Augustpresse, die zweite (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Monday, 19.08.2002, 18:18 (vor 8075 Tagen)

Hallo zusammen,
hier der zweite Teil der Augustpresse :

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Natürlich barfuß nach Karthago
Wie man Opern-Neulinge angelt: Sandra Leupold inszeniert im Saarbrücker Stadtbad die Barockoper "Scipione Africano"
Saarbrücken. Für 'ne schöne Leich' gibt sie fast alles. Für 'ne schöne? Nein, echt wirken muss die Leiche. Immer und immer wieder lässt sich Sandra Leupold ins abgelassene Becken des alten Saarbrücker Stadtbades rollen - und verschwindet unter 10000 weißen Luftballons. Dann muss die Statistin ran [...]
Leupold hat's ja so gewollt, hat sich just diesen Ort ausgesucht, um mit der Saarbrücker Gruppe PazzaCaglia Francesco Cavallis "Scipione Africano" zu inszenieren (Premiere war am 8. August). Ausgesucht? Nein, das ausgediente Schwimmbad hat sie geradezu elektrisiert. "Es gibt doch keinen besseren Ort für diese Mittelmeer-Oper", schwärmt Leupold von der doppelten Symbolik des alten Bades. Schließlich geht's in Cavallis Barockoper um das dem Untergang geweihte Kathargo. Und ein Schwimmbad ohne Wasser habe schließlich genauso wenig Zukunft wie die einstige Mittelmeer-Metropole. [...]
Sie erarbeitet die Oper mit den Sängern von Grund auf. Viel Improvisation geht der Proben-Arbeit voraus [...] Und von Grund auf, das ist bei ihr auch wörtlich zu nehmen. Barfuß turnt Leupold über die Beckenkacheln: "Wir müssen doch den Boden spüren, auf dem wir arbeiten." Wer so gründlich arbeitet, der hängt natürlich an seinen Inszenierungen [...]
[Saarbrücker Zeitung, 10. 08. 2002]
Eine Form gründlicher Arbeit, die uns sehr zusagt, oder ?
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Pferde könnten barfuß gehen [...]
Wenn Britta Henning in den Stall kommt, ist es Zeit für eine Pediküre. Ob Pony oder Großpferd, die Fachfrau verpasst den Vierbeinern alle sechs bis acht Wochen eine individuelle Behandlung. Schließlich ist sie Hufpflegerin.
Britta Hennings Beruf hat viel Ähnlichkeit mit dem Hufschmied-Handwerk. Aber von Metall will die Fachfrau nicht viel wissen. "Wir leben in einem hoch technisierten Zeitalter. Trotzdem hängt man Pferden immer noch bleischwere Eisen unter die Beine." [...]
Rund 80 Prozent aller gerittenen Pferde könnten barfuß gehen, sagt Britta Hennig. Und sie zeigt auch gleich, welche anderen Möglichkeiten es heute gibt. Der Hufschuh mit Luftkammer umhüllt den Huf. Er ist viel leichter als Eisen und braucht als Schutz nur zum Ausreiten angelegt zu werden. "Je nach Gelände kann man die Schuhe unterwegs dann auch abnehmen." [...]
Ganz ähnlich rückt Britta Hennig heutzutage den Tieren zu Leibe. Hobel, Raspel und Feile sind unbedingtes Muss. Von billigem Fett - oft aus Industrieabfällen hergestellt - das mancher Reiter so gern auf die Hufe seines Lieblings kleistert, hält sie nichts. Was den gepflegten Pferdefuß schließlich ausmacht: Kratzen, Kratzen, Kratzen. "Lieber zweimal mehr die Hufe auskratzen und vor allem den Stall ausmisten, als ein Mal pinseln. Und wenns schon Öl sein muss, dann aber bitte ein hochwertiges." [...]
[Neue Ruhr Zeitung, 11. 08. 2002]
Mich faszinieren an diesen Beiträgen immer die Parallelen ...
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Lehm bringt Erzhäuser Kinder in Fahrt [...]
"So muss man aussehen auf einer richtigen Baustelle" [...] "Wir bauen uns eine Lehmhütte".
Vor allen Dingen will man mit allen Sinnen die Natur erleben. Bei der Lehmbautechnik können die Kinder eine ganze Menge lernen. Dass Lehm aus Ton besteht, durch Wasser weich und durch Luft wieder hart wird, dass die glitschige Masse sich gut formen lässt und prima klebt. Für den hölzernen Rohbau, das übrige Material und die Bauanleitung sorgt die Natur- und Abenteuerschule Odenwald. Deren Mitarbeiter Markus Strüwer betreut das Projekt. Er zeigt den Zehn- bis Zwölfjährigen das Verdrahten des Weidengeflechtes.
Teamarbeit ist angesagt und das Überwinden von Hemmungen. Einigen Kindern fällt es anfangs schwer, barfuß im Matsch zu laufen. Andere fühlen sich pudelwohl. Melanie (8), Samantha (9) und ein paar Jungs sind zuständig für das Abtragen des Lehmbergs. Eimerweise schütten sie die Erde in eine Mörtelwanne. Etwas Wasser dazu. Lukas und Anna-Lena (beide 7) stampfen. In einer schwarzen Plane kommen Sand und Stroh hinzu. Nebenan läuft ein Radio. Im Rhythmus der Musik lässt es sich besonders gut springen und schmieren. Plötzlich machen ein Dutzend Kinder die Wanne zur Tanzfläche. Dem fröhlichen Treiben schaut ein Rentner aus der Nachbarschaft amüsiert zu. "Wäre ich sechzig Jahre jünger, würde ich mitmachen."
Zum Spiel ohne Grenzen wird der Hüttenbau, wenn die Wände mit Lehm beworfen werden. Das klatscht und spritzt, aber der "Zauberkleber" hält. Wichtig ist, dass die Schicht nicht zu dick aufgetragen wird: "Sonst fällt sie wieder runter." [...]
[Darmstädter Echo, 11. 08. 2002]
Lehmbau - ein sinnliches Vergnügen !
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96: Serie Teil 15 ? Mohamadou Idrissou
Zum Glück hört er nicht auf Mama
Wenn er nicht so gut lügen könnte, wäre Mohamadou Idrissou wohl kein Fußballer geworden. Mutter Mairamou (heute 47) hatte was gegen den Sport, glaubte an eine große Verletzungsgefahr. Trotzdem bolzte der kleine "Mo" seit er zwölf Jahre alt war barfuß über die staubigen Straßen von Kameruns Hauptstadt Yaounde. "Ich habe immer irgendwelche Geschichten erzählt", feixt Idrissou. Und beim Weggehen weite Straßenkleidung über den Sportdress gezogen: "Mama hat nichts gemerkt."
Auch drei Jahre später war die gute Frau noch weitgehend ahnungs- und dann ziemlich fassungslos, als der Sohn mit einem Verantwortlichen eines Fußball-Internats vor ihr stand. Idrissou: "Ich hatte ihr erzählt, ich fahre mit Freunden zu einem Fußballspiel ? nur zugucken." In Wahrheit war er beim Probetraining und hinterließ offensichtlich einen ziemlich guten Eindruck [...] Aber die Fußball-Schule wollte den schlaksigen Jungen unbedingt, rang der besorgten Mutter einen Kompromiss ab. Nach einer Woche im Internat durfte Mohamadou jeweils für zwei bis drei Tage nach Hause. Diese Sonderregelung "fand Mama in Ordnung".
Warum auch nicht: In der "Ecole de Foot" waren die Zustände, gemessen am Kameruner Durchschnittsleben, geradezu paradiesisch. Gepflegte Trainingsplätze, geregelte Mahlzeiten, komplette Ausrüstung für jeden Schüler. Idrissou spielte erst jetzt das erste Mal mit Fußballschuhen: "Das war komisch, so schwer da unten." Nach knapp zwanzig Minuten, die Übungspartie war in vollem Gange, lief er einfach vom Spielfeld und entledigte sich der ungewohnten Ledergewichte. Aber die Trainer ließen ihn nicht barfuß spielen, zwangen ihn wieder in die Schuhe. Mittlerweile hat er sich natürlich daran gewöhnt. Behauptet aber, barfuß fast jedem Bundesligaprofi noch was vormachen zu können. [...]
[Neue Presse, 11. 08. 2002]
Wieder ein Fußballer, der auf das barfügige Spielen schwört : "Das war komisch, so schwer da unten."
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Gesang und Dschungeltanz beim großen Halbzeitfest [...]
Beim Abschlussfest zur ersten Halbzeit jedenfalls war die Freude des jungen Volkes geradezu körperlich zu spüren. Sie zeigten barfuß und im Tarzanlook, was sie in den letzten zwei Wochen alles gelernt haben.
Mit Gesang, Tanz, Dschungelbuch, Spiel und Akrobatik hielten sie Eltern und Angehörige über eine gute Stunde hinweg in Atem [...] Auf dem "Stundenplan" der schon sei fast einem Vierteljahrhundert praktizierten, in der Regel auch voll ausgebuchten Stadtranderholung standen allerlei Erkundungen in Stadt, Wald und Flur, ein Wandertag aufs Aalbäumle mit lustigen Geländespielen im Wald sowie das informative Stadtspiel. [...]
Viel Gewinn zogen die jungen Urlauber aber auch aus dem Thementag zum "Dschungel" mit Bastelangeboten von Urwaldketten aus Kork oder Rasseln aus Waldmaterialien.
[Schwäbische Zeitung, 11. 08. 2002]
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Wo kommt das Wasser in Isny her? [...]
Montag nachmittag können entweder die Geheimnisse des Waldes mit H. Merta erlebt werden oder die des Wassers [...] Für alle Naturdetektive gibt es am Donnerstag Vormittag die nächste Gelegenheit weiter zu spüren, bei "Naturdetektiv gesucht Teil II". Es können aber auch Kinder die beim ersten Teil nicht dabei waren neu dazukommen. Und wer danach Lust auf mehr bekommt, kann am Samstag noch mal mit Herrn Hövel durchs Gelände, dieses Mal dann barfuß [...]
[Schwäbische Zeitung, 11. 08. 2002]
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Ach, dieses duftende Söcklein
Kokosnuss oder Vanille? Patti Smith hat auf der Museumsinsel ein vieldeutiges Konzert gegeben [...]
Irgendwann, etwa nach der Hälfte des Konzerts, huscht der Roadie Rocky leis auf die Bühne hinauf, um seiner Herrin einen kleinen Hocker zu reichen. Während sie singt, hockt die Herrin sich zwischen ihre Mitmusiker nieder, die unbeirrt vor sich hinrocken - langsam, aber bewegungsgeübt nestelt sie die Senkel an ihren schwarzledernen Schaftstiefeln auf, zupft sich erst den einen, dann den anderen ihrer schneeweißen Sportsocken von den Füßen, schmeißt erst den einen Socken hinter sich an den Bühnenrand, wickelt den anderen dann wie ein Dessous um ihren kreisenden Zeigefinger und wirft ihn - welch Geste! - schlussendlich mit einem Kussmund den gereckten Händen ihrer Verehrer entgegen.
Ein Sockenstriptease - verwirrendes Bild [...] Fünfundfünfzig Jahre alt ist Patti Smith heute, aber - so könnte man sagen - sie wirft ihren Socken noch wie ein junges Ding: so kraftvoll, lüstern und doch auch dialektisch, so unbeirrbar entschieden und zugleich so entschieden ambivalent.
"Dancing Barefoot" heißt der alte Patti-Smith-Schlager, den Patti Smith während des Sockenstrippens am Freitagabend vorsang.
Zwei Stunden lang spielte sie sich auf der Museumsinsel vor einem frenetischen, fast schon kultisch verzückten Publikum durch das Patti-Smith-Repertoire der letzten dreißig Jahre [...]
Darum verließ man das Berliner Konzert von Patti Smith zugleich in melancholischer und in heiterer Stimmung: weil man hier noch einmal gezeigt bekam, welche Klugheit und Energie doch dem Pop ohne Künstlerinnen wie diese fehlt [...]
Zu den beliebtesten Gepflogenheiten junger Punkrocker hat es traditionellerweise gehört, den barfuß tanzenden Hippies in der Hippie-Disco ein paar glimmende Zigarettenstängel unter die Sohlen zu schnippen: "Lass den Hippie hopsen", hieß dieser Sport. Barfuß tanzende Menschen waren nicht nur deswegen so unbeliebt, weil ihre Tanzbewegungen so ichbezogen und übertrieben geschmeidig gerieten. Sondern weil sie eine Natürlichkeit für sich reklamierten, eine erd- oder doch zumindest tanzparkettverbundene Wahrhaftigkeit, die der klügere Punkrock als regressives Idyll verabscheute - als ebenso sexuell uninteressant wie politisch verspießert.
Und Patti Smith? Nur sie - daran dachte man nun, während sie ihre weißen Sportsocken so durch die Sommerabendluft schwenkte -, sie allein scheint immer schon unempfindlich gegen die glimmenden Punkrockerstängel gewesen zu sein. Ihren Barfußtanz tanzt sie ganz unidyllisch und reflektiert: als pseudohippieskes Zurück-zur-Natur und als Emanzipation von dieser ganzen Kultur der Ursprungsfantasien. Nicht zuletzt war wohl einfach die Hornhaut an ihren Füßen zu hart.
[Berliner Zeitung, 12. 08. 2002]
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Viele Überraschungen warteten auf Parkfest-Besucher
Harkensee feiert seit den 70er-Jahren mit seinen Einwohnern [...]
Verlockend hingen die Preise in der Luft, die der 18-jährige Feuerwehrmann Marco Schmidt gerade befestigte. Nur eine fünf Meter hohe Kletterstange trennte Kevin Schablewski von seinem gewünschten Objekt. Der achtjährige Junge aus Barendorf zog seine Sandaletten aus. Sein Blick war immer noch auf die Preise gerichtet. Innerhalb weniger Sekunden hangelte er sich barfuß die Stange hoch. Die Preise rückten immer näher. Da hing es nun, ein Taschenmesser. Mit einer Hand griff er nach dem Preis und steckte sich das Messer samt Verpackung zwischen die Zähne. Dann ging es wieder abwärts. Bei dem einen Preis sollte es aber nicht bleiben. Noch fünf weitere Male kletterte Kevin geschickt die Stange hoch [...]
[Ostsee Zeitung, 12. 08. 2002]
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Familien-Bande
Der Manager von außen hat sich überlebt. Zumindest in Italien. Dort boomt der Familienkapitalismus. Denn die Clan-AGs bewähren sich vor allem in Krisenzeiten [...]
Leistung und Liebe, ja Leidenschaft für das Unternehmen - das ist der Glutkern des italienischen Familienmythos. "Eigenschaften, die ein außen Stehender überhaupt nicht aufbringen kann", glaubt die Agronomin Chiara Lungarotti. Ihr verstorbener Vater Giorgio "hat mich schon mit drei Jahren in die Weinberge mitgenommen. Er ließ mich barfuß laufen, um in mir dieses Gefühl für die Berge zu wecken", erzählt Chiara Lungarotti. [...]
[Die Welt, 14. 08. 2002 ]
Gut gemacht, Giorgio ...
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Amadeus mit Schlagzeug
Köln. Es ist die wohl verrückteste Instrumenten-Zusammenstellung, die eine Band sich je hat einfallen lassen. Drumkit und Percussion-Equipment paaren sich hier mit Akkordeon und Fagott, der Synthesizer sucht die Gesellschaft von Bratsche und Geige. Und voll elektrisch verstärkt macht man sich alsdann über die Musik Mozarts her. Rock Me Amadeus?
Auf keinen Fall. Was die Wiener "Mozartband" jetzt in der Kölner Philharmonie unter dem Titel "Soul" uraufführte, ist alles andere als verpoppte Klassik. [...] Mozart wird nicht benutzt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes "mit Takt" behandelt, Schicht um Schicht sondiert. Und was dergestalt zu Tage kommt, lässt einen verdutzt die Ohren spitzen. Da wird plötzlich ein Vorreiter des Electric Folk erkennbar, ein wunderbarer Komponist italienischer Canzoni und manchmal tatsächlich auch ein rhythmisch versierter Jazzer.
Von dem manchmal wie ein besessener Rauschgoldengel wirkenden Bandleader Wolfgang Staribacher, der einst an der Seite Hubert von Goiserns bei den "Alpinkatzen" aufspielte, stammt die Idee zu dieser völlig neuen Heransgehenweise [...]
Geiger Anton Burger tritt grundsätzlich nur barfuss auf [...] Und wenn Tenor Christian Wolf, ursprünglich ein Rocksänger, bei "Chi mai" mit seiner Shouter-Stimme raue Höhen erklimmt, dann hat man Mozart endlich als Songwriter für Zucchero oder Eros Ramazotti entdeckt. Ein Komponist also mit vielen Gesichtern, eine Band aber von einzigartigem Zuschnitt [...]
[Westfälische Rundschau, 15. 08. 2002]
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Unter Segeln fürs Leben lernen
Oldtimer der See - Eine etwas andere Art von Ausbildung wird auf der "Fridtjof Nansen" praktiziert [...]
Es ist ein bisschen so, wie sich Jack-London-Fans ihr Leben wünschen, wenn sie wieder einmal an einem grauen Tag in einem grauen Anzug ins graue Büro müssen.
Weg damit!
Statt dessen kitzelt das Tauwerk der Wanten unter deinen nackten Füßen, wenn du vom Deck des Segel-Oldtimers dem azurblauen Himmel entgegenkletterst. Statt nervtötender Jingles und tumber Radio-Reklame schmeicheln sich das Schreien der Möwen, das Gluckern des Schwells und das Knarren des Holzes in deine Ohren. Und wenn du einatmest, kratzt nicht etwa der Muff staubiger Akten im Hals, sondern du wirst durchflutet von kühler Salzluft. Heute ein Hafen, morgen der nächste. Lernen an dem, was da kommt. Die Langsamkeit entdecken. Leben erleben. Hanns Temme macht das möglich.
Temme ist der Kapitän des Segelschiffes "Fridtjof Nansen", eines Dreimast-Großtoppsegelschoners. Er ist Anhänger einer etwas anderen Art von Schule. Und er ist derjenige, der jungen Leuten dieses Lernen und Leben ermöglicht, und sei es auch nur für eine überschaubare Zeit. Die Förderung von Bildung und Erziehung insbesondere für Jugendliche durch gemeinsames traditionelles Segeln, gehört zu den Zielen des Vereins Traditionssegler Fridtjof Nansen, der von Wedel aus geführt wird. [...] "In den USA habe ich segelnde Schulen entdeckt und war von dem Prinzip fasziniert" [...]
Bis zu 32 Jugendliche können zusätzlich zur rund zwölf Personen starken Stammcrew an Bord genommen werden. "Sie bekommen die Chance, kurzfristig aus der Schule herauszukommen und die Nase ins Leben zu stecken", sagt Kapitän Temme. Viele Jugendliche hätten "so viel Power, die brauchen was um die Hand", erzählt er [...] Zirka 20 Prozent der segelnden Schüler stammen aus "normalen" allgemeinbildenden, rund 80 Prozent aus Waldorf-Schulen. Die Kosten für die See-Schule sind in etwa so hoch wie im Internat [...]
Und was bringt das alles? Die Eintragung eines Mädchens namens Lucie im Bordbuch macht es deutlich: "Immer wieder wird gefragt, was wir auf dieser Reise gelernt hätten. Ich glaube, das, was wir gelernt haben, ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche war das Berührt-Werden: von der Welt, von dem Meer. Die archaische Schicht, die Festplatte ist verändert worden bei mir."
[Hamburger Abendblatt, 15. 08. 2002]
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Spielerischer Körper-Kampf der Selbsterfahrung
In weißes, eher grobes Tuch gekleidete Körper bevölkern die Bühne. Ihre barfüßig-schmucklosen Aktionen sind zuweilen beinahe turnerisch. In jedem Fall heftig, kraftvoll, dynamisch. Ruhige Momente scheinen eher nur Frist zum Atemholen. Die Tänzer leisten schwere Arbeit: Sie thematisieren das Rätsel Mensch. Joachim Schlömer und Truppe sind bei den Salzburger Festspielen zu Gast. Erfolgreich [...] gleichsam passend zur Wetterkatastrophe geht es in der neuesten Schlömerschen Arbeit "The Day I Go To The Body" um einen Kampf, der zu sich selbst führt. In der am Dienstag Abend an der Salzach uraufgeführten Choreografie stösst der Mensch in körperlichen Grenz-Wanderungen auf sein Innerstes. Und bleibt sich am Ende doch fremd, unerklärlich, ein unbegreifliches Geheimnis [...]
Internet: www.salzburgfestival.at
[Leipziger Volkszeitung, 16. 08. 2002]
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Der Schweizer Nationalsport entdeckt die Vorzüge barfüßigen Sporttreibens :
Barfuss durch das Sägemehl?
Vor dem Schwägalp-Bergfest geben die vielen Verletzten und eine interessante Idee zu reden [...]
Sofern alle gemeldeten Eidgenossen heute Sonntag um 8.15 Uhr zum ersten Gang antreten, weist das Schwägalp-Schwingen [...] eine erstklassige Besetzung auf. [...]
Auf dem Pass zwischen Urnäsch und Neu St. Johann/Nesslau sollen heute mit Forrer (1.), Grab (2.) und Abderhalden (3.) die ersten Drei des Eidgenössischen von Nyon 2001 in die Zwilchhosen steigen. Es könnte also sein, dass für einmal weniger über Abwesende, als vielmehr über die sportlichen Leistungen der Anwesenden diskutiert wird. «Es fällt auf, wie viele Spitzenleute verletzt sind oder waren. Ob die Serie eher Zufall ist oder einem Trend entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen», sagt Arnold Forrer, der im Juni am Knie operiert wurde und phasenweise durch eine Rippenverletzung behindert wurde [...] Am verbreitetsten allerdings sind Knieverletzungen [...] Kreuzbandgeschädigten. Das Knie ist seit jeher der schwache Punkt der Schwinger
Ob die Knieprobleme effektiv zugenommen haben, vermag aber niemand schlüssig zu sagen. Jörg Abderhalden, der sich nach Saisonschluss operieren lassen muss und nur mit einer Schiene antreten kann, stellt die Beschaffenheit des Sägemehls in Frage. 1997 verletzten sich Daniel Rytz und Anton Schillig derart, dass sie gelähmt blieben. Danach wurde aus Sicherheitsüberlegungen mehr (gepresstes) Sägemehl in den Ring gekippt.
Weil die oft mit Platten verstärkten Schuhe wie Schraubstöcke wirken und dadurch die natürliche Rotation erschweren, vermögen Kniegelenke den Kräften oft nicht mehr Stand zu halten. «Jörg und ich», so Nöldi Forrer, «fragen uns, ob es nicht sinnvoll wäre, barfuss zu schwingen.» Ein interessanter Gedanke, das findet auch Bernhard Segesser, Mitbegründer und Mitbesitzer der Basler Rennbahnklinik.
Der langjährige Olympia-Arzt weiss, dass es bei den Schwingern schon immer relativ viele Knieverletzungen gegeben hat [...] Er erinnert daran, dass im Judo barfuss gekämpft wird und dort eine ähnliche Problematik besteht [...]
[Sonntags Zeitung, 18. 08. 2002 ]

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Tischfußball mit echten Akteuren [...]
"Das macht irre Spaß, ist aber ganz schön anstrengend. Insgesamt jedenfalls eine Super-Sache!" [...] Human-Table-Soccer-Turnier der Egelsbacher Kerbgemeinschaft. Dabei handelt es sich, einfach ausgedrückt, um ein überdimensionales Tischfußballspiel ? nur eben mit echten Menschen als Spielern.
Zweimal sieben Kicker tummeln sich auf der knapp 100 Quadratmeter großen Spielfläche. Die Stange, an der sie sich festhalten, dürfen sie nicht loslassen, sonst gibt's die gelbe Karte oder bei einer Wiederholung auch eine Zeitstrafe. Gespielt wird barfuß. Und Tore fallen bei dem Ulk-Kick reichlich.
Die Teilnehmer der insgesamt zwölf Mannschaften ? alles Egelsbacher Vereine ? hatten jede Menge Spaß. Bei lauter Stimmungsmusik, Gegrilltem und Sonnenschein kam auf dem Sportgelände am Berliner Platz glänzende Sommer-Party-Stimmung auf.
In den vergangenen Jahren hatte die Kerbgemeinschaft jeweils "richtige" Fußball-Turniere für die Vereine der Gemeinde ausgerichtet. "Für uns war es wichtig, dass die Teilnehmer vor allem Spaß haben, aber im vergangenen Jahr hat der Ehrgeiz überhand genommen. Deshalb haben wir uns nach etwas Neuem umgeschaut" [...]
Beach-Soccer lautete ein Vorschlag, ehe die Kerbgemeinschaft im Internet auf das Human-Table-Soccer stieß. Die Kosten für den Spaß waren nicht gerade gering: 600 Euro legte die Kerbgemeinschaft fürs Ausleihen der Anlage hin.
"Ein paar mehr teilnehmende Mannschaften hätten wir uns schon gewünscht" [...] "Viele können sich darunter noch gar nichts vorstellen" [...] Deshalb will die Kerbgemeinschaft die Veranstaltung nächstes Jahr wiederholen [...]
[Offenbach Post, 19. 08. 2002]
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Und zum Schluss als kleiner Tribut an die vielen, die recht unfreiwillig barfuß liefen in den letzten Tagen, dieser Bericht :
"Mit Schippchen und Eimerchen ein Meer ausschöpfen"
ROKLUM. Die Unwetternacht am vergangenen Wochenende: Sascha Spode aus Wolfenbüttel hat unserer Zeitung seinen Erlebnisbericht zugeschickt:
"Der Himmel kündigte mit Donnergrollen die Nacht an, dabei war es gerade erst 19.30 Uhr am Samstagabend, als das Telefon klingelte. Der Keller meiner Großeltern stehe unter Wasser, hieß es.
So schlimm kann es ja nicht sein, die Tränen sicher der erste Schreck über ein paar Pfützen in den frisch renovierten Kellerräumen, so dachte ich und sagte Hilfe zu. Fünf Minuten später waren wir auf dem Weg durch einen Wolkenbruch, der den Tag zur Nacht machte. [...] Die erste Querstraße hatte sich schon in einen Fluss verwandelt, der Verkehr kam zum Erliegen, das Weiterfahren war unmöglich. Die Hauptstraße war kaum noch zu sehen, einige Wagen hatten sich im dort entstandenen See festgefahren. [...]
Auf dem Hof der Großeltern war eine alte Klärgrube abgesackt. Der Blick in den Keller war bester Stoff für einen Katastrophenfilm. Wir zogen die Schuhe aus und begannen barfuß mit Schippchen und Eimerchen ein Meer auszuschöpfen. Es dauerte nicht lange, bis uns einleuchtete, dass wir die Lage unterschätzt hatten. [...]
Für uns war der Einsatz bei den Großeltern gegen 3.30 Uhr beendet. Auf dem Rückweg nach Wolfenbüttel präsentierten sich die Straßen Roklums wieder so, als wäre nichts gewesen."
[newsclick, 13. 08. 2002 ]
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Belesene Füße
Georg

Augustpresse, die zweite - Pferde ohne Hufeisen ?

steveh, Tuesday, 20.08.2002, 00:42 (vor 8074 Tagen) @ Georg

Pferde könnten barfuß gehen [...]
Britta Hennings Beruf hat viel Ähnlichkeit mit dem Hufschmied-Handwerk. Aber von Metall will die Fachfrau nicht viel wissen. "Wir leben in einem hoch technisierten Zeitalter. Trotzdem hängt man Pferden immer noch bleischwere Eisen unter die Beine." [...]
Rund 80 Prozent aller gerittenen Pferde könnten barfuß gehen, sagt Britta Hennig. Und sie zeigt auch gleich, welche anderen Möglichkeiten es heute gibt. Der Hufschuh mit Luftkammer umhüllt den Huf. Er ist viel leichter als Eisen und braucht als Schutz nur zum Ausreiten angelegt zu werden. "Je nach Gelände kann man die Schuhe unterwegs dann auch abnehmen." [...]

Heisst das dass man auf der Strasse dem Pferd diese Schuhe anlegt, und auf Wiesen und Waldboden abnehmen kann ?

Aus welchem Material ist er ?

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