Barfuß-Erinnerung! (Hobby? Barfuß! 2)

Lotsi, Thursday, 06.12.2001, 23:03 (vor 8328 Tagen)

Hi Ihr!

Mann, geht das hier ab auf diesem Forum! Texte ohne Ende. Da komme ich mir jetzt mit meinem kleinen Beitrag richtig hausbacken vor, aber ich bringe ihn trotzdem. Es war nämlich so: Als ich heute durch den Nieselregen trabte und vom Barfußlaufen träumte, fiel mir eine recht nette Anekdote ein. Und weil mich der Georg ja aufgefordert hat, ein paar Erinnerungen kund zu tun, tue ich das eben, weil ich wie gesagt dermaßen vom Sommer träume, teilweise an fast nichts anderes mehr denkem, dass ich dies los werden muss!
Eine eigentlich blöde, unangenehme Geschichte mit ganz banalem Verlauf. Es ist schon einige Jahre her (ich war noch Schülerin). Wir waren zu mehreren in München zu Besuch, verbrachten in einer größeren Gruppe Anfang August ein wunderschönes Wochenende. Samstag, spät Nachmittag, kam jemand auf die Idee, schnell nochmal zum Baden an einen See zu fahren. So auf die Schnelle. Es war wie gesagt schon gegen 18 Uhr, wir fuhren in 2 Autos etwa gute 10 Kilometer raus zu einem See. Da es wirklich nur ein kurzes Eintauchen sein sollte, hatte ich naives Ding auch fast nichts dabei, trug meinen Badeanzug, darüber ein weites Karohemd (Herrengröße, sowas fand ich damals total cool...naja) und führte ein großes Handtuch mit. Mehr brauchte ich ja nicht, weder Schlüssel noch Geld noch sonstwas (erst recht keine Schuhe, die standen eh in Nürnberg, also weit genug weg).
Tja, wie Missverständnisse halt so passieren. Würde zu weit führen, es zu erklären, jedenfalls stand ich später alleine am Weiher, alle anderen waren auf der Rückfahrt, und jede Autobesatzung dachte, ich säße im jeweils anderen Auto. Tat ich aber nicht. Ich stand, halb 8 Uhr abends, an einem gottverlassenen Tümpel, mit Badeanzug, Karohemd, diesem blöden Handtuch und musste, weil der Weiher ja ein super Geheimtipp war und entsprechend einsam, heimlaufen - barfuß natürlich. Gut, ein paar Autos fuhren schon vorbei, aber in meinem Aufzug wollte ich nicht per Anhalter fahren. Echt nicht. Also laufen. Gut 10 Kilometer bis zur Stadtgrenze. Meine Füße hatten zwar damals schon ungezählte Barfußkilometer auf den Sohlen, aber hart war es dennoch. Der Asphalt wurde immer heißer und härter (kam mir jedenfalls so vor), der Weg wurde nicht kürzer, die Abendsonne brannte, die Fußsohlen bald auch, und ich trug nur dieses saublöde Handtuch!! Konnte nicht anrufen, wollte nicht trampen, fühlte mich barfuß fast wirklich nackt - ein Gefühl, das ich bis dato nicht kannte!
Stunden später (ich hatte jedes Zeitgefühl verloren) erreichte ich die Stadtgrenze, es war mittlerweile dunkel, tappte, irrte zu einer U-Bahn-Haltestelle, hielt immer noch das blöde Handtuch fest (warum eigentlich), bis ich es wutentbrannt in einen Vorgarten schleuderte! Ja, ich hatte es tatsächlich satt! Allein und mit nackten Füßen durch die Fremde ziehen zu müssen, stundenlang. Ich wollte heim.
Dann endlich die U-Bahn. Hatte natürlich keine Fahrkarte (wenigstens sind so spät keine Kontrolleure mehr unterwegs; das wäre was gewesen!). Da saß ich nun, in meinem Karohemd, zerzaustes Haar, barfuß, mit nackten, schwarzen, schmwerzenden Füßen, ohne Hose, hach so sexy (ich fand mich fürchterlich! echt! spiele gerne ja normalerweise gerne mit meinen Reizen, aber an diesem Tag war es etwas anderes). Um mich lauter gut angezogene Leute, die gerade aus irgendwelchen Theatern oder so kamen. Wie die guckten! Aber ich bot ja auch einen schlimmen Anblick! Wollte mich fast verkriechen! Wie gesagt: Ich liebte es schon damals, in immer barfuß zu sein, auch mal knapper bekleidet (gerade als Schülerin), aber der lange Weg war einfach zu viel. Zum ersten Mal kam ich mir barfuß deplatziert vor.
Es war sicher schon elf Uhr herum. Und noch viel später, als ich (nach langen Irrwegen; bin ja keine Münchnerin) endlich an der Wohnung war. Dort klebte ein Zettel: "Hi Lotsi! Na! Wen hast Du denn Tolles kennengelernt? Wir sind noch auf Kneipentour. Viel Spaß!" Ich hätte heulen mögen. Saß noch bis nachts um 2 in diesem saublöden Karohemd über dem Badeanzug auf dem Randstein, die Leute glotzten auf meine Füße, ich fröstelte langsam, und verfluchte alles um mich herum. Ganz fürchterlich.
Es war schon schlimm damals. Aber rückblickend - wie immer - eine wunderschöne Erinnerung!
Liebe Grüße
Lotsi


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