Fußspuren im Wald - oder: für was Schuhe von Nutzen sind! (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
heute habe ich einen freien Tag und hatte den Vormittag zur freien Verfügung. Also entschloss ich mich zu einem Spaziergang in einem Waldgebiet, in dem ich schon lange nicht mehr unterwegs war. Eigentlich bräuchte ich ja gar nicht zu erwähnen, dass ich dabei barfuß war. Die Gegend eignet sich vorzüglich für barfüßige Spaziergänge, es gibt herrliche Naturwege mit Gras und Moos und jetzt im Spätherbst sind sie natürlich dick mit Laub bedeckt.
Was dieses Gebiet für mich noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass ich dort schon oft Wild beobachten konnte. Nach dem ich das schon längere Zeit nicht mehr tat (früher war ich fast jedes Wochenende da), wollte ich heute mal schauen, wie es denn so aussieht, mit dem Wild.
Schon nach wenigen Minuten Gehzeit fand ich auch frische Wühlspuren mitten auf dem Weg, wahrscheinlich von heute Nacht. Leider konnte ich keine Trittspuren erkennen, woran ich sehen könnte, welches Tier hier gewühlt hat. Der Tiefe nach könnten es Wildschweine gewesen sein, aber auch Damhirsche wühlen und die sind hier doch deutlich häufiger anzutreffen. Wie dem auch sei, die Frage blieb zunächst unbeantwortet.
Einige hundert Meter weiter fand ich auf dem Weg eine Wasserpfütze und an ihren schlammigen Rändern waren viele Wildspuren zu erkennen, deutliche Hufabdrücke, alle vom Damwild. Keine Wildschweinabdrücke. Die Wühlspuren, die überall zu sehen sind, stammen wohl wie ich schon vermutete, vom Damwild. Wildschweine konnte ich hier in der Gegend auch schon seit Jahren nicht mehr beobachten.
Ich suchte alle mir bekannten Äsungsplätze auf, fand überall frische Spuren, aber kein Wild.
Das Barfußlaufen war recht angenehm, es hatte etwa 6 Grad, ein trüber Herbsttag. Eigentlich wäre es bei Sonne schön gewesen zum Fotografieren, aber wegen des trüben Wetters habe ich die Kamera zu Hause gelassen. So trug ich nur mein Fernglas in der einen Hand und die Schlappen in der andere. Diese hatte ich mitgenommen, wegen einiger unagenehmer Schotterabschnitte.
So ging ich weiter und genoss das frische Laub unter den Fußsohlen, das erfrischende Gras und das weiche kühle Moos.
Plötzlich, lautlos und unvermittelt huschte etwa 50 Meter vor mir ein großes Tier aus dem Dickicht und blieb auf dem Weg stehen, schaute mich an. Ein Wildschwein! Gleich darauf folgte noch ein zweites. Sie schauten nun beide zu mir her. Ich blieb ganz ruhig stehen, bewegte mich nicht. Die Schweine überquerten nun den Weg, es folgten noch weitere, darunter mehrere Jungtiere aus dem letzten Frühlingswurf und auch einige Jährlinge vom letzten Jahr. Insgesamt zählte ich 13 Schweine, die da über den Weg huschten und im Dickicht verschwanden.
Nun stellte sich für mich die Frage, ob ich meinen Weg fortsetzen soll, oder lieber umkehren. Mit einer wütenden Wildsau ist ja bekanntlich nicht zu spaßen, vor allem wenn sie Junge führt.
Ich entschloss mich dennoch zum Weitergehen. Den erstens sind die Jungen alt genug, um fortlaufen zu können, zweitens haben mich die Schweine ja ohnehin schon bemerkt und zeigten sich nicht aggressiv. Jedenfalls konnte ich sie nicht mehr überraschen. Wenn ich mich nun nicht gerade auf Zehenspitzen anschleiche, sondern ganz normal weiter gehe, würden sich die Schweine davon machen oder ruhig verhalten. Um ganz sicher zu gehen, zweckentfremdete ich meine Latschen, die ich ja immer noch in der Hand trug und klatschte sie mit der Sohle gegeneinander (Ich hätte natürlich auch in die Hände klatschen können, aber so erfüllten die Latschen wenigstens einen Zweck) Wie erwartet verhielten sich die Schweine ruhig im Dickicht, in der Hoffnung, dass ich sie nicht bemerke und weitergehe.
In der Folge fand ich noch einige Wildspuren, sowohl von Damhirschen, als auch von Wildschweinen.
Nach einem weiteren Stück Weg folgte dann ein Abschnitt mit Schotter, wo ich meine Schuhe wieder für ihren eigentlichen Zweck benutzen konnte.
Ich ging nun weiter zu einem Platz, wo sich früher eine kleine Futterhütte befand. Von der Hütte aus hatte ich viele schöne Tierbeobachtungen machen können, völlig unbemerkt von den Tieren. Doch die Hütte gibt es schon seit ein paar Jahren nicht mehr. In der Umgebung fand ich allerdings unzählige Damwild-Spuren .
Meine Suche galt nun nach Spuren von Füchsen. Ich hoffte hier im weichen Sand vielleicht einige Pfotenabdrücke zu finden. Aber Fehlanzeige.
In der Nähe hatte ich mal einen Fuchsbau gefunden und über Wochen hinweg das langsame Heranwachsen der jungen Füchse beobachten können, aber das ist schon etliche Jahre her. Ich ging also quer durch den Wald, barfuß, wie ich war, zu der Stelle, wo damals der Fuchsbau war. In den letzen Jahren war er unbewohnt aber ich dachte mir, Nachschauen kann sicher kein Fehler sein. Doch der Fuchsbau ist längst eingefallen, nur eine schwache Bodenvertiefung zeugt noch von dem ehemaligen Bau, wenn man weiß, wo er sich einmal befand. Ansonsten wird man hier nichts mehr finden, was auf den ehemaligen Fuchsbau schließen lässt.
Ein Stück weiter huschten zwei Rehe ins Dickicht, Damwild konnte ich heute keines sehen. Spuren fand ich unzählige, doch die Tiere waren nicht zu sehen..
Das letzte Stück des Weges führte wieder über Schotter, so dass meine Schuhe nochmals ihren Nutzen erfüllen konnten. Ansonsten war es ein herrlcher Barfußspaziergang und ich freue mich schon auf den ersten Schnee! Dann kann ich nämlich wieder auf Spurensuche gehen und wer weiß, vielleicht komme ich dann auch wieder dem Fuchs auf die Schliche und, nicht zu letzt: Im Schnee kann ich natürlich auch meine eigenen, menschlichen, Fußabdrücke hinterlassen!
Mit barfüßigen Spuren,
Bernd A