Darf (und sollte?) mal passieren (Hobby? Barfuß! 2)

Bolfan (Wolfgang), Friday, 21.06.2002, 01:36 (vor 8134 Tagen) @ Kristin

Entweder ist euch noch nie was passiert oder ihr sprecht nicht gern darüber?

Doch, natürlich passiert so etwas mal, aber zugegeben sehr selten. Ich bin z.B. doch lieber vorsichtiger, wo heftig bierseelige Stimmung anrückt und mit Gläsern/Flaschen hantiert wird.

Und was mir selbst passiert ist an Verletzungen... bislang wirklich nicht viel (k.a.H.). Letzthin jedoch in einer russischen Stadt, wo ich und an wohne: Beim Langstreckenlauf im Sportstadion gegenüber hab ich mir eine Glasspitze in die Ferse gelaufen. Sie hat wohl etwas gestichelt und ließ sich am Abend problemlos rauspfliemeln: Immerhin ein 6 mm langes Teil.

Aber bei diesem Vergleich lässt sich wieder vergegenwärtigen, in welch barfußfreundlicher Situation wir eigentlich hier in D sind: Im weiteren Ausland sieht man sich in Siedlungsnähe leider noch häufig mit unwirtlichen Glasscherbenteppichen konfrontiert.
Aber zum Thema hätte ich noch eine andere Geschichte aus Kenya, wo ich vor fast 20 Jahren zu tun hatte. Viele Leute dort laufen barfuß... nicht, weil sie wollen, sondern kein Geld haben für mehrere Paar Schuhe, um andauernd welche tragen könnten. Diese 'Problematik' - die Konfrontation mit anderen, 'noch existentiell' geprägten, Lebenskonzepten - wurde ja in dem Forum auch schon öfers gut andiskutiert.

Zurück... also Hut ab, es ist kein leichter Weg zwischen den cm-langen Dornen der Fieberakazien, besonders, wenn deren abgefallene Zweige dicht verteilt im Gras liegen. Auf einem solchen 'Weg' habe ich mir tatsächlich einen gut 1 cm langen, spitzen Dorn auch in die Ferse getreten und auch noch darinnen abgebrochen.
Das Folgende war eine recht metzgerhafte Operation, nachdem das Stück bei jedem Zugriff immer weiter im Fleisch zerbröselt ist. Und natürlich kein Arzt weit und breit. Letzendlich half nur Desindektionsmittel darüber und couragiert mit der Taschenmesserspitze rausschaufeln. Nun, so etwas ist für einen selbst vielleicht keine angenehme Erfahrung, aber... dort für die einheimische Bevölkerung, zumal den Kindern, beinahe eine allägliche. Und für mich auch ein Anlass, die eigenen Ansätze wieder in einen Kontext zu rücken.

Im Ggs. dazu leben wir hier nun mal in einer hoch-, oft überorganisierten Umwelt und Gesellschaft. Gottseidank. Aber wir brauchen diese Unmittelbarkeit, die unmittelbare Wahrnehmung. Es wäre zu 'einfältig', ohne sie zu leben. Ich kenne zu genüge Kollegen, die ein Dasein wie Designermöbel oder als virtuelle Erfolgsfiguren fristen und ein Heidengeld für Selbsterfahrungstrips zahlen. Lehne dankend ab. Dann lieber ab und an einen Stachel im Fuß spüren dürfen und können (sic!).

Vielleicht war ich etwas polemisch ausladend... aber evtl. nicht ganz daneben.

Barfußgruß,
Bolfan


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