Hallo Lexa

na das iss ja'n Zufall, oder vielleicht auch die Bestimmung dieses Forums.

Seit längerem bin ich zum Dauer-Barfüsser mutiert. Für mich ist es aber auch eine medizinische Notwendigkeit. Vor zwei Jahren bin ich an multipler Sklerose erkrankt, worunter inbesondere der Tastsinn enorm gelitten hat. Leider sind nicht nur die Hände betroffen, sondern auch sehr stark die Füße. Socken und Schuhe sind für mich eine echte Qual. Das fühlt sich an als würde ich in zu eng gewickelter Frischhaltefolie stecken. Das ist ja das Verrückte an der MS, einerseits hat man ein gewisses Taubheitsgefühl in den Extremitäten und andererseits hat man Überempfindichkeiten gegen andere Dinge.
So richtig rundum wohl fühle ich mich nur barfuss. Dabei habe ich das Glück, dass "kalte Füße" für mich ein Fremdwort sind.
Das schönste für mich ist zur Zeit das allmorgendliche Tau-Treten. Sebastian Kneipp wäre stolz auf mich.
"unten ohne" kann ich auch wesentlich besser laufen, weil der restliche Tastsinn die Defizite der Sesomotorik ausgleichen kann.

Der Zusatznutzen ist die Stimulanz der Rezeptoren in den Fußsohlen, schliesslich gibt es ja sehr viele davon. Das ist genauso gut wie eine FußReflexzonenMassage. Die Meridiane reagieren auch mit Auflösung von Blockaden.

Sollte mich mal jemand blöd anquatschen bekommt er folgende Antwort:
"SEBASTIAN KNEIPP wäre stolz auf mich :) schliesslich befreie ich doch nur meine notleidenen Füsse" . Zwangsläufig folgt dann ein sehr interessantes Gespräch.
Es ist schon komisch mit den Konvetionen. Tiere zu befreien ist grosse Klasse .... Füsse zu befreien ist unangemessen, weil man hierzulande eben nicht barfuß durch die Gegend läuft. Denn "ORDNUNG MUSS SEIN !!! "

Glücklicherweise brauche ich mich für meine Füsse nicht zu schämen, sie sind gepflegt und durchaus vorzeigbar. Da habe vor einem
Jahr in einer REHA-Klinik ganz andere Exemplare gesehen. Mit solch ungepflegten Tretern, wie dort gesehen, würde ich mich nirgendwohin trauen. Nun gut, für die kalten Güsse (Kneipp) mussten sich die Herren nunmal wohl oder übel die geliebten Socken ausziehen.

Da habe ich dann noch einen draufgesetzt und mir die Zehnägel lackiert. Damit bin ich in der Klinik zu Gesprächsthema Nr.1 geworden.

Interessant waren allerdings die Reaktionen meiner Mitbewohner:
Die Männer waren eher neidisch und fanden meine Aktion trotzdem gut.
Die Damen fanden es echt klasse ... na ja, immerhin war es auch meine Tischhnachbarin, die mich zu der ganzen Geschichte überredet hat. Erst wollte ich mir ja nie im Leben die Zehnägel lackieren, weil ich Angst hatte, vielleicht als Schwuchtel abgeurteilt zu werden, aber erstaunlicherweise habe ich in erster Linier Anerkennung geerntet.
Ein älerer Herr meinte "Richtig so...wenn ich jünger wäre, würde ich mitmachen. Es ist sowieso schade, dass kaum noch jemand den Mut hat barfuss zu laufen, obwohl das ja sooo gesund ist". Eine gute Antwort zum Thema war auch immer "na ja.. ich tu' eben was für die Gleichberechtigung der Männer"

schöne Grüsse an die Füsse

Dirk