Winter (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Tomasza,
Meine gute Freundin Emese hat mich überredet, hier zu posten.
Ihr seid also eine Gemeinschaft, die gerne barfuss geht.
Gut, ich auch, ich brauche das, für meine ganze Befindlichkeit.Pobleme damit, auch winters: keine.
Wie man ist, so ist man, barfuss, oder nicht.
Stimmt nicht, was geschrieben wird im Forum, dass im ehemaligen Ostblock weniger Leute barfuss gehen als im Wesen.
Habe das zwar so direkt hier im Forum noch nicht gelesen, aber da Du es ansprichst: Auch ich finde, dass es einen Ost-West-Unterschied in puncto Barfusslaufen gibt. Ich lebe in Leipzig, also im ehemaligen Ostdeutschland. Hier sieht man sehr selten Leute, die barfusslaufen, auch im Sommer. Wiederum wird es von fast allen toleriert. Die meisten Menschen finden es witzig, juengere absolut cool, aeltere erwaehnen eher die Kondition, aber nachgemacht wird es eher selten.
Sehr oft halte ich mich wegen meiner Taetigkeit im Umweltschutz in den alten, westlichen Bundeslaendern auf. Hier herrscht irgendwie doch eine andere Barfuss-Kultur als bei uns. Im Sommer sieht man vor allem in Suedwestdeutschland aber auch anderswo in den Staedten viel oefter barfuessige Menschen, meist juengere. Komischerweise ist aber die Akzeptanz fuers Barfussein im Westen niedriger als bei uns. Oft bin ich wegen meines Barfusslaufens unschoen angemacht worden, bewusst negativ. Gut, ich weiss halt zu kontern, aber auffaellig war das schon.
Wieder anders in der Schweiz. Dort habe ich vor ein paar Jahren studiert und muss sagen, Barfusslaufen ist in der Schweiz etwas viel selbstverstaendlicheres als in Deutschland, erstrecht als bei uns hier im Osten. Man sieht auch noch in der Uebergangs-Jahreszeit Leute barfuss laufen, bei uns hier so gut wie nie, wenn ich nicht gerade auf meine eigenen Fuesze schaue. Ich bin wegen meiner Barfueszigkeit in der Schweiz fast nie angesprochen worden. Auch spuerte ich nicht soviele verstaendnislose Blicke wie hier. Hin und wieder gabs mal eine witzige Bemerkung, die oft was freundschaftliches hatte, ein Gefuehl, als ob einem jemand kumpelhaft auf die Schulter klopft.
In Ungarn das blanke Gegenteil: Vor drei Jahren war ich im April vier Wochen in Budapest und Umgebung und hab ausser mir keinen einzigen Barfusslaeufer gesehen. Auch Leute ohne Socken in Sandalen waren etwas total seltenes, obwohl der April ja dafuer eigentlich schon die passende Jahreszeit ist, auch wenn man kein Hardliner ist. Auch gabs sehr oft Kommentare zu meinen nackten Fueszen. Ich verstehe die ungarische Sprache fast nicht, aber Tonfall und Gestik waren meist spoettisch manchmal auch agressiv. Da ich die Bemerkungen nicht verstanden hab, ignorierte ich sowas notgedrungen. Auf mein Nicht- Reagieren folgten auch meist keine weiteren Bemerkungen. Irgendwie gewoehnte ich mich dran.
Ganz anders war das meiner Meinung im Ungarn Mitte/Ende der siebziger Jahre. Ungarn war ja aufgrund der vorhandenen Mauer in Berlin und nach Westeuropa unser liebstes Urlaubsland. Ich war damals im Kinder-und Teenageralter, wir liefen sehr viel barfuss, ob es nun in West-Ungarn mit Szombathely, Buek und den schoenen Staedten und Landschaften war, oder auch in der Groszstadt Budapest. Das taten auch andere, ungarische Kinder und Jugendliche, manchmal sogar Erwachsene, vielmehr als bei uns. Ich fuehlte mich dabei niemals beobachtet und kann mich auch nichtmehr dran erinnern, deswegen irgendwie angesprochen worden zu sein. Aehnlich erging es mir in der Hohen Tatra (Slovakei) und Teilen Polens.
Ich finde, hier kann man ganz stark einen Wandel nachvollziehen. Blosz warum? Was hat sich in Ungarn und vomoeglich auch anderswo veraendert? Sind es die schicken, tollen Markenschuhe, die es jetzt ueberall zu kaufen gibt und die fast jeder irgendwie anstrebt, tragen zu wollen, vor allem junge Leute? Statussymbol? Warum ist es dann in der Schweiz anders? Haben die Schweizer diese Phase bereits hinter sich? Irgend sowas vermute ich.
Wenn man sich mal die Schuhe ansieht, die so getragen werden, dann fallen bei uns hier eher die schrillen Treter mit grossem Markennamen auf. Getragen wird, womit man wirklich auffaellt. Bunt, Plateausohlen, wulstiges Design. Habe sogar schon Schuhe mit Blinklichtern gesehen.
In Westdeutschland wieder anders. Man bevorzugt dort eher die schlichtere Eleganz. Leder. Designermodelle. Wenig auffallend. Was nicht heissen soll, dass es im Westen den Ost-Schuhtyp nicht gibt und umgekehrt. Nur eben viel weniger. Die Schweiz befindet sich in puncto Schuh-Kultur eindeutig auf der West-Seite, sogar noch etwas extremer.
Gleiche Steigerung wie beim Barfusslaufen. Besteht da ein Zusammenhang? Wie sieht es jetzt in den Laendern Osteuropas aus? Geht da der Trend zum bunten Auffall-Schuh oder eher zum unauffaelligeren durchgestylten Nobel-Schuh?
Tomasza und Ihr anderen lieben Osteuropa-Experten, schreibt doch mal ueber Eure Erfahrungen damit.
Was mich in Leipzig betrifft, ich hab das Gefuehl, Barfuessigkeit wird hier oft als Extrem-Steigerung des Super-Auffall-Schuhs (barfuss ist nunmal noch auffaelliger) betrachtet und deswegen oft gerade von Jugendlichen als ultracool bejubelt. Daher meine Prognose: In den naechsten Sommern werden die Barfuss-Zahlen steigen.
Da es im Westen dieser Auffall-Drang weniger ausgepraegt ist, oder zumindet in eine andere Richtung geht, koennte es sein, dass es dort die Akzeptanz des Barfusslaufens weiterhin schwerhat (wenn dieser Vergleich ueberhaupt funktioniert). Das Barfusslaufen ansich wird ja bereits ganz gut praktiziert.
Auweia, jetzt hab ich hier ja soviel geschrieben, ich wollt Euch mit meinen fuszphilosophischen Gedanken nicht zumuellen, wems zuviel ist: Sorry.
Sclecht ist es,mein deutsch.
Find ich nicht, Du machst kaum Fehler. Sei stolz auf Deine deutschen Sprachkenntnisse.
Wenn ihr mögt, könnt Ihr mich annehmen, wenn nicht, dann nicht.
Willkomen im Forum, ich persoenlich freu mich auf Deine Beitraege.
Wo kommst Du her?
Viele Gruesze
Soeren