Hallo,

ich bin in einer Zeitungsredaktion tätig, mit viel Publikumsverkehr. Da ich praktisch jeden Tag Krawatte trage (außer bei 30 Grad), müsste ich eigentlich auch ein paar schicke geschlossene Schuhe anziehen. Aber seit vergangenem Jahr sehe ich das nicht mehr ein. Ich habe mir bei "Lands End" ein paar tolle Sandalen besorgt. Die Zehen sind nicht zu sehen (nur an der Seite lugt etwas Haut raus), durch die breiten Ritzen kommt aber viel Luft an die Füße, und wenn ich am Schreibtisch sitze, bin ich ruck-zuck rein- oder rausgeschlüpft. Den ganzen Tag über habe ich sogar die Schnallen offen (wenn ich laufe, klappert das wie die Sporen von John Wayne), nur wenn ich Außentermine wahrnehmen muss, mache ich die Schuhe zu (allerdings natürlich erst, wenn ich da bin. Im Auto fahre ich prinzipiell barfuß).
Zwar ist es mir vor ein paar Wochen passiert, dass ein Politiker (der gerade im Schnieke-Anzug aus seinem Klimaanlagen-verwöhnten Mercedes gestiegen war) etwas irritiert auf meine Sandalen geschaut hat, aber das hat meinem Selbstbewusstsein keinen Abbruch getan - schließlich haben mir mehrere Kollegen, auch die weiblichen, bestätigt, dass ich mit den Sandalen absolut nicht "under-dressed" bin.
Trotzdem würde ich mich riesig freuen, wenn es mal konventionell werden würde, dass Männer auch zu Krawatte Sandalen tragen dürften, die vorne offen sind, ohne dass man auf einer Feier wie ein Elefant im Zirkus beglotzt wird. Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass es die Mode soweit bringt, da können die Dress-Men auf den Laufstegen in aller Welt noch so viele offene Sandalen zum Smoking anziehen Schließlich habe ich auch noch keine Frauen gesehen, die diese halbnackt-bis-ganznackt-Fummel der Pariser Modeszene in der Stadt anziehen (wahrscheinlich höchstens auf Schicki-Micki-Obere-Zehntausend-Bällen, aber da treibe ich mich nicht rum - schon allein der fehlenden Kohle wegen).
Am meisten freuen würde ich mich natürlich darüber, wenn barfuß selbst auch im Alltag (nicht nur in der Freizeit) Konvention werden würde (stellt Euch mal vor, Stoiber oder Schröder barfuß im Bundestag). Aber das wird wohl ein Traum bleiben....

Snif,
Tom

Hallo allerseits,
ein männlicher Bankangestellter in Sandalen und vielleicht sogar nackten Zehen? Vielleicht heute noch unvorstellbar, aber ich will nicht ausschließen, dass sich dies im Rahmen der Mode-Revolution innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern könnte. Seht Euch doch nur mal an, wie sehr Trecking-Sandalen oder schicke Designer-Modelle in den letzten drei Jahren in Mode gekommen sind. Während es bislang als "uncool" oder "irgendwie schwul" galt, Sandalen zu tragen, ist der offene Schuh am Mann heutzutage - insbesondere seit 1999 - zum modischen I-Tüpfelchen avanciert. Internationale Mode-Magazige beweisen dies.
Eine Frage an alle Männer in diesem Forum: In welchen Bereichen seid Ihr tätig? Wenn Ihr "on the job" schon nicht mit nackten Füßen auftreten könnt, habt Ihr dann wenigstens die Chance, Euren Füßen in Sandalen etwas Freiheit einzuräumen? Falls ja, wie ist dies bei Kollegen/Kunden angekommen? Ich habe bisher nur positive Resonanz.
Heute war ich übrigens barfuß in der Giessener City unterwegs und hab' mich pudelwohl gefühlt. Mein Selbstbewusstsein ist um ein paar Zentimeter gewachsen, als ich gemerkt hatte, dass die kleinen Scherben einer zerbrochenen Cola-Flasche meinen nackten Sohlen nichts anhaben konnten.
Beste Grüße aus Gießen
BERND