Novemberpresse (1) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 25.11.2001, 22:02 (vor 8404 Tagen)

Hallo zusammen,
nachdem das neue «Best of» jetzt online ist, gibt es auch einen ersten Teil der Novemberpresse :
Zurück bleiben Kippen und Dosen
Springe (nick). Der Spielplatz des Kinderhorts der Roten Schule ist in den Abendstunden ein beliebter Jugendtreff. Eine Entwicklung, die die Verantwortlichen des Kindergartens sehr kritisch sehen.
"Das ist kein kein öffentlicher Spielplatz. Die Anlage ist nur für die Kinder der Roten Schule zum Spielen angelegt worden", sagt Hort-Erzieherin Bettina Stahmann. "Wir finden es nicht gut, dass Jugendliche dort ihre Raucherpause einlegen, anschließend Müll wie Kippen, Cola-Dosen und Chipstüten zurücklassen.
Das Problem: Viele Jugendliche betrachten den Spielplatz als städtische Anlage, weil nebenan auch Bücherei und Jugendzentrum ihren Standort haben. So wissen sie nicht, dass sie eigentlich kein Recht haben, den Spielplatz als "Kommunikationsstätte" zu nutzen. "Es wäre schön, wenn man einen Zaun um den Spielplatz ziehen würde", sagt Bettina Stahmann. Die Kinder des Horts könnten im Sommer nicht barfuß im Sand spielen, da es wiederholt vorgekommen sei, dass dort Glasscherben gelegen hätten. "Da die Jungen und Mädchen nicht gern mit Sandalen spielen, bleibt uns oft nichts anderes übrig, als sie von dort ganz fern zu halten", fügte Stahmann hinzu. [...]
[Neue Deister-Zeitung, 01. 11. 2001]
Einen vernünftigen Standpunkt haben die Kinder in Springe - leider mit sehr negativen Konsequenzen ...

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Die Pferde gehen bewusst "barfuß" [...]
Seit Juni 2000 sind Reiner Seemann und Rolf Beck mit ihrem Trakehnergestüt "Stall Krotenbach" direkte Nachbarn des Christlichen Jugenddorfes in Schnellmark. Die beiden passionierten Pferdeliebhaber haben sich den Trakehnern verschrieben und betreiben mit den gekörten Hengsten [...] eine Deckstation. Sie verfolgen eine ganz eigene Reitphilosophie - ihre Pferde werden nicht beschlagen, gehen ausschließlich "barfuß", denn Hufeisen engen den Hufmechanismus ein. [...]
"Bei richtiger und regelmäßiger Pflege kann man auf Eisen verzichten. Das ist gesünder und besser für die Sehnen", erklärt Reiner Seemann. Deshalb werden den Pferden auch unterschiedliche Böden angeboten: weich und hart. [...]
[Eckernförder Zeitung, 02. 11. 2001]
Berichte über nicht mit Fufeisen beschlagene, also «barfuß» gehende Pferde hatten wir bereits gelegentlich. Faszinierend finde ich die jeweilige Übertragbarkeit der Argumente auf den Menschen - ob die Züchter darüber eigventlich schon mal nachgedacht und für sich selbst Konsequenzen daraus gezogen haben
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Wie kam denn wohl der Sand ins Kraut?
Von Roland Rösch, Heilbronn
SCHEMMERHOFEN - Dass nicht wenige Bewohner der Gemeinde Schemmerhofen in früherer Zeit gleich zwei Berufe hatten oder zumindest zweierlei verschiedene Tätigkeiten ausübten, war damals nichts Besonderes. [...] Es war im Herbst 1944, als ich feststellen musste, dass die Langenschemmerner Zeitungsfrau, die Karleen, nicht nur Zeitungsausträgerin war, sondern zudem als professionelle Krautschneiderin einen zweiten Erwerbszweig hatte. Jeden Werktag, so gegen Mittag, brachte sie uns "s'Blatt" in die Kronenküche. [...] Bei einem dieser Informationsbesuche in der Krone wurde ihr angedeutet, dass sie auch zum Verarbeiten der im Kronenhof zuhauf liegenden Krautköpfe begehrt wäre. So rückte die Karleen bereits am nächsten Tag, wie immer mit dem Fahrrad, an. Auf ihren Rücken hatte sie einen überdimensionalen Krauthobel gebunden. Ein großer Bohrer mit breitem Holzgriff, wie ein riesiger Korkenzieher, baumelte an einer Papierschnur um ihren Hals wie ein Amulett oder ein Schmuckstück bei anderen Frauen.
Tante Paula, die Rosel und ich, hatten die zahlreichen Weisskrautköpfe aus dem Kronengarten in die Küche transportiert. Und dann konnte die Verarbeitung beginnen. Geschickt bohrte die Karleen den Strunk aus jedem Krautkopf, legte die so durchlöcherte Frucht in den auf einer Führungsschiene laufenden Schlitten auf dem Hobel und machte sie mit Krautkopf und ihren Armen rhythmische Hin- und Herbewegungen, wie sie heutzutage in jedem Fitnessstudio zu beobachten sind, hier allerdings ohne Krautkopf, dafür um so mehr mit Musik. So nach und nach nahmen die Köpfe durch das Hobeln an Größe ab, und der Bottich, auf dem der Hobel lag, füllte sich mit Krautstreifen.
Dann kam es zum Arbeitsschritt, der auch meine Mithilfe nötig machte. Das geschnittene Kraut musste in einen tönernen, braunen Krautkübel gepackt werden. Eine Lage Kraut, eine Hand Salz, wieder eine Lage Kraut und so weiter. Immer wieder musste die Füllung festgedrückt werden. In manchen Haushalten bediente man sich dabei eines hölzernen "Krautstampfers". Wir in der Krone hingegen setzten dabei die menschliche Schwerkraft ein, wobei der Inhalt des Krautständers buchstäblich mit Füßen getreten wurde. Das größte Gewicht brachte Onkel Xaver auf die Waage. Dementsprechend war auch das Maß seiner Füße. Die waren so groß, dass sie, ausgestreckt, keinenPlatz im Krautständer gehabt hätten. Der Onkel Xaver war also als Krautstampfer nicht zu gebrauchen. Da war ich wieder einmal gefragt. "Roland, sei so guat, dätesch eis it des Kraut en Kiebel nei schtampfa?" mahnte Tante Paula in ihrer fürsorglichen Art meine Mitarbeit an.
Dass es schon damals in der Kronenküche hygienisch zuging, so dass ein Wirtschaftskontrolldienst, sofern es in den vierziger Jahren einen gegeben haben sollte, nichts Negatives gefunden hätte, muss hier ausdrücklich betont werden. Darum war das Waschen meiner Füße, bevor sie zur Nahrungsmittelgewinnung eingesetzt wurden, eine Selbstverständlichkeit. Wohl gab es damals keine Dusche, dafür aber Wasser in Hülle und Fülle in dem an der Krone vorbeifließenden Mühlbach. Barfuß ging ich also dorthin und auch barfuß wieder zurück in die Kronenküche. Dass dabei die Füße beim Überschreiten des damals ungeteerten Kirchenwegs mit Sand verklebt werden, daran dachte ich nicht und im Eifer des Krautschneidegefechts sicher auch nicht an die um Krauthobel und Krautständer versammelten Frauen.
Man hob mich also ins Kraut, einige Trippelbewegungen und schon war der Inhalt des Krautständers auf mehr als die Hälfte zusammengedrückt. Zunächst spürte ich bei diesem Krautstampftanz die etwas klebrige Brühe, wie sie durch meine Zehen quatschte, dann aber hatte ich das Gefühl, so saubere Füße zu haben, dass ich bei jeder Fußwaschung am Gründonnerstag hätte mithalten können.
Ja, und dann ging das Füllen der Krautgefäße im immer gleichen Rhythmus weiter: Kraut, Salz, Fußstampfen, so lange halt bis die Krautköpfe gehobelt und der Krautständer voll war. Jetzt hatten wir, wenn auch keinen Speck-, so doch einen Krautvorrat im Keller, der Winter konnte kommen.
Das Kraut schmeckte sowohl den Gästen als auch der Familie ausgezeichnet bis (man merkte schon das Wiedererwachen des Frühlings an den sprossenden Blumen und am halb leeren Krautständer) die Kronensippe wieder einmal beim Sauerkrautessen um den Kronenküchentisch saß. Nicht nur die Tante Anna und die Rosel knirschten urplötzlich mit den Zähnen. Alle am Tisch hatten etwas im Mund, das sich auch mit den stärksten Kaubewegungen nicht zerkleinern ließ. Als dann einer nach dem anderen den Tellerinhalt in Augenschein nahm, konnte jeder im Kraut schön verteilte Sandspuren feststellen.
Jetzt wurden Mutmaßungen angestellt woher wohl der Sand in das Kraut kam. Aber wenn auch noch so viele bestechende Vermutungen ausgesprochen wurden, an meine versandeten Füße dachte niemand. Schließlich war seit dem Krautstampfen schon fast ein halbes Jahr vergangen. Gegessen haben wir das Kraut trotzdem [...]
[Schwäbische Zeitung, 02. 11. 2001]
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Der schöne Schauer im Gruselkabinett
Wicker. Nur wer das gespenstische Kreuzworträtsel richtig löste, durfte ins Gruselkabinett. Das mussten die etwa 70 Kinder beim Halloween-Fest der katholischen jungen Gemeinde am Freitagabend im katholischen Gemeindezentrum barfuß und mit verbundenen Augen betreten.
Auf sie warteten die Körperteile von Frankensteins Monster, aufgereiht wie in einem biologischen Labor. Der Weg dahin barg verschiedene Hindernisse. Eine Stufe "höher" wurden die Kinder von unsichtbaren Händen geführt. Sie spürten, wie plötzlich der Boden leicht nachgab, bevor sie aus der Kiste stiegen, in der sich in Wirklichkeit Styropor-Schnipsel befanden. Dann wurde es feucht und schmierig. Dazu berührten sie seltsame Streifen wie flatternde Spinnweben. Die Kinder waren noch lange nicht am Ende angelangt. Da lagen sie nun, die Augen und Zähne der Bestie. Sie berührten den Mageninhalt des Ungeheuers, der sich halb-flüssig beziehungsweise warm und glibberig anfühlte. Was wäre, wenn Dr. Frankenstein käme und die Einzelteile wieder zusammen setzte, mag sich so manches Kind gedacht haben?
An der Alten Goldbornschule huschten finstere Gestalten durch die Dunkelheit. Fast alle waren schwarz gekleidet, hatten Spinnennetze im Gesicht oder trugen eine Sense mit sich, das kam todsicher an. Der Weg zu ihrem schaurigen Treffpunkt war mit leuchtenden Kürbissen gepflastert. Dort angekommen, warteten Vampire, Zombies, Gespenster und viele Hexen mit langen, spitzen Hüten. Am Eingang stand stumm ein großes Skelett, dessen Augen so tief schwarz waren wie der Grund des Meeres.
Die Veranstalter gaben sich viel Mühe, ihr Fest zu gestalten, und die Kinder dankten es ihnen mit ihren tollen Kostümen. Im Hexensaal tanzten die Wesen den Hexentanz. Dabei wurde der Besen herum gereicht. Wer ihn in der Hand behielt, wenn die Musik ausging, der schied aus bei der "Reise nach Transsylvanien".
Der Abend war für die Kinder aufregend. Nur ein kleines Mädchen konnte sich nicht einkriegen, so sehr erschreckte sie das Skelett am Eingang. Seine Mutter hatte große Mühe, es zu beruhigen. (stef)
[Höchster Kreisblatt, 07. 11. 2001]
Die Tastpfadidee ist wirklich sehr vielseitig ...
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Musik und Farbenpracht
"Hilal" und Gäste vermitteln orientalisches Flair im Kolpinghaus
Bensheim (moni). Der orientalische Bauchtanz hat mit dem, was Touristen in Billigbars finden oder was Hollywood in seinen Filmen auffährt, nur sehr wenig zu tun. Die Lorscher Gruppe "Hilal" führte am Sonntag im voll besetzten Kolpinghaus weg vom Klischee und hin zur authentischen Kultur. "Hilal" vermittelte zusammen mit zwei Gastgruppen den über 200 Gästen einen Eindruck von der Vielfalt und dem Facettenreichtum dieses hierzulande weitgehend unbekannten Tanzes.
Den musikalischen Hintergrund bildete zum einen die klassische Musik des Orients. Über Folklore ging es weiter zum orientalischen Pop. Alle Richtungen sprühen vor Lebendigkeit und Fröhlichkeit, die sich auch die drei Tanzgruppen zu eigen machen. Verschiedene Einflüsse sind erkennbar: Trommeln, deren Rhythmus zunehmend schneller wird und sich zu einem furiosen Wirbel steigert, sind Zitate aus der afrikanischen Welt, die die tunesische Folklore prägt. Die Tänzerin Sindula setzt diesen Wirbel in atemberaubend schnelle Bewegungsfolgen um, die verschiedene Körperpartien durchlaufen. Den krönenden Abschluss bilden ihre zwei Kinder, die, kaum des Gehens fähig, bereits die diffizilen Fußbewegungen beherrschen.
Das Spektakel entfaltet seine volle Wirkung auch dank der farbenprächtigen Kleidung. Das Spiel mit den Tüchern und die sanften Bewegungen der Perlen und Pailletten ergeben ein faszinierend schönes Gesamtbild. [...] Die Tänzerinnen bewegen sich barfuß, ohne dabei an Grazie zu verlieren. Effektvoll binden sie ihre weiten Röcke in die weichen Tanzschritte ein. [...]
Die Gruppe "Hilal" hat mit ihrer dreistündigen Veranstaltung am Sonntag hierzulande weitgehend unbekanntes künstlerisches Terrain ins Rampenlicht gerückt. Hinter "Hilal" verbergen sich zwei Lorscherinnen, die den orientalischen Tanz vor 13 Jahren kennen und schätzen gelernt haben. [...]
[Darmstädter Echo, 08. 11. 2001]
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Lieber barfuß
Die Tanzschmiede Folkwang feiert Kurt Jooss und sich selbst [...]
Pina Bausch ist der alles überragende Name, wenn es um bekannte Absolventen der Essener Folkwang-Hochschule geht. Aber auch Susanne Linke und Reinhild Hoffmann und, eine Generation jünger, Urs Dietrich und Daniel Goldin sind sichtbar von der Folkwang-Tradition geprägt. Ihre Stücke lassen eine Hinwendung zu sozialer und sozialkritischer Thematik auch dann erkennen, wenn sie vermeiden, eine Geschichte zu erzählen. Diese Choreografen sind motiviert vom Wunsch, Tanz "nicht aus eitlen Gründen" (Bausch) entstehen zu lassen. Wichtig ist ihnen stets der emotionale Gehalt einer Bewegung, die Suche nach dem "Wirklichen" und "Wahren" (Henrietta Horn, ebenfalls Folkwang-Absolventin) - Pina Bausch nennt es "Ehrlichkeit".
Doch es gibt nicht nur eine inhaltliche Familienähnlichkeit. Der Folkwang-Stil ist, bei allen Unterschieden zwischen den oben Genannten, gekennzeichnet durch filigrane, vielfältige Arm- und Handbewegungen, bis hin zu barocker Detailfreude. Auch vermeidet er das Brachiale, den extremen Umgang mit dem Körper, nähert sich eher ein wenig der Expressivität des Ausdruckstanzes an. Weit lieber tanzt die Folkwang-Familie barfuß als in den bei einigen Choreografen favorisierten schwarzen Stiefeln. [...]
Das Ensemble, das zum Teil aus Absolventen der Hochschule besteht, heißt heute "Folkwang Tanzstudio" (FTS) und wird künstlerisch geleitet von Pina Bausch und Henrietta Horn. [...]
[Frankfurter Rundschau, 09. 11. 2001]
Lieber barfuß - das Konzept könnte von uns sein !
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Historiker Gerd Althoff über Strafen im Mittelalter
Barfuß zu Boden, und die Ehrabschneidung war verziehen [...]
Vor dem Gericht sind alle gleich. Dieser Satz galt im Mittelalter nicht, wie Professor Gerd Althoff aus Münster besonders betonte. Der Historiker sprach [...] über "Konfliktlösung und Strafe im Mittelalter".
Althoff beleuchtete speziell die Konflikte der Führungsschicht zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert im Gebiet des so genannten Deutschen Reiches. Dabei galten für Menschen höherer Schichten andere "Spielregeln" als für den Rest. "Ein höherer Geltungsanspruch der gerichtlichen Regelungen war nicht festzustellen, manchmal sogar eher das Gegenteil", sagte der Wissenschaftler. Oft gab es Auseinandersetzungen, bei denen das Gericht gar nicht erst eingeschaltet wurde.
Stattdessen vertraute man auf die Arbeit von Vermittlern, die durch ihr Handeln Verzeihen gegen eine "Genugtuungsleistung" in Aussicht stellten. So glich etwa ein öffentlicher barfüßiger Fußfall eine Ehrenverletzung oftmals bereits aus. Daran gekoppelt war allerdings eine Gegenleistung, die materiell oder immateriell sein konnte und immer vom Rang des Betroffenen abhing. [...]
[newsclick, 09. 11. 2001]
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Kirchanschöring: Die Schule bekommt eine neue Schließanlage
Kirchanschöring. Etwas schwierig gestaltete sich im Kirchanschöringer Gemeinderat die Entscheidungsfindung [...]
Dem Gemeinderat lag auch ein Antrag der Pfarrkirchenstiftung auf Errichtung einer Beschattungsanlage am Kindergarten vor. Wie die Kindergartenleitung darin ausführte, könnten die Kinder an heißen Sommertagen das Pflaster an der Südseite des Kindergartens wegen Verbrennungsgefahr barfuß nicht betreten. Eine Beschattung dieses Pflasters durch Markisen würde auch die Aufheizung der Räume reduzieren. Bevor über diese mit 16.000 DM veranschlagte Maßnahme entschieden wird, entschied sich der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen für eine vorherige Ortsbesichtigung durch den Bauausschuss. [...]
[Chiemgau-Online, 09. 11. 2001]
Da hoffen wir im Sinne der Kinder mal, dass der Gemeinderat die 16 Mille findet ...
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Kenianische Weltklasse-Läuferin setzt sich für Behinderte ein [...]
Keine geringere als die vierfache Weltstraßenläuferin des Jahres, Tegla Loroupe aus Kenia, war direkt aus New York in die Domstadt gekommen, um ihre sozialen Projekte in der Heimat etwas näher vorzustellen. [...] Die 28-jährige Tegla Loroupe ist amtierende Stunden- und 20-Kilometer-Weltrekordhalterin, ehemalige Marathon-Weltrekordhalterin, sechsfache Weltmeisterin, zweifache Siegerin der Goodwill Games sowie Gewinnerin der Stadtmarathons von London, Rom, Berlin, Rotterdam und New York. Laut Umfragen gilt Loroupe, die Ende letzten Jahres von einer unabhängigen Journalistenjury zu einer der zehn größten Läuferinnen des letzten Jahrhunderts gewählt worden war, als beliebteste Sportlerin Afrikas.
Die gläubige Christin machte Sport für Frauen in Kenia hoffähig und lief als kleines Kind schon jeden Morgen zehn Kilometer barfuß zur Schule. "Letztendlich wurde ich gegen den Willen meines Vaters professionelle Sportlerin", so Loroupe in perfektem Englisch. So wurde aus dem armen Kind einer Bauernfamilie mit 24 Kindern durch eisernen Willen die weltbeste Langstrecklerin. [...]
Tegla Loroupe hat jedoch trotz dieser Erfolge ihre Herkunft nicht vergessen, ist bescheiden geblieben und nutzt gemeinsam mit Joyce Chepchumba ihre Popularität, um kranken und behinderten Menschen, vor allem Kindern, weltweit zu helfen. [...] In Kenia setzt sich Tegla Loroupe für eine Schule der Straßenkinder ein und soll nach dem Willen der kenianischen Regierung nach ihrer Karriere zur Staatsministerin aufsteigen.
[Nassauische Neue Presse, 09. 11. 2001]
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DER KABARETTIST O.M. REICH
Zwischen Höhenflug und Tiefenpsychologie
SELB - Da steht der Weltenbummler in der Abflughalle. Er wartet auf die, mit der er seit Jahren eine vorbildliche Ehe führt. Aber ,,die Mama'' kommt nicht. Und so bummelt der Weltenbummler derweil allein durch die Welten. Im Selber Rosenthal-Theater pendelte er zwischen Höhenflug und Tiefenpsychologie, zwischen Raucherzone und Tabuzone.
Der Kabarettist O.M. Reich aus Schweinfurt kennt sich aus in der Welt [...] Am besten aber kennt er sich mit den Frauen aus. Er kennt die Abgründe ihrer Seele und den Inhalt ihrer Handtaschen [...]
Beziehungsgespräche wie die zwischen Ötzi und seiner Frau viertausend Jahre vor Christus sind symptomatisch. Auf ihre schroffen Vorhaltungen - ,,Es wird nicht mehr in die Höhle gepinkelt'' - verschwindet er in den Bergen, im ewigen Eis [...]
Tourist O.M. Reich ist reisefertig. Seine abgeschabte Tasche steht neben ihm in der Abflughalle. Das Bermudahemd und die Schlabberhose schwabbeln um Bauch und Beine und die bloßen Füße. Warum wird unsereins in fernen Landen sofort nach Herkunft und Sprache entlarvt? Obwohl der ,,leichte, mediterrane Gang'' nach dem Vorbild des Südländers unübersehbar ist und unüberhörbar das fließende Italienisch?
Auf Selbstironie und Sarkasmus versteht sich Kabarettist Reich [...]
[Frankenpost, 10. 11. 2001]
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Platz für Murmelbahnen [...]
Gleich drei Schulhöfe hat die Pfaffenberggrundschule in Nieder-Ramstadt. Mehr als 40 Eltern pflanzten am Samstag auf dem hinteren und höchst gelegenen der drei Plätze ein Labyrinth aus Pflanzen, Sträuchern und Bäumchen. "Dadurch soll eine Ruhezone für die Schüler entstehen. Ein Bereich der Stille", erläuterte die stellvertretende Schulleiterin [...] das Projekt.
Wo jetzt das Labyrinth anwächst, gibt es bereits ein schlängelndes Kiesbett in der Art eines Bachlaufs, das Kinder im Sommer barfuß begehen können. Auf einem Erdwall können die Grundschüler Murmelbahnen anlegen, sie dürfen in Heckenhöhlen spielen oder sich verstecken oder einfach nur den Weg im Labyrinth entdecken. [...] An der Schule läuft ein Mediationsprojekt, das das Miteinander der Schüler verbessern soll. "Mit dem Labyrinth wollen wir einen Raum für stille und ruhigere Schüler bieten" [...]
[Darmstädter Echo, 12. 11. 2001]
Das Barfuß - Kiesbett ist auch eine meditative Spielidee!
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"Boarisch barfuß gehn"
Töging (red). Bayerisch ist kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache - diese Position vertritt Christina Walton. In ihrem Vortrag "Boarisch barfuß gehn" möchte die Niederbayerin am morgigen Dienstag an der Volkshochschule (Vhs) Interessierten die Wurzeln des Bayerischen näherbringen. Mit Volksmusik wird die Jugendgruppe des Trachtenvereins Enzian für den passenden Rahmen sorgen. Beginn: 19.30 Uhr im Vhs- Lehrsaal in der Grünewaldstraße.
[Passauer Neue Presse, 12. 11. 2001]
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Barfuß der Sonne entgegen
Die Darmstädter Mathildenhöhe feiert mit einer großen Schau die Lebensreform-Bewegung [...]
Die Zeit des unschuldigen Blicks ist vorbei. Die gängigen gesellschaftlichen Utopien sind, durch ihre Überführung in die Praxis, denunziert. Praxis macht die Idee nicht schlechter, verweist sie nur in den Bereich der Utopien, wohin sie gehört. Leider ist es auch so mit der Bewegung der Lebensreform, die ein fast unüberschaubares Konglomerat verschiedener Ideen vereinigte. Dabei waren es passable Ideen, die da Anfang des 20. Jahrhunderts geboren, propagiert und gelebt wurden: Ideen von Schönheit, von schönen Menschen, von sich bewusst ernährenden, sportlichen, natürlichen Naturliebhabern, die barfußtanzend die Sonne anbeteten, weite Kleider trugen, sich das Korsett vom eingeschnürten Leibe rissen, völlig befreit den Morgentau traten und ihre Seelen pflegten. [...]
Die Vorfahren dachten, dass wir erreichen würden, wovon sie träumen: Krankheiten besiegen, schön sein, Frieden, soziale Probleme lösen, kurz gesagt, das Paradies auf Erden schaffen.
Sie selbst haben die Utopie kurz nach ihrer Entstehung gründlich zerstört. Jedenfalls führt eine deutliche Spur von diesem Geist der Jahrhundertwende auch zur Ideologie des Nationalsozialismus. Was Körperertüchtigung, was Verherrlichung des schönen, perfekten Körpers war, wurde zur Verurteilung und dann zur Auslöschung des Unvollkommenen. Was unschuldig zur Anschauung und Bildung gedacht war, wurde zur Rassenideologie. [...] Der Reformbewegung war, bei aller philanthropischen Naivität, der Hang zum nordischen Übermenschentum bereits eingeschrieben.
So schwer fassbar, belastet und komplex ist das Thema, dass sich bisher niemand an eine umfassende Ausstellung wagte. Die Darmstädter Mathildenhöhe, die Stein gewordene Lebensreform, hat es versucht und feiert die Zeit der Lebensreform in einer riesigen Schau. [...] Wirklich akribisch und Kosten nicht scheuend (1,3 Millionen Mark wurden von der Stadt für die Ausstellung aufgewendet) hat Darmstadt zusammengesucht, was Lebensreform um 1900 bedeutete [...] Doch der Mut, der in Darmstadt aufgewandt wurde, reicht nicht. Drohend steht über allem das "Danach", das in der Ausstellung weitgehend ausgeblendet wurde. [...]
[Die Welt, 12. 11. 2001]
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Belesene Füße bis zur Fortsetzung
wünscht Georg


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