Oktoberpresse (3) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 04.11.2001, 23:30 (vor 8425 Tagen)

Hallo zusammen,
hier der Rest der Oktoberpresse (aber es folgt noch ein «Spezial») :

Buchstabier mir Bewegung
Auftakt nach Maß: Marguerite Donlon und ihre Kompanie zeigen Choreografien in der Alten Feuerwache
Verschlungen und langsam tanzt eine lebendig gewordene Paar-Skulptur auf den Treppen, löst sich voneinander, dann lugt die Meerjungfrau hinter der Wand hervor, man meint, sie tanzend schwimmen zu sehen zu den weichen Klängen fernen Wassers.
Vor der Bar in einem Kreis am Boden ein traumhaftes Geschöpf in Silber, das sich schwerelos und doch haftend auf der Erde bewegt. Schräg gegenüber wird ein tanzender Körper in wechselnden Farben an die Wand projeziert, nachdem die dreidimensionale Figur bereits einen Glaskasten betanzt hat, ein Medienexperiment von Harald Krytinar.
Überall, auf der Galerie der Saarbrücker Alten Feuerwache, auch an der hinteren Treppe, wird man von Tanzexperimenten überrascht [...]
Sechs Choreogafien haben die neue Saarbrücker Ballettchefin und ihre TänzerInnen geschaffen, Kostüme, Musik oder Licht kreiert und damit einen breiten Fächer tänzerischer Kreativität vorgelegt [...]
Zum Abschluss begeisterten Anna Hagermark und Toby Kassell in der spritzigen Choreografie "We three sheep" von Marguerite Donlon das Publikum. Ein Schaf mitten auf der Bühne, hinter der Leinwand sind Tänzerbeine in rhythmischer Fußarbeit zu irisch anmutenden Klängen zu sehen: Der Bezug zu ihrer Heimat ist deutlich. Leicht, barfuß, mal kokett, mal lyrisch, dann wieder kraftvoll mit Bodenkontakt sind die Solotänze das Paares vor der Allgegenwart des Schafes [...] Ein wunderbarer Tanzabend mit viel Substanz. Besser hätte der Auftakt zur neuen Ballett-Saison nicht sein können!
[Saarbrücker Zeitung, 23. 10. 2001]

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Ein wirklich starkes Trio
Auftakt des Bluesherbsts vor nicht ganz vollem Haus [...]
Eins muss man den Programmverantwortlichen des Blues Circles lassen: Sie haben sich die letzten Jahre immer mehr vom traditionellen, also schwarzen Bluesschema gelöst und geben verstärkt weißen Bluesbands mit eigener Note eine Chance.
Dabei geizen sie nicht mit Überraschungen. Zu diesen gehören mit Sicherheit auch Steve Baker's Mudsliders, die den Bluesherbst 2001 einläuteten. [...] Fast alles Klassiker.
Dazwischen ein paar unbekanntere Swing-, Country- und Rhythm 'n' Blues-Nummern, aber auch Hausgemachtes. Der ¸¸Angry Housewife Blues'' etwa, geschrieben von Angela Altieri, der ¸¸Königin des Waschbretts''. Ein Etikett, das die Amerikanerin zu Recht trägt. Mit tätowierter Glatze, barfuß auf einem Lammfell stehend, schon optisch eine außergewöhnliche Erscheinung, weiß sie sich mit ihrem federleicht gespielten Perkussions-Set und einer beeindruckenden Bluesstimme auch musikalisch gut in Szene zu setzen.
Optisch geben ihre beiden männlichen Mitstreiter nicht so viel her. [...]
[Südwest Presse, 25. 10. 2001 ]
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Schalldruck und Schweißbad
Wut im Bauch: Henry Rollins zelebriert seine musikalische Tobsucht im LKA [...]
"Ohrstöpsel 2 Mark" steht über dem Kassenschalter des LKA in Stuttgart-Wangen. Soll also keiner sagen, man hätte ihn nicht gewarnt.
Doch eigentlich wissen die meisten Besucher ohnehin, was sie erwartet. Für Konzerte der Rollins Band ist enormer Schalldruck traditionell notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung. Wichtigstes Element der Show ist Namensgeber Henry Rollins, dieses tätowierte Muskelpaket, das seine Wut auf sich und die Welt seit mehr als zwei Jahrzehnten auf der Bühne heraus schreit.
Barfuß und mit nacktem Oberkörper rennt er ins Rampenlicht, schüttelt den Kopf mit den kurzen schwarzen Haaren und stellt nochmals klar: "Wir werden heute extrem laut spielen!" [...]
Jetzt schalten die langhaarigen Gesellen einen Gang hoch, um als Rollins Band mit ihrem Dienstherren mithalten zu können. Kein leichtes Unterfangen, denn der 40-Jährige tobt über die Bühne wie ein Berserker. Binnen Minuten ist der Mann aus Washington schweißüberströmt, die Adern am Hals und an den muskulösen Armen treten hervor. [...] Das Mikrofon dicht an die Lippen gepresst skandiert der Sänger Geschichten über Depression, Wut und Verzweiflung. Die oftmals als Sprechgesang hervorgestoßenen Botschaften untermauert die Band mit harten, schnellen Rockrhythmen - nicht eben virtuos, aber ungemein druckvoll.
Obwohl Rollins musikalische Vergangenheit der Neo-Punk der 80er Jahre ist, fällt der Sound der 1998 mit den Mother-Superior-Musikern erneut ins Leben gerufenen Rollins Band erdiger aus. [...]
"It's Tearin' Me Apart", singt er als Zugabe. Und man nimmt sie ihm ab, diese Zerrissenheit.
[Esslinger Zeitung, 25. 10. 2001]
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Noch einmal ein Kinderkirchentag mit dem Thema Füße :
Viele kleine Füße mit Gott auf dem Weg [...]
Strahlende Kindergesichter zeigten, dass das von der evangelischen Kirchengemeinde Groß Escherde im Gemeindehaus in Emmerke angebotene Kinderbibelfrühstück für die Kleinen eine ganz tolle Sache war.
Das Thema "Mit Gott auf dem Weg" wurde gleich zu Beginn deutlich, als jedes Kind aus Papppapier einen Fuß ausschneiden, mit dem eigenen Namen versehen und umhängen musste [...]
Die Kinder legten mitgebrachte Kastanien und Zierkürbisse um einen Asternstrauß und setzten sich zum Einsingen um diese herbstliche Dekoration. Bei "Kommt alle her - hallihallo" wurde in die Hände geklatscht, mit dem Fuß gestampft und gehüpft. Damit kamen sie dem Thema des Tages schon näher, das mit dem Gospel für Kinder "Walk, walk, walk" in Gesang und Körperhaltung ausgedrückt wurde. Pastor von Stemm wusste dieses wunderbar zu erklären.
Danach wurde an zwei langen Tischen ausgiebig gefrühstückt und anschließend gemeinsam die Geschichte vom Durchzug des Volkes Israel durch das Meer geh- und erlebt.
An vier Stationen konnten die Kinder testen, wie es ist, Spuren im Meer zu hinterlassen. Sie konnten erleben, wie es sich anfühlt, auf dem Meeresboden zu laufen. Barfuß und mit verbundenen Augen gingen die Kinder über Steine, Sand, Kastanien, Blätter und durch Wasser. Jedes Kind drückte seine bunten Fußpuren auf ein Bettlaken. Und schließlich haben alle wie das Volk Israel gefeiert und selbst gebackene Kekse in Form von Füßen gegessen bzw. für die Eltern mit nach Hause genommen [...]
[Hildesheimer Allgemeine Ztg., 27. 10. 2001]
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Lederhosn und Leopardenjacke
«Hundsbuam miserablige» heißen sie, und man kann wirklich behaupten, sie sind es auch. Hundsbuam deshalb, weil sich in der bayerischen Mundart wohl kein treffenderer Ausdruck für die fünf aus bayerischen Dörfern stammenden Musiker finden würde. Nicht nur was den Inhalt ihrer Texte betrifft, sondern ebenso die Art des Auftritts bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen auf der Bühne im Lokschuppen.
Fünf Buam: der eine barfuß mit Trachtenhut, der andere zwar beschuht, dafür mit Lederhosn und einem schwarzen Halbarm-Muskelshirt, und wieder ein anderer mit hohen Springerstiefeln und Leopardenjäckchen.
Miserablig passt genauso. Und zwar im Zusammenhang mit der Grundaussage des Abends: miserablig anders. Fast schon miserablig sauguad. Man muss halt die klassische Volksmusik nur ein bisschen verachten (nicht hassen), um die Interpretationen der Hundsbuam wiederum schätzen zu können. [...]
Und Spaß konnte man an diesem Abend wirklich haben, wenn man sich vom Altbekannten und gewohnt Gehörten freimachte und eben einfach seine Gaudi hatte. Nur eines fehlte: ein paar Stühle weniger. Auf denen saß man einfach zu gemütlich für die totale «Äktschn»!
Ursula Horner
[Oberbayerisches Volksblatt, 27. 10. 2001]
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Stück vom Tourismuskuchen
[...] Bei der jetzigen Gemeindestruktur wäre der Tourismus in Bad Feilnbach ohne die Kurkliniken ein «Torso» und nicht überlebensfähig. In der jüngsten Gemeinderatssitzung präsentierte Besler die Ergebnisse seiner vierjährigen Studie über Bad Feilnbach.
«Tauben fliegen Ihnen nicht in den Mund» warnte Besler gleich zu Beginn seines Abschlussberichtes die Bad Feilnbacher Gemeinderäte. Die Verwaltung müsse sich mit dem Gewerbe und dem Handel zusammenschließen und sich gemeinsam dem «touristischen Überlebenskampf» stellen.
«Die Gemeinde liegt zwischen dem Chiemsee und dem Wendelstein und bietet für jeden etwas.» Noch verfüge Bad Feilnbach durch das Moor und den Titel Natur-Heil-Dorf über einen gewissen Vorsprung gegenüber den anderen Gemeinden erläuterte Besler. Nun sei es aber an der Zeit, bis zu vier Bad Feilnbacher Fremdenverkehrs-Schwerpunkte festzulegen. Das Natur-Heil-Dorf müsse dabei noch besser vermarktet werden.
Tourismusexperte Bullinger formulierte dazu einige Vorschläge: «Ein zukünftiger Wachstumsmarkt liegt im Bereich Gesundheit/Wellness. Es gilt, sich weg vom Kurwesen und hin zu selbstzahlenden Wellness-Gästen zu verändern.» Diese würden Wert auf Erholung in ländlich-intakter Landschaft mit guten Verkehrsanbindungen legen. Die Nähe zu München und Salzburg schlage dabei positiv zu Buche, so Bullinger. Des Weiteren könnten die Bereiche Wandern und Winterfrische touristisch noch mehr ausgebaut werden. Bullinger dachte dabei an «Kinderwagen-Wanderwege» oder «Barfuß-Wandern». [...]
Dem entgegnete Besler, dass erst in Zusammenarbeit mit einem Hotel, das Tourismus-Programm vollständig ausgearbeitet werden könne. «Dabei kann Bad Feilnbach Akzente setzen, die andere Gemeinden nicht haben.» Die weitere Vorgehensweise und mögliche Tourismus-Schwerpunkte wollen die Gemeinderäte in einer der nächsten Sitzungen besprechen.
[Oberbayerisches Volksblatt, 27. 10. 2001]
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Mit dem Tod von Soraya, Ex-Frau des Schahs von Persien, geht ein Märchen zu Ende, das immer als traurig galt, selbst als Soraya glücklich war [...]
Merkwürdig. Soraya ist tot. Die Kaiserin von Persien, die letzte deutsche Kaiserin aller Herz-Schmerz-Krone-Magazine ist in ihrer Pariser Luxuswohnung gestorben, unspektakulär, gefunden von der Putzfrau. Die Polizei geht von einem natürlich Tod aus. [...] Strahlend schön und traurig-weltentrückt werden wir Soraya in Erinnerung behalten. Beides, Straffheit und Sentimentalität, hatten lange nachgelassen, aber das muss uns nicht interessieren. [...]
Sorayas Geschichte hat alles, was eine schöne Schnulze braucht. Nur kein Happy End. Jedenfalls aus Zuschauersicht.
Wir wissen viel über Soraya, aber was wissen wir wirklich? Wir haben mit ihr gelitten, als sie aus dem Paradies vertrieben wurde. Verstoßen von Mann und Staat, gerade mal Mitte 20, nur weil sie kein Kind bekam! Oh je!, haben unsere Mütter und Großmütter geheult. [...]
Mitte Februar 1958 verlässt Soraya das Land, in der vagen Hoffnung, dass ihr Mann sie zurückrufen wird. Doch es ist das Ende Gemeinsam mit ihrem Vater, dem iranischen Botschafter in Bonn, empfängt die Noch-Kaiserin eine Abordnung aus Teheran. Am 6. April ist die Ehe beendet. Aufgelöst. Aber wahrscheinlich heilte der Kummer der Prinzessin Soraya Esfandiary schneller als der der Fans.
Der Mythos von der jungen unglücklichen Frau im Exil beginnt. Sie ist reich, schön, sprachgewandt, belesen und einsam. [...] Einmal noch hat sie sich verliebt. Während der Dreharbeiten 1963 zu ihrem Film [...] Angeblich kaufte der Schah alle Kopien. Wegen der Peinlichkeit. Jedenfalls verliebte sich die Hauptdarstellerin in den Koregisseur Franco Indovina, der zwei Jahre später für sie seine Familie verließ. Fünf gute Jahre lebten sie zusammen, Soraya entdeckte eine neue Welt, in der sie barfuß und persönlich Pasta kochte. Doch im Mai 1972 stirbt Indovina bei einem Flugzeugabsturz. [...]
[Die Welt, 26. 10. 2001 ]
Barfuß Pasta kochen ... Barfuß - Koch - Rezepte wären auch mal ein schönes Forumsthema !
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Barfuß nicht - ohne Nummern im Notfall schon
Schiedsrichter-Lehrwart Strigel zur Kleiderordnung im Fußball
Eugen Strigel (52) pfiff von 1985 bis 1995 in der Bundesliga und ist Schiedsrichter-Lehrwart des DFB.
Herr Strigel, beim Bundesliga-Spiel der Bayern in Köln hatten die Münchner die richtigen Trikots vergessen. Um sich von den Kölnern farblich zu unterschieden, mussten sie schießlich weiße Trainingsleibchen überziehen. Das sah irgendwie komisch aus, oder?
Ich habe so etwas schon mehrmals gesehen, allerdings nur in den unteren Spielklassen. Wenn sich die Trikots der Mannschaften nicht klar unterscheiden, muss der Schiedsrichter eine Lösung finden. Wenn es nicht anders geht, eine unkonventionelle.
So unkonventionell, dass die Zuschauer die Rückennnummern und Spielernamen auf den Trikots nicht erkennen können?
Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich hatte keine andere Wahl. Er stand 40 Minuten vor Spielbeginn vor dem Problem, dass beide Mannschaften nur rote Trikots dabei hatten. Die Kölner haben angeboten, ihre weißen Trikots zu holen. Aber die lagen im Geißbockheim, das hätte bis 16 Uhr gedauert. So eine lange Verzögerung hat Herr Fröhlich nicht akzeptiert. Das finde ich völlig richtig. [...] Dass so etwas auch im hochbezahlten Profifußball vorkommen kann, sollte man mit einem Lächeln sehen.
Und wo hört der Spaß auf?
Nun, wenn eine Mannschaft ihre Schuhe vergessen hat und barfuß spielen will, kann die Partie nicht angepfiffen werden. Natürlich müssen die Spieler auch Trikots anhaben. Und Hosen. Aber wenn mal die Nummern nicht zu sehen sind, kann man damit leben. [...] Wegen so einer Kleinigkeit kann man nicht alle Leute nach Hause schicken.
Kann ein Schiedsrichter nicht einfach mal ein Fußballspiel ausfallen lassen?
Natürlich nicht. Wir sind dazu da, Spiele durchzuführen und nicht, um sie abzusagen.
[Potsdamer Neueste Nachrichten, 29. 10. 2001]
Und dann schwärmen sie immer von den brasilianischen o. ä. Fußballwundern, die barfuß das Balltreten gelernt haben ! (Aber deren Gegner spielten ja auch barfuß - vielleicht wäre das sogar in den Augen von DFB - Schiedsrichtern zulässig ?
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Halloween: Barfuß durch den Grusel-Parcours [...]
Durch die Öffnung des Schlafsacks schrecken Horror-Fratzen, in jedem Kürbis flackert's unruhig, schaurige Gestalten locken zum Schwoof in ihr düsteres Reich. Halloween-Fieber im Haus der Jugend.
Am Wochenende geisterten wieder Scharen von Hexen, Gespenstern und anderen Monstern durch die Finsternis. Im Café des Hauses der Jugend hatten die 20 Mini-Dämonen ihr Lager aufgeschlagen.
Mit den Ober-Gespenstern Helga Geweßler, Klaus tom Suden, Steffi Ciecierski und Daniela Koprek höhlten sie Kürbisse aus und wanderten barfuß durch einen finsteren Grusel-Parcours - Wannen mit Sand, Laub und Tapetenkleister. Zur Stärkung gab's Popcorn und Wackelpudding.
[Cuxhavener Nachrichten, 28. 10. 2001]
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Das Glück wird als Trugbild entlarvt
Gelsenkirchen. Sie jagen dem Glück nach, der Schönheit und Liebe. Manchmal auch Trugbildern, die sich erst später als solche entlarven. Dennoch mühen sich die Paare in Bernd Schindowskis neuem Ballettabend "appassionato" in immer neuen Gefühlswelten, Leidenschaft inklusive. [...]
In anderen Passagen, besonders der "appassionata" indes horcht die Choreographie in die Musik und findet aparte, wenn auch manchmal vordergründige Bilder. In Alltagskleidern - Flatterlook, Badehosen und Bikini inklusive - kommen sich die Paare näher, entdecken sich und ihre Neigungen. Dann laufen sie wieder auseinander, rennen aufeinander los - überhaupt wird an diesem Abend sehr viel gerannt. Manchmal zu viel.
Insgesamt aber stimmt Schindowksi Schrittfolgen, akrobatische Hebefiguren und Körper-Verschraubungen mit den technischen Möglichkeiten der sieben Tanzpaare ab. [...]
Warum alle barfuß tanzen müssen, ergibt sich nicht zwingend, weder aus der Musik noch aus dem Stil-Mischmasch. Neoklassische Kombinationen und elegante Linien werden gemixt mit weiten Bögen des Modern Dance, stellenweise gar mit ruckendem Jazz und Anlehnungen an zuckenden Breakdance. [...] Alles ist solide gearbeitet, aber es fehlt der Funke der Originalität. [...]
[Westfälische Rundschau, 28. 10. 2001]
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Sinnesgarten hinter dem blau-gelben Bettenhaus
Frankfurt (Oder) (MOZ/höf) - Dort, wo normalerweise Ruhe herrscht und Kranke wieder genesen sollen, ackern seit Monaten Bauarbeiter ? auf dem Gelände des Klinikums Markendorf. Ihr Ziel: Spätestens in einem Jahr soll das neue Bettenhaus so fertig sein, dass dann nur noch Möbel gestellt werden müssen [...]
Damit nicht genug, im hinteren Teil des Klinikumsgeländes soll im Frühjahr kommenden Jahres ein Sinnesgarten angelegt werden. Dort werden beispielsweise Balancierhölzer aufgestellt, sind Hüpfplatten und ein Erlebnispfad vorgesehen. Auf dem werden verschiedene Oberflächen miteinander verbunden. Wer also mit nackten Füßen drüber hinwegläuft, kann Holz, Pflaster, grobe Kiesel und Kies spüren. Außerdem werden Ruf- und Klangsäulen installiert und das ganze durch einen Sportplatz komplettiert.
Der Sinnesgarten wird für jedermann zugänglich sein, ist aber vor allem auch für die Patienten aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie gedacht.
[Märkische Oderzeitung, 28. 10. 2001 ]
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Eine Wohlfühl-Therapie, die Behinderten hilft [...]
Links neben dem Eingang hängen verschiedene Effektspiegel, rechts zieht eine große Tastwand mit verschiedenen Gegenständen den Blick auf sich. Bodenplatten mit rauen und glatten Strukturen laden dazu ein, barfuß darüber zu laufen.
?Es geht darum, verschiedene Materialen auf der Haut zu spüren?, sagt Andreas Kemmerer, der in den Oberurseler Werkstätten die Tagesförderstätte für Schwerstbehinderte leitet. Dort sind gestern die neuen Räume für eine Erlebnistherapie der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Etwa zwei Jahre lang haben die Werkstätten für Behinderte Spenden gesammelt, um das Projekt mit dem Namen ?Snoezelen? verwirklichen zu können. [...]
?Schnoezelen? ist eine Therapieform, die in den 70er Jahren in den Niederlanden entdeckt wurde, erklärte Kemmerer. ?Durch spezielle Effekte wird für Behinderte Raum geschaffen, in dem sie sich wohlfühlen können.? Mit der Erlebnistherapie sollen das Koordinationsvermögen von Schwerstbehinderten geschult, Wahrnehmungsstörungen behandelt und Verhaltensstörungen abgebaut werden. [...]
[Taunus Zeitung, 30. 10. 2001]
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«Lieber barfuß, als ohne Buch» sein
Haag (xy) - 50 Bücher lasen die Mitglieder des Vhs-Literaturkreises in den vergangenen fünf Jahren. «Lieber barfuß als ohne Buch» lautet ein Motto der Leseratten.
Die Damen wollen den Stellenwert des Lesens heben und mit gutem Beispiel vorangehen. [...] «Im Literaturkreis liest man Dinge, die man sonst nicht lesen würde.» [...]
In Literatur wird auch nicht gespart. «Da reut mich kein Geld», versichert Kursleiterin Erni Sewald-Maus. Im Zweifelsfall müsste dann Modisches zurückstehen - eben «lieber barfuß als ohne Buch».
[Oberbayerisches Volksblatt, 30. 10. 2001]
Barfuß mit Buch praktiziere ich privat sehr gerne !
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Massenproduktion verdrängte Handwerk [...]
Dietzenbach Mit glänzenden Augen stehen Kinder und Erwachsene vor der Schusterwerkstatt im Handwerker-Teil des Heimatmuseums. Nichts erinnert dort an Ausstellung, nichts scheint künstlich hervorgehoben zu sein. Im hohen Regal warten die angefertigten oder reparierten Schuhe auf Abholung, das Werkzeug glänzt frisch geputzt, und einem zum Besohlen eingespannten Schuh fehlen nur noch wenige Nägelchen.
Die authentische Umgebung versetzt den Besucher in eine längst vergangene Zeit: Fast scheint es, dass jeden Moment eine Tür aufgeht, der Schuster kommt, sich auf seinen Schemel setzt und seine gerade eben begonnene Arbeit vollendet.
Tatsächlich handelt es sich um eine Echt-Dietzenbacher Werkstatt, die so oft im Mittelpunkt des Interesses steht. Als Schuhmacher arbeitete Johann Martin Eckert, auch "Hannes" genannt, in seiner Schuhmacherei in der Bahnhofstraße, die er bis zu seinem Tod 1982 führte. Dank der Unterstützung seiner Angehörigen wanderte die komplette Ausstattung kurz danach ins Heimatmuseum.
Johann Martin Eckert war wohl der letzte wirkliche Schuhmacher im Ort. Wo heute industriell gefertigtes Schuhwerk meist nur auf die Schnelle repariert wird, hatte er noch sein Handwerk [...] von der Pike auf gelernt.
So beschreibt beispielsweise Heimatforscher Heinrich Jakob Berz in seinen Erinnerungen den Wert des Schuhwerkes noch Ende des 19. Jahrhunderts: "Man hatte nur ein Paar rindslederner Schuhe. Wenn die Sonne schien, wurden sie weggestellt; dann ging man sogar barfuß in die Kirche." Schuhe waren individuell angefertigte Einzelstücke und meist sehr teuer. Sorgsam flickte sie der Schuhmacher immer wieder, so dass auch zu klein gewordene Kinderschuhe an jüngere Geschwister weitergegeben werden konnten. [...]
Durch die Massenproduktion des Fabrikschuhs zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Schuhmacherhandwerk nur noch ein Reparaturgewerbe; der Schuhmacher wurde zum "Schuhflicker". [...]
[Offenbach Post, 30. 10. 2001]
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Schlechte Zeiten für gesungene Gefühle
Tanja Ries eröffnete das Heidelberger Chanson-Festival- Popballaden mit viel Brimborium [...]
In Frankfurt hat das "Rossini" dichtgemacht, in Hamburg jetzt gleichzeitig das Hansa-Theater und "Joe Luga's Bonboniere" - landauf, landab kämpft das Chanson ums Überleben. Comedy, Slapstick, Nonsens sind augenblicklich die Renner.
Schlechte Zeiten also für "gesungene Gefühle". Quo vadis, Chanson? [...]
Tanja Ries ist seit etlichen Jahren fester Bestandteil der musikalischen Szene des deutschen Chansons. Sie hat ihre Nische gefunden und ihre feste Fangemeinde.
Aber ist sie wirklich ein Hoffnungsträger für das "neue Chanson"? Ihre Liedertexte entsprechen offensichtlich einem breiteren Geschmack, aber eine ernsthafte literarische Formung sucht man vergebens - es bleiben Gedankensplitter und Satzfragmente. Und auch die Vertonungen lösen sich nicht wirklich aus den ewig gleichen Grundakkorden, Diese Lieder leben nicht aus sich heraus (stellen also für die Zukunft kein neues Kapital dar), sondern wirken ausschließlich durch ihre Interpretin. Bleibt also nur der Blick auf die Chansonette Tanja Ries selbst.
Das jungmädchenhafte Timbre spricht an und ist auch das große Plus. Schwieriger wird es bei der Frage nach der Interpretation, denn hier geschieht etwas Seltsames: Während die Ries ihre Texte von Leid und (wenig) Freud artikuliert, berichtet ihre Körpersprache ganz etwas anderes und straft so die Liedtexte regelrecht Lügen. Und obwohl sie barfuß singt, bleibt der Körper "ungeerdet".
Aber vielleicht macht gerade diese Disparatheit der Mittel den Ries für das Publikum aus: Es war zu beobachten, wie sehr sich viele Damen im Publikum mit der Interpretin identifizierten. [...]
[Rhein-Neckar-Zeitung, 31. 10. 2001]
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Schöpfungen aus dem Geist der Ameise
Das leuchtende Antlitz des Fado: Die portugiesische Sängerin Misia begeistert ein kleines Publikum in der Liederhalle [...]
Stuttgart - Der Fado hat viele Gesichter. Eines der schönsten ist bleich geschminkt und von einem pechschwarzen Pagenschnitt umrahmt.
Barfuß steht Misia auf der Bühne, in einem schlichten weißen Kleid mit nachtdunklem Umhang: eine kleine Frau mit großer Stimme und noch größerer Präsenz. Der Spross einer Künstlerfamilie intoniert die alte, mündlich überlieferte Stadtmusik, die heute noch in den portugiesischen Metropolen Coimbra und Lissabon zuhause ist. Fado, das ist Musik voller "Saudade", voll Trauer, Sehnsucht und Hoffnung - eine einzigartige Variante der Volksweise. Misia hat dieses Kulturerbe ihrer Heimat neu interpretiert, und auch an diesem Abend zeigt sie, wie fließend die Grenzen zwischen Folklore, Kunstlied und Chanson sind.
Ein formidables Quintett an Piano, Akkordeon, Geige sowie portugiesischer, klassischer und Bassgitarre webt einen transparenten Klangteppich, auf dem sich der volle Alt der Sängerin ausbreitet. Doch die Musik ist nur ein Bestandteil, die Textaussage steht ihr an Bedeutung nicht nach. Misia nutzt für viele ihrer Titel die Lyrik portugiesischer Dichter wie Fernando Pessoa und Antonio Botto. Sie [...] spannt den Bogen der Emotionen von der Verzweiflung bis zur Glückseligkeit.
Da das Gros der Besucher im nur halbvollen Hegel-Saal der Liederhalle den portugiesischen Texten nicht folgen kann, stellt Misia einigen Titeln englischsprachige Erläuterungen voran. [...] So wirkt es ungemein erfrischend, als Pianist und Akkordeonspieler Ricardo Dias (übrigens Produzent der beiden hervorragenden Vorgängeralben von "Ritual") bei "Vivendo Sem Mim" den Flügel erklingen lässt.
Die Ballade markiert den Höhepunkt des Programms: Die Worte aus der Feder ihres 1999 verstorbenen Vorbildes Amlia Rodrigues lässt Msia mit soviel Zartheit über die perlenden Tastenklänge schweben, dass man Weinen möchte vor Rührung. So wundert es nicht, dass das Publikum mit begeistertem Klatschen und Fußgetrampel nach einem Encore verlangt und die Sängerin erst nach drei Zugaben in die Herbstnacht entlässt.
[Esslinger Zeitung, 31. 10. 2001]
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Barfuß nach Italien
"Leonce und Lena" im Theater im Depot [...]
Stuttgart - Eng ist es im Reiche Popo. Vor einer schwarzen Wand lungern Regent Peter, sein Sprössling Leonce und dessen Freund Valerio an der königlichen Tafel herum - quasi auf dem Schoß des Publikums. Gähnende Langeweile herrscht. König Peter ergeht sich wenigstens noch in konfuser Pseudophilosophie, aber dieser royale Nachkomme ist ein rechter Taugenichts, der über die Zahl der Sandkörner auf seinem Handrücken Wetten abschließt und sich höchstens zu einem Schäferstündchen mit Untertanin Rosetta herablässt. Einzig Valerio bringt ein wenig Kurzweil, und sei es nur in Form von Trinkgelagen.
"O wer einmal jemand Anderes sein könnte!" , sehnsüchtelt Leonce, wenn sein Kopf nicht gerade im Sand oder zwischen Rosettas Beinen steckt. Aber auch das wird auf die Dauer langweilig: Rosetta stürzt also bald vom Konkubinenthron und heult fortan in der linken Bühnenecke Rotz und Wasser. Doch Schlimmeres droht. Leonce soll Prinzessin Lena aus dem Königreiche Pipi heiraten, ein zartes Wesen im Maschendraht-Outfit, das dekorativ mit an der Tafel sitzt. Da hilft nur die Flucht. Leonce beschließt: "Wir gehen nach Italien".
Die magischen Worte wirken wie ein Sesam-öffne-dich: Ein gleissend helles Viereck strahlt hinter der schwarzen Wand auf, Lena legt das Drahtkorsett ab, Leonce und Valerio ziehen die Schuhe aus, und alle drei tasten sich vorsichtig hinein ins Licht. Das verfinstert sich nur einmal, als Leonce und Lena zueinander finden. "Schöne Leiche, Du ruhst so lieblich . . ." raunt der melancholische Prinz seiner Angebeteten zu. Der morbide Charme zeigt Wirkung: Lena verfällt dem Faulpelz, als Automaten verkleidet wollen nun beide die Hochzeit vortäuschen - um danach erkennen zu müssen, dass sich unversehens doch die Richtigen getroffen haben. Am Ende bleibt den dreien wieder nur die Flucht, diesmal nach Utopia, ein winterloses Reich, in dem die Zeit nach der Blumenuhr läuft.
Ein reines "Lustspiel", wie der Untertitel sagt? Zynische Kritik an Herrscherklasse und Bauernschicht? Oder Liebe und Schicksal im ironisch-romantischen Gewand?
Was GeorgBüchner 1836 für die Teilnahme an einem Lustspiel-Wettbewerb des Cotta-Verlages verfasste, beschäftigt die Interpreten bis heute. [...]
[Esslinger Zeitung, 31. 10. 2001 ]
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Belesene Füße
Georg


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