Sokrates (Hobby? Barfuß! 2)

Sebastian, Monday, 11.02.2002, 19:09 (vor 8327 Tagen)

Hallo zusammen,

ich bin Archäologe und Graezist. Ich habe selber mit barfuß laufen nichts zu tun, wurde aber von einer Bekannten auf diese Site aufmerksam gemacht. Sie meinte, ich sollte Euch doch mal was zu Sokrates schreiben, weil ich Euch damit eine Freude machen würde.

Also - hier mein Beitrag:
Der griechische Philosoph Sokrates (469-399 v.Chr.), von dem wir durch die Schriften seiner Schüler Platon und Xenophon wissen, war neben seiner Philosophie im antiken Athen auch für seine Schrullen bekannt (ich hoffe ich beleidige jetzt damit hier keinen!). Unter anderem berichtet man davon, er sei stets barfuß gelaufen, was wohl auch als Ergebnis seiner ausschließlich auf das Wesentliche ausgerichteten Philosophie zu verstehen ist. Allen Prunk und jede Protzerei lehnte er ab. Deswegen wird es auch von Platon besonders hervorgehoben, wenn es mal Sandalen trägt (in Platons "Symposion" berichtet) - er wollte sich halt mal herausputzen. Sokrates hielt sonst alles für überflüssig, was nicht für die unmittelbaren Bedürfnisse notwendig ist, und dazu zählten für ihn offenbar auch Schuhe.
Eine Episode Platons berichtet davon, wie er auf einem Feldzug unbeschuht viel leichter über EIS (!) dahinging als die anderen Soldaten in dicken Fellstiefeln und Pelzen, woraufhin die anderen denken, Sokrates wolle sie verspotten. Durchaus ist er also einer Eurer Gesinnungsgenossen, ja sogar der erste Barfußläufer von dem wir wissen.
Ich glaube diese Eigenart des Sokrates wird sonst noch bei Xenophon in den "Memorabilien" und in Platons "Apologie" erwähnt (wers nachlesen will...)
Vielleicht freut Ihr Euch ja nun, dass eine der berühmtesten Geistesgrößen des Abendlandes "einer von Euch" war ;o)

Grüße
Sebastian

Sokrates

Franek, Tuesday, 12.02.2002, 00:03 (vor 8327 Tagen) @ Sebastian

Hallo Sebastian,

danke für Deinen Beitrag :-)
Ich denke, es ist nur nützlich, wenn wir wissen (und weitergeben können) daß schon ganz andere "Kaliber" das Barfußlaufen als natürlich und "wesentlich" angesehen haben und wir somit nicht als "Bekloppte" abgetan werden.

Hat es sich nicht auch einmal zugetragen, daß Sokrates an einer militärischen Operation teilnehmen mußte (Feinde mußten abgewehrt werden) und dabei in einen Dorn trat?
Da er sich nun nicht mehr so recht bewegen (sprich: fliehen) konnte, fing er angesichts der Feinde an, Kommandos herumzubrüllen, um so den Feinden zu suggerieren, es befünden sich noch mehrere Einheiten in dem aufgewirbelten Staub verborgen (ich glaube, man nennt das aus der Not eine Tugend machen).
Jedenfalls haben sich die Feinde aufgrund dieses Manövers verzogen und Sokrates sollte eine Auszeichnung erhalten.

Ich weiß nicht mehr, wie es genau weiterging. Jedenfalls hatte er wohl Fieber bekommen und einen Freund zuhause empfangen, dem er alles "gestanden" hat.
Ob er die Auszeichnung entgegennahm oder nicht, weiß ich nicht mehr.

Kannst Du diese Begebenheit bestätigen?
Oder vielleicht sogar um den tatsächlichen Ausgang ergänzen?

Mit freundlichen Füßen,
Franek :-)

Sokrates und der Dorn

Sebastian, Tuesday, 12.02.2002, 00:33 (vor 8327 Tagen) @ Franek

Hallo Franek,

freut mich, dass Dich mein Beitrag interessiert. Die Geschichte mit dem Dorn hat sich SO nicht zugetragen, es ist vielmehr eine freie Erfindung von Bertold Brecht ("Der verwundete Sokrates", 1939). Dort wird Sokrates als Anti-Held dargestellt; tatsächlich rezipiert Brecht die von mir schon erwähnte Episode des "Symposion", bei der Sokrates' Verhalten in der Schlacht von Delion und in der Schlacht von Potidaia erzählt wird - einmal rettete er Alkibiades das Leben, das andere Mal zog er sich erst als letzter Hoplit zurück. Sein wirkliches Verhalten im Krieg (also bei den zwei Schlachten, an denen er teilnehmen musste) war demnach sehr tapfer.
Brecht beschreibt ihn so von der historischen Realität abweichend, um auf die Kriegsproblematik hinzuweisen - denke ich, ich bin aber kein Germanist :-)))

Viele Grüße
Sebastian

Sokrates und der Dorn

Franek, Tuesday, 12.02.2002, 05:15 (vor 8326 Tagen) @ Sebastian

Danke Sebastian für Deine informative und prompte Antwort :-)

Also habe ich die Begebenheit (die ja keine ist) aus dem Deutschunterricht...
War Brecht das, mit dem "Verfremdungseffekt"?

Mit freundlichen Füßen,
Franek :-)

Sokrates und der Dorn

Jacob aus DK, Tuesday, 12.02.2002, 14:22 (vor 8326 Tagen) @ Franek

Also, ich habe damit angefangen, dass ich mich verliebt habe in

einen Mann, danach habe ich ihm meine Gedichte geschickt, und so
hat er Meine Freundin und mich zum Sylvesterabend eingeladen.
Mein Hero ist Veinverkäufer. Dann haben wir davon geredet, dass
wir eigentlich sehr gern die Griechische Sprache studieren
mochten, und jetzt sind wir eigentlich schon damit angefangen.
Und ich? Ich ging gestern auf der Strasse im kaltenem Wasser barfuss.
Dass hilt meine Gedanken und Manuskripten unterwegs.

tchüss

Jacob aus DK

Sokrates

Otto, Tuesday, 12.02.2002, 02:34 (vor 8326 Tagen) @ Sebastian

Der griechische Philosoph Sokrates (469-399 v.Chr.), von dem wir durch die Schriften seiner Schüler Platon und Xenophon wissen, war neben seiner Philosophie im antiken Athen auch für seine Schrullen bekannt (ich hoffe ich beleidige jetzt damit hier keinen!). Unter anderem berichtet man davon, er sei stets barfuß gelaufen.<

Das erinnert mich an das Theaterstück "Barefoot in Athens", von Maxwell Anderson, der 1911 in Atlantic, Pennsylvanien geboren war.
Ich habs gelesen, nicht gesehen und es ist schon eine gute Weile her.
Der arme Sokrates wurde da von seiner Frau beschimpft, weil er wieder ohne Sandalen in die Stadt gegangen sei. Ob er denn gar nichts auf sich halte und ob er sich denn da nicht schäme? Demzufolge ging es ihm also nicht besser als, ab und zu, so manchem von uns. (Historisch oder Dichtung?)
Freundliche Grüße Otto

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