Barfußlaufen ist ansteckend - und - Gehören Sie einer Sekte an? (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo liebe Barfußfreunde,
ich bin immer noch so fasziniert und beglückt von den Eindrücken und Reaktionen, die mir beim Barfußlaufen widerfahren, dass ich sie einfach los werden muss.
Am Donnerstag war ich bei herrlichem Sonnenschein wieder in Bad Neuenahr unterwegs. Ich saß zuerst auf einer Mauer, in einiger Entfernung von mir hockte ein Liebespaar. Während er irgendetwas von "abends Füße waschen nicht vergessen" faselte, machte sie gleich Nägel mit Köpfen und zog ihre Schuhe aus, um auch den warmen Boden unter ihren nackten Füßen zu spüren. "Barfußlaufen ist ansteckend" dachte ich mir.
Ich schlenderte durch die Fußgängerzone, wobei ich überraschende Blicke oder Lacher mit einem sehr freundlichen und selbstbewußten Lächeln quittierte.
Lustig wurde es, als ich an diesem dort verkaufsoffenen Tag in ein Schuhgeschäft ging, einfach so, Reaktionen testen. Schon beim Betreten bemerkte mich ein Ehepaar. Der Mann sagte zu seiner Frau: "Der hat die goldenen Schuhe an, die drücken nicht." Im Geschäft selber schien mich keiner zu beachten. Beim Verlassen hörte ich eine Frau, die sich gerade in neue Schuhe zwängte zu ihrem Mann stöhnen: "Ich kann heute keine Schuhe anprobieren, meine Füße tun so weh." Genau in diesem Moment setzte ich meine nackten Füße neben ihre, die sich immer noch in den unbequemen Folterwerkzeugen befanden. Ich möchte wissen, was in ihrem Kopf da vorgegangen ist. Ich wollte erst sagen: "Lassen Sie die Schuhe doch aus, dann tut auch nichts weh!" Aber ich glaube, die Situation sprach für sich.
Im Zentrum gibt es einen Brunnen, in dem das Wasser zu ebener Erde plätschert. Eine willkommene Abkühlung für meine Füße. Die Erwachsenen sahen mir neidisch zu, als ich durch das Wasser ging, die barfüßigen, spielenden Kinder ignorierten mich völlig, für sie war es ja ganz normal.
Ich legte mich dann auf eine Bank neben dem Brunnen, den Oberkörper an dem integrierten Kunstwerk angelehnt, die nackten Füße auf der Bank abgelegt. So schleckte ich genüsslich mein Eis. Ein älterer Herr kam vorbei uns sagte: "Das nenne ich wahre Lebenskunst. Fehlt bloß noch was, wo Sie Ihren Kopf anlehnen können, aber alles können wir für unsere Gäste wohl doch nicht tun." Barfuß mit Lebenskunst in Verbindung zu bringen - damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bestätigte freundlich seine Aussage.
Dann ging ich an einer Treppe vorbei, auf der eine Mutter mit ihrem Kind saß. Die Mutter nickte mir zustimmend zu und ich erwiderte ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln. Was machte das Kind? Es begann sich die Sandalen auszuziehen. "Entschuldigung," sagte ich zu der Mutter, "ich weiß, es ist ansteckend". "Ja" meinte sie, "sie (die Tochter) ist heute schon den ganzen Tag barfuß gelaufen." Und als ich wegging konnte ich noch so eben mit einem Ohr hören, wie sie zu dem Kind sagte: "Barfußlaufen ist gesund." Na also.
Als ich dann am Sonntag nach dem großen Regen über die nassen Pflastersteine Kuchen holen ging, fragten mich drei Jungs (ca. 14 - 16 Jahre), ob es Spaß macht. "Klar," sagte ich, "sonst würde ich es nicht machen." Sie ließen aber nicht locker und einer fragte, ob ich einer Sekte angehöre, was ich natürlich verneinen konnte. Der Dritte wollte wissen, ob es nicht Fußpilz und Fußgeruch geben würde, wenn man barfuß liefe. "Genau das passiert, wenn man, wie du, Socken und Schuhe trägt, aber gerade nicht, wenn man barfuß läuft." Er war drauf und dran, seine Schuhe auszuziehen, aber meine Ermunterungen halfen dann auch nichts und er ließ es doch lieber. Schade. Der nasse warme Boden war wirklich eine Wohltat.
Viel Spaß noch beim Barfußlaufen
Jey