Die Normalität des Barfußlaufens (Hobby? Barfuß! 2)
Durch meine etwas impulsive Reaktion auf den Brief von Dirk MS an das AFA in Karlsruhe ist wieder mal eine heftige Diskussion darüber entstanden, ob Barfuß normal ist. (siehe auch mein heutiges Posting dort) Wir hier im Forum sind glaube ich überwiegend der Meinung, dass dies so ist. Das heißt, wir wünschen uns das so, wir wünschen uns, dass bafuß in der Öffentlichkeit als ganz normal empfunden wird. Aber leider ist die breite Masse der Bevölkerung in Europa nicht unserer Meinung. Das wissen wir auch! Deshalb machen wir barfüßige Aktionen, wir betreiben mit viel Entusiasmus (z.B. Lorenz) Öffentlichkeitsarbeit und bekommen dafür durchaus auch possitve Resonanz. Die Barfußparks werden jählich von mehreren 100 000 Menschen besucht. Eine beeindruckende Zahl, im Verhältnis zu 80 Millionen in Deutschland und einigen 100 Millionen im restlichen Europa allerdings doch ein ganz kleines Grüppchen, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass einige davon die Parks mehrfach oder vielleicht sogar regelmäßig besuchen.
Wenn wir ganz ehrlich sind, empfinden wir barfuß selbst auch nicht als normal! Warum sonst müssen wir uns immer wieder dafür rechtfertigen, warum wir das tun? Warum brauchen wir dieses Forum? Für etwas Normales braucht man kein Forum! In Afrika würde bestimmt niemand auf die Idee kommen, ein Forum für's Barfußlaufen zu gründen. Dort braucht man sich auch nicht dafür rechtfertigen. Allerdings haben die Menschen dort überwiegend auch viel existenziellere Probleme, als über den Sinn des Barfußlaufens zu grübeln.
Warum macht Georg sich die viele Mühe, dieses erfolgreiche Forum zu verwalten, das Best Of zu bearbeiten, und die Presse nach barfuß zu durchstöbern. Doch nur, weil das Bedürfnis besteht, Barfuß in der Öffentlichkeit zu "rechtfertigen" (mir fällt jetzt kein besseres Wort ein)
Wenn einer bei dem derzeitigen Wetter ohne Mütze oder ohne Handschuhe herumläuft, bemerkt das kein Mensch, wenn einer ohne Schuhe herumläuft, dreht sich jederum, der es bemerkt. Viele geben ihren mehr oder weniger qualifizierten Kommentar dazu ab. Also ist es eben doch nicht normal.
Natürlich stößt man mit allem, was nicht die große Masse macht auf Ver- oder auch Be-wunderung. Nach wie vor werde ich gelegentlich gefragt, ob ich Hausmann bin, weil ich immer Einkaufen gehe. Wenn ich dann sage "Ja, teilweise" ernte ich verwunderte Blicke, fast ebenso, wie wenn mich jemand fragt, ob ich auch im Winter barfuß gehe, und ich die selbe Antwort gebe. Ich löse auch Verwunderung aus, wenn ich sage, dass ich jedes Jahr nach Skandinavien in Urlaub fahre. Die anderen fahren halt alle lieber dort hin, wo's warm ist. Nur hat mich deshalb noch niemand für verrückt erklärt, es wollte mir auch noch niemand verbieten. Als Hausmann bekommt man schon öfters zu hören, dass "man(n) das nicht macht!" "Verrückt" ist man dennoch nicht, verbieten tuts einem auch niemand. Doch wenn man im Winter barfuß herumläuft, bekommt man nicht nur verwunderte Blicke. Wenn das draußen in der Natur ist, leuchtet manchen doch noch der Gesundheitsaspekt ein, da kommt auch etwas BE-Wunderung. In der Stadt, auf dem Weihnachtsmarkt kam aberüberwiegend nur völliges Unverständnis bis hin zur Verachtung. Man kann einfach die breite Masse nicht von dem Sinn unseres Tun's überzeugen.
Vür viele ist barfuß einfach nur unhygienisch, zumindest in der Stadt auf schmuzigen Straßen, auf denen ja auch Glasscherben herumliegen. Das verbirgt ja auch eine Verletzungsgefahr und damit verbunden auch eine Infektionsgefahr.
Die allermeisten Menschen glauben, dass man sich bei Temperaturen unterhalb von Hochsommerniveau erkältet, wenn man barfuß ist. Wir wissen dass dem nicht so ist.
Manche genieren sich auch, ihre Füße zu zeigen und es gibt sogar welche, die Barfußlaufen in den Bereich sexueller Perversion einordenen. Das ist zwar für uns kaum nachvollziehbar, doch müssen wir uns dennoch auch immer wieder diesbezüglicher Postings im Forum erwehren. Das beweist, dass diese Vermutung nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Ich habe auch schon erlebt, dass sich Leute durch barfuß sexuell belästigt fühlten. Das ist zwar rechtlich wohl nicht begründbar, aber die Meinung besteht vereinzelt.
Aus diesem Grunde denke ich, dass barfuß in absehbarerer Zeit nicht zum normalen Straßenbild gehören wird und wir weiterhin als so etwas wie "Sonderlinge" gelten werden, auch wenn wir es uns noch so sehr anders wünschen.
Mir persönlich wäre schon genüge getan, wenn man sich so frei ohne Schuhe bewegen kann, wie ohne Mütze oder ohne Handschuhe, also ohne ständig begafft oder angequatscht zu werden. Aber da zählt barfuß halt doch noch fast als nackt, das heißt, man zählt ja auch als nackt, wenn man außer den Socken nichts mehr an hat.
Gruß, Bernd A