Männliche /weibliche Kleidung & deren Hintergründe (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd - Giessen, Tuesday, 03.09.2002, 00:53 (vor 8061 Tagen)

...vielleicht wäre es ganz sinnvoll, wenn jemand Erfahrenes zum Thema "Gibt es tatsächtlich mehr Barfußläuferinnen als Barfußläufer" etwas faktisch Historisches beitragen könnte. Ich z.B. wäre dankbar für eine Erklärung, weshalb Frauen im Gegensatz zu Männern in Sachen Mode bzw. Bekleidung generell mehr Spielraum haben. Wenn Julia Roberts barfuß auf einer Oscar-Verleihung erscheint, setzt sie damit Trends. Wenn der international anerkannte Super-Hetero-Latino Antonio Banderas mit Sandalen und schwarz lackierten Fußnägeln auf einer Gala erscheint, platzen sogleich zwei Filmverträge. Cameron Diaz erscheint halb nackt auf Empfängen, und David Beckham wird als superschwul von der Presse dargestellt, weil er zum Smoking in Sandalen seine Zehen zeigt.

Wer also weiß etwas Fundiertes zum Thema "Kleidung bei Männern und Frauen und deren Sanktionen"?

Gruß

Bernd

Männliche /weibliche Kleidung & deren Hintergründe

Andi, Tuesday, 03.09.2002, 02:00 (vor 8061 Tagen) @ Bernd - Giessen

Wer also weiß etwas Fundiertes zum Thema "Kleidung bei Männern und Frauen und deren Sanktionen"?

Ich habe da schon eine Vorstellung; ob das fundiert genug ist, musst Du entscheiden. :-)

Die Bekleidungsvorschriften sind im Zusammenhang mit dem allgemeinen Bild von Mann und Frau zu sehen:

Früher waren die Rollen von Mann und Frau genau festgelegt - nicht nur bezüglich der korrekten Lebensweise (Hausfrau), sondern auch bezüglich der Bekleidung. Eine Frau mit Hosen war undenkbar - das ist doch keine richtige Frau...

Die Frauenbewegung änderte dies. Sie änderte nicht nur speziell Bekleidungs- und Moralvorschriften, sondern ganz allgemein verlangt die Emanzipation der Frau unter anderem, sich nicht auf bestimmte Vorschriften festlegen zu lassen. Eine Frau muss also nicht extra beweisen, dass sie eine "richtige" Frau ist, indem sie Hausfrau mit Kindern ist und nur Kleider statt Hosen trägt, sie wird einfach so als Frau anerkannt.

Bei den Männern ist eine solche Emanzipation ausgeblieben - ein Mann ist nicht einfach ein Mann, sondern muss sich als solcher ständig beweisen; dies tut er, indem er sicherstellt und demonstriert, dass er bestimmten, festen (künstlichen) Richtlinien entspricht. Alles, was diesen Richtlinien zuwiderläuft, muss deshalb tunlichst gemieden werden - deshalb das Imponiergehabe, deshalb das mangelnde Körperbewusstsein (siehe Ärztestatistik), deshalb die Homophobie, und deshalb auch die rigideren Kleidungsvorschriften.

In unserer Gesellschaft muss sich der Mann als solcher beweisen, die Frau muss sich dagegen nicht als solche beweisen und hat damit die größere Freiheit. So erkläre ich mir persönlich diese Unterschiede.

Männliche /weibliche Kleidung & deren Hintergründe

Markus U., Tuesday, 03.09.2002, 07:14 (vor 8060 Tagen) @ Andi

Hi Bernd, hi Andi!

Die Bekleidungsvorschriften sind im Zusammenhang mit dem allgemeinen Bild von Mann und Frau zu sehen:
Früher waren die Rollen von Mann und Frau genau festgelegt - nicht nur bezüglich der korrekten Lebensweise (Hausfrau), sondern auch bezüglich der Bekleidung. Eine Frau mit Hosen war undenkbar - das ist doch keine richtige Frau...

Ein kurzer Abriß zu den historischen Hintergründen:
Zur Zeit des Rokoko (18.Jh.) trugen Männer und Frauen gleichermaßen farbenfrohe und mit allerlei Zierat (Rüschen etc.) versehene Kleidung. Dies änderte sich um 1800. Ich zitiere (JÜrgen Mirow, Geschichte des Deutschen Volkes, S. 528/529):
"Mit der Wendung gegen den Müßiggang wurden süße Schokolade (die es bald auch in fester Form gab) und buntfarbige Kleidung, beides bislang ein höfisches Statussymbol der Erwachsenen beider Geschlechter, zur Sache derer, die nicht arbeiteten: der bürgerlichen Frauen und Kinder. Die bürgerlichen Männer, die arbeitsam und ernsthaft zu sein hatten, gingen dagegen schon Ende des 18. Jahrhunderts nach englischem Vorbilde zu einer einfacheren, unverzierten und praktischeren Kleidung im Frackschnitt über. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden dabei lange Hosen anstelle der Kniehosen und der Zylinder üblich. Diesen Anzug übernahm dann auch der Adel. Überdies wurden im Laufe der Jahrzehnte die Farben der Herrenkleidung immer ruhiger, verdunkelten zu flaschengrün, tabakbraun und pflaumenblau, bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts praktisch nur noch schwarz und grau übrig blieben. In dieser phantasielosen, uniformen Tristheit hat der Herrenanzug dann bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verharrt. Dagegen konnten sich bei der Kleidung der nicht arbeitenden Frauen Bestrebungen zum Einfachen nicht durchsetzen; der repräsentative Aufwand kehrte wieder."
Wie die Geschichte zeigt, war also während des 19. und teilweise auch des 20. Jahrhunderts die Kleidung der Frauen weitaus bunter und verspielter und auch formenreicher als männliche Kleidung - und diese lange Übung hat bis heute Auswirkungen!

Die Frauenbewegung änderte dies. Sie änderte nicht nur speziell Bekleidungs- und Moralvorschriften, sondern ganz allgemein verlangt die Emanzipation der Frau unter anderem, sich nicht auf bestimmte Vorschriften festlegen zu lassen. Eine Frau muss also nicht extra beweisen, dass sie eine "richtige" Frau ist, indem sie Hausfrau mit Kindern ist und nur Kleider statt Hosen trägt, sie wird einfach so als Frau anerkannt.
Bei den Männern ist eine solche Emanzipation ausgeblieben - ein Mann ist nicht einfach ein Mann, sondern muss sich als solcher ständig beweisen; dies tut er, indem er sicherstellt und demonstriert, dass er bestimmten, festen (künstlichen) Richtlinien entspricht. Alles, was diesen Richtlinien zuwiderläuft, muss deshalb tunlichst gemieden werden - deshalb das Imponiergehabe, deshalb das mangelnde Körperbewusstsein (siehe Ärztestatistik), deshalb die Homophobie, und deshalb auch die rigideren Kleidungsvorschriften.
In unserer Gesellschaft muss sich der Mann als solcher beweisen, die Frau muss sich dagegen nicht als solche beweisen und hat damit die größere Freiheit. So erkläre ich mir persönlich diese Unterschiede.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Männliche /weibliche Kleidung & deren Hintergründe

peter nev, Tuesday, 03.09.2002, 13:56 (vor 8060 Tagen) @ Bernd - Giessen

zitat aus meinem posting weiter unten:<<
hallo reinhard,
ich glaub man kann da noch weit früher mit der begründung anfangen.
ich denke es ist einfach biologisch bedingt.
"warum müssen frauen eher schön als intelligent sein? weil Männer besser gucken als denken können!"
da ist was dran. weil der mann sich seine partnerin schon in urzeiten anhand anderer merkmale aussuchte als dies die frau tat. der mann sucht sich jemanden zum beschützen, eine frau, die vielleicht einen schwächeren eindruck als er selbst oder andere macht, ist für ihen attraktiver und weckt in ihm den beschützerinstinkt. entblöste füße haben daneben auch durchaus eine erotische komponente, auf die (im regelfalle) nur der mann anspricht und dies deshalb gerne bei der frau sieht. wohingegen die frau lieber den starken beschützer sucht, der sich in keinem fall "die Blöße" geben darf. -> ergo stehts gut gekleidet und "stark". deswegen wird es auch heute noch den frauen eher nachgesehen, wenn sie unbeschuht unterwegs sind. deshalb müssen sie sich auch weniger gedanken darum machen und suchen eher weniger "nach rat" in disbez. foren. zu diesem thema gibts ein interessantes und auch witziges buch: "warum männer nicht zuhören und frauen nicht einparken können" (oder so ähnlich). ich schau heut abend mal nach und mail euch die quelle.
schönen gruß, peter

...vielleicht wäre es ganz sinnvoll, wenn jemand Erfahrenes zum Thema "Gibt es tatsächtlich mehr Barfußläuferinnen als Barfußläufer" etwas faktisch Historisches beitragen könnte. Ich z.B. wäre dankbar für eine Erklärung, weshalb Frauen im Gegensatz zu Männern in Sachen Mode bzw. Bekleidung generell mehr Spielraum haben. Wenn Julia Roberts barfuß auf einer Oscar-Verleihung erscheint, setzt sie damit Trends. Wenn der international anerkannte Super-Hetero-Latino Antonio Banderas mit Sandalen und schwarz lackierten Fußnägeln auf einer Gala erscheint, platzen sogleich zwei Filmverträge. Cameron Diaz erscheint halb nackt auf Empfängen, und David Beckham wird als superschwul von der Presse dargestellt, weil er zum Smoking in Sandalen seine Zehen zeigt.
Wer also weiß etwas Fundiertes zum Thema "Kleidung bei Männern und Frauen und deren Sanktionen"?
Gruß
Bernd

sehr guter Beitrag

Dirk OWL, Wednesday, 04.09.2002, 11:51 (vor 8059 Tagen) @ peter nev

Hallo Bernd,

Glückwunsch zu Deinem Beitrag. Fundiert und gut formuliert. Er liest sich prima. Hast Du echt gut geschrieben ... Kompliment.

Sicher lassen wir Männer bei dem "schwachen Geschlecht" gern mal "Fünfe gerade sein" aber ich denke, dass uns dieses Verhaltensmuster schon mit der Muttermilch eingeimpft wurde ;) .

Immer wieder ertappe ich mich selbst bei Emotionen, von denen ich auch nicht weiss, woher sie stammen. Eine barfüssige Frau steht für mich für Schutzbedürftigkeit, Weichheit Verletzlichkeit und Zartheit. Wenn ich die Natur Richtig verstehe, dann sind das doch genau die Emotionen, die bei uns "Beschützern" geregt werden sollen.

Sicher möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass es eventuell auch Frauen gibt, die diese Reize ganz gezielt einsetzen um die Männer "um den Finger zu wickeln"
Sei's drum, dazu gehören immer noch zwei. Die Männer tun ja auch nicht immer mit den Reizen geizen und zeigen gern mal die Muckies um den Beschützer raushängen zu lassen.
Die Natur weiss schon ganz genau, was sie uns mit auf den Weg gibt. Nur wir Menschen haben stets den Drang die Natur "verbessern" zu wollen und schiessen uns dabei ein Eigentor nach dem anderen.

Da müssen Flussläufe begradigt werden weil wir meinen es sei besser so. Die Natur aber holt sich immer alles zurück, was wir ihr nehmen und wir klugen und schlauen Menschen haben immer noch nicht bemerkt, dass die Natur ein kaum zu besiegender Gegner ist. Dafür wäre sie doch ein wunderbarer Verbündeter, wenn man sie richtig zu nehmen wüsste.

Und wenn unsere Natur uns beim Anblick nackter Frauenfüsse in einen Alarmzustand versetzt, dann hat das seinen guten Grund. Wir müssen das einfach nur akzeptieren. Das müssen wir nicht bis ins kleinste Detail ergünden und erforschen oder erklären. Auch sollten wir uns hüten, jeden Mann, der seine Instinkte erkannt hat, zum Fuss-Fetischisten zu degradieren. Es ist einfach eine Sache der Natur, welche wir auch nicht zu "verbessern" brauchen.

Viele Grüsse und freie Füsse
Dirk

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