellen Bezug ABZIELEN..." Wo jedoch ein sexueller NEBENASPEKT lediglich BEILÄUFIG ANKLINGT, fehlt es nach meinem Verständnisse an dem Merkmal des "Abzielens". Ich bin mir freilich dessen bewußt, daß gerade hier die Abwägung schwierig zu treffen ist, und möchte auch niemanden zu diesbezüglicher "Akrobatik" einladen, meine aber, daß man mit Neulingen etwas nachsichtiger ("gelbe Karte", "Warnschüsse") sein sollte.

Barfüßige Grüße
Kai

Ebenfalls barfüßige Grüße und besten Dank für die ausführliche Antwort,

Markus U.


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