Ich traue mich nicht mehr..... (Hobby? Barfuß! 2)

Franz @, Saturday, 05.01.2002, 10:09 (vor 8364 Tagen) @ Heike

Hallo Heike,
nur Mut! Als Leidensgenosse (ich habe selber durch einen Unfall
einen Zeh verloren, ist allerdings schon 14 Jahre her) kann ich
nur sagen, dass es garnicht so schlimm wird, als man vorher immer
befürchtet. Kurz nach dem Unfall wollte ich auch nicht mehr
ins Schwimmbad und habe bei mehreren Orthopädietechnikern wegen
einer Prothese nachgefragt. Wobei mir keiner weiterhelfen konnte, da deren Befestigung am Fuß sehr schwierig wäre. Ausserdem wäre das
"Handicap" trotz Prothese nicht unsichtbar.
Irgendwann einige Zeit später wollte sich meine damalige Clique
öfter im Schwimmbad treffen, wobei ich auch nicht abseits stehen wollte. So mußte ich mich wohl oder übel aufraffen, mitzukommen.
Und siehe da, man macht sich viel mehr Sorgen als notwendig. Meine Freunde haben zwar den fehlenden Zeh bemerkt und auch darüber
gesprochen, da sie auch schon von meinem Unfall wußten; aber von
den anderen Badbesuchern hat keiner davon Notiz genommen.

Mit der Zeit merkt man, daß dieser "Angstkäfig", den man anfangs
im eigenen Kopf aufbaut, später völlig unwichtig wird.
Ich denke, da wird es Dir genauso gehen. Es ist wichtig, sich
einfach zu überwinden, zu seinem kleinem "Handicap" zu stehen
und damit ganz normal zu leben. Ich kenne einige Leute, die Teile
von Fingern verloren haben, dies auch nicht mit Handschuhen
verstecken und keiner macht daraus ein Problem.

Ich muß ehrlich sagen, man kommt mit der Zeit wirklich
darüber hinweg und Du wirst später genauso wieder barfuß
laufen oder offene Schuhe tragen, als vor dem Unfall.
(konnte ich mir anfangs auch nicht vorstellen,
war aber tatsächlich so).

Ich bin zwar kein so intensiver Barfußläufer, wie viele hier
im Forum. Im Sommer laufe ich meist nur barfuß in Sandalen, da es
mir, wie man in Bayern sagt, meistens zu "wax" ist.
Aber des öfteren ziehe ich schon die Schuhe aus, um den natürlichen
Boden hautnah zu fühlen. Es ist doch herrlich, an einem Sommerabend
über einen grasbewachsenen Feldweg zu laufen und den kühlen Tau
intensiv zu erleben. Oder ein Waldweg mit einer jahrzehntealten
Schicht von Tannennadeln, die ein ganz anderes Laufen ermöglicht,
als der harte Betonboden über den wir sonst im Alltag gezwungen
sind zu gehen. Ich traue mich auch manchmal im Winter kurz
durch den weichen Schnee zu laufen, nur ein paar Minuten, bis
die Füße fast stechen und dann so richtig angenehm warm werden durch die angeregte Durchblutung.
Vor drei Jahren war ich zur Geburtstagsfeier einer Bekannten
eingeladen, die einen Barfußfühlpfad in ihrem Garten aufgebaut hatte. Hauptsächlich für die Kinder gedacht, aber auch alle anwesenden Erwachsenen liefen mit verbundenen Augen über den
Parcour, um mit den Füßen die verschiedenen Materialien in den
Kartons zu erfühlen. Alle waren erstaunt, was das Sinnesorgan
Fußsohle zu leisten vermag.

Viele Grüsse

Franz


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