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Barfuß-Szene macht sich auf die Socken

Von Andreas Sünder

Neuss. Detlef Fleischer will "unten ohne" salonfähig machen: Als Initialzündung für den geplanten Parcours startet am Samstag ein Wandertag für "Freifüßler".

Es ist eigentlich ganz natürlich - und dennoch von vielen verpönt: das Barfußlaufen. Schmuddelig, unhygienisch, ungesund - mit Vorurteilen wie diesen will der Neusser Journalist Detlef Fleischer jetzt aufräumen und das Barfußlaufen salonfähig machen.

Bereits vor knapp einem Jahr hat der stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsvereins seine Idee von einem Neusser Barfußpfad vorgestellt. Am Samstag fällt mit einem von ihm organisierten Barfußwandertag entlang der Erft die Initialzündung für das Projekt.

Mit Broschüren hat Fleischer, der seit vier Jahren begeistert "unten ohne" läuft, im Umkreis von rund 100 Kilometern für die Veranstaltung geworben. In der Tourist-Info häufen sich nach seinen Worten derzeit die Anfragen. Über spezielle Foren im Internet (www.barfuss-szene.de) hat er sogar weit mehr Interessenten erreicht.

Auch ein Barfußwanderer aus Österreich hat sein Kommen angekündigt. Eine gute Entschuldigung hat eine Frau, die noch weiter aus dem Süden stammt: "Ich wäre wahnsinnig gern dabei, aber ich wohne in Italien, deshalb liegt mir Neuss zu weit entfernt", schreibt Tiziana, die das Wochenende dennoch "barfuß auf dem Stiefel" verbringen will, im Forum.

Vielleicht gibt es aber später für Tiziana doch noch eine Gelegenheit, Neuss mit den Fußsohlen kennenzulernen. In der kommenden Woche trifft sich Fleischer zu einem Gepräch mit der Stadtverwaltung. Darin sollen die von einem Düsseldorfer Landschaftsarchitekten entwickelten Pläne für den Barfußpfad konkretisiert werden.

"Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr auf dem Gelände des Hochzeitshains mit einem kleinen Teilstück beginnen können", sagt der 40-Jährige. Anschließend könne das Projekt dann kostengünstig Stück für Stück ausgeweitet werden. Dass das ungewohnte Naturerlebnis ein Erfolg wird, daran zweifelt Fleischer nicht: "Im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim gibt es bereits einen solchen Pfad. Bei schönem Wetter wandern dort an einem Wochenende bis zu 5000 Menschen."

Große Zustimmung für einen Barfuß-Wanderweg in Neuss kristallisiert sich auch bei einer Umfrage Fleischers im Internet heraus. Rund 71 Prozent der knapp 250 Teilnehmer würden einen solchen Pfad benutzen.

Bei seinen Recherchen zur Planung des Barfußpfads hat der Journalist Blut geleckt. Im Juni veröffentlicht er ein Buch unter dem Titel "Die Barfuß-Szene" dem ersten seiner Art, wie er betont. Von der Fußpflege über -gesundheit bis hin zu -wanderungen reicht die Themenpalette. Denn eines ist für den 40-Jährigen klar: "Im Urlaub laufen viele Menschen am Strand barfuß. Hier begegnet man uns mit Kopfschütteln - warum eigentlich?"

Start für "Barfuß entlang der Erft" ist am Samstag um 14 Uhr an zwei Treffpunkten: dem Hochzeitshain am Berghäuschensweg/Gnadentaler Mühle und an der Erft-Brücke an der Erprather Straße. Bis 18 Uhr können die Teilnehmer entlang der rund drei Kilometer langen Strecke unterschiedliche Fußreize wie Erde, Wiese, Sand oder Rindenmulch erleben.

Obwohl die Strecke vorher gesäubert wird, erfolgt die Teilnahme auf eigenes Risiko. Fleischer empfiehlt, für die Fuß-Säuberung feuchte Handtücher oder Wasserflaschen mitzubringen. Abgerundet wird das Angebot durch eine Exkursion "Wasserbauwerke und Ökologie" des Umweltamts, die um 15 Uhr an der Gnadentaler Mühle startet. Außerdem zeigt der Neusser Fotograf Steffan Sturm entlang der Strecke Bilder rund um das Thema "Barfuß".

[Westdeutsche Allgemeine, 24. 05. 2002]