Barfußwanderung im Schwarzwald (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Saturday, 03.11.2001, 20:58 (vor 8361 Tagen)

Hallo zusammen,
gestern und heute war es hier im Süden ja wieder Traumwetter, wenn auch um ca. 7 Grad kälter, als noch Mitte der Woche. Wie geschaffen für unseren seit längerem geplanten Familienausflug in den Nordschwarzwald. Bereits gestern nachmittag reisten wir bequem und umweltschonend per Bahn und Bus in den Schwarzwald an und ließen unseren Luftverpester zu Hause stehen.
Am Zielort (Sand an der Schwarzwaldhochstraße) pfiff uns dann ein noch ungewohnt kalter Wind um die Ohren, so sorgten wir gleich für Bewegung und wanderten die 2 Km zum Naturfreundehaus, wo wir übernachteten. Das Thermometer dort zeigte knuddelig frische 3 Grad. Da der autofahrerfreundliche Fahrweg hierher einer von der extrem grob geschotterten Sorte ist, verzichtete ich auf barfuß. (Es bleibt mir ein Rätsel, wie selbsternannte "Naturfreunde" zum Wandern bis vor die Tür des Naturfreundehauses mit dem Auto anreisen können, und dafür auch noch den "roten Teppich", sprich autofreundliche Schotterwege, ausgerollt bekommen).
Bei frostigen Temperaturen unternahmen wir dann noch eine kurze Nachtwanderung auf besagtem Weg.
Als wir heute morgen dann zu unserer Tagestour starteten, steckte noch der Frost im Boden. Da zudem auch der weiterführende Teil des Weges auch bei bestem Willen keinen barfüßigen Genuss versprach, wanderte ich zunächst mal in Sandalen.
Nach 1,5 km zweigte dann ein schmaler Trampelpfad ab, glatte Naturfelsen, weicher Tannennadelboden - endlich barfuß! Doch der Genuss währte nur wenige hundert Meter, dann kam wieder Schotter. In der Folgezeit wechselte ich mehrfach zwischen barfuß und Sandalen, denn die frisch geschotterten Wegabschnitte waren alles andere, als der barfüßige Hochgenuss! Erst als wir dann gegen Mittag den Herrenwieser See erreichten, und dort eine längere Pause einlegten, konnten meine Schuhe im Rucksack bleiben. Obwohl hier duzende Wanderer unterwegs waren, gab es keinerlei Bemerkungen, ich habe zumindest nichts gehört.
Später wanderten wir dann weiter und vorerst auch auf sehr angenehmen Naturwegen Wo die Sonne hin schien, war es auch gar nicht mehr so kalt. Viele Wanderer waren unterwegs, doch Bemerkungen gab es auch weiterhin keine. (Vielleicht waren die so verblüfft, dass ihnen schlichtweg die Spucke wegblieb...)
An einem Aussichtspunkt unterhielten wir uns dann eine ganze Weile mit zwei Männern von der Bergwacht, die ihren Kontrollgang machten. Sie gingen während des gesamten Gespräches auch nicht am Rande auf meine nackten Füße ein. Sie machten mir einige Wandervorschläge, die angenehm zu gehen seien. Ich kannte die meisten davon schon und weiß, dass sie sehr barfußfreundlich sind. (Eine der genannten Strecken hatte ich auch für die abgesagte Tour Ende September geplant.)
Auch auf der weiteren Strecke, die ich zunächst bis auf ein kurzes Schotterstück barfuß ging, kamen uns jede Menge Wanderer entgegen, ohne irgendwelche Worte über meine Füße zu verlieren.
Das letzte Stück mussten wir dann wieder auf dem eingangs beschriebenen Weg wandern.
Fazit der Tour: Wir haben heute mit den Kindern eine schöne 10km -Tour gemacht. Ich konnte, wo es die Wegverhältnisse zuließen, nach Belieben barfuß wandern, ohne schlaue Kommentare zu bekommen, es schien für alle ganz normal. So ist die badische Ehre, nach dem teilweise peinlichen Auftritt letzten Sonntag, wieder etwas gerettet.
Die Temperaturen lagen im Wandergebiet laut Regionalnachrichten heute übrigens bei 4-9 Grad, nach den letzten milden Wochen also recht kühl.
Den Heimweg traten wir wieder so wie wir gekommen waren an - mit Bus und Bahn. Das geht, ganz ehrlich!
Mit barfüßigen Grüßen,
Bernd A

Barfußwanderung und Reaktionen

Georg @, Sunday, 04.11.2001, 12:39 (vor 8360 Tagen) @ Bernd A

Ich konnte, wo es die Wegverhältnisse zuließen, nach Belieben barfuß wandern, ohne schlaue Kommentare zu bekommen, es schien für alle ganz normal. So ist die badische Ehre, nach dem teilweise peinlichen Auftritt letzten Sonntag, wieder etwas gerettet.

Hallo Bernd,
beide Erlebnisse, die du beschrieben hast, entsprechen voll und ganz meiner Erfahrung :
da, wo abseits der Sonntag - Nachmittag - vor dem Sahnekuchen noch schnell eine Runde - Spazierwege Wanderfreunde unterwegs sind, findet man barfuß - und das auch selten - eine Reaktion aus der Wunderkiste : bewundernd oder freundlich verwundert.
Ihr ward letztes Wochenende aber in einem Ausflugslokal, wo man nachmittags eine Mischung aus Spießern und Schluckspechten antrifft, da muss man sich über gar nichts wundern ...
Ich habe schon mal erzählt, dass ich 200 einen wunderschönen Nachmittag bei Museumsfest des FreilichtmuseumsKommern verbrachte, ohne ass ich irgendwer für mich oder meine Barfüße interessiert hätte, und kurz darauf bei einem Weinfest an der Ahr die Sprüche von mir doch als ermüdend empfunden wurden : es liegt halt an den Mit - Menschen, die man antrifft !
Eines allerdings ist für mich auch klar : es macht Spaß, gemeinsam unterwegs zu sein. Dass aber fünf oder mehr Barfüßer(innen) mehr auffallen als eine(r) ist eindeutig.
Wer also möglichst unbeachtet barfuß gehen will, sollte es alleine tun.

Noch viele schöne Barfußwanderungen im Herbst
wünscht Georg

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