Märzpresse (2) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Tuesday, 02.04.2002, 21:25 (vor 8212 Tagen)

Hallo zusammen,
hier kommt der zweite Teil der Märzpresse :
Barfuß durch Moskau
Die Installationskünstlerin Barbara Caveng erforscht Träume, Sehnsüchte und Abgründe [...]
Die Frau hat einen Traum: Auf die Dinge blicken, wie sie sich im Spiegel nicht darstellen. Menschen erforschen und ihren Alltag, ihr kleines und großes Scheitern.
Barbara Caveng verkleidete sich für ihr jüngstes Projekt. Als blondes Mädchen wandelte die Künstlerin barfuss durch Moskau. Engelsgleich zwischen Bettler, Banker und Babuschka. Sie alle befragte sie nach ihren Träumen. Paukte ewig Russisch, um herauszufinden, was sie bedeuten in einem Land, das die Freiheit des Einzelnen missachtete und seine Wünsche dem Kollektiv unterordnete.
Drei Monate verbrachte die Gesamtkunstwerkerin dort als Senatsstipendiatin. Spazierte durch Weltraummuseum, Metro oder Hotel Metropolitan, fotografierte und fragte. Nur Zufallsbegegnungen. Ein Buch wird daraus und eine Ausstellung in der Aktionsgalerie. Dort können die Besucher in Tondokumenten lauschen, ob das russische Leben nun andere Träume zulässt und welche [...]
"Ich muss mir immer die Welt bauen", sagt Barbara Caveng, die mit Shakespeares Desdemona oder Lotte in "Groß und Klein" einst weiche und starke Frauen verkörperte. Doch auf der Bühne hielt es sie nicht lange. Die Wandlungsfähige entwarf lieber Bühnenbilder und Kostüme. Seit nunmehr zehn Jahren hat sie zur bildenden Kunst gefunden und damit alles unter einen Hut gebracht: sich selbst als Material in wechselndem Outfit und den Raum, der ihr und uns die Welt bedeutet. [...]
[Die Welt, 14. 03. 2002]

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Gesucht: Alltagsbilder aus den 40er-Jahren
Zurzeit ist ein Buchprojekt am Entstehen, das erzählen will, wie St. Galler Kinder die Zeit des Zweiten Weltkriegs erlebt hatten. Das Buch wird von Professor Paul Hugger, ehemaliger Leiter des Volkskundlichen Seminars der Universität Zürich, verfasst. Er hatte von 1940 bis 1943 die 4. bis 6. Primarklasse im Schulhaus St. Leonhard besucht und will nun an jene Kriegsjahre aus Sicht der damaligen Klasse erinnern.
Dieses Buch hat den Titel «Die Barfüssler», weil es für jene Buben Ehrensache war, ohne Schuhe in die Schule zu gehen. Was dem Buch noch fehlt, sind Bilder, Alltagsfotos von barfuss gehenden Buben oder ähnliche, passende Sujets aus der damaligen Zeit.
Dass nur Bubenbilder gesucht werden, hat damit zu tun, dass damals die Kinder nach Geschlechtern getrennt unterrichtet wurden und die erwähnte eine reine Bubenklasse war.
[Tagblatt, 19. 03. 2002]
Barfußlaufen in der Vergangenheit war hier Ehren - Sache, nicht Armuts - Zeugnis!
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Engagiert gestalten Wendeburger Schüler im Zweidorfer Holz einen Erlebnis-Pfad - Finanzspritze vom Landkreis
Ein Stück Wald zum Begreifen [...]
Eine stattliche Zuschauerschar beäugte den Kunstschützen Jörg Kaminski von der Bogensportgruppe der Technischen Universität Braunschweig, als er am Montag Vormittag im Zweidorfer Holz den Bogen anlegte und zwischen die Astgabel zielte. Der zweite Schuss saß brillant, die am Pfeil befestigte Angelschnur wickelte sich ums Eichenholz, und schon konnte Bonse das an den feinen Faden geknüpfte Schwingseil für die Schaukel hochziehen. Eine weitere Attraktion des Wald-Erlebnis-Pfades war perfekt.
Seit einem knappen Jahr treibt ein gutes Dutzend Bio-AG-Teilnehmer von der Wendeburger Aueschule dieses Projekt voran. Auf einem 550 Meter langen Parcours nahe der Hütte des Jagdschießclubs St. Hubertus Meerdorf sind insgesamt 14 Stationen geplant, an denen Spaziergänger ihr biologisches Wissen auffrischen, ihre Geschicklichkeit erproben - oder den Erlebnisraum Wald schlicht genießen können. [...]
Einige Dutzend Meter weiter dienen sich verschiedene Naturmaterialien den bloßen Sohlen Mutiger zum Austesten an: Rindenmulch und Tannenzapfen, Muttererde und Eichenlaub. [...]
Die Idee für den Erlebnispfad hatte der Revierförster [...] ausgetüftelt [...] mit den Biologie-Lehrerinnen [...] fanden sich zwei Kolleginnen, die bereit waren, mit ihren Schülern unter freiem Himmel körperlich zu arbeiten. Denn ein Kinderspiel ist das Anlegen des Pfades, das vor allem während Projektwochen und an Wochenenden vorangetrieben wird, nicht. [...] Ihre Motivation: "Wir wollen etwas für die Umwelt und die Menschen tun." [...]
[Peiner Nachrichten, 19. 03. 2002 ]
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Ein Straßenfußballer aus der Langgass
LAUPHEIM - Ostern und Osterturnier: In Laupheim wird das Kirchenfest seit Jahrzehnten um ein sportliches Glanzlicht ergänzt. [...]
Das Verschwinden der Straßenfuß-baller wird allgemein bedauert. Man schreibt ihnen Qualitäten zu, die heute oft schmerzlich vermisst werden: versierte Technik, Instinkt, Leidenschaft.
Anton Schaich ist als Straßenfußballer groß geworden. In der Langgass hat er Abend für Abend mit 15 oder 20 anderen Buben gekickt, damals, als die Straße noch nicht geteert war und Pferdefuhrwerke den Verkehr prägten. Steine und Pullover markierten die Tore, wenn die Jungs von der oberen Gass gegen die aus der unteren antraten. "Wir haben vielfach barfuß gespielt, mit allem, was rund war", erzählt Schaich. Gelegentlich landete der Ball in einem Misthaufen, hin und wieder ging eine Fensterscheibe zu Bruch.
Anton Schaich gehörte unter den Langgass-Buben zu den eher Schmächtigen, doch er war trickreich und flink [...] als die Olympia-Jugend 1949 bei einem Sportfest ein Freundschaftsspiel gegen die TG Biberach austrug, da durfte Schaich einen verletzten Stürmer der Blau-Weißen vertreten [...] Mit geliehenen Kickstiefeln gab der Zwölfjährige sein Debüt - und erzielte sogleich zwei Tore. [...]
[Schwäbische Zeitung, 20. 03. 2002]
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Wallsee erhielt Zuschlag für Barfuß-WM
Bereits jetzt alle Zimmer ausgebucht Interaktion
WALLSEE. Der Donaualtarm bei Wallsee wird im August zum Badestrand von "Klein-Florida": 100 Wasserskiläufer werden bei der Weltmeisterschaft an den Bootsleinen Saltos schlagen und spektakuläre Luftsprünge über Schanzen machen - und das ganz ohne Bretter, nur auf ihren Fußsohlen. [...]
"Ich bin völlig aus dem Häuschen", sagt der achtfache Ex-Barfuß-Staatsmeister im Slalom, Sepp Kaisergruber aus Ardagger, "eine WM in Europa erleben wir bestenfalls wieder in 18 Jahren, jetzt ist der Bewerb direkt vor der Haustüre" [...]
Die Athleten der Welt-Elite, die vorwiegend aus Australien, Neuseeland und aus den USA kommt, sind nur auf dem Wasser "Bloßfüßige". Für den Fremdenverkehr der Marktgemeinde bedeutet die WM einen kräftigen Impuls. [...]
[Oberösterreichische Nachrichten, 24. 03. 2002]
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bernhard pötter über kinder
Ahnenforschung mit dem Echolot
Gruselig: Wir hören uns selbst in unseren Kindern. Und in uns selbst unsere Eltern
"Papa, was ist ein Echo?", fragte Jonas vom Kindersitz hinter mir, als wir gerade unter der Autobahnbrücke durchradelten. "Ein Schrei, der zurückkommt", rief ich über die Schulter [...]
Meine Antwort war natürlich viel zu didaktisch. Ich hätte auch einfach sagen können: "Du." Denn Kinder sind die Inkarnation des Echos. Sie reflektieren den Schall deutlich besser als eine steile Bergwand bei Windstille. Und sie verzögern den Widerhall, um die Erziehungsberechtigten ohne Vorwarnung zu überfallen. Wenn wir als Kinder frech wurden, sagte meine Mutter: "Das kommt alles mal wieder auf euch zurück." Ich hätte nie gedacht, dass sie das so meinte [...]
Aber es bleibt ja nicht dabei, sich selbst aus dem Mund der Nachkommen zu hören. Aus meinem eigenen Mund höre ich auch noch meine Eltern. Und das ist wirklich gruselig. Denn es fügt der langen Kette von Verhaltensmustern, die offenbar erblich und vererbbar sind, eine ganz neue Variante hinzu [...]
Klassiker: Warum darf das Kind nicht barfuß im Schneeregen spielen? "Du holst dir den Tod, und ich muss dich pflegen." [...]
Diese Art von Ahnenbeschwörung lässt Schlimmes vermuten. Möglicherweise lernen Kinder von klein auf, die Stereotypen ihrer Umgebung nachzubeten [...]
[TAZ, 25. 03. 2002]
Weitere Beispiele für das Nachbeten von Stereotypen auf unserer Site : "Mammaaa! Guck mal, der Mann trägt ja gar keine Schuhe!"
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schweizer Städte: City Guide 2002
Kulturmix wahrnehmen [...]
Keine zu klein, bedeutend zu sein! Die wahre Grösse einer Stadt zeigt sich oft in lieb gewonnenen «Einmaligkeiten»; in Appenzell sind das nicht nur die malerischen Altstadtgassen, sondern auch ein Barfuss- und - typisch! - ein Witzwanderweg. [...]
[Schaffhauser Nachrichten, 27. 03. 2002 ]
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Und nun das Ostern - Spezial :
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Kuriositäten zum Osterfest
Die nachfolgenden Brauchtumskuriositäten sind in unseren Breitengraden weitgehend unbekannt [...]
In Wales geht man am Karfreitag barfuss und schlägt - bei entsprechendem Talent - drei Purzelbäume [...]
[Schaffhauser Nachrichten, 27. 03. 2002 ]
Etwas genauer weiß der folgende Beitrag diesbezüglich Bescheid :
Auch in Essex geht es um die bunten Kullern
London/Sachsenbrunn. (tlz/mao) Osterbräuche gibt es die erstaunlichsten, auch speziell für den Karfreitag. In vielen christlichen Gegenden gibt es Prozessionen [...] In Böhmen backt man am Freitag keinesfalls Brot - das zieht Hexen an. Australische Verliebte schöpfen Ostern Wasser aus Bächen, das zu dieser Zeit als gesegnet gilt, und bewahren es bis zur Hochzeit auf, wo sie sich damit besprengen. Im walisischen Tenby geht man Karfreitag nur barfuß auf die Straße, um die Erde nicht zu stören. Und in der englischen Grafschaft Essex geht´s um die bunten Kullern [...]
[Thüringische Landeszeitung, 27. 03. 2002]
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Busse aus tiefem Glauben heraus
Die Selbstgeissler im spanischen San Vicente de la Sonsierra
Karfreitag, zur Mittagszeit, in San Vicente de la Sonsierra im Baskenland. Gespenstische Bilder präsentieren sich dem Zuschauer am Strassenrand: Verhüllte Gestalten, die Füsse mit schweren Ketten zusammengebunden, quälen sich mit schweren Kreuzen durch die Stadt [...]
Gebeugte Gestalten ziehen durch das baskische Städtchen über den Grat des Kalvarienbergs, in lange Gewänder gehüllt und weisse Kapuzen mit Augenschlitzen. Sie gehen barfuss, manche mit Knöchelketten. In ihrem Sog eine Walze aus Himmel und Menschen: schwarzverschleierte Frauen, die «Marien», Träger von Kreuzen und Heiligenbildern, ein Pfarrer, Schaulustige.
Schläge auf nacktes Fleisch
Plötzlich streift der erste Vermummte seinen Umhang ab und legt den Rücken frei. Ein Laienbruder reicht dem Büsser, dem «disciplinante», eine Baumwollpeitsche. Unter den inbrünstigen Gesängen der Marien zerschneiden bald schwere Streiche die Luft. Die Schläge treffen das nackte Fleisch, das sich schmerzvoll zusammenzieht und zu einer feinen Gänsehaut kräuselt. Zwischen den Zuschauern halten Polizisten mit Eisenstangen eine Schneise für die Geissler frei, im Sonnenlicht wanken die disciplinantes ihrem Ziel entgegen [...]
Die Geschichte der picaos, der österlichen Selbstgeissler von San Vicente de la Sonsierra, reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Der Sinn damals wie heute: freiwillige Busse aus tiefem Glauben heraus oder einfach gottesfürchtige Ehrerbietung [...] keine Busse ohne Spielregeln. Der Geissler muss volljährig sein und - sofern er nicht der Bruderschaft angehört - ein vom örtlichen Pfarrer unterzeichnetes Schriftstück beibringen, das seine Frömmigkeit bezeugt.
[Tagblatt, 23. 03. 2002]
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Temperament und schrille Kontraste - Karwoche in Sizilien
An vielen Orten Siziliens wird die Karwoche von Palmsonntag bis Ostern ausgiebig gefeiert. Prozessionen und biblische Spiele lösen sich ab, aber auch folkloristische Veranstaltungen, die mit heidnischen Frühjahrsriten mehr zu tun haben als mit der Osterbotschaft [...]
Die von der Bruderschaft der «Kräuter- und Gemüsesammler» müssen die Last des «Schwarzen Christus» jeweils eine gute Viertelstunde aushalten. Dann kommt die kleine, als «Herr der Stadt» tief verehrte Statue auf dem schweren Gestell unter einer Goldkrone auf andere Schultern. Zu den «fogliamari», den Kräutersammlern im violetten Büsserkittel, gehört auch Antonio Bellomo, der sein Geld und seine Kraft auf dem Bau in Köln am Rhein erwirbt: «Unser stundenlanger Zug wühlt jeden auf - ein unvergleichliches Erlebnis. Dafür komme ich jedes Jahr nach Hause.»
An diesem Karfreitag ist es kalt im hoch gelegenen sizilianischen Caltanissetta. «Das merken wir gar nicht», erklärt Antonio, «auch bei Schnee machen wir die Prozession barfuss.» [...]
[Basler Zeitung, 31. 03. 2002]
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Ein sichtbares Zeugnis der Liebe Jesu
Dechant Stefan Buß wusch am Gründonnerstag sieben Gemeindemitgliedern die Füße ? Erinnerung an das letzte Abendmahl [...]
"Am Gründonnerstag erinnern wir uns nicht nur an das letzte Abendmahl, dass Jesus am Abend vor seinem Tod mit seinen Jüngern gefeiert hat, sondern auch daran, dass Jesus seinen Jüngern die Füße wusch" [...]
Die Kommunionkinder Tanja Trageser, Yannik Giera und Patrick Fleck, die Messdienerinnen Heike Wilmes und Jana Seikel sowie Sabine Trageser als Vertreterin der Jugend und Küster Josef Trageser als Vertreter der erwachsenen Gemeindeglieder nahmen vor dem Altar Platz. Nachdem Diakon Jürgen Stegmeyer aus dem Johannesevangelium die Passage von der Fußwaschung vorgetragen hatte, legte Dechant Buß sein Messgewand ab, nahm ein Schüssel und einen Krug mit Wasser und wusch jedem einzelnen die Füße.
Mit der Fußwaschung wollte Jesus ein sichtbares Zeugnis seiner Liebe ablegen und deutlich machen, dass man ihm nur im Dienen nachfolgen kann. "Eigentlich hat sich Jesus mit der Fußwaschung unrein gemacht, denn einem frommen Juden stand es nicht zu, anderen die Füße zu waschen", erklärte Buß. "Doch Jesus hat sich bewusst hingekniet und seinen Jüngern, trotz deren Widerstand, die Füße gewaschen."
Bevor ein frommer Jude betete, musste er sich Hände und Füße waschen als Zeichen der Reinigung und inneren Bereitung. Allerdings war die Waschung anderer Füße ein ganz niederer Dienst, den ein frommer Jude nicht verrichtete [...]
Aber auch für die Gemeindemitglieder war es eine ganz besondere Erfahrung. "Es war eine sehr tief gehende, aber auch ungewohnte Erfahrung, denn es kostet schon etwas Überwindung, dem Pfarrer die nackten Füße hinzustrecken und sie sich von ihm waschen zu lassen", so Josef Trageser im Nachhinein. "Ich kann die Jünger jetzt besser verstehen, warum sie sich zunächst gegen die Fußwaschung Jesu gewehrt haben."
"Nur wer sich klein macht, dem Anderen dient und seine Liebe verschwendet, so wie Jesus es im Zeichen der Fußwaschung und in seinem Tod am Kreuz es uns vorgelebt hat, kann Jesus in rechter Weise nachfolgen", erklärte Dechant Buß in der Predigt [...]
[Gelnhäuser Tageblatt, 31. 03. 2002]
Belesene Füße
Georg

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