Wieder einer, der hierherkommt und staunt, wieviel Barfüßer es schon gibt.
Wohlan, dann oute ich mich auch mal: Ich trau mich immer mehr öffentlich barfuß zu laufen und finds toll etc. etc.
Da gipps dann aber ne Schallgrenze, weil ich nämlich in meinem Job selber Chef bin. Da trau ich mich nicht barfuß zu laufen, weil die MitarbeterInnen saublöd quatschen und ich den Laden auch nach außen repräsentieren muß.
Besonders doof: Wenn ich das vormache, könnte es durchaus Nachahmer geben. Und jetzt stellt Euch mal vor, da tritt ne MitarbeiterIn auf ne Heftklammer. Kann mir jemand sagen, wie da wer versichert ist??? (Falls eine/r von Euch glaubt, dass das eine total fliegenbeinzählerische Frage ist, stimme ich dem aus vollem Herzen zu ... aber füllt mal nach nem Arbeitsunfall die Formulare der Berufsgenossenschaft aus: DANN wißt Ihr was fliegenbeinzählerisch wirklich ist!)
Bene: Ich bin auch selbständig (bzw. der Geschäftsführer meiner GmbH) und habe einige Angestellte, von denen aber einige ihre Büros in den eigenen 4 Wänden haben, andere arbeiten direkt bei mir, bei denen muss ich mir aber keine Sorgen machen, dass die die Schuhe ausziehen (so schätze ich die bisherigen Mitarbeiterinnen ein, das ist aber eher Zufall).
Dein Problem ist interessant - insgesamt ist es erschreckend und faszinierend, wie viel in unserer Gesellschaft von theoretischen Haftungsfragen beeinflusst wird. Es ist sicher eines der grössten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme, dass man sich nichts mehr traut: Wenn man eine gute (ausgefallene) Idee hat und dies geht schief, bleiben Schuld und Haftung an einem ganz alleine hängen. Da verzichten viele doch lieber auf Engagement und lassen die Welt (so schlecht) wie sie ist.
Hier ist es genauso: Würde man den Mitarbeitern empfehlen, auf Schuhe zu verzichten (oder dieses nur dulden), haftet man am Ende für die eingetretene Heftzwecke, da lässt man doch lieber alle Mitarbeiterinnen nach 40 Jahren schlechtem Schuhwerk wegen Hallux operieren... an solchem (durch Haftungsfragen gesellschaftlich aufgedrängtem) Opportunismus krankt eine Gesellschaft.
(Ich möchte damit Dir persönlich nichts vorwerfen und denke, unter Umständen ähnlich zu reagieren, eine rechtliche Betrachtung würde mich schon sehr interessieren, vor allem könnte das für barfusslaufende Angestellte auch interessant sein, falls das mal als Argument dagegen kommt.)
Eines weiß ich sicher: Es reicht häufig nicht einmal der Hinweis nach dem Motto: "Sie können gerne barfuß arbeiten, aber ich mache Sie auf das Risiko aufmerksam, und deshalb tragen Sie ab jetzt selbst die Verantwortung!" Das akzeptieren die Berufsgenossenschaften nicht, weil dann Arbeitgeber analog sagen können: "Du schrubbst jetzt die Brennkammer dieses KKW's mit ner Zahnbürste. Ich mache Dich auf das Risiko aufmerksam, und deshalb trägst Du ab jetzt selbst die Verantwortung!"
Bene: Hier denke ich, es ist aber schon ein Unterschied, ob man als Arbeitgeber zu diesem Verhalten auffordert oder ob man die Interessen des Angestellten duldet. Wie wäre es beispielsweise, wenn sich die Sekretärin auf Stöckelschuhen ein Bein bricht oder an dem selbst mitgebrachten Radio einen elektrischen Schlag holt?