Das Selbstverständnis von uns Barfüßlern, ganz und gar nicht gebrochen (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Friday, 06.09.2002, 18:20 (vor 8057 Tagen) @ [asc]

Hi asc!

Alle nationen sind voll von dunklen stellen.

Das sehen die wenigsten in anderen ländern so; und erst recht nicht im vergleich zur deutschen geschichte. Die erinnerung an die deutsche besatzung ist sehr lebendig.

dann sollen sich die Alliierten des Zweiten Weltkrieges mal erinnern, wieviel sie mit ihren großflächigen Bombardements zerstört haben (nicht nur in Deutschland - Japan wurde Opfer der ersten Einsätze von Atombomben).
Im übrigen haben die meisten europäischen Nationen den Kolonialismus zu verantworten (gar nicht lange her), die Amerikaner in historischer Zeit die Sklaverei sowie die Ausrottung der Urbevölkerung (die übrigens keine Schuhe kannte und barfuß ging) und heutzutage weltweite Aggression vor allem gegen Staaten der Dritten Welt (Irak, Afghanistan etc.), die Russen Lenin und Stalin, die Franzosen Napoleon, die Türken den Genozid an den Armeniern usw. usw.; die Liste ließe sich endlos fortsetzen, z. T. bis in die Antike. Trotzdem ist Scham und Reue bei diesen Völkern (und anderen, die ich jetzt nicht erwähnt habe, weil das hierzu weit führen würde) völlig ausgeblieben; sie erfreuen sich alle eines gesunden Nationalbewußtseins.

Ich kann stolz auf das sein, was ich selbst erreicht habe

Das kann jeder. Ausserhalb Deutschlands ist man auch stolz darauf, was man als nation erreicht hat. Deutschland hat da nicht viel gutes, aber sehr viel schlechtes vorzuweisen, deshalb teile ich deine meinung im bezug auf die deutschen.

Die Deutschen sind nicht schlechter und nicht besser als andere Völker (siehe oben). Wenn es überhaupt ein Land ohne dunkle Stellen gibt, dann ist es die Schweiz mit ihrer klugen Politik der immerwährenden Neutralität (seit 1815) und ihrer direkten Demokratie.

aber mit welcher staatsangehörigkeit ich geboren bin, ist schicksal, das ich hinnehmen kann oder auch nicht (dann hieße es auswandern), aber nichts, auf das ich jetzt stolz wäre. Auch nichts, über das ich mich schämen müsste.

In Deutschlands nachbarländern denkt man nicht selten da ganz anders drüber. Die deutschen sind unbeliebt - beliebt ist allenfalls ihr geld.

Ja , das ist leider so. Und die teils zugewiesene, teils (vor allem durch die moralisch völlig entwurzelte 68er Generation) selbstauferlegte "Büßermentalität" ist ganz gewiß nicht geeignet, das zu ändern. Wer sich selbst dauernd schlechtmacht und herunterputzt, wird von allen verachtet.

Nationalitäten und staatsgrenzen trennen. Barfuß-sein ist aber etwas weltumspannendes, verbindendes. Wo jemand her kommt, ist da eher zweitrangig.

Das glaube ich nicht - oder es ist nur den deutschen egal, was aber nicht viel bringt. Barfuss alleine ist kein gemeinsames hobby, sondern eine individuelle lebensart wie jede wahl der kleidung. Es ist nicht landestypisch, sondern kommt in jedem land vereinzelt vor. Verbinden, wie es ein "richtiges" hobby/gemeinsames interesse kann, tut es aber nicht; das habe ich schon selbst erfahren...

Da bin ich eher der Ansicht von Unci, daß Barfuß- sein verbindet. Die Teilnehmer dieses Forums haben außer der Vorliebe für das Barfußlaufen eigentlich nichts gemeinsam, und trotzdem verliefen die Barfußtreffen, an denen ich bisher teilgenommen habe, durchweg sehr harmonisch, besonders das Treffen letzten Dezember in Karlsruhe (schwärm!).

Von daher ist mein selbstverständnis ganz und gar nicht gebrochen, auch wenn ich auch manchmal zu den piefkes gehöre, die sich über andere piefkes lustig machen

In anderen ländern macht man sich auch über sich selbst lustig, aber seltenst im beisein von ausländern - dann hält man zusammen.

Das trifft ebenfalls zu - und in dieser Hinsicht können die meisten Deutschen von ihren Nachbarn und anderen Völkern sehr viel lernen!

Barfuß,
Markus U.


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