Hallo, liebe Barfüßler!
Nachdem ich gerade Zeit dafür habe, will ich ein bisschen meine barfüßigen Frühlingsgedanken weiterspinnen.
Eigentlich komme ich, gerade nach einem ziemlich schuhfreien Wochenende, aus dem Staunen darüber nicht heraus, dass Barfußgehen für mich von Jahr zu Jahr noch wichtiger wird.
Manchmal empfinde ich schon fast so, als ob jede mit Schuhen verbrachte Zeit verlorene Zeit wäre. Ein bisschen zumindest. Was könnte ich nicht gerade alles spüren mit meinen Fußsohlen, diesen angenehm kühlen Steinboden, das Gras, das aus den Pflasterritzen wächst, das Moos am Waldboden, die Wasserlacke nach dem Regen auf der Straße. Wie könnte sich mein Fuß genießerisch abrollen, wie könnte ich meine Zehen bewegen, wie angenehm könnte das alles sein, wie frei und unbeschwert könnte ich mich fühlen...
Solche Gedanken gehen durch meinen Kopf, wenn ich einmal doch mit Schuhen unterwegs bin.
Wie soll ich da jemals genug kriegen können vom Leben auf freiem Fuß? Wen wundert es da noch, dass sich meine barfüßigen Phasen immer mehr ausdehnen, dass ich mich immer weniger kümmere um kritische Blicke und Fragen?
Genauso staune ich darüber, wie schön das ist, an einem kühlen Morgen zwar einen Pullover anzuhaben, aber nichts an den Füssen. Barfuß in der Stadt ist bei kühlem Wetter überhaupt besonders schön. Natürlich liebe ich Wald- und Wiesenwege, aber barfuß auf Asphalt ist eigentlich viel, viel schöner als in Schuhen auf Asphalt. Eigentlich würde ich sogar sagen, schöner als mit Schuhen in der Natur zu sein. Barfuß spüre ich erst, wie vielfältig auch eine Stadt ist. Asphalt ist nicht gleich Asphalt, es gibt verschiedenste Arten davon, und wie merke ich erst jetzt die feinsten Temperaturunterschiede. Noch mehr als sonst freue ich mich Ende April über die Sonnenstrahlen. Und erst Granitpflaster - ich liebe es! Die Rundung gibt jedem Stein Individualität. Toll finde ich auch Steinplatten in U-Bahnstationen und Geschäften, gerade auch, wenn sie im April noch ziemlich kühl sind.
Ich bin auch einer von denen, die sich fast kindisch über schwarze Fußsohlen freuen. Am Abend zuhause erinnern sie mich an all das, was ich heute mit diesen jetzt endlich beachteten Körperteilen gespürt und erlebt habe. Manchmal mag ich es sogar, wenn die Füsse auch oben schmutzig sind und andere Leute darauf schauen. Ich weiß eben, wozu meine Füsse gut sind Ich bin eben mutig genug, das zu tun, was mir gut tut. Eigentlich gute Gründe, stolz und selbstbewusst zu sein.
Ich denke, es ist Zeit, noch mehr barfuß zu gehen. Ich denke, es wäre Zeit für ein barfüßiges Monat. Oder mehr, vier bis fünf Monate müssten möglich sein, mit möglichst wenigen Ausnahmen. Es ist höchste Zeit für einen Entschluss...
Euer Harald

PS: Recht hast Du, Xanadu! Vielen Dank an Georg und all die anderen für dieses Forum. Ohne Euch wäre ich nicht so weit!