Barfußerfahrungen... (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
seit einiger Zeit bin ich stiller Mitleser im Forum und dachte, ich melde mich jetzt auch mal zu Wort.
Ich bin schon seit Jahren begeisterter Barfußläufer. Begonnen hat das eigentlich ziemlich kurios: Ich habe mit meiner Familie einige Jahre lang in einer Mietwohnung gewohnt, die mit einer Deckenheizung ausgestattet war (kein Witz!). Mit meinen Regler konnte ich also (Wärme steigt nach oben...) die obere Wohnung heizen, und meine Wohnung wurde von meinem Nachbarn untendrunter gewarmziegelt. Außerdem mischte da noch ein kaum noch funktionsfähiger Außentemperaturfühler mit.
Resultat: Vor allem im Winter, wenn draußen Minusgrade waren, hatten wir in der Wohnung rund 30 Grad. Irgendwann habe ich mir dann die Socken ausgezogen, weil ich die Hitze nicht mehr ausgehalten habe. Und irgendwann war ich dann auch zu faul, mir die Schuhe anzuziehen, wenn ich mal in den Keller oder zur Mülltonne wollte. Und so bin ich zum Barfußläufer geworden.
Allerdings nur im privaten Umfeld, barfuß in die Stadt würde ich nicht gehen. Mir würde es zwar gefallen, aber ich respektiere auch die gesellschaftlichen Konventionen - die Dauer-Barfüßer nehmen es mir bitte nicht übel. Ich finde, ins Theater oder in die Kirche geht man nicht ohne Schuhe. Im Kino sitze ich aber auch immer unbeschuht Bei der Arbeit ziehe ich unter dem Schreibtisch die Schuhe (und die Socken, wenn ich welche anhabe) aus, allerdings schlüpfe ich wieder rein, wenn ich aufstehen muss. In der Firma haben wir unangemeldeten Kundenverkehr, und da würde das eher schlecht kommen... Da beneide ich diejenigen unter Euch, die den ganzen Tag über barfuß arbeiten dürfen und können.
Mittlerweile habe ich zuhause ganzjährig keine Schuhe mehr an. Alle Besucher und die Nachbarn kennen mich nur barfuß, lediglich wenn die Temperatur unter ca. fünf Grad fällt, brauche ich die Schuhe - allerdings nur für längere Strecken, zum Mülleimer gehe ich auch durch den Schnee barfuß.
Letzten Winter wollte ich mal den Helden spielen und bin am späten Abend bei einem Spaziergang durch fast kniehohen Schnee aus den Stiefeln gehüpft. Nach drei Schritten war mir so saukalt, dass ich die Schuhe schnell wieder angezogen habe.
Den Hausbau vor zwei Jahren habe ich komplett barfuß durchgezogen. Lediglich an zwei, drei Tagen musste ich die Bauarbeiterschuhe anziehen (es ist nämlich nicht so lustig, wenn beim Arbeiten mit dem Bohrhammer ein Betonbrocken auf den Zeh fällt). Auch das Schaufeln mit dem Spaten kommt barfuß nicht ganz so gut. Aber ansonsten habe ich alle Eigenleistungen unbeschuht erledigt: Malerarbeiten, Estrich, Holzgeländer usw. Gartenarbeiten erledige ich jetzt auch nur barfuß, und ich genieße das herrliche Gefühl.
Ich könnte noch stundenlang schreiben und schwärmen, etwa von meinem weitgehend barfüßigen Spanienurlaub im vergangenen Jahr, aber ich weiß nicht, ob das nicht doch einige Leute langweilt...
Erzählen will ich Euch aber noch von der Wallfahrt an Pfingsten, die ich teilweise barfuß absolviert habe. Zu Fuß ging es von der Kathedrale in Chartres nach Paris zur Basilika Sacre Coeur auf dem Montmartre - insgesamt rund 105 Kilometer in drei Tagen. Ich bin immer dann, wenn es querfeldein ging (Wiesen und Wälder), barfuß gelaufen; wenn der Weg über Asphalt führte, habe ich meine BIrkis angezogen (ich hatte zwei Paar dabei, offen und geschlossen). Es war ein tolles Gefühl, vor allem über matschige Waldwege zu gehen und bei einer Rast die Füße in einen Weiher in einer Dorfmitte zu hängen.
Eigentlich hatte ich den Ehrgeiz, den ganzen Weg barfuß zurück zu legen, aber der französische Asphalt ist bedeutend rauer als der in Deutschland, und außerdem habe ich mir am zweiten Tag an einer Straßenkreuzung einen Glassplitter eingetreten, der aber nur in der Hornhaut steckte, er ließ sich leicht herausziehen.
Das Beste: Ich hatte trotz der für mich ungewohnt langen Wegstrecke (ich bin eigentlich ein Wandermuffel) keine einzige Blase oder offene Stelle - das dauernde Barfußlaufen war offenbar ein gutes Training. Wenn ich da viele andere Wallfahrer sah - humpelnd, die Füße bedeckt von Pflastern - bin ich sehr erstaunt, dass meine Füße das so gut überstanden haben.
Und so sitze ich heute wieder an meinem Schreibtisch bei der Arbeit, strecke die nackten Füße aus und hoffe, dass ich heute nicht mehr so oft aufstehen muss - damit die Schuhe in der Ecke bleiben können
Zum Schluss wollte ich einfach mal Dankeschön sagen für die vielen Beiträge im Forum. Es ist schön, Gleichgesinnte kennen zu lernen - einige von Euch meine ich schon seit Jahren zu kennen, obwohl ich sie noch nie gesehen habe... Ein besonderes Dankeschön an den unbeschuhten Geiger, von dessen Homepage ich mir die interessanten Pfarrer-Kneipp-Texte zum Barfußlaufen heruntergeladen habe.
Ich werde weiterhin Dauergast im Forum sein...
Tschüss, bis bald
Tom