Erinnerungen, 2. Teil: Barfuß in Karlovy Vary (Hobby? Barfuß! 2)
Meine erste exzessive Barfußzeit hab ich im Sommer 1990, nach der "sanften Revolution", in der damaligen Tschechoslowakei verbracht, und das nicht ganz freiwillig. Ich war mit dem Zug unterwegs und bin zuerst von Wien nach Bratislava gefahren, wo ich einen Tag mit Freunden verbracht habe. Gemeinsam sind wir zum Stadtrand (in die Kleinen Karpaten) gefahren und spazierengegangen. Ein Mädchen aus unserer Gruppe hat bald die Schuhe ausgezogen, und ich musste ihr das natürlich nachmachen... Nur hab ich die Schuhe auch nachher im Rucksack gelassen und bin schließlich auch so in den Nachtzug nach Prag gestiegen. Dort hab ich einen Tag alleine verbracht (mein erster Tag in dieser tollen Stadt), dann eine Nacht in einer Jugendherberge, dann war ich mit (eher reichlich entfernten) Bekannten verabredet, mit denen ich einen Ausflug nach Karlovy Vary (Karlsbad) machen wollte. Nach zwei bloßfüßigen Tagen bin ich dann auch in aller Früh ohne Schuhe an den Füssen zum Hauptbahnhof gefahren, wo meine Bekannten und der Zug in den berühmten Kurort warteten. Meine Füße waren ihnen nur ein Grinsen wert, denn barfuß war in Prag 1990 nichts allzu Seltenes. Freiheit erlebt man eben gerade auch mit den Zehen... Nur, eigentlich dachte ich, dass meine Schuhe im Rucksack im Gepäcknetz seien. Und wollte sie auch vor der Ankunft in Karlovy Vary anziehen. Doch ich sollte mich täuschen. Offenbar hatte ich sie in der Jugendherberge am Abend aus dem Rucksack genommen und dort stehen gelassen. So schnell ging es also, dass ich zum ersten Mal in einer fremden Stadt ganz auf meine Füsse gestellt war. Wir lachten darüber, und ich kann mich heute noch ein wenig daran erinnern, wie sich der Stein der Kolonade unter meinen nackten Sohlen angefühlt hat. Spätaends fuhren wir nach Prag zurück, ich konnte jetzt bei einem meiner Freunde übernachten und durfte auch noch das Pflaster von Prag hautnah erleben. Ich sollte mich so wohlfühlen, dass ich bis heute gar nicht genug kriegen kann!