Ausführungen ProjektPartnerWandern/Braemer/Gruber GbR (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Wednesday, 31.10.2001, 20:16 (vor 8364 Tagen)

Die obige Projektgruppe hatte eine Studie zur Qualität der bekanntesten Deutschen Wanderwege unter anderem des Rennsteigs erstellt.
Das veranlaßte mich, bezüglich eines Barfusswanderwegenetzes nachzufragen. Ich zitiere ein paar Ausschnitte aus der Antwort:

"Insgesamt ist ein ständig wachsendes Bedürfnis zu beobachten, der Natur beim Wandern möglichst unmittelbar zu begegnen und Berührung mit ihr über alle Sinne zu erlangen. Dazu gehört natürlich auch der Fußkontakt mit dem Untergrund. Die deutliche Ablehnung, die allen Studien zu Folge geteerte und geschotterte Wege wegen ihrer Unnatürlichkeit bei Wanderern erfahren spricht da eine deutliche Sprache.
(Warum werden dann immer mehr Wege geschottert und geteert?)

Hierbei jedoch ist eben auch anzumerken, dass natürliche, ursprünglicheBöden durchaus nicht fußfreundliche sein müssen.
Der Mensch hat sich das Schuhwerk ja nicht zuletzt darum zugelegt, weil es galt die Füße vor Verletzungen an Steinen und Wurzeln zu schützen. Die für bloße Füße unzumutbarsten Wege waren natürliche, durch Auswaschung entstandene Schotterpfade mit grobem Geröll, die, weil sie Hohlwegcharakter hatten und mit hohem Heidelbeerkraut gesäumt waren, keine Ausweichmöglichkeit boten.

Fazit: Für ein eigenes Barfuß-Wanderwegenetz bestehen wenig Chancen, weil die tourischen Erträge aus der vergleichsweise kleinen Zielgruppe die hohen Unterhaltskosten durch intensive und häufige Wartung nicht aufwiegen könnten. Da gelten einfach Marktgesetze.

Viel allerdings spricht dafür, dass in Zukunft auf BArfusswanderer auf den allgemeinen Wanderwegen Verwirklichungsmöglichkeiten finden können, da die Notwendigkeit einer fußfreundlicheren Gestaltung des
bestehenden Wanderwegenetzes zunehmend erkannt wird.

Da ich jedoch aus eigener Erfahrung einer Nachkriegszeit weiß, wie peinvoll ein ständiges Barfuß-gehen-müssen sein kann, und wie schmerzhaft sich andererseits Füße erst wieder an Schuhe, die ja
gesellschaftlich unumgänglich sind, gewöhnen, rate ich von ausschließlichem BArfuß-Gehen über längere Zeit ab."

gezeichnet: Matthias Gruber

Habe leider keinen Scanner um den TExt etwas einfacher und vollständig
weiterzugeben.

Lothar

Ausführungen ProjektPartnerWandern/Braemer/Gruber GbR

Lorenz ⌂ @, Wednesday, 31.10.2001, 21:03 (vor 8364 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

Ich denke, dieser Vorstoß war sehr nützlich und die Antwort zeigt auch einige erfreuliche Details:

"Insgesamt ist ein ständig wachsendes Bedürfnis zu beobachten, der Natur beim Wandern möglichst unmittelbar zu begegnen und Berührung mit ihr über alle Sinne zu erlangen. Dazu gehört natürlich auch der Fußkontakt mit dem Untergrund. Die deutliche Ablehnung, die allen Studien zu Folge geteerte und geschotterte Wege wegen ihrer Unnatürlichkeit bei Wanderern erfahren spricht da eine deutliche Sprache.

Doch die wird noch nicht so ganz verstanden:

Fazit: Für ein eigenes Barfuß-Wanderwegenetz bestehen wenig Chancen, weil die tourischen Erträge aus der vergleichsweise kleinen Zielgruppe die hohen Unterhaltskosten durch intensive und häufige Wartung nicht aufwiegen könnten. Da gelten einfach Marktgesetze.

Dornstetten macht mit seinem Barfußpark ja gar keine schlechten Erfahrungen mit den Marktgesetzen!

Viel allerdings spricht dafür, dass in Zukunft auch Barfusswanderer auf den allgemeinen Wanderwegen Verwirklichungsmöglichkeiten finden können, da die Notwendigkeit einer fußfreundlicheren Gestaltung des
bestehenden Wanderwegenetzes zunehmend erkannt wird.

Na also! Könntest Du mir bitte die Adresse dieses Herrn Gruber zumailen, dann würde ich auch noch ein paar gute Argumente loswerden!

Gruß, Lorenz

[image] Natürliche und gesunde Barfußaktivitäten

Ausführungen ProjektPartnerWandern/Braemer/Gruber GbR

Kai ⌂ @, Thursday, 01.11.2001, 08:09 (vor 8363 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

danke für dieses interessante Posting. Rainer Brämer, Natursoziologe aus Marburg, gilt für manche als eine art von "Wanderpapst", weil er sich als einer der wenigen in Deutschland für systematische Erforschung des Wanderns stark macht. Insbesondere die Attraktivität des Wanderns für junge Menschen ist ihm ein starkes Anliegen, die "Modernisierung" des Wanderns.
Zu der eigenen Anlage von barfußtauglichen Wanderwegen muss man sagen, dass das bestehende Wegenetz ja praktisch ausschließlich ehrenamtlich gepflegt wird, d.h. dass Markierungen gesetzt und der Weg auf tauglichkeit abgegangen wird. Für ein eigenes Barfußwegenetz müssten dann ja erneut Wege markiert werden - nur von wem? Wegemarkierung ist eine verantwortungsvolle Sache, denn nur bei ausreichender Wegepflege (Markierungen prüfen, etc.) vermeidet man Frust bei den Wanderern, die sonst plötzlich in die Irre geleitet werden.

Die Konversion bestehender Wege halte ich für ausgeschlossen. Dafür sind die Interessen von Forst und Landwirtschaft zu stark. Aber vielleicht wäre es ja denkbar, dass es nebenan einmal schmale Zusatzstreifen (Grünstreifen, Mulch, etc.) für Barfußwanderer gibt. Dann muss nichts zusätzlich markiert werden. So ähnlich ist es doch schon manchmal bei Reitwegen gelöst. Na ja, insgesamt ein weites Feld...
Aber vielleicht wäre es ganz spannend, einfach einmal dem örtlich aktivem Wanderverein einen ähnlich lautenden Brief wie den von Lothar zu schreiben. Gäbe sicher spannende Antworten, von grober Ablehnung bis zu vorsichtigem Interesse.

Grüße
Kai

[image] Kais Journal

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