"Der Schuhe entsagen" mit der Weltreisenden Ida Pfeiffer (Hobby? Barfuß! 2)

Harald 2, Friday, 23.11.2001, 23:10 (vor 8341 Tagen)

Ida Pfeiffer ist eine faszinierende Frau des frühen 19. Jahrhunderts, der Zeit, die in Österreich bezeichnenderweise "Biedermeier" genannt wird. Sie wurde im Jahr 1797 in Wien geboren und unternahm zwischen 1842 und 1858, als ihre Kinder schon erwachsen geworden waren, mehrere Reisen, die sie unter anderem nach Jeruselem, Ägypten, Nord- und Südamerika, Tahiti, Ostasien und Südafrika führten. Auf ihrer letzten Reise wurde sie unter etwas obskuren Umständen in einen Aufstand auf Madagaskar verwickelt. Sie starb im Jahr 1858 in Wien, vermutlich an den Langzeitfolgen der Malaria, die sie sich auf ihren Reisen zugezogen hatte.
Ida Pfeiffer reiste im Prinzip zum Vergnügen. Um ihre Reisen zu finanzieren, betätigte sie sich als Sammlerin für die damals im Aufbau begriffenen Naturgeschichtsmuseen. Sie erwarb sich einen guten naturwisseenschaftlichen Ruf und korrespondierte auch mit Alexander von Humboldt, dem Doyen der Forschungsreisenden dieser Zeit.
Interessant ist, dass Ida Pfeiffer stets allein und mit einfachsten Mitteln reiste. Sie schreibt: "Was die Fußbekleidung anbelangte, so musste ich den Strümpfen und teilweise auch den Schuhen entsagen, da der Weg häufig durch Sümpfe und Wasser führte. Wer ähnliche Reisen unternimmt, muss abgehärtet sein wie der Eingeborene. Ich war es, weil ich es wollte. Ich schlief gar viele Nächte auf der bloßen Erde in Wäldern und hatte gar manche Tage zu meiner Nahrung nichts als in Wasser gekochten Reis."

"Der Schuhe entsagen" mit der weltreisenden Ida Pfeiffer

Bernd A, Saturday, 24.11.2001, 22:26 (vor 8340 Tagen) @ Harald 2

Hallo Harald,
es gibt nur wenige Menschen, die so reisen, wie Ida Pfeiffer. Es gab sie damals nicht und es gibt sie heute auch nicht, obwohl heutzutage ja bei weitem mehr Menschen reisen, als vor 200 Jahren.
Doch leider ist es allgemein üblich, unsere "Erungenschaften" mit in den Urwald zu nehmen und nicht so zu leben bzw. zu reisen, wie es die Menschen tun, die man besucht. Man möchte in Kenya nicht auf's Wiener Schnitzel verzichten, hört auf den Malediven Schunkellieder vom Rhein und viele glauben sich in höchster Lebensgefahr, wenn sie an einem Traumstrand in der Südsee ihre Badelatschen vergessen haben.
Dabei kann man fremde Länder, fremde Kulturen nur richtig erleben, wenn man sie eben erlebt, das heißt, wenn man so lebt, wie die Leute dort.
Aber was will man schon erwarten, in einer Zeit, in denen Touris den Mount Everest besteigen und ihren Laptop inclusive Drucker mit dort hochnehmen. Genauer gesagt: nehmen lassen! Denn selbst trägt man den Plunder ja nicht rum, dafür bezahlt man ja die Träger - damit "die armen Kerls" was verdienen können.
Der besagte Fall endete damit, dass Touristin mitsamt ihrem Computerschrott für immer im Eis konserviert wurden! Ebenso, wie ein gewisser Robert Scott, der vor ca 90 Jahren glaubte, mit englischen Pferden den Südpol erobern zu können...

Barfuß hätte er es allerdings auch nicht geschafft!
Bei unserem derzeitigen Wetter schafft man es alledings allemal noch barfuß (was, kann sich jeder selbst aussuchen), wenn auch die Zehen allmählich etwas kalt werden.

Gruß, Bernd A

Ida Pfeiffer ist eine faszinierende Frau des frühen 19. Jahrhunderts, der Zeit, die in Österreich bezeichnenderweise "Biedermeier" genannt wird. Sie wurde im Jahr 1797 in Wien geboren und unternahm zwischen 1842 und 1858, als ihre Kinder schon erwachsen geworden waren, mehrere Reisen, die sie unter anderem nach Jeruselem, Ägypten, Nord- und Südamerika, Tahiti, Ostasien und Südafrika führten. Auf ihrer letzten Reise wurde sie unter etwas obskuren Umständen in einen Aufstand auf Madagaskar verwickelt. Sie starb im Jahr 1858 in Wien, vermutlich an den Langzeitfolgen der Malaria, die sie sich auf ihren Reisen zugezogen hatte.
Ida Pfeiffer reiste im Prinzip zum Vergnügen. Um ihre Reisen zu finanzieren, betätigte sie sich als Sammlerin für die damals im Aufbau begriffenen Naturgeschichtsmuseen. Sie erwarb sich einen guten naturwisseenschaftlichen Ruf und korrespondierte auch mit Alexander von Humboldt, dem Doyen der Forschungsreisenden dieser Zeit.
Interessant ist, dass Ida Pfeiffer stets allein und mit einfachsten Mitteln reiste. Sie schreibt: "Was die Fußbekleidung anbelangte, so musste ich den Strümpfen und teilweise auch den Schuhen entsagen, da der Weg häufig durch Sümpfe und Wasser führte. Wer ähnliche Reisen unternimmt, muss abgehärtet sein wie der Eingeborene. Ich war es, weil ich es wollte. Ich schlief gar viele Nächte auf der bloßen Erde in Wäldern und hatte gar manche Tage zu meiner Nahrung nichts als in Wasser gekochten Reis."

Ida Pfeiffer und das Reisen

[asc] @, Saturday, 24.11.2001, 23:09 (vor 8340 Tagen) @ Bernd A

Hallo Harald,
es gibt nur wenige Menschen, die so reisen, wie Ida Pfeiffer. Es gab sie damals nicht und es gibt sie heute auch nicht, obwohl heutzutage ja bei weitem mehr Menschen reisen, als vor 200 Jahren.

Doch leider ist es allgemein üblich, unsere "Erungenschaften" mit in den Urwald zu nehmen und nicht so zu leben bzw. zu reisen, wie es die Menschen tun, die man besucht.

Die Reisegewohnheiten überall auf der Welt sind ziemlich gleich; in Europa reist nur ein grösserer Anteil an der Bevölkerung, und das über weitere Strecken, als z.B. in Afrika.
Für Forschungsreisende heutzutage ist es aufgrund der notwendigen Ausrüstung nicht anders möglich, als viel Technik einzusetzen - in den letzten 200 Jahren wurde schon erforscht, was mit einfacheren Mitteln ging. Ausserdem sind Forschungen zum grossen Teil öffentlich finanziert; es steht zu Recht zu erwarten, in einem absehbaren Zeitraum Ergebnisse zu erzielen. Privat finanzierte Erkundungen, wie die von Frau Pfeiffer vor 150 Jahren, es gibt sie auch heute, können das etwas anders angehen.

Man möchte in Kenya nicht auf's Wiener Schnitzel verzichten,

"Geh schau, a Banane! - A Schnitzel wär mir lieber." ;)

hört auf den Malediven Schunkellieder vom Rhein

Bin ich kein Freund von, wo auch immer zu Gehör gebracht. Aber das ist Off Topic ...

und viele glauben sich in höchster Lebensgefahr, wenn sie an einem Traumstrand in der Südsee ihre Badelatschen vergessen haben.

Kenne ich: "Man hört ja immer von Seeigeln". Stimmt, aber wenn man die Gegend für so gefährlich hält, dass man nicht mal barfuss im Meer schwimmen gehen mag, warum fährt man dann hin? ;)

[Off Topic Text gekappt]

Der besagte Fall endete damit, dass Touristin mitsamt ihrem Computerschrott für immer im Eis konserviert wurden! Ebenso, wie ein gewisser Robert Scott, der vor ca 90 Jahren glaubte, mit englischen Pferden den Südpol erobern zu können...

Erfolgreich war dann eine Expedition mit norwegischen Schlittenhunden; auch nicht gerade die Antarktis-typische Tierart.

Barfuß hätte er es allerdings auch nicht geschafft!

Auf die Barfuss-Durchquerung eines Polargebietes (man kann ja mit Grönland beginnen ...) warte ich noch. Irgendwann gibts auch das.

Bitte, nicht wieder zu hemmungsloser und, wie ich finde, unberechtigter Kritik an der vorgeblich nur in Westeuropa vorherrschenden Lebensart verleiten lassen.

Bye,
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P.S. An Bernd A ...

[asc] @, Saturday, 24.11.2001, 23:13 (vor 8340 Tagen) @ [asc]

Wenn du Interesse an weiterer Diskussion zu besagten Sachen hast - diese will ich hier im Forum nicht ausbreiten wegen meiner meinung nach Off-Topic-Seiens ;) Ich habe deine E-Mail-Adresse nicht, du kannst mir schreiben.

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Seeigel

Unci @, Sunday, 25.11.2001, 01:29 (vor 8340 Tagen) @ [asc]

und viele glauben sich in höchster Lebensgefahr, wenn sie an einem Traumstrand in der Südsee ihre Badelatschen vergessen haben.

Kenne ich: "Man hört ja immer von Seeigeln". Stimmt, aber wenn man die Gegend für so gefährlich hält, dass man nicht mal barfuss im Meer schwimmen gehen mag, warum fährt man dann hin? ;)

Seeigel kommen glücklicherweise nur in klarem Wasser vor (Felsküste) und sind dann sichtbar. Eine Schwimm- bzw. Taucherbrille, um unter Wasser auch was sehen zu können, ist dann der beste Schutz.

Macht das Lust auf barfußlaufen?

Samuel ⌂, Sunday, 25.11.2001, 13:27 (vor 8339 Tagen) @ Harald 2

Sie schreibt: "Was die Fußbekleidung anbelangte, so musste ich den Strümpfen und teilweise auch den Schuhen entsagen, da der Weg häufig durch Sümpfe und Wasser führte. Wer ähnliche Reisen unternimmt, muss abgehärtet sein wie der Eingeborene. Ich war es, weil ich es wollte. Ich schlief gar viele Nächte auf der bloßen Erde in Wäldern und hatte gar manche Tage zu meiner Nahrung nichts als in Wasser gekochten Reis.

Das heißt doch, dass sie lieber Schuhe angehabt hätte, aber wiedriger Umstände wegen das beschwerliche barfüßige Leben unzivilisierter Wilder annehmen mußte! Dazu wird das Barfußlaufen im Zusammenhang mit anderen Entbehrungen erwähnt. -> Zum Glück habt man heute ja genug Geld, um mit Trockennahrung, Selbstaufblasenden Luftmatratzen und 400 DM teuren Trekkingschuhen auf die Reise gehen zu können!

Viele Füße
Samuel

Wir laufen ja aber nicht barfuß, weil wir kein Geld haben, sondern weil es uns Spaß macht...

[image] ...und weil es gesund ist!

Ida Pfeiffer und das barfüßige Reisen

Harald 2, Monday, 26.11.2001, 20:03 (vor 8338 Tagen) @ Samuel

Hallo!

Das heißt doch, dass sie lieber Schuh-widriger Umstände wegen das beschwerliche barfüßige Leben unzivilisierter Wilder annehmen mußte!

Tja, über Ida Pfeiffers Reisestil kann man viel diskutieren. Natürlich ist sie nicht einfach so ein Vorbild für uns "Genussbarfüßer" der heutigen Zeit. Selbstverständlich kann man ihr auch so manche Überheblichkeit gegenüber den barfüßigen "Eingeborenen" vorwerfen, auf deren Niveau sie sich der Umstände halber herablassen musste. Dennoch ist sie für mich eine faszinierende Frau. In einer Zeit, in der das für Frauen aus "guten Familien" noch weniger üblich war als heute, nahm sie ihr Leben selbst in die Hand. "Ich war es, weil ich es wollte", ist für mich ein Schlüsselsatz aus dem Zitat von Ida Pfeiffer.
Ich habe das hier gepostet, weil es mich fasziniert, wie selbstverständlich sich Barfuß-sein aus einem Lebensstil ergibt, bei dem man sich nicht dauernd auf Konventionen Rücksicht nimmt, sondern sein Leben lebt. Und dieser Zusammenhang gilt auch heute.
Natürlich zog sie ihre Schuhe aus, weil die Umstände es erforderten. Aber die Mehrheit hätte sich überhaupt nicht in so eine Situation begeben.

Zum Glück hat man heute ja genug Geld, um mit Trockennahrung, Selbstaufblasenden Luftmatratzen und 400 DM teuren Trekkingschuhen auf die Reise gehen zu können!

Nun ja, was den Reisestil angeht: Ich bin ganz gewiss kein (barfüßiger) Asket, aber doch einer, der sich beim Reisen ganz bewusst auf das Land einstimme will. Dazu gehört für mich, nicht bei dem technologischen "Overkill" mitzumachen, den uns eine erstaunlich expandierende Reise- und Treckingindustrie anbietet. Und es heißt für mich auch, eine Geisteshaltung, mit der wir die Berge Mitteleuropas zum vom Alpenverein verwalteten Sportplatz verwandelt haben, nicht auf die ganze Welt zu übertragen. Nachdem es schon eine "Slow-Food"-Bewegung gibt, kommt ja vielleicht einmal das "Slow-Travelling"? Ich denke mir, barfuß reisen würde da in vielen Fällen ganz gut dazupassen.
Euer Harald

Slow-Travelling

Samuel, Tuesday, 27.11.2001, 21:25 (vor 8337 Tagen) @ Harald 2

Nachdem es schon eine "Slow-Food"-Bewegung gibt, kommt ja vielleicht einmal das "Slow-Travelling"? Ich denke mir, barfuß reisen würde da in vielen Fällen ganz gut dazupassen.

Hallo Harald!

Das ist ein interessanter GEdanke und ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, daß ich beim Barfußwandern geradezu lächerlich kleine Strecken zurücklege und hinterher so erfüllt bin wie nach zig runtergestiefelten Kilometern!
Das Erlebnis der Langsamkeit lässt den Blick auf Dinge richten, an denen man sonst einfach vorbeirauscht, sei es nun eine schöne Wurzel, die mannigfaltigen Böden (v.a. im Wald) oder ein weiches Stückchen Matsch im Boden. Manchmal fühle ich mich fast wie ein kleines Kind, das auch eine Halbe Stunde brauchen kann, um wenige hundert Meter zurückzulegen; und zwar einfach weil unsere Welt auch im Kleinsten so wunderbar ist.

Viele Füße
Samuel

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