Karneval in Köln: Ziemlich nervig!

Da glaubt man also, dass unsere Gesellschaft - und das gerade in Köln an Karneval - so überaus tolerant wäre.
Denn wie viele von Euch habe auch ich oft festgestellt, dass es bezogen aufs Barfuss-Laufen kaum irgendwelche kritisch-negativen Kommentare gibt, wenn... ja wenn man sich erst mal wirklich traut...
Und dann geschieht es nach Jahren der "Ist-mir-doch-egal-Haltung-wie-der-da-rumläuft" ausgerechnet an Karneval, dass wirklich fast jeder glaubt, sich zu meinen nackten Füße irgendwie äußern zu müssen.
Kam mir zumindest so vor. Und ich bin eben keinesfalls ein Hardcore-Barefooter, sondern jemand, der einfach dann barfuß läuft, wenn er Spaß daran hat.
Und gerade an Karneval - zumal in Köln - hat man doch, so glaubt man, alle mögliche "Narrenfreiheit", die sich viele - mich eingeschlossen - im Alltag nur allzu oft wünschen.
Deshalb: Hippie-like "kostümiert" und barfuß - auf der Straße wie in der U-Bahn inmitten des Trubels. Doch: Es war nervig wie ewig nicht mehr. Ständige penetrante Kommentare - "Hey, guck mal der da..." - haben einfach nur noch genervt.
Fast jeder scheint einen an Karneval - anders als sonst - von oben bis unten zu bemustern und glaubt, sich dann dazu äußern zu müssen.
Es kam mir echt so vor, als wäre ganz Köln ein einziger Laufsteg, wo die Art und Weise, wie man rumläuft von allen beurteilt wird. Und irgendwie bleiben dann alle Blicke an den Füßen kleben.
Kaum jemals zuvor, war ich dermaßen happy, meine Jesus-Latschen dabei zu haben - die ich ohnehin in der Kneipe, wo ich mich mit Freunden verabredetet hatte, brauchte, bzw. zu brauchen glaubte.
Und - o Wunder: Sobald man auf der Straße wieder irgendwas an den Füßen hat, ist für Kölner Jecken wieder alles im Lot.
Die Konsequenz: auf die wärmeren und toleranten Monate warten oder mit Leuten losziehen, die einen - anders als Köln und meine Freundin - nicht nur einfach für bekloppt halten. Doch die habe ich in Köln im Februar noch nicht gefunden...

Liebe Grüße

Percy

Hallo,
was sagt uns das?
Der Deutsche wird immer denkfauler. Der Deutsche wird immer angeglichener, gleicher, 0815er. Oder doch nicht?

Ich war nicht barfüßig am Fasching. Und ich war nur kurz. Angezogen hatte ich unmögliches Zeug. Eher wie Vogelscheuche. Es war echt zum Brüllen. Nur jeder lachte lauthals, aber gleichzeitig kam es todernst:
"Was ich darstelle?"
Muß ich was darstellen? Muß man was erkennen? Muß mann ein Indianer sein, ein Cowboy, ein....?
Kann es nicht irgendwas sein? Aber gelacht haben alle. Seltsam.

mfg,Markus

Hallo Percy,

oh wie recht du damit hast. Nackte Füße fallen Karneval mehr auf als völlig nackte Mädels mit Schuhen ... ;-)

Grüße Berni(N)

Als Bayer hab' ich schon immer befürchtet, dass der Karneval eine furchtbar ernste Angelegenheit ist .......

Allerdings kann man den Leuten nicht verargen, wenn sie die Klappe mal aufzumachen! Im Job ist doch bekanntlich nur Schnauze halten angesagt. Kommentare zu den freien Füßen sind meist nicht nicht negativ gemeint, wir interpretieren sie nur so, weil uns in der Kindheit das Schuhetragen mit viel Psychoterror aufgezwungen worden ist. Wenn man sich davon frei macht und barfuß geht, muss man auch dazu stehen! Genauso, wenn man Teilzeit arbeitet, als Mann den Erziehungsurlaub nimmt oder ein kleines Auto fährt. Es ist einfach spannend (und auch erfolgversprechend!), anders zu leben als die Masse.

Ich bewundere deinen Mut, dass du barfuß im Karneval warst. Das ist wirklich keine einfache Entscheidung -- und die Leute, die Kommentare abgegeben haben, sehen das insgeheim genauso. Die mögen auch gerne am Strand und im Garten barfuß gehen, aber sonst stehen sie Todesängste um ihr Image aus. (Ich weiß nicht warum, mir bringt das Barfußgehen meist Anerkennung ein :-) )

Ciao, Lorenz

Gesundes Leben auf freiem Fuß

Die Konsequenz: auf die wärmeren und toleranten Monate warten oder mit Leuten losziehen, die einen - anders als Köln und meine Freundin - nicht nur einfach für bekloppt halten.

ODER einfach die Barfußsandalen anziehen:

Und jetzt mit URL

Sandalen

Hallo Percy,

ist ja echt kurios, was Du da erlebt hast!

Aber ich habe eine andere Frage:
Gab es keine Probleme mit Glasscherben? Im Karneval wird ja bekanntlich das eine oder andere geistliche Getränk konsumiert und die Behältnisse (oft aber nicht immer Flaschen) landen dann irgendwo.

Manche werden achtlos fallen gelassen, andere dienen als Wurfgeschosse, weshalb ich schonmal froh war, nicht nur die Fußsohlen, sondern auch die Fußgelenke geschützt zu haben. (Jemand hielt es für notwendig von hinten aus etwa 25 Meter Entfernung immer wieder kleine Fläschchen zu werfen, deren Scherben uns dann um die Fußgelenke flogen).

Wie hast Du den Karneval in dieser Hinsicht erlebt?

Mit freundlichen Füßen,
Franek :-)

Hi Percy!

Tja, Du hast eine allgemeingültige Regel vergessen:
Der Rheinländer an sich nimmt nix ernst, außer dem Karnerval.

Toleranz gegenüber anders denkenden oder anders gekleideten kannst Du von Kölnern oder anderen Rheinändern an 360 Tagen im Jahr erwarten, aber eben nicht im Karneval, denn Spaß auf Kommando ist eine ernste Sache... ;-)

Fuß zum Gruß,

http://www.schnaxel.net

Hallo Percy,

ich war beim Rosenmontagszug als Teilnehmer mit dabei, und ich wurde von anderen (die mich schon lange kennen) recht freundlich (und nur ein ganz klein wenig spöttisch) gefragt, ob ich nicht hätte barfuß mitgehen wollen. Dies aber bezeichnender Weise erst im Nachhinein!

Mir war sonnenklar: Das "Tabu" Barfußlaufen draußen UND im Winter ist in unserer Bevölkerung so tiefsitzend, dass es auch Karneval nicht außer Kraft gesetzt ist.

Mit trainierten Füßen und bei den hohen Temperaturen wäre das Mitlaufen "technisch" leicht möglich gewesen (siehe meine Beiträge im "Best Of" zur Scherbenfestigkeit, zum Kölner CSD etc.).

Da ich leider nicht so über den Dingen stehe wie Lorenz, blieb mir also nur das "beschuhte" Mitlaufen. Es war trotzdem ein tolles Erlebnis!

Viele Grüße,

MarkusII

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